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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 5.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19030000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19030000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 5.1903
-
- Ausgabe No. 1, 3. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 2, 10. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 3, 17. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 4, 24. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 5, 31. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 6, 7. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 7, 14. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 8, 21. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 9, 28. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 10, 7. März 1903 1
- Ausgabe No. 11, 14. März 1903 1
- Ausgabe No. 12, 21. März 1903 1
- Ausgabe No. 13, 28. März 1903 1
- Ausgabe No. 14, 4. April 1903 1
- Ausgabe No. 15, 11. April 1903 1
- Ausgabe No. 16, 18. April 1903 1
- Ausgabe No. 17, 25. April 1903 1
- Ausgabe No. 18, 2. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 19, 9. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 20, 16. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 21, 23. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 22, 30. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 23, 6. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 24, 13. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 25, 20. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 26, 27. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 27, 4. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 28, 11. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 29, 18. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 30, 25. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 31, 1. August 1903 1
- Ausgabe No. 32, 8. August 1903 1
- Ausgabe No. 33, 15. August 1903 1
- Ausgabe No. 34, 22. August 1903 1
- Ausgabe No. 35, 29. August 1903 1
- Ausgabe No. 36, 5. September 1903 1
- Ausgabe No. 37, 12. September 1903 1
- Ausgabe No. 38, 19. September 1903 1
- Ausgabe No. 39, 26. September 1903 1
- Ausgabe No. 40, 3. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 41, 10. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 42, 17. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 43, 24. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 44, 31. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 45, 7. November 1903 1
- Ausgabe No. 46, 14. November 1903 1
- Ausgabe No. 47, 21. November 1903 1
- Ausgabe No. 48, 28. November 1903 1
- Ausgabe No. 49, 5. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 50, 12. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 51, 19. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 52, 26. Dezember 1903 1
- Register Register 4
-
Band
Band 5.1903
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- Der Handelsgärtner
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No. 36. Beilage zu „Der Handelsgärtner“. Verlag von Bernhard Thalacker, Leipzig-Gohlis. Sonnabend, den 5. September 1903. Aus der Zeit — für die Zeit! Die Zustände in Oesterreich-Ungarn werden von Jahr zu Jahr unhaltbarer. Es gähnte eine tiefe Kluft zwischen den beiden Ländern der habsburgischen Monarchie, und alle Bemühungen der letzten Jahre, sie zu über brücken, sind erfolglos gewesen. Wer glauben wollte, dass wir in Deutschland kein starkes Interesse an diesem Zustande ewigen Kampfes und fortdauernder Unruhen in unserm Nach barstaate hätten, der würde fehlgreifen. Wohl mag uns der Sturz Khuen - Hedervary’s kalt lassen, wohl mag es uns nicht in Alarm zu bringen, wenn die Zügel der Regierung aus einer Hand in die andere übergehen und der Ministerstuhl immer wieder von einem anderen Diplomaten in Besitz genommen wird, aber wir haben ein Interesse daran, dass endlich von irgend einem dieser Regierungsvertreter der Zustand der inneren Ruhe herbeigeführt wird, dass die beiden Staaten nicht, wie es jetzt bald den Anschein gewinnt, immer weiter ausein andergerissen werden und schliesslich eine gänzliche Loslösung eintritt. Die beiden Dreibundstaaten Deutschland und Oesterreich-Ungarn haben bis heute fest zusammengehalten, nicht nur in ihrem mili tärischen Schutz- und Trutzbündnis, wie es der Bismarck’sche Dreibund festgesetzt hat, sondern vor allem auch in dem grossen, regen Handels austausch zwischen den beiden Reichen, der einen Kitt bildete, dem die Stürme der Zeit nichts anhaben konnten. Und das Handels bündnis mit Oesterreich-Ungarn ist auch für die deutsche Gärtnerei von schwerwiegen der Bedeutung. Auch wir deutschen Gärtner haben schon aus rein materiellem Interesse den Wunsch, dass der unselige Streit zwischen Oesterreich und Ungarn, der jetzt seinen Höhe punkt erreicht zu haben scheint, endlich ein Ende mit Segen finden möge. Sobald der österreichisch-ungarische Staatenbund für immer gespalten würde, würden sich schon bei den Handelsvertragsverhandlungen Schwierigkeiten ergeben, denn Ungarn mit seiner Deutschfeind lichkeit würde nicht verfehlen, den deutschen Unterhändlern wenig handelsfreundlich zu be gegnen. Und der ungarische Markt ist nicht nur für die deutsche Industrie, sondern auch für den deutschen Gartenbau von Bedeutung. Zur Zeit ergibt die Handelsbildung beider Länder, dass unsre Gesamteinfuhr nach Oester reich-Ungarn den Gesamtexport dieser Staaten nach Deutschland bedeutend übersteigt, so dass wir also einen beträchtlichen Reingewinn aus dem Handelsaustausch mit Oesterreich-Ungarn erzielen. Wie rege der gärtnerische Handels verkehr mit Oesterreich-Ungarn war, davon geben die Zahlen einen Beweis. Die Ausfuhr dahin an frischen Blumen betrug 1901: 290 dz, 1902: 290 dz. An Blättern und Gräsern lieferten wir ziemlich das gleiche Quantum in diesen Jahren über die österreichische Grenze, an getrockneten Blumen und Blättern aber 1901: 732 dz, 1902: 768 dz. An lebenden Gewächsen, einschliesslich Zwiebeln und Knollen, exportierte Deutschland nach Oesterreich-Ungarn 1901: 15 097 dz, 1902: 16 454 dz, an Küchen gewächsen 1901: 165206 dz, 1902: 141 100 dz und an Sämereien 1901: 98365 dz, 1902: 92 562 dz. Wir sehen also, dass unsere gärt nerische Ausfuhr dahin von hoher Bedeutung für die Entwicklung der heimischen Gärtnerei ist. Am Samengeschäft ist aber Ungarn.be sonders mit beteiligt. Eine Erlahmung unserer Ausfuhr auf die österreich-ungarischen Märkte würde namentlich den Samenhandel schwer beeinträchtigen. Und noch von einem anderen Standpunkte aus haben wir an der Einigkeit Oesterreich- Ungarns ein intensives Interesse. Ein starkes Oesterreich als Hüterin gemeinsamer österrei chisch-ungarischer Interessen wird auch zur Hüterin deutscher Interessen auf dem Balkan. Rumänien bezieht wie Bulgarien und Serbien land wirtschaftliche und gärtnerische Sämereien aller Art von uns, auch Blumenzwiebeln und Knollen, Pflanzen und Baumschulartikel sind dahin be gehrt, wenn die Umsätze mit diesen Staaten infolge ihrer unsicheren Verhältnisse auch noch nicht so hervorragende gewesen sein. Aber wir wollen trotzdem diese Verbindungen nicht gestört wissen. Wenn das Kaiserreich an der Donau weiter so fortfährt, sich im Innern durch so ungünstige politische Verhältnisse wirt schaftlich zu dezimieren oder gar zu spalten, dann würde der grosse wirtschaftliche Rück schlag auf uns, die wir mit dem immer mehr durchwühlten Reiche in so ausgedehntem Ver kehrsverhältnis stehen, nicht lange auf sich warten lassen und auch wir in der Gärtnerei würden ihn fühlen. Zudem ist Oesterreich- Ungarn und der Balkan unser Durchfuhrland für den Orient, auf den unsere Blicke schon längst gerichtet sind und in dem wir uns noch höheren Einfluss erringen wollen. Wollen wir hoffen, dass die alten Beziehungen erhalten bleiben! Tatsächlich ist die brennende Frage für Oesterreich-Ungarn, die des Ausgleichs, auch für uns eine solche. Möge sie bald und segensreich gelöst werden! Handelskammer=Berichte über den deutschen Gartenbau 1902. XXIII. Frankfurt (Main). Gartenbau und Gemüsehandel. Der allgemeine Geschäftsgang in 1902 war im wesent lichen nicht besser, als in dem schlechten Ge schäftsjahr 1901. Ausgenommen davon sind Baumschulartikel, äusser Koniferen; besonders wurden Rosen und Obstbäume besser bezahlt. Alle Kulturen hatten unter der schlechten Witterung des Sommers zu leiden und wurden zum Teil nicht fertig zum Verkauf. Die Preise waren entsprechend der ungenügenden Nach frage immer noch gedrückt. Von den Be darfsartikeln waren Kohlen und Koks etwas im Preise gesunken. Auch Faon-Eisen und Heizungsrohre waren wesentlich billiger, wäh rend andere Artikel den alten Preis behalten haben. Die deutsche Handelsgärtnerei hat wie in dem letzten Jahrzehnt unter der zollfreien Ein fuhr derjenigen Länder, die unter günstigeren klimatischen Verhältnissen produzieren, wie beispielsweise Holland, Belgien, Frank reich und ganz besonders Italien, sehr zu leiden. Ein grosser Missfand liegt in den oft von Ausländern abgehaltenen Pflanzen-Auktionen. Vom Frankfurter Platz werden Pflanzen und Blumen nach der Schweiz, Oesterreich, kleinere Mengen nach Holland, Schweden, Dänemark, Russland und Frankreich geschickt. Durch den Rückgang der Industrie waren die Arbeitsverhältnisse etwas bessere. Von seifen der Handelsgärtnerverbindung wurde neuerdings eine Arbeits- und Geschäfts ordnung eingeführt. Rosentreiberei. Der Versand von Rosen, welcher nur in Deutschland erfolgte, war 1902 zufriedenstellend. Bemerkenswert ist der Um stand, dass die entfernteren Kunden weniger wurden, und zwar, wie mitgeteilt wurde, so wohl wegen des hohen Portos, als auch wegen des Fehlens von gekühlten Eisenbahnwagen bei warmem Wetter. Ungünstig wirkt seit ca. 4 Jahren das Steigen der Löhne für ganz einfache Arbeiten und zwar für Mädchen von 12 Pfg. auf 20 Pfg., für Tagelöhner von 18 Pfg. auf 33 bis 35 Pfg. pro Stunde. Die Kokspreise waren nicht hoch. XXIV. Köln. In Gemüse- und Blumensamen war das Saisongeschäft zu lohnenden Preisen ein günstiges. Der Absatz in Hülsenfrüchten für den Verzehr (Bohnen, Erbsen und Linsen) hielt sich entsprechend dem Vorjahr; an den Markt gebrachte Qualitäten waren von guter Be schaffenheit, die Preise normal und der Absatz rege mit zufriedenstellendem Nutzen für den Händler. In der Landschaftsgärtnerei machte sich der wirtschaftliche Niedergang noch weiter bemerkbar, so dass manche schon geplante Neuanlage unterblieb; auch für die Unterhaltung der Vorgärten wurde allseitig weniger angelegt. Im Handel mit Topfpflanzen machte sich die Konkurrenz des Auslandes noch stärker fühlbar durch die häufig abgehaltenen Auktionen von grossen, aus dem Auslande stammenden Pflanzensendungen. In blühenden Topfpflanzen ging das Geschäft zeitweilig recht befriedigend. Die Anzucht von Schnittblumen ist für solche Sachen, die leicht aus dem Süden eingeführt werden können, noch unrentabler geworden. Im Frühjahre schädigten die massenweise aus Holland kommenden abgeschnittenen Blumen der Zwiebelpflanzen, besonders Narzissen, den einheimischen Züchter dieser Artikel sehr. Die Kultur der genannten Pflanzen zu Schnitt zwecken geht infolgedessen hier sichtbar zurück. Die Blumen- und Pflanzengeschäfte hatten zwar, besonders in der letzten Hälfte des Jahres, genügend Absatz, doch waren die Preise gegen früher gedrückt, teils infolge der all gemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, mehr aber noch durch die immer stärker werdende Konkurrenz. Der Handel mit aus dem Süden ein geführten Schnittblumen war bis zum Mai still und schleppend, woran zum Teil die ungün stigen Witterungsverhältnisse die Schuld trugen. Der Beginn der neuen Saison, Anfang Oktober, war ebenfalls matt, da das Wetter zum Versand von Blumen auf weitere Entfernungen zu warm war. Erst mit Beginn der kälteren Witterung hob sich das Geschäft einigermassen und war stellenweise sogar gut zu nennen. XXV. Darmstadt. Handelsgärtnerei. In der Handels gärtnerei war der Geschäftsgang während des Berichtsjahres im allgemeinen zufriedenstellend und der Umsatz der gleiche, wie im Vorjahre. Spezielle Artikel wurden infolge besonderer Nachfrage, namentlich nach auswärts, zu höheren Preisen abgesetzt. Die Arbeitslöhne bewegen sich schon seit einigen Jahren in aufsteigender Linie. XXVI. Wiesbaden. Blumenhandel. Annähernd gestaltete sich das Geschäft wie im Vorjahre; doch machen sich auch im Blumenhandel die gedrückten Geldverhältnisse fühlbar, indem bei den Ein käufen nicht nur die Preise gedrückt werden, sondern auch die Beträge für grössere Aus schmückungen ungemein stark beschnitten wur den. Dasselbe wurde jedoch im Frühjahr und Sommer durch lebhaften Fremdenverkehr in anderer Weise wieder ausgeglichen. Der Hausier handel mit Blumen in den Strassen und öffent lichen Lokalen wird von den stehenden Ge schäften als äusserst lästig empfunden. XXVII. Potsdam. Gärtnerei. In der Handelsgärtnerei war der Geschäftsgang flau. Wenn auch vielfach der alte Umsatz erzielt wurde, so war doch der Nutzen gering. Ueber die Notwendigkeit, lange Zahlungsziele zu gewähren, wird viel geklagt. Grosser Schaden erwuchs der Branche vor allem durch die Kühle und Nässe des Sommers. Sämereien in Gemüse, Zwiebeln, Gurken, Bohnen sowie in Blumen sind zum Teil gar nicht reif geworden. Der früh ein getretene Frost liess viele Blumen, vor allem grosse Mengen der empfindlichen Teerosen erfrieren. Eine Firma, die die Orchideenzucht in Deutschland einzuführen versucht hat, scheint damit trotz der zeitweise durch die Unruhen unterbrochenen Zufuhr aus Kolumbien und Ve nezuela gute Erfahrungen gemacht zu haben. Die Blumenbindereien hatten, soweit sie nicht als Gärtnereien von diesen schädlichen Einflüssen mitbetroffen wurden, ein leidliches, in guter Gegend sogar ein durchaus zufrieden stellendes Geschäft. Die Freude an Blumen scheint trotz der allgemeinen gedrückten wirt schaftlichen Lage in weiterer Zunahme begriffen zu sein. Dagegen klagt die Landschaftsgärtnerei über schlechten Geschäftsgang. Sie hat bei steigenden Löhnen wachsende Konkurrenz. In folge der gedrückten Wirtschaftslage haben überdies die Aufträge abgenommen. Vor allem ist die Liebhaberei für den Garten in Deutsch land noch zu oberflächlich, als dass gute Arbeit und künstlerischer Geschmack bei den Anlagen gebührende Achtung finden könnten. Es sind weniger Gartenfreunde, als Terrainspekulanten, die die Aufträge erteilen. Die letzteren sind es denn auch, die in die Landschaftsgärtnerei das Submissionswesen eingeführt haben, das nur bei technischen Arbeiten Anwendung finden sollte, niemals aber bei Anlagen, die unter wesentlichkünstlerischenGesichtspunkten stehen. Die Gärtner in beamteten Stellungen des Staates und der Gemeinden machen den Landschafts gärtnern unliebsame Konkurrenz. Es wäre zu wünschen, dass diesen Beamten ein Privat erwerb so wenig gestattet würde, wie den an deren Staats- und Kommunalbeamten. Die Kunst- und Handelsgärtnereien leiden unter der Konkurrenz der grossen Güter, die bei billigen Bodenpreisen und Arbeitskräften (Frauen und Lehrlingen, für die es meist an jeder sachgemässen Ausbildung fehlt) die städti schen und vorstädtischen Gärtner leicht unter bieten können. Bongainvillea glabra Sanderiana. Von Victor de Coene, Französisch-Buchholz. Eine der schönsten neueren Blütenpflanzen der letzten Jahre ist unzweifelhaft Bougain villea glabraSanderiana. Die Pflanzen,auch deren abgeschnittene Blütenzweige, ermöglichen eine so vielseitige Verwendungsart, dass es sich wirklich lohnt, die Pflanze, resp. deren Kultur, für den gärtnerischen Handel viel mehr als es bisher der Fall war, zu beachten. Man trifft sie nur selten in schöner Kultur und meistens wird sie nur aus Liebhaberei gezogen, während ihr tatsächlich ein bedeutender Handels wert nicht abzusprechen ist. Wenn auch die Bougainvillea nicht als eine Zimmerpflanze par excellence gelten kann — da sie die Blätter leicht abwirft im Zimmer, während sie die Blüten viel länger behält —, so ist sie den noch von ungemein hohem Wert für die De koration von Balkons, ganz besonders aber für Gruppen im Freien, wo sie an Pracht von einer anderen Pflanze kaum übertroffen wird. Auch für die Binderei sind die Blütenrispen äusserst wertvoll; dass diese bis jetzt noch so wenig verwendet werden, liegt selbstverständ- lieh nur an dem Umstand, dass sie zu wenig in geeigneter Ware zum Angebot kommen. Von welchem hervorragend dekorativem Wert blühende Bougainvilleen sind, wurde in ganz vortrefflicher Weise auf der letzten 5 Jahres ausstellung in Gent durch die Firma Lucraume (G. Debrie), Paris, gezeigt. Hierselbst waren Bougainvilleen an Geländern, die man sich als Balkons oder Verandageländer vorstellen konnte, in herabhängender Weise angebracht, und ge währten einen prächtigen Anblick. Ebenfalls waren Bougainvilleen in verschiedenen Binde reien verwendet, unter anderem zusammen mit Primula obconica, letztere in verschiedenen Farben so abgestuft, dass es ein ganz apartes Farbenspiel war, welches allgemein gut gefiel. Ueber die Kultur der Bougainvilleen ist be reits in vielen Fachblättern geschrieben, nach meiner Erfahrung aber des öfteren Unrichtiges, weshalb ich hier nochmals eingehend darauf zurückkomme, und dazu bemerke, dass wir be reits seit fünf Jahren Bougainvilleen mit gutem Erfolg, wie nachstehend angegeben, kultivieren. Da Samen von Bougainvillea glabra Sand, im Handel nicht angeboten wird — uns ist auch die Gewinnung von Samen, trotz wiederholter Befruchtung, die allerdings nicht leicht auszu führen ist, da die Befruchtungsorgane ohne Verletzung schwer zu erreichen sind, noch nicht gelungen —, ist man auf die Vermehrung durch Stecklinge angewiesen, welche leicht und sicher anwachsen. Man achte darauf, dass man Steck linge von vorjährigen Trieben, von Pflanzen, die in Vegetation sich befinden, das heisst solche, welche vollbelaubt sind und in einem temperierten Haus stehen, nimmt. Die weichen Spitzen der Triebe, wie auch deren holz artigen unteren Enden, wachsen schlecht als Stecklinge, hingegen der mittlere Teil sehr gut, indem man die Stecklinge so schneidet, dass stets zwei Blätter an demselben bleiben. Die beste Vermehrungszeit ist Februar-März, die Stecklinge wachsen in einer Mischung von Sand mit Torfmull sehr gut, behalten gut Wurzelballen, was von grossem Vorteil ist, da die jungen Wurzeln sehr leicht abbrechen. Von grösster Wichtigkeit ist, dass man die be wurzelten Stecklinge in leichte Erde pflanzt, da sie in schwerer Erde nur schwer vorwärts kommen, oft gelb werden und nur kurze Triebe machen, während sie in leichter Erde gut wurzeln, schnell wachsen und schön dunkel grün bleiben. Laub- oder Walderde ist die beste, jedoch auch leichte Mistbeeterde mit 1/8 Torf mull sagt ihnen sehr zu; wir kultivieren sie ausschliesslich in solcher. Es entspricht auch mehr der Natur der Pflanze, sie in leichter, anstatt in schwerer, lehmiger Erde zu kulti vieren, wie es oft geschieht. Die jungen Pflanzen sind nach Bedarf zu verpflanzen und werden auf einem Mistbeetkasten kultiviert, welcher durchaus nicht warm zu sein braucht. Die Triebe, die verhältnismässig lang sind, werden etwas ausgebrochen. Während dieser Kultur ist auf das Giessen und namentlich reich liches Lüften das grösste Gewicht zu legen. Die Bougainvilleen lieben viel Luft und Sonne, beschatten soll man sie nur im Hochsommer, und dann auch nur schwach. Dass aber auch ein mehrmaliges Spritzen an heissenTagen dienlich ist, sei noch besonders hervorgehoben. Wenn Bougainvilleen im Schatten gewachsen sind, werden die Triebe viel länger, was ja oft von Wert sein kann, jedoch blühen solche Pflanzen nicht so reich als solche, die in voller Sonne kultiviert werden. Selbstverständlich kann man Bougainvillea auch im Gewächshause ziehen, wo sie sich viel besser bearbeiten lassen. Im zeitigen Herbst nehmen wir die Bou gainvilleen aus dem Kasten — wo sie ineinan der gewachsen sind wie die Brombeeren — heraus und binden jede Pflanze, zwecks besserer Ueberwinterung und um Platz zu sparen, auf. Will man diese Bougainvilleen im folgenden Frühjahr bereits als blühende Pflanzen frühzeitig gebrauchen, so ist die Ueber winterung in einem temperierten Hause bei ca. 8 bis 10° R. notwendig. Auch ist regelmässiges Giessen und gutes Lüften zu beachten, damit sie in Vegetation bleiben. Solche Pflanzen können bereits im April-Mai blühen, behalten dabei das volle Laub, während diejenigen, die im Kalt haus überwintert sind, die Blätter verlieren und erst im Juni zur Blüte kommen, dabei aber stets kahl und somit weniger schön aussehen infolge Blattmangels. Die im temperierten Hause überwinterten Pflanzen sind es, welche die geeignetsten Steck linge zur Vermehrung liefern. Die hierdurch ziemlich stark zurückgeschrittenen Pflanzen werden so weiter kultiviert wie im Vorjahre. Viel Luft, leichte Erde und Sonne ist die Hauptsache. Will man nun von diesen zurückgeschnittenen Pflanzen im Herbst blühende haben, so dürfen sie nicht im Laufe des Sommers nochmals pinciert werden, sondern man lässt die Triebe auswachsen. Gegen den August hin werden sie etwas trockener gehalten und, in der vollen Sonne aufgestellt, können sie in den Monaten August bis November sehr schön blühen, so dass sie infolge der intensiven Farbe — die im Freien viel intensiver wird als im zeitigen Frühjahr — ganz besonders schön sind und stets auffallen. Braucht man hingegen erst im Frühjahr wieder die Pflanzen in Blüte zu haben, so kann man im Laufe des Sommers die längsten Triebe pincieren, wodurch man viel grössere und buschigere Pflanzen erhält, man soll jedoch auch nur die stärksten Triebe ausbrechen, da die schwachen sich nicht verzweigen. Durch Wärme zur frühen Blüte treiben, kann man die Bougainvilleen nicht. Sie rea gieren auch auf eine lange andauernde hohe Wärme nicht, dafür ist die natürliche Blütezeit bei einigermassen guter Pflege von sehr langer Dauer und die einzelnen Blumen resp. Brakteen halten sich wochenlang in schönster Farbe an der Pflanze. Auch gegen Transport sind sie nicht em pfindlich — wir versenden im Frühjahr wie im Sommer sehr viele, oft sehr weit ins Ausland — welche Eigenschaft ebenfalls für sie als eine Handelspflanze spricht.
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