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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 5.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19030000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19030000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 5.1903
-
- Ausgabe No. 1, 3. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 2, 10. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 3, 17. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 4, 24. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 5, 31. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 6, 7. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 7, 14. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 8, 21. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 9, 28. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 10, 7. März 1903 1
- Ausgabe No. 11, 14. März 1903 1
- Ausgabe No. 12, 21. März 1903 1
- Ausgabe No. 13, 28. März 1903 1
- Ausgabe No. 14, 4. April 1903 1
- Ausgabe No. 15, 11. April 1903 1
- Ausgabe No. 16, 18. April 1903 1
- Ausgabe No. 17, 25. April 1903 1
- Ausgabe No. 18, 2. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 19, 9. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 20, 16. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 21, 23. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 22, 30. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 23, 6. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 24, 13. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 25, 20. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 26, 27. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 27, 4. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 28, 11. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 29, 18. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 30, 25. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 31, 1. August 1903 1
- Ausgabe No. 32, 8. August 1903 1
- Ausgabe No. 33, 15. August 1903 1
- Ausgabe No. 34, 22. August 1903 1
- Ausgabe No. 35, 29. August 1903 1
- Ausgabe No. 36, 5. September 1903 1
- Ausgabe No. 37, 12. September 1903 1
- Ausgabe No. 38, 19. September 1903 1
- Ausgabe No. 39, 26. September 1903 1
- Ausgabe No. 40, 3. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 41, 10. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 42, 17. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 43, 24. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 44, 31. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 45, 7. November 1903 1
- Ausgabe No. 46, 14. November 1903 1
- Ausgabe No. 47, 21. November 1903 1
- Ausgabe No. 48, 28. November 1903 1
- Ausgabe No. 49, 5. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 50, 12. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 51, 19. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 52, 26. Dezember 1903 1
- Register Register 4
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Band
Band 5.1903
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- Der Handelsgärtner
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seiner gewerkschaftlichen Mauserung ohne Zweifel verloren gehen. Man wird in ihm nichts anderes sehen als eine andere grössere Ausgabe des Hamburger Vereins und wird in Zukunft dem Vereine gegenüber auch den Standpunkt einnehmen müssen, den man den Hamburgern gegenüber schon lange einzunehmen gewöhnt ist. Alea est jactal Der Würfel ist gefallen. Man ist vor die Entscheidung ge stellt. So oder so. Wir selbst haben keine Hoffnung, dass die Behrenssche Anschauung durchdringen wird. Wir fürchten vielmehr, dass die Urabstimmung zu Gunsten der Ge werkschaften ausfällt. Hat doch schon die Märkische Gauvereinigung des Vereins um Aufnahme in die Gewerkschaftskommission nachgesucht. Es muss das ja, wenn andere nachfolgen, zu einer Dezentralisation führen, zu einer langsamen Zerbröckelung, die für die Existenz des Vereins verhängnisvoll werden könnte. Deshalb war Albrecht gezwungen, den Weg ins Lager der „Genossen“ zu gehen. Er wird auf diesem Wege alle diejenigen um sich sammeln können, welche in der gewerk schaftlichen Organisation das Heil der gärtne rischen Arbeitnehmer erblicken. Diejenigen aber, welche in dieser Beziehung nicht mit ihm eines Sinnes sind, werden ausscheiden müssen, wenn sie nicht so indifferent sind, sich „hinüber mogeln“ zu lassen. Qui vivra verra! Bericht über die 2. Jahresversammlung der Deutschen Dahliengesellschaft in Köstritz. Bei Gelegenheit der am 12. und 13. Sep tember in Köstritz veranstalteten Dahlien- Neuheitenschau hielt die deutsche Dahlien gesellschaft am 12. September ihre 2. Jahres versammlung ab. Die Versammlung eröffnete der 2. Vorsitzende Kotte, Südende-Berlin. Er begrüsste die Erschienenen und wies hierauf in kurzen Worten auf die Bedeutung der in Köstritz stattfindenden Neuheitenschau hin, in dem er betonte, dass man hier vor allem zeigen wollte, was in den letzten Jahren auf diesem Gebiete geleistet wurde. Kohlmannslehner- Berlin führte alsdann aus, dass wir in den letzten 6 Jahren, seit dem Bestehen der deut schen Dahliengesellschaft, bedeutende Fort schritte zu verzeichnen hätten, und dass wir jetzt schon eine ganze Reihe hervorragender deutscher Züchtungen besitzen. Inbezug auf die Farbe der Blumen bemerkte er, dass die roten Formen besonders stark vertreten wären, und da man den Wert der weissen Varietäten schon längst erkannt habe, dürfte in den näch sten Jahren eine Hochflut von weissen Sorten zu erwarten sein. Die Zahl der wirklich guten weissen Züchtungen hätte 1/2 Dutzend noch nicht überstiegen. Im weiteren führte er aus, dass bei der Züchtung von Sorten vor allem viel Wert auf den Stiel, die Haltung der Blumen, reiches Blühen, frühes Blühen, gute Haltbarkeit im abgeschnittenen Zustande und besonders auch auf neue Formen gelegt werden sollte. Nicht allein Kaktus - Dahlien dürften Berücksichtigung finden, sondern das Formengebiet müsste erweitert und beispiels weise sollten auch die alten Köstritzer Formen nicht ganz vernachlässigt werden. Wenn wir aber auch mit dem Resultate unserer bisherigen Züchtungen zufrieden sein könnten, dürften wir trotzdem nicht stehen bleiben, sondern müssten danach trachten, immer noch mehr Verbesserungen zu erzielen und besonders auch den Formenkreis erweitern. Redner betonte dann, dass einerseits die deutsche Dahliengesellschaft noch viel mehr, als wie es bisher der Fall war, unterstützt werden sollte, andererseits aber sollte, bezugnehmend auf die Wertzeugniserteilung, alles das, was die Gesellschaft für gut heisse, demgemäss berücksichtigt werden. Die Bewertungen seien als eine unbedingte Notwendigkeit anzusehen. Hierzu bemerkt der Vorsitzende Kotte, dass es sehr zu bedauern sei, dass sich gerade die grossen Firmen in dieser Hinsicht so neutral verhalten und ihre Züchtungen nicht zur Er langung eines Wertzeugnisses anmeldeten. Im weiteren Verlauf der Debatte sprach sich Knopf - Rossdorf dahin aus, dass die Engländer in den weissen Sorten den deutschen Züchtungen voran seien, während Gleits mann-Genthin die Ansicht vertrat, dass wir uns mit unseren deutschen Varietäten den Eng ländern überhaupt noch nicht zur Seite stellen könnten, die deutschen Sorten wären inbezug auf die Farben nicht so konstant, wie die eng lischen. Kotte-Berlin bemerkte dann noch, dass die Samenzüchter die Gloria-Dahlien beinahe ganz hätten fallen lassen, die sich doch zu manchen Zwecken aufs schönste ver wenden liessen; es sollte auch mehr dahin gearbeitet werden, beispielsweise Blumen mit pyrethrumartiger Füllung oder auch paeonien- artigem Bau zu erhalten. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Beteiligung der Dahliengesellschaft an der im nächsten Jahr stattfindenden Düsseldorfer Ausstellung. Es sollte in erster Linie von der Versammlung der letzte Anmeldetermin für die Mitglieder der Gesellschaft festgesetzt werden. Kohlmannslehner teilt den Anwesenden mit, dass dem Vorstand der Dahliengesellschaft vor läufig 3000 qm von der Ausstellungsleitung zugesichert worden seien, dass aber die bis jetzt eingegangenen Anmeldungen der Mit glieder erst ungefähr einen Raum von 1000 qm umfassen würden. Der Vorstand könnte nun nicht eher ein so grosses Terrain fest belegen, ehe man nicht wüsste, wie weit die Mitglieder sich korporativ beteiligen wollten. Er schlage deshalb, um möglichst schnell vorgehen zu können, den 1. Oktober als letzten Anmelde termin vor. Zwei der anwesenden Mitglieder bemerkten hierzu, dass sie sich selbst schon in Düsseldorf einen bestimmten Platz gesichert und sich deshalb korporativ nicht mehr be teiligen könnten, da sie die Dahlien zusammen mit anderen Freilandpflanzen (Stauden etc.) ausstellen wollten um ein effektvolleres Bild zu schaffen. Der Vorsitzende ist der Meinung, dass solche Gesamtleistungen auch im Terrain der Dahliengesellschaft untergebracht werden könnten, welche Ansicht auch von anderer Seite unterstützt wird. Zur Grösse des zu wählenden Terrains erwähnte Möller-Erfurt, dass er dem Vorstande dringend raten möchte, eine möglichst grosse Fläche so schnell wie möglich fest in Beschlag zu nehmen, da er bestimmt wisse, dass der zu vergebende Raum nicht etwa ein unbegrenzt grosser, sondern im Gegenteil ein beschränkter wäre. Auf den Antrag von Bornemann-Blankenburg wird eine Kommission von 3 Herren ernannt, die in Düsseldorf persönlich mit der Ausstellungs leitung verhandeln und feste, rechtsgültige Ver träge mit derselben abschliessen sollen. Die Kommission besteht aus den Herren: Kohl- Die erzielten Preise, auf welche wir in unserem Bericht bei den Obstmärkten zurück kommen, waren verhältnismässig gute. mannslehner-Berlin, Bergmann-Quedlin burg, Gleitsmann-Genthin. Zur Frage der Preisbewertung wird von mehreren Herren hervorgehoben, dass es gegen die idealen Grundsätze der deutschen Dahliengesellschaft, die sie bei allen bisherigen Ausstellungen fest gehalten hätte, gehandelt wäre, wenn die er langten Preise an die einzelnen Aussteller verteilt würden, dieselben müssten der deut schen Dahliengesellschaft zufallen. Der letzte Punkt der Tagesordnung drehte sich um die ev. Abänderung bezw. Verbesserung der Wertzeugnisbestimmungen. Da der Druck von neuen Formularen notwendig wäre, dürfte die beste Gelegenheit geboten sein, den laut gewordenen Wünschen der Mitglieder für eine Ergänzung der Bestimmungen gerecht zu werden. Rosenberg - Halle glaubte, dass die Versammlung eine Abänderung derselben nicht beschliessen könnte, da diese den meisten Mitgliedern gar nicht bekannt wären. Er halte es für unbedingt notwendig, dass die Formu lare zur Prüfung und Erlangung von Vor schlägen an alle Mitglieder versandt würden. Die seinerzeit ernannte Kommission zur Auf stellung dieser Wertzeugnisbestimmungen sollte diese nochmals prüfen und ev. ergänzen und bei Gelegenheit der nächsten Jahresversamm lung den Anwesenden vorlegen. Dir. Dr. Settegast hält es für eine Notwendigkeit, dass die Wertzeugnisbestimmungen einem mög lichst grossen Interessenkreis bekannt gemacht würden, da derjenige, der sich für Neuheiten um das Wertzeugnis bewerben wollte, vor allem wissen müsste, nach welchen Gesichts punkten Neuheiten beurteilt werden. Wenn eine grosse Auflage und das Versenden der Formulare an alle Mitglieder zu grosse Unkosten verursachen würde, so sollten diese Bestim mungen durch die Fachpresse publiziert und so recht vielen ohne grosse Unkosten zur Kenntnisnahme gebracht werden. Diese An sicht wird von der Versammlung unterstützt und auch der Antrag Rosenberg, betreffs Ab änderung der Bestimmungen, gutgeheissen. Von Rosenberg wird noch der Antrag gestellt, die erste Jahres-Versammlung des schwachen Besuches wegen fallen zu lassen und den Vorstand jeweils in der besser be suchten Herbstversammlung neu zu wählen. Da dieser Antrag jedoch eine Statutenabände rung bedingt, wurde derselbe vorläufig vertagt. Handelskammer=Berichte über den deutschen Gartenbau 1902. XXXIII. Frankfurt. Das Angebot bei der Zentralstelle für Obst verwertung betrug im Jahre 1902 16687 710 kg Obst aller Sorten, gegen 12 707 335 kg im Vorjahre und verteilt sich auf die einzelnen Obstsorten wie folgt: Erdbeeren 32 880 kg Transport 1815490 kg Himbeeren 279475 „ Aprikosen 89875 .. Heidelbeeren 641500 .. Reineclauden 33450 „ Stachelbeeren 61300 „ Aepfel 10381765 „ Johannisbeeren 82615 ,. Birnen 979880 „ Preisseibeeren 105000 „ Nüsse 1000 „ Kirschen 477 000 „ Zwetschen 2805000 » Mirabellen 46750 „ Trauben 505 750 „ Pfirsiche 54 870 „ Brombeeren 73500 „ Pflaumen 34100 » Quitten 2 000 „ Transport 1815490 kg Summa 16687710 kg Ferner waren noch angeboten: 30000 kg gelbe Rüben, 1500 „ grüne Mandeln, 10000 „ grüne Bohnen, 4000 „ Holunderbeeren, 7500 „ Tomaten, 500 „ Mahonibeeren, und 6 725 Ltr. Obst- und Beerenweine und Obstbranntweine. In dieser Aufstellung sind wie immer die jenigen Angebote unberücksichtigt geblieben, in denen das abzugebende Quantum nicht ziffernmässig angegeben war. Die Nachfrage in diesem Jahre belief sich auf 21 570 465 kg und ist die grösste seit dem Bestehen der Zentralstelle. Sie verteilt sich auf die einzelnen Sorten folgendermassen : Erdbeeren Himbeeren Heidelbeeren Stachelbeeren Transport 116595 kg Aprikosen 275225 „ Reineclauden 248135 „ Aepfel 148150 „ Birnen Johannisbeeren 213 760 » Preisseibeeren 113105 _ Kirschen Mirabellen Pfirsiche Pflaumen 570235 » 205645 „ 138500 » 58000 „ Nüsse Zwetschen Trauben Brombeeren Hagebutten Schlehen Transport 2087350 kg Summa 2087350 kg 223030 „ 203415 „ 15858185 „ 1594640 „ 31550 „ 1519900 „ 5100 „ 32 295 „ 10000 „ 5000 - 21570465 kg Auch hierbei sind nur diejenigen Nach fragen berücksichtigt, in denen das gewünschte Quantum in Ziffern angegeben ist. Der in 1902 erzielte Umsatz, soweit er uns bekannt geworden ist, beträgt, wie bereits er wähnt, bei der Zentralstelle 7 299 850 kg, und zwar: Der Umsatz dürfte aber in Wirklichkeit, Transport 681325 kg Erdbeeren 23850 kg Aprikosen 51675 „ Himbeeren 103950 » Reineclauden 24 650 „ Heidelbeeren 209000 » Aepfel 5 394400 » Stachelbeeren 39075 » Birnen 476350 „ Johannisbeeren 35 800 Nüsse 1050 ,. Preisseibeeren 43000 » Zwetschen 627 750 „ Kirschen 145250 Trauben 19500 „ Mirabellen 33 950 » Brombeeren 20500 „ Pfirsiche 23600 » Quitten 50 „ Pflaumen 23 950 » Hagebutten 2 500 „ Transport 681 325 kg Summa 7 299850 kg Obstbau und Obsthandel. Das Ko mitee der Zentralstelle für Obstverwertung und Obstmärkte ist auch in diesem Jahre in der angenehmen Lage, seinem 1 Geschäftsbericht die Feststellung vorausschicken zu können, dass das Unternehmen, dank der ihm gewordenen vermehrten Beihülfe, sich kräftig fortentwickelt und wiederum einen erfreulichen Aufschwung genommen hat. Der durch die Zentralstelle allein vermittelte Umsatz ist von 5 578 165 kg im Jahre 1901 auf 7 299850 kg im Jahre 1902 gestiegen. da die Nachfrage das Angebot um beinahe 5 000 000 kg übersteigt, bedeutend höher sein. Einem vielseitig geäusserten Wunsche ent sprechend, hat das Komitee in diesem Jahre zum erstenmale versuchsweise einen Kelter- obstmarkt am 22., 23. und 24. September dahier abgehalten. Auf demselben wurden angeboten: 338 Waggons Kelteräpfel 3 » Tafeläpfel und 26 „ Zwetschen Summa 367 Waggons ä 10000 kg = 3670000 kg. trennte, und Felix von Randow hatte keinen Grund, dem Zu fall dankbar zu sein, welcher ihn gerade jetzt der Notwendig keit einer Antwort überhob. Es gab ja nun eigentlich nichts mehr, das ihn zu längerem Verweilen an dieser Stätte hätte veranlassen können, aber irgend eine rätselhafte, geheimnis volle Macht hinderte ihn trotzdem, zu gehen. Vielleicht ging diese Macht von den beiden gewaltigen, tief in die Wand eingelassenen Geldschränken aus, deren cyklopische Türen weit geöffnet standen,, einen ungehinderten Einblick in die Schätze gestattend, die sie behüteten. Gleichgültig erst war das Auge des Bankdirektors über die zahlreichen Fächer hin weggeglitten, in denen vielleicht Millionen aufgestapelt waren, dann aber hatten einige kleine Pakete von Banknoten, die in dem ebenfalls geöffneten Geheimtresor lagen, mit merk würdiger Anziehungskraft seine Aufmerksamkeit gefesselt. Es mussten Scheine von grösserem Betrage sein, da Friedrich Püttner sie an diesem Orte aufbewahrte. Sie waren zu kleinen Stössen aufgeschichtet, und jeder dieser Stösse war mit blauen Streifbändern umwunden. Fast mechanisch begann Randow zu zählen; eins — zwei — drei — es waren neun gleiche Pakete, — und dann fuhr es ihm durch den Sinn, wie leicht doch eines von ihnen unbemerkt gestohlen werden könnte, wenn der Dieb Gelegenheit hätte, sich nur wenige Minuten lang an demselben Platze aufzuhalten, auf welchem er sich jetzt befand. Püttner war am Zahltische vollständig in An spruch genommen, und er kehrte den beiden Geldschränken den Rücken. Ein rascher, mutiger Griff, der sicherlich von niemandem gesehen oder beachtet werden würde, — ein schnelles geschicktes Verbergen des wenig umfangreichen Päckchens, — und die Bank wäre um eine Summe ärmer gewesen, die sicherlich mehr als hinreichend war, die ver pfändeten Wertpapiere des Obersten einzulösen. Und der Dieb hätte nicht einmal fürchten müssen, dass seine Tat als bald entdeckt werden würde; das Fehlen eines so winzigen Paketes konnte von dem Kassierer auf den ersten Blick unmöglich wahrgenommen werden, und dem glücklichen Besitzer wäre jedenfalls eine Frist von mehreren Stunden geblieben, um sich und seinen Raub in Sicherheit zu bringen. Der Bankdirektor atmete schwer. Ohne dass er sich seiner Absicht, dem Geldschrank näher zu rücken, überhaupt klar bewusst worden wäre, hatte er einen Schritt nach dieser Richtung hin getan, und sein Rücken lehnte nun an der eisernen Tür, deren metallische Kälte er mit leisem Erschauern spürte. Peinigend empfand er das heftige Pulsieren seines Blutes in den Schläfen und an den Handgelenken; Vor seinen Augen lag es wie feiner Nebel, in welchem selbst die Personen, die ihm am nächsten standen, wie in eine weite Ferne gerückt schienen. Aber trotz dieser Vorspiegelung seiner erregten Einbildungskraft übersah er doch mit merkwürdiger Deutlich keit seine Situation. Es war noch keineswegs sein fester Wille, eines der bedeutsamen Päckchen zu entwenden; aber er konnte der seltsamen Versuchung nicht widerstehen, in seinen Gedanken alle Umstände eines solchen Diebstahls zu erwägen und dabei halb unbewusst seine Person mit der jenigen des Diebes in eins verschmelzen zu lassen. Er er kannte, dass für die Ausführung der verwegenen Tat vielleicht niemals ein günstigerer Moment kommen würde, als es der gegenwärtige war. Püttner war im Begriff, den Inhalt eines grossen, mit Goldstücken gefüllten Beutels durcbzuzählen, und der Bote, welcher der Ueberbringer dieses Beutels gewesen war, hatte gelangweilt ein Zeitungsblatt aus der Tasche ge zogen, um sich in die Lektüre desselben zu vertiefen. Der Buchhalter aber, von dessen Pulte aus allein ein Einblick in den Kassenverschlag möglich war, hatte seinen Platz verlassen; es war in der Tat, als habe ein freundlicher Zufall alles be seitigen wollen, was als ein Hindernis für die Verwirklichung jenes kühnen Gedankens erscheinen konnte. Und wie der feine, liebliche Klang des Goldes, welches Friedrich Püttner aus einer Hand in die andere gleiten liess, mit einer wohltuenden, melodischen Gleichmässigkeit an sein Ohr tönte, da verwischten sich allgemach in Felix v. Randows Geiste alle die Unterscheidungen, welche er bis dahin noch zwischen der blossen Vorstellung eines Diebstahls und der Ab sicht ihn auszuführen, gemacht hatte. Er hatte in diesem Augenblick durchaus kein Bewusstsein von dem verbreche rischen Charakter seiner Handlung, sondern er verfuhr unter einem mächtigen, unwiderstehlichen Zwange wie ein Mensch, der seinen Vordermann niederschlägt, weil ihm derselbe den Ausweg aus dem brennenden Raume zu versperren droht. Nur ein sekundenlanges Zaudern noch, dann fühlte er die leise knisternden Papiere zwischen seinen Fingern, und wenn ihn auch jetzt plötzlich eine fatale Anwandlung von Schwindel überkam, wenn auch mit einemmal die Gegenstände in seiner nächsten Umgebung wie in einem wilden Wirbel tanze um ihn zu kreisen begannen, so gelang es ihm mit energischer Aufraffung doch noch zur rechten Zeit, die ge fährliche Schwäche zu meistern. In demselben Moment, da der Buchhalter an der gegenüberliegenden Seite des Saales den Platz an seinem Pulte wieder einnahm, war das Päck chen glücklich in der Tasche des Ueberrockes geborgen und jede Gefahr einer sofortigen Entdeckung beseitigt. Zugleich mit dem Bewusstsein des Gelingens aber regte sich etwas wie eine wilde, triumphierende Freude im Innern des Assessors. Er musste fast gewaltsam an sich halten, um nicht in lautes Lachen auszubrechen, und selbst der brennende Hass, den er noch soeben gegen Friedrich Püttner empfunden hatte war ursprünglich einem Gefühl überlegenen Mitleids gewichen. Sich langsam und auffällig aus der unmittelbaren Nähe des Geldschrankes zurückziehend, wartete er gelassen, bis der Kassierer den Boten abgefertigt hafte. Dann fragte er, indem er mit gut gespielter Gleichgültigkeit den Wechsel des Herrn von Kersten zusammenfaltete ; „Sie wollen also im Ernst auf Ihrer sonderbaren Weige rung beharren? — Nun, meinetwegen, ich habe keinen Grund, mich darüber aufzuregen, denn die Sache ist im Grunde für mich ohne alle Bedeutung.“ Das Haupt zu leichtem Grusse neigend, trat er aus dem Verschlage hervor. Aufrecht und mit festen, elastischen Schritten durchmass er den Saal. Ein heiteres Lächeln war auf seinen Lippen, als er draussen auf der Marmorstiege einen Bekannten begrüsste, und wie ein übermütiger, sorgloser Jüng ling wirbelte er seinen Spazierstock zwischen den Fingern, als ihm beim Hinaustreten auf die Strasse warm und würzig die freie Gottesluft entgegenschlug. „Gerettet!“ Das war der einzige, jubelnde, berauschende Gedanke, für welchen in den ersten Minuten nach dem Gelingen seiner Tat in Felix von Randows Haupte Raum gewesen war. Es bereitete ihm ein wollüstiges Vergnügen, sich das biedere Eisenfressergesicht des alten Obersten vorzustellen, und sich den Augenblick auszumalen, in welchem er ihm mit einem gewissen mitleidigen Achselzucken seine geliebten Preussischen
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