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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 5.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19030000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19030000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 5.1903
-
- Ausgabe No. 1, 3. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 2, 10. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 3, 17. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 4, 24. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 5, 31. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 6, 7. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 7, 14. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 8, 21. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 9, 28. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 10, 7. März 1903 1
- Ausgabe No. 11, 14. März 1903 1
- Ausgabe No. 12, 21. März 1903 1
- Ausgabe No. 13, 28. März 1903 1
- Ausgabe No. 14, 4. April 1903 1
- Ausgabe No. 15, 11. April 1903 1
- Ausgabe No. 16, 18. April 1903 1
- Ausgabe No. 17, 25. April 1903 1
- Ausgabe No. 18, 2. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 19, 9. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 20, 16. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 21, 23. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 22, 30. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 23, 6. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 24, 13. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 25, 20. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 26, 27. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 27, 4. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 28, 11. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 29, 18. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 30, 25. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 31, 1. August 1903 1
- Ausgabe No. 32, 8. August 1903 1
- Ausgabe No. 33, 15. August 1903 1
- Ausgabe No. 34, 22. August 1903 1
- Ausgabe No. 35, 29. August 1903 1
- Ausgabe No. 36, 5. September 1903 1
- Ausgabe No. 37, 12. September 1903 1
- Ausgabe No. 38, 19. September 1903 1
- Ausgabe No. 39, 26. September 1903 1
- Ausgabe No. 40, 3. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 41, 10. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 42, 17. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 43, 24. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 44, 31. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 45, 7. November 1903 1
- Ausgabe No. 46, 14. November 1903 1
- Ausgabe No. 47, 21. November 1903 1
- Ausgabe No. 48, 28. November 1903 1
- Ausgabe No. 49, 5. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 50, 12. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 51, 19. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 52, 26. Dezember 1903 1
- Register Register 4
-
Band
Band 5.1903
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- Der Handelsgärtner
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gegen 1900 einen Rückgang bedeutet. Deutsch land steht bei der Einfuhr auch hier an erster Stelle. Rechtspflege. — Beleidigung als Austrittsgrund und Schadensersatzansprüche für minderwertige Arbeit. Ein Obergärtner war in Gegenwart von Arbeitern und Lehr lingen „Schafskopf“ genannt worden und hatte auf Grund dieses Kosenamens das Dienstver hältnis sofort gelöst und seinen Lohn bis zur Beendigung der Kündigungsfrist verlangt. Der Beklagte wendete ein, dass der Kläger nicht die Fähigkeiten besessen habe, deren er sich beim Engagement gerühmt hätte. Er habe ihm grossen Schaden durch seine minderwertige Arbeit zugefügt. Das Gericht erblickte jedoch in der Aeusserung „Schafskopf“ keine be rechtigte Kritik, sondern eine grobe Beleidigung, welche den Kläger berechtigte, das Arbeits verhältnis sofort zu endigen und Schadens ersatz zu verlangen. Das Gericht führte aber weiter aus, dass auch die Schädenansprüche des Arbeitgebers berechtigte seien. Er habe sich als einen perfekten, guten Gärtner aus gegeben, so dass ihm der Prinzipal auch schwierigere, bessere Arbeiten übertrug, die ihm nun zum Schaden ausgeführt worden sind. Der Arbeitgeber kann also mit seiner Forderung gegen die des Arbeitnehmers zum Teil auf rechnen und hat diesem nur den verbleibenden Rest auszuzahlen. — Lieber die Rechtsunsicherheit in der Stellung der Gärtnerei in Berlin hat die dortige „Volksztg.“ in einem Artikel dra stische Beispiele gegeben. Der Magistrat er klärt die Gärtner zu den Wahlen der Gewerbe gerichtsbeisitzer für wahlberechtigt, das Ge werbegericht selbst aber hielt sich nur für Blumen- und Kranzbindereien zuständig, und weist Klagen aus allen anderen Betrieben ab. Das Amtsgericht I und Amtsgericht II standen sich in ihren Anschauungen entgegen. Das Landgericht I erklärte Baumschulen für Ge werbebetriebe, da der Schwerpunkt in der Ver arbeitung undVeredlung von Rohstoffen (Bäume) liege. Dem schloss sich auch das Landgericht II an, und nun bequemten sich auch die Amts gerichte. Nachdem dann am 30. Mai 1901 das Kammergericht die ganze Kunst- und Han delsgärtnerei zum Gewerbe gezählt hatte, brach sich diese Anschauung auch bei den genannten Landgerichten Bahn und es schien nun endlich eine einheitliche Rechtsprechung zu geben. Doch das Unglück schreitet schnell! Das Land gericht II Berlin hat sich selbst verleugnet. Am 9. Oktober 1902 fällte es ein Urteil, in dem es heisst: „Da der Beklagte kein offenes Geschäft oder Verkaufslokal besitzt, sich auch nicht mit Blumen- und Kranzbinderei befasst, so liegt ein Gewerbetrieb nicht vor.“ Damit war mit einem Male der frühere Zustand wieder hergestellt und nun wird trotz des Möllerschen Erlasses allenthalben vergnügt fortgewurstelt! Diesem Zustande stehen die Gärtner, wie die „Volksztg.“ sehr richtig bemerkt, vorläufig noch hilflos gegenüber, und es ist die höchste Zeit, dass klare, gesetzliche Bestimmungen den unhaltbaren Verhältnissen ein Ende bereiten. — Gefärbte Preisseibeeren. Die In haber einer Beerendampfsiederei in Oberkotzau, K. u. H., hatten dem Preisseibeerkompott und den gemischten Marmeladen eine an sich un schuldige rote Teerfarbe beigemischt. Das Amtsgericht hatte sie freigesprochen, das Land gericht verurteilte sie zu je 40 Mk. Geldstrafe. Die Sachverständigen gingen in ihren Anschau ungen wieder einmal in wahrhaft rührender Weise auseinander. Die Angeklagten legten Revision ein. Das Oberlandesgericht München hat dieselbe jedoch verworfen und den Zusatz für unstatthaft erklärt. Vereine und Versammlungen. — Ein allgemeiner Thüringer Gärt- nertag ist, wie wir den Lesern des „Han delsgärtner“ bereits mitteilten, von der Gau vereinigung „Thüringen“ des „Allg. Deutschen Gärtner-Vereins“ zu Berlin für Sonntag den 8. Februar in Weimar im grossen Saale des Stadthauses einberufen worden. Wir empfehlen den Besuch auch den Arbeitgebern ange- legentlichst, zumal es sich um einen neuen Vorstoss handelt, die Gärtnerei den Gewerken, anstatt der Landwirtschaft anzugliedern. Die Einberufer haben auch den Verband der Han delsgärtner Deutschlands eingeladen, daran teil zunehmen und seinen Standpunkt in einem Korre ferat zu vertreten, ebenso sich an der Debatte zu beteiligen. Gehilfenbewegung. — Eine Lohnbewegung für Berlin planen für dieses Frühjahr die Landschafts gärtner und soll zu diesem Zweck am 5. Fe bruar eine grosse Versammlung stattfinden, zu welcher auch Einladungen an die Prinzipale ergangen sind. Verschiedene Firmen haben bereits ihre Massnahmen gegenüber dem drohen den Streik getroffen und hat beispielsweise die Firma M. & C. von denjenigen Gehilfen, welche von ihr engagiert werden, einen Ver trag unterschreiben lassen, wonach sich erstere verpflichten müssen, bis zum Ende der Früh jahrssaison bei der Firma in Stellung zu blei ben. Damit diese Bedingung erfüllt wird, soll ein Drittel (?) des Lohnes bis zu Ende Mai einbehalten werden, der dann als Konventio nalstrafe verfällt, wenn ein Gehilfe früher aus tritt. Handelsnachrichten. Das Topfpflanzengeschäft im Herbst 1902. III. Versandgeschäft in jungen Stecklings- und Sämlings-Pflanzen, Knollen, Stauden etc. Die geschäftliche Stille konnte auch in Qued linburg und verschiedenen anderen Orten Mittel deutschlands, welche das ganze Deutsche Reich und darüber hinaus mit jungen Stecklings- und Sämlings pflanzen versorgen, nicht spurlos vorübergehen. Dazu kam, dass die überaus milde Witterung für die meisten Handelsgärtner ein bequemes Ueberwintern ermög lichte und wenig Mutterpflanzen vernichtet wurden. Deshalb konnte auch von einem regen Geschäfts gang schon während der Frühjahrsmonate kaum die Rede sein. Zunächst wirkte die kühle Witterung im Mai nachteilig ein, indem sich alle krautartigen Pflanzen, wie Pelargonien, Fuchsien, Heliotrop etc., langsam entwickelten, dadurch erst spät verkäuflich waren, und somit auch die sonst gewohnten Nachbestellungen ausblieben. Die Vorteile, welche das kühle Wetter für den Versand bot, wurden dadurch zurückgedrängt, nur im Mai trat vorübergehend eine lebhaftere Nach- frage hervor, trotzdem blieb die ganze Frühjahrs saison im Umsatz weit hinter dem des Vorjahres zurück. Einen sehr schwachen Umsatz brachte vor allem der Juni-Versand, nach Eintritt der kurzen heissen Periode, während Juli und August dann wieder eine bessere Nachfrage brachten. Die kühle Sommerwitterung wäre ja dem Absatz in Primeln unbedingt zu gute gekommen — denn die Pflanzen wurden im Wuchs etwas zurückgehalten —, wenn nicht das Geschäft in diesem Artikel an und für sich sehr zu wünschen übrig liess. Von Ende August an trat eine vollständige Stille ein und machte sich die allgemeine wirtschaftliche Geschäftslage doppelt fühl bar. Auch für die Entwicklung vieler sonstiger Ar tikel wie Gloxinien, Dahlien etc. war das Wetter recht ungünstig, vor allem aber hatte die Samenernte sehr unter dem nasskalten Sommer zu leiden. Wir gehen nunmehr auf die einzelnen Spezialitäten näher ein und haben hierüber folgendes zu berichten: Scarlet-Pelargonien konnten in gefüllten Marktsorten und besonders in den neuen grossblumigen Varietäten flott abgesetzt werden. Auch für Gruppen geeignete neuere Sorten gingen gut, während einige ältere, beispielsweise auch „Meteor“, nicht genügend Beachtung fanden. Englische Pelargonien; es sind hauptsächlich nur noch die niedrigen, sogenannten Bürgerschen Züchtungen im Handel. Das Geschäft entwickelte sich ziemlich spät, doch konnte dann flott damit ge räumt werden; man verlangte hauptsächlich helle Farben, worin die Vorräte nie ausreichen. Fuchsien; bewährte Marktsorten, die im Früh jahr stets in grossen Massen zur Verfügung stehen, blieben zum Teil unverkauft, man vernachlässigt die einfachen Sorten und verlangt mehr grossblumige gefüllte. Sortimente, vor allem neuere Sorten, wurden weniger verlangt, mit Ausnahme von bekannten, gut bewährten Varietäten wie „Andenken an Heinrich Henkel“, .Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode“ etc. Coleus fanden in Marktsorten zur Topfkultur im März und April guten Absatz, später wurden diese aber recht vernachlässigt. Sehr flott gingen Freilandsorten, die sich besonders zur Beetbepflanzung eignen, wie „Verschaffelti", „Gartendirektor Jühlke“, „Hero" etc., ab. Blattbegonien. Die Heranzucht ist immerhin noch recht bedeutend und es wird auch sehr viel gebraucht; dagegen liessen sich die riesigen Vorräte nur zu sehr reduzierten Preisen räumen. Bevorzugt sind die neueren Schmeiss’schen Discoior-Hybriden, die sich allgemeiner Beliebtheit erfreuen und in grossen Massen in den Handel kommen. Heliotrop ist der einzige Artikel, der vom Frühjahr an bis in den Sommer hinein knapp war; „Anna Turell“ wird noch am stärksten begehrt, die neueren Sorten wie „Mme. Bussy“ etc. sind zwar schöner, aber wegen ihrer Empfindlichkeit nicht für den Marktverkauf verwendbar. Dahlien gingen in zartfarbigen, zur Binderei geeigneten Sorten, in kräftigen Stecklingspflanzen mit Topf ballen gut ab; „Ruby“, „Britannia“, „Brides maid“ und andere bewähren noch immer ihre Zug kraft. Auch in Landknollen ist der Umsatz als recht befriedigend zu bezeichnen. Chrysanthemum. Die grösste Nachfrage ist nach frühblühenden, für Bindez wecke geeigneten Sorten, die sowohl weiss wie auch farbig flott abgesetzt werden können; ausserdem gehen einige neuere riesenblumige Varietäten, während die spätblühenden nicht so begehrt sind, da das Angebot hierin sehr gross ist. Teppichbeet- und Gruppenpflanzen. Alter- nantheren, Echeverien etc. wurden noch leidlich ab gesetzt, während die meisten Artikel hierin in solchen Massen vorhanden sind, dass vieles unverkauft blieb. Knollenbegonien; in Sämlingen ist die An zucht zu gross und ausserdem standen so enorme Massen von Knollen zur Verfügung, dass der Ge schäftsgang hierin nicht befriedigen konnte, hierzu kommt noch die belgische und holländische Konkur renz und es blieben darum grosse Mengen von Knol len, wie auch Sämlingen unverkauft. Gloxinien wurden in Knollen flott verkauft, als Sämlinge hielt sich aber der Absatz in der Mitte, da auch hierin bekanntlich das Angebot sehr bedeu tend ist. Canna; nachdem diese einige Jahre lang zurück getreten waren und die Anzucht nachgelassen hat, hat sich das Geschäft wieder gehoben uund im April bis Juni verkauften sich gut bewährte Sorten flott. Die roten und dunklen Sorten gehen bedeutend besser ab als die gelben und anderen hellen Farben. Cyclamensämlinge. Der Umsatz muss als durchaus ungenügend bezeichnet werden; es ist überall Ueberproduktion und die letztjährigen grossen Samenernten tragen wohl mit Schuld daran, dass jeder Spezialist starke Aussaaten machte. Ferner muss man berücksichtigen, dass sich jetzt zahlreiche Firmen mit der Anzucht von Cyclamensämlingen beschäftigen. Primula chi nensis-Sämlinge; anfangsliess sich das Geschäft ganz gut an und es trat wohl in folge der kühlen Witterung im Juli zeitweise Mangel an versandfertiger Ware ein; später war Ueberfluss in allen Farben, so dass grosse Mengen unverkauft blieben. Der Bedarf hat gegenüber früheren Jahren bedeutend nachgelassen. Primula obconica-Sämlinge wurden mehr als in anderen Jahren gebraucht und die immerhin bedeutenden Vorräte wurden nahezu geräumt; dunkle und lebhaft rote Varietäten konnten zeitweise nicht genügend beschafft werden. Calceolarien-Sämlinge mussten hauptsäch lich überwintert werden und gingen als junge Pflan zen nicht sehr stark. Im Frühjahr ist nach kräftigen Pflanzen immerhin lebhafte Nachfrage vorhanden; erheblich ist der Umsatz im Herbst niemals. Cinerarien-Sämlinge. Dieser Artikel hatte gleichfalls gegen frühere Jahre recht nachgelassen. Es war Ueberproduktion vorhanden und vieles blieb unverkauft. Nur niedrige Maximasorten lassen sich noch einigermassen absetzen. Palmensämlinge, Dracaenen. Erstere gingen nur in einzelnen Sorten und auch dann ist der Um satz nicht so bedeutend, während Dracaenen in grossen Massen sich verbrauchen liessen; allerdings gehen letztere fast nur als überwintere Sämlinge, konnten aber darin im verflossenen Frühjahr gut geräumt werden. Nelkensämlinge liessen sich in grösseren Massen absetzen, wenngleich auch hierin die gute Samenernte 1901 eine übergrosse Anzucht zur Folge hatte, Topfchornelken und buntgefüllte Landnelken werden bevorzugt; die Margaretennelken sind durch die Chabad-Rasse zurückgedrängt worden, man ver langte immer mehr leztere. Staudensämlinge wie Primula veris, auricula wurden nur in einzelnen Artikeln gut abgesetzt, im Durchschnitt ist das Geschäft mit sehr minimal zu bezeichnen. Derjenige, welcher die Artikel einmal anschafft, hat selten Veranlassung, später nachzube ziehen, sondern vermehrt selbst. Sommergewächse; hierbei kommen Levkojen und Astern, einigermassen noch Verbenen und Bal saminen in Frage, doch ist der Umsatz auch hierin recht schwach und nicht bedeutend. Das Lokal=Geschäft der bedeutendsten Plätze des Reiches Im Januar. Die Hoffnungen, welche man für das Januar geschäft gehegt hatte, haben sich durchgängig nicht erfüllt. In den meisten der uns vorliegenden Berichte wird lebhaft über ungenügenden Absatz, mangelhafte Kauflust und Ueberproduktion, vor allem in den billigen Marktartikeln geklagt. Auch die nahezu vierzehn Tage andauernde Kälte periode hat dem, Anfang des Monats wieder lebhafteren Versand, einen Riegel vorgeschoben, ebenso war die trübe, sonnen lose Zeit für die Treibereien nicht sehr fördernd. In der ersten Hälfte des abgeschlossenen Monats fehlte es sehr an feineren Blütenpflanzen; die deutschen Azaleen liessen sich schwer treiben, nur Flieder war durchschnittlich in schönen Pflanzen vor handen und wurde vom Publikum gern gekauft. Kamellien und Eriken kamen nicht zu reichlich auf den Markt, trotzdem kommen Klagen, dass letztere häufig nicht mehr die frühere Beachtung finden. Hya zinthen fehlten sehr in erster Qualität; man sieht, dass die kühle Witterung auf das Ausreifen der Zwiebeln recht nachteilig eingewirkt hat, in 2. Wahl machte sich ein grosses Angebot bemerkbar. Bei Narzissen drückt die südliche Konkurrenz, während Tulpen in grossen Massen Verwendung fanden. Das Maiblumen angebot war ganz bedeutend, vielfach konnten die Mengen nicht konsumiert werden, nur allererste Qualität erfreut sich nach wie vor bester Be achtung und erzielt befriedigende Preise. Die ersten Clivien, Amaryllis etc., die auf den Markt kamen, fanden leicht Liebhaber; A. mollis fehlte noch. Der Umsatz in Blattpflanzen muss als nicht bedeutend bezeichnet werden, nur zu Kaisers Geburtstag wurde zu Ladendekorationen und für Festlichkeiten mehr gebraucht. Hierbei profitierte auch die Binderei, während der Bedarf sonst gegen über früheren Jahren sehr zurückblieb. Die un günstigen Zeiten lasten auch auf den bemittelten Kreisen; die Festlichkeiten werden eingeschränkt und es fehlen die grossen Tafeldekorationen, über haupt blieb der Luxus, welcher mit Blumen sonst getrieben wird, aus. Bedeutend besser war infolge Fall nicht im Stich. Es war jener anonyme Brief, der seiner zeit an die Adresse seines Sohnes gerichtet war, dessen nur schlecht verstellte Schriftzüge er mit der Handschrift Caspar Waldvogels verglich. Das Resultat bestätigte seine Ver mutung. „Desto besser, dass er geht“, sagte er nun wieder ganz ruhig geworden, nach dieser ihm willkommenen Entdeckung vor sich hin. „Die Spreu soll sich vom Weizen sondern, und im übrigen werden wir ja sehen, wer Recht behält!“ Neuntes Kapitel. Heinz hatte es sich inzwischen angelegen sein lassen, gleichsam noch in der letzten Stunde durch Einsichtnahme gärt nerischer Fachblätter einen endgültigen, für ihn massgebenden Einblick in die von Tag zu Tag verwickelter werdende Lage der Gehilfen zu gewinnen. Er war klug genug, die drauf gängerischen Hetzartikel von den einen massvollen, objektiven Standpunkt vertretenden Einsendungen und Berichten unter scheiden und gegeneinander abwägen zu können. Idealistisch und voll Optimismus wie er war, lag ihm die Sache als solche und nicht sein eigenes Wohl und Wehe am Herzen. Er hätte sich nur den Ansichten seines Vaters unter zuordnen, sie zu den seinen zu machen brauchen, und er hätte das angenehmste Leben gehabt. Seiner grossherzigen Natur aber widersprach es, sich selbst etwas zu gönnen, dessen tausend andere nicht teilhaftig werden konnten. Seine Devise war: gleiches Recht für alle. Es schien ihm ein unhaltbarer sozialer Zustand zu sein, dass ein Gärtnergehilfe es dem Zufall zu verdanken haben sollte, je nachdem, — gut oder schlecht behandelt zu werden. Und dass es gar mancher Prinzipal in Sachsen, Preussen und anderswo mit der menschenwürdigen Verpflegung seiner Ge hilfen nicht eben genau nahm und zu seinen Gunsten fünf gerade sein liess, den Schlafräumen seiner Kostgänger, die oft den einfachsten Anforderungen der Hygiene spotteten, keiner lei Beachtung schenkte, das wusste Heinz, zum Teil aus eigener Erfahrung, zur Genüge. Es galt da, manchen alten Schlendrian zu beseitigen, manche Verbesserung zu treffen und da und dort ein eingeschlafenes Gewissen wachzurütteln, das sich um das Wohl und Wehe der Gehilfen nicht ge kümmert hatte. In diesem Sinne begrüsste der junge Romberg das immer gewaltiger anschwellende Brausen der neuen Zeit. Er ver sprach sich viel davon, wohl zu viel, das fühlte er; aber schon der Gedanke allein, dass über kurz oder lang mancher wackere Arbeiter mit fröhlicherem Herzen als bisher und mit weniger missvergnügtem Gesicht seiner Pflicht nachgehen werde, erfüllte ihn mit innerster Befriedigung. Sein Vater freilich war der engherzigen Meinung, dass ihn der Betrieb anderer Gärtnereien äusser der seinen, in der er Herr und Meister sei, nichts angehe. Er bedachte nicht, dass die Gehilfen, die sich leider oft aus allen möglichen verfehlten Berufsarten rekrutieren, je nach Gutdünken die Stelle wechseln, wie man einen Rock wechselt. Er bedachte nicht, dass durch dieses überall Herumkostgängern eine Gärtnerei gegen die andere ausgespielt und durch Herumtragen von allerlei Klatsch viel böses Blut gemacht wird. Das leidige Vergleichungssystem, wo man es besser hätte, ob bei Müller oder bei Schulze, hatte schon mehr Unfrieden gestiftet und mehr Existenzen gefährdet, als man sich gestehen wollte. Würden die Leute, unsere Gehilfen, so kalkulierte Heinz Romberg, überall anständig behandelt, würde in allen Gärt nereien möglichst die nämliche Stundenzahl gearbeitet und dem Sonntag gegeben, was des Sonntags ist, dann hätte die ewige Aufhetzerei, das Nörgeln und Bemängeln längst ein Ende. Hätten sich die Arbeitgeber bei Zeiten zusammengetan, um das Los der Arbeiter nach einer festgelegten Norm zu ver bessern, so würden die Gehilfen es nicht nötig haben, sich selbst zusammenzurotten, um sich etwas zu erkämpfen, was sich eigentlich von selbst versteht. Jetzt hätten die Gehilfen den Vorsprung und den Griff des Messers in der Hand, — eine Niederlage der Prinzipale schien ihm deshalb unausbleib lich, vorausgesetzt, dass man sich auf Seite der Gehilfen auf allen Linien einig war. Dass es Nörgler von Profession gab, Missvergnügte, die es sich zum erstrebenswertesten Ziele ge setzt hatten, nie zufrieden zu sein, die in Gedanken Wünsche auf Wünsche, Forderungen auf Forderungen türmten, daran dachte der schwärmerische Idealist nicht. Weil sein eigenes Herz gut und noch unverdorben war, hatte er die traurige Wahrheit des Wortes: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf“ auch an andern noch nicht erfahren. Er empfand es im stillen .als eine Schmach, dass die Zustände im Gehilfenwesen des Gärtnereibetriebs eine solche revolutionäre Bewegung über haupt nur zur Reife bringen konnten. Was sein Vater mit überlegener Verachtung von sich wies, brannte ihm in der Seele. Nicht, dass er mit allem, was Willi Petrenz ihm in all zu greller Beleuchtung vorgebracht, sympathisiert hätte. Aber er sagte sich, dass Schlafmützennaturen keinen Streik in Szene setzen und also folglich solche Leute, die gelegentlich den Mund etwas voll nehmen und das Wort, das da zünden soll, nicht auf die Goldwage legen, am Platze seien, um den schweren Stein ins Rollen zu bringen. Kurzum, er betrachtete sich die Sache von allen Seiten, um immer wieder zu dem Schlüsse zu kommen: gleiches Recht für alle! Inzwischen nahm die von Hamburg aus angefachte Be wegung der Gärtnergehilfen, die nur auf das Kommando: „Die Arbeit nieder!“ warteten, ihren Gang. Der stolzen freien Hänsastadt sah man es freilich nicht an, was sich in ihren wasserumspülten Mauern für ein Drama vorbereitete. Wenn der tägliche Frühjahrsregen, der die Rolle eines alteingesessenen Stammgastes spielte, in seinem Segen auf kurze Stunden innehielt, funkelten die patinagrünen Helme der altehrwürdigen Kirchtürme im Sonnenlicht. In weissen Kolonnen wiegten sich hunderte von Schwänen auf dem dunkelblauen Alsterbassin und blitzschnelle Möven umkreisten die bunten Dampfjachten, welche die von einer leichten Brise gekräuselte Flut nach allen Richtungen durchfurchten. In den Jungfernstieg-Anlagen brach das erste Grün aus den saftgeschwellten Knospen, die Teppichbeete prangten in jungfräulichem Frühlingsschmuck und in den vornehmen Villen quartieren, wo die alteingesessenen Hamburger Patrizier und Kaufherren wohnten, hatten die Gärtner alle Hände voll zu tun. Aber nicht allen Händen war es ums Zugreifen zu tun. Gar manche blieb lässig und manche waren geballt, wie zum Kampf gerüstet, um ein drohendes Unheil abzuwenden. Während die Hamburger Kaufmannschaft wie immer ihren täglichen Geschäften nachging, Fabriken und Eisenwerke tausend Arme in Bewegung setzten und im Hafen die über seeischen Dampferkolosse aus- und einliefen, ging in den Hamburger Gärtnerkreisen das Streikgespenst um. (Fortsetzung folgt).
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