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- ' Oie Gartenbau-Ausstellung Berlin ein voller Erfolg ^80000 Besucher in 9 Tagen Es ist nicht zuviel behauptet, wenn man sagt, daß die „Deutsche Gartenbau-Ausstellung 1933" in Berlin der relativ größte Ausstellungserfolg gewesen ist, den das Berliner Messeamt bisher zu verzeichnen hat. Noch niemals ist es gelungen, in einer einzigen Halle einen Tagesdurchschnitt von 18—20 000 Besuchern zu erzielen, noch niemals hat eine Ausstellung eine derartig einmütige An erkennung bei der Presse gefunden. Wenn man berücksichtigt, daß zur gleichen Zeit im anliegenden Gelände die Wanderausstellung der DLG stattfand, die mit ihrer Vielseitigkeit und bei ihrer riesigen Ausdehnung von fast einem Quadrat kilometer gewiß noch viele Tausend von Berliner Besuchern ausgenommen und von der Gartenbau- Ausstellung abgezogen hat, so ist der Erfolg der Gartenbau-Ausstellung nur um so höher einzu schätzen. In der einen Halle mit ihren 16 000 qm ist fast die Hälfte der Besucherzahl der DLG-Aus- stellung erreicht worden. Mit suggestiver Wirkung fast zog die Blumcn- Ausstellung den Menschenstrom an und — das darf man mit besonderer Genugtuung feststellen — ent ließ niemanden wieder, ohne ihm einen nachhaltigen Eindruck schlechthin größter Vollkommenheit und das Gefühl innerster Befriedigung mitzugeben. Keine Ausstellung wohl hat ihre Besucher so reich beschenkt und so glücklich gemacht wie dieses Zau- bcrreich der Blüten. Wer zwischen den Beschauern umherging oder in den Verkehrsmitteln die Stimmung überprüfte, fand immer wieder stillverzückte Bewunderung und beredten Ausdruck des Erschauten. Ich habe Blinde gesehen, die mit glücklichem Lächeln den beschrei benden Worten ihrer Führer lauschten, und Kranke, die im Wagen an den Beeten vorbeigefahren wur den und sehnsüchtig diese Welt des Lebens und der Farbenfreude in sich aufnahmen, — alte Menschen, die still sinnierend vor dem Blumenreichtum stan den, und Kinder, die mit großen Augen diese Wun derwelt anstaunten. Kann es eine bessere Werbung geben, als die von Mund zu Mund weitergegebene Empfehlung? Wie ost hörte man: „Ta müssen Sie unbedingt hin gehen! So etwas hat es noch nicht gegeben" und manches andre Lob in vielfacher Abwandlung. Wir müssen der Tagespresse Dank wissen, daß sie in so großherziger Weise über unsere Aus stellung berichtet hat. Aber schließlich ist auch das nur eine Bestätigung dafür, wie stark der Eindruck war, denn Zeitungsberichterstatter haben manches Sensationelle schon gesehen und geschildert, und es gehört viel dazu, sie dennoch persönlich zu inter essieren und ihnen Worte der Begeisterung zu ent locken wie diese: „Ueber Nacht ist am Kaiserdamm ein Wunder geschehen. In einer Ausstellungshalle ist das Land der Sehnsucht entstanden, ein Paradies der Schön heit und Freude. Es heißt, die „Deutsche Garten bau-Ausstellung" sei dort heute morgen erösfnet, aber das ist nicht währ. In Wirklichkeit hat sich über Nacht ein Gottesgarten aufgetan." (Nacht ausgabe.) „Ein Rundgang durch die Ausstellung führt in einen märchenhaften Frühlingsgarten von herrlicher Schönheit." (Germania.) „Größere Ausstellungen hat es schon gegeben, schönere nicht." (Der Deutsche.) „In wenigen Tagen ist die größte Halle am Kai serdamm wie durch magische Kräfte in „Klingsors Zaubergarten" verwandelt. Von der Hortensten- terrasse, die am Südeingang in lichter Bläue und zarter Morgenröte leuchtet, bietet sich dem Be sucher eine überwältigende Farbensinfonie: Ein Meer gelber Stiefmütterchen, umbrandet von Tul pen und Azaleen in allen Schattierungen vom hell sten Rosa bis zum sattesten Purpur, flankiert von Fliederbüschen und riesigen Beeten duftender Mai blumen — ein berauschender Frühlingsgarten." ((Lokalanzeiger.) „Es ist ein verwunschener Hain, der hierher in die weiten Hallen verpflanzt wurde. Verschollene Märchenerinnerungen aus Kindertagen tauchen auf." (Königsberger Hartungsche Zeitung.) Der gewiß nicht als überschwenglich zu bezeich nende „Völkische Beobachter" spricht von einem „Traum unter Palmen", und so ist kein Bericht, der nicht in ähnlichen Wortbildern geradezu schwelgt. Auch ausländische Journalisten haben die Aus stellung besucht und uneingeschränktes Lob geäußert. Nicht weniger bedeutungsvoll für die Beurteilung ist es gewiß, wenn maßgebliche Berufsgenosscn, de nen cs vergönnt war, die meisten deutschen Aus stellungen der letzten Jahrzehnte und auch solche in Holland, Frankreich und England zu sehen, ohne jeden Vorbehalt Anerkennung zollten und sich zu der Behauptung verstiegen, -atz diese Ausstellung das weitaus Schönste sei, was sie bisher gesehen hätten. Die Werbcwirkung der Veranstaltung auf das Publikum ist unbestritten. Aber auch die Tatsache, daß diese Ausstellung zur rechten Zeit kam, um in Wirtschaft und Politik auf Len Berufsstand Gar tenbau in einer Weise aufmerksam zu machen, wie sie nachdrücklicher kaum vorstellbar ist, verdient vollste Beachtung. Der Gartenbau ist nicht nur ein Wirtschaftszweig von zivilisatorischer Bedeutung, er ist auch in kultureller Hinsicht nicht zu unter schätzen. Daß er dem Menschen seelische Werte gibt, das gerade hat diese Ausstellung gezeigt. Daß aber diese Erkenntnis bei maßgeblichen Stellen — seien sie politisch, seien sie gesellschaftlich bedeutungs voll — sich durchgesctzt hat, das ist ein wesentliches Verdienst dieser Ausstellung. Kennzeichnend für die neue Zeit ist cs, daß viele prominente Persönlichkeiten die Ausstellung besich tigt haben, ohne sich vorher ankündigen oder gar von der Ausstcllungslcitung förmlich begrüßen zu lassen. Man kommt, man ist da und sieht sich die Sache an, wie das andere Publikum auch. So ist der preußische Ministerpräsident Hermann Gö ring durch die Ausstellung gegangen, Künstler und Dichter, wie Walter Bloem und Paul Oskar Höcker sind erkannt worden, die frühere Kronprinzessin und Prinz August Wilhelm sind dort gewesen. „Fest der hunderttausend Blumen". Am Himmelfahrts-Donnerstag fand abends in der Ausstellungshalle ein Empfang zu wohltätigen Zwecken statt, der unter der Schirmherrschaft von Frau Kultusminister Rust stand, und für dessen Gelingen sich neben anderen Damen Frau Vize kanzler von Papen, Frau Reichsminister von Neu rath, Frau Reichsminister Goebbels und Frau Prä sident Darrö in dankenswerter Weise einsetzten. In Anbetracht des Umstandes, daß erst einen Tag vor her der Entschluß zu diesem Fest gefaßt wurde und eine entsprechende Werbung durch die Presse in folgedessen ausfiel, war der Besuch dennoch zufrie denstellend. Die Einnahmen aus den Eintritts karten und der Tombola, deren Gewinne aus Blu men bestanden, waren dazu bestimmt, den Aus stellern Blumen abzunehmen und in Krankenhäu ser und Schulen Freude damit zu bringen. Im Verlauf des Abends, der durch den im künst lichen Licht beinahe noch wundervoller wirkenden Blütenreichtum einen Schmuck ohnegleichen und durch das Kampfbundorchester von Prof. Havemann eine vollendete musikalische Umrahmung fand, hielt der preußische Kultusminister Rust eine Ansprache, bei der er die kulturelle Bedeutung des Gartenbaus würdigte und darauf hinwies, daß die Ausstellung über die großartigen Leistungen der einzelnen Gärtner hinaus eine in sich geschlos sene künstlerische Durcharbeitung aufweisr, die den besten Kunstleistungen gleichzustellen sei. Er als Kultusminister stehe nicht an, dem künstlerischen Leiter der Ausstellung dieses Kompliment zu ma chen und sehe darin die Rechtfertigung dafür, daß er als Kultusminister hier spreche. Nach einigen grundsätzlichen Ausführungen über die Aufgaben, die er und der Nationalsozialismus sich in kultureller Hinsicht gesetzt hätten, wies der Minister dann darauf hin, daß diese Veranstaltung sich von gleichnamigen früheren dadurch unterschei den solle, daß sie unter bewußtem Verzicht aus ge sellschaftliches Sichselbstgenügen einzig und allein Len guten Zweck anstrebe. Man wolle mit ihr nicht einen Grund suchen, um ein glänzendes Fest zu inszenieren, das schließlich Selbstzweck würde, son dern wolle in kulturellem Nahmen Ethisch-Wert- Volles anstreben. Danach sprach noch der Schöpfer der Ausstellung, Garienbaudirektor Allinger, über die Beziehun gen zwischen Mensch und Blume, wobei er die kulturelle Bedeutung dieses Problems insbesondere erörterte. Solche Veranstaltungen sorgen mehr als manch vieljährige mühevolle Kleinarbeit dafür, daß unsrem Berufe die gesellschaftliche und wirtschaftliche An erkennung zuteil wird, die ihm von in alteinge fahrenen Standesvorstellungen denkenden Zeitge- nosfen zuweilen noch vorenthalten wird, und wir sollten es uns daher angelegen sein lassen, solche Möglichkeiten nach besten Kräften zu nützen. Es sei hier nun ein Gedanke angefügt, der be reits während der Ausstellung des öfteren auf ¬ tauchte und der vielleicht lange schon vorhandenen unbestimmten Wünschen des Berufs Form gibt: ES ist notwendig, alljährlich eine solche Aus stellung zu veranstalten, die züchterisch und repräsentativ den einzelnen Berufsangehörigen wie den gesamten Beruf in Erscheinung treten läßt. Sicherlich gibt es noch manche Gründe dafür und dagegen abzuwägen. Aber man sollte dabei nicht außer acht lassen, daß wir in Deutschland im Auf bau begriffen nur dann mit Erfolg in der vor dersten Kampflinie bleiben können, wenn wir uns? mit aller Kraft einsetzen. Die prachtvollen züchterischen Einzelleistungen unsrer Gärtner, die in dem großen Rahmen viel leicht weniger zur Geltung gekommen sind, berech tigen uns zu der Hoffnung, daß wir Material genug haben, um alljährlich Neues und Interessantes zu bieten. Wenn dasür Sorge getragen wird, daß diese Standardausstellung in gewissem Umfange auch als fachliche Frühjahrsmesse aufgezogen wird, dürfte damit die Möglichkeit gegeben sein, neben der allgemeinen Werbewirkung auf" das breite Publikum auch einen kräftigen Anreiz auf den Austausch von Waren innerhalb des Berufs selbst auszuüben. Tie diesjährige Ausstellung hat gezeigt, daß man in Berlin des Erfolges gewiß ist, wenn man gute Leistungen bringt. Das hat nicht zuletzt auch die Ausstellungsleitung, das Berliner Ausstellungs- Messeamt, an der Besucherzahl mehr als deutlich erfahren. Es müßte sich ermöglichen lassen, die er-. heblichen Aufwendungen, die der einzelne Aus steller in diesem Jahre aufbringen mußte, durch eine entsprechende Beteiligung des Berufs an dem einkommenden Gewinn herabzusetzen. Die 8500 KU Preise, die zur Verteilung gekommen sind, genügen nicht, um auch nur annähernd einen Ausgleich für die aufgewandten Mühen und Kosten zu schaffen- Es ist notwendig, daß Beruf und Messeleitung, wenn ein befriedigendes Zusammenarbeiten auf lange Jahre gesehen herauskommen soll, sich ein ander die Hand reichen, um die diesjährige Leistung zu überbieten und aus diesem Versuch eine bleibende Einrichtung, die maßgebliche deutsche Gartenbau»' ausstcllung, zu schaffen. lllr« Anmerkung der Schristleitung: In der nächsten Nummer werden wir noch einen Bericht über den Obst- und Gemüsebau auf der Ausstellung und eine Stellungnahme zu der wirt schaftlich - geschäftlichen Seite der Ausstellung bringen. WIIWW^ Bom -5.-17. September findet in Hannover die , 1 l. Reichs - Gartenbaumesse Fachmesse für den gesamten deutschen Gartenbau, statt. !!VVVVMWV!»!WD» Walbeck und andern ins Stammbuch Die ungeheure Not des Spargelbaus ist nicht nur bedingt Lurch die Abnahmeschwäche -er Konserven industrie und die fehlende Kaufkraft des Volks, sondern auch verschärft durch die trotz aller War nungen bis in die letzten Jahre hinein erfolgende Uebcrsteigerung der Anbauflächen. Zu den alten Anbaugebieten traten immer neue hinzu. Zu letz teren gehört das Spargelbaugebiet im Kreis Gel dern, fast ausschließlich durch das Rittergut Wal beck verkörpert, das sich rühmt, heute Las größte in einer Hand befindliche Spargelgebict Deutsch lands zu sein. Zutrifft, daß gerade dieses Ritter gut Walbeck ohne jede Rücksicht auf die Gesamtlags des deutschen Spargelbaus in allerletzter Zeit seine Flächen übermäßig stark ausgedehnt hat. Ter Spar gelbau galt bisher als eine der wertvollsten Ge- müsekulturen der Kleinbetriebe, denen er in den für sie gegebenen Anbaugebieten eine der wichtigsten Stützen der Wirtschaft bot. Man kann daher schon der Ansicht sein, daß es nicht Aufgabe von Ritter gütern ist, sich zu Riesen-Gemüsebaubetricben zu entwickeln, da sie auch andre Möglichkeiten betriebs wirtschaftlicher Art haben, die ihre Existenz sichern, ohne den Kleinbauern und Gärtnern den Kampf um den Markt zu erschweren. Unglaublich ist es aber, wenn -ie Verwaltung eines solchen Ritterguts in Umkehrung des Satzes „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" verlangt, daß ihm allein die Märkte seiner Umgebung Vorbehalten bleiben und Zufuhren aus andern Gebieten ferngchalten werden sollen« Tas ist nämlich der tiefere Sinn einer Veröffent lichung dieser Verwaltung in Nr. 20 des „Früchte handel", in der sie die Krefelder Versteigerung an greift, weil sie sich in den Dienst der für die mittel deutschen Anbaugebiete von: Rcichsverband des deut schen Gartenbaus e. V. geschaffene gemeinsame Ab satzaktion durch Vermittlung des Reichsverbands- Raiffeisen gestellt hat. Wir müssen diese Angriffs auf das schärfite zurückweisen. Walbeck, das ohne Rücksicht auf den bereits vorhandenen Ueberanbau seine Spargelpflanzungen ausdehnte, hat keinerlei Recht, sich über Gemeinschaftsaktionen von Tausen den von Kleinbauern zu beschweren, die bestrebt sind, in planmäßiger Arbeit den Absatz ihrer Er zeugnisse möglichst stark zu verteilen, um den Ucber- druck auf einzelnen Märkten zu verhindern. l)r. L, k «'kältst ckis öis faytaglick kür» Lstriüss- einkvkin inb Husianck flissssn. W-W Kal r-r-erca