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Der Handelsgärtner
- Bandzählung
- 5.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 2Zf5
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824034628-190300002
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824034628-19030000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824034628-19030000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Der Handelsgärtner
-
Band
Band 5.1903
-
- Ausgabe No. 1, 3. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 2, 10. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 3, 17. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 4, 24. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 5, 31. Januar 1903 1
- Ausgabe No. 6, 7. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 7, 14. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 8, 21. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 9, 28. Februar 1903 1
- Ausgabe No. 10, 7. März 1903 1
- Ausgabe No. 11, 14. März 1903 1
- Ausgabe No. 12, 21. März 1903 1
- Ausgabe No. 13, 28. März 1903 1
- Ausgabe No. 14, 4. April 1903 1
- Ausgabe No. 15, 11. April 1903 1
- Ausgabe No. 16, 18. April 1903 1
- Ausgabe No. 17, 25. April 1903 1
- Ausgabe No. 18, 2. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 19, 9. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 20, 16. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 21, 23. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 22, 30. Mai 1903 1
- Ausgabe No. 23, 6. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 24, 13. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 25, 20. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 26, 27. Juni 1903 1
- Ausgabe No. 27, 4. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 28, 11. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 29, 18. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 30, 25. Juli 1903 1
- Ausgabe No. 31, 1. August 1903 1
- Ausgabe No. 32, 8. August 1903 1
- Ausgabe No. 33, 15. August 1903 1
- Ausgabe No. 34, 22. August 1903 1
- Ausgabe No. 35, 29. August 1903 1
- Ausgabe No. 36, 5. September 1903 1
- Ausgabe No. 37, 12. September 1903 1
- Ausgabe No. 38, 19. September 1903 1
- Ausgabe No. 39, 26. September 1903 1
- Ausgabe No. 40, 3. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 41, 10. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 42, 17. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 43, 24. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 44, 31. Oktober 1903 1
- Ausgabe No. 45, 7. November 1903 1
- Ausgabe No. 46, 14. November 1903 1
- Ausgabe No. 47, 21. November 1903 1
- Ausgabe No. 48, 28. November 1903 1
- Ausgabe No. 49, 5. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 50, 12. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 51, 19. Dezember 1903 1
- Ausgabe No. 52, 26. Dezember 1903 1
- Register Register 4
-
Band
Band 5.1903
-
- Titel
- Der Handelsgärtner
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Der Heidelberger Gärtnertag für den 21. September. Für den 21. September ist ein „Allge meiner Süddeutscher Gärtnertag“ anlässlich der Heidelberger Ausstellung in der „Harmonie“ zu Heidelberg einberufen. Eine Reihe ange sehener süddeutscher Fachmänner haben die Einladung unterzeichnet. Diese Bestrebungen sind offenbar auf Anregung und die Er folge des „Vereins selbständiger Handelsgärtner Badens“ zurückzuführen. Der betreffende Aufruf, welcher in ganz Süddeutschland, einschliesslich Hessen-Nassau, verbreitet wurde, hat folgenden Wortlaut: Schon seit Jahren wird es in den Gärtnerkreisen ganz Süddeutschlands als ein nicht von der Hand zu weisendes dringendes Bedürfnis empfunden, dass bei der Verfolgung und Vertretung rein gärt nerischer Tagesfragen von allgemeiner Tragweite ein Mittelpunkt fehlt, an dem sich die Fäden der verschiedenen Landes vereine u.s.w. kreuzen. Dieses Be dürfnis macht sich immer mehr und mehr geltend, bedungen durch den immer schärfer wer denden Konkurrenzkampf, Zoll politik, Arbeiterfrage und Ver sicherungs wesen. Wohl bestehen ja in fast allen Län dern Süddeutschlands und des Reichs landes Gärtnervereine, Gartenbauvereine, Obstbauvereine, Blumenliebhabervereine in grösserer Anzahl, jedoch alle diese Vereine versagen, sobald es sich um gärtnerische Fragen, die die Gesamtinteressen der deutschen Gärtnerschaft berühren, handelt. Der Verband selbständiger Handels gärtner Deutschlands Steglitz-Berlin ver mochte leider in Süddeutschland 'nicht die Unterstützung zu fin den, die unbedingt nötig gewesen wäre, um denselben als Vertretung der süd deutschen gärtnerischen Interessen an zuerkennen, woran dies liegt, soll hier nicht näher untersucht werden. Tatsache ist, dass dem Verbände selbständiger Handelsgärtner Deutschlands bei einem Bestände von ca. 3350 Mitgliedern nur etwa 400 Mitglieder aus ganz Süddeutschland einschliesslich Hessen- Nassau angehören, nichts liegt uns ferner, als dem Verbände der Handelsgärtner Deutschlands entgegenzuarbeiten, im Ge genteil, wir wollen mit demselben Hand in Hand arbeiten, aber wir wollen, dass die Gärtner Süddeutschlands eine geeignete Vertretung haben und dass die Gärtner Süddeutsch lands mehr Fühlung unterein ander nehmen und ihre Interessen besser verfechten als dies seither ge schehen ist. Um Mittel und Wege zu finden, diesem Ziele näher zu treten, haben sich die erg. Unterzeichneten entschlossen, ge legentlich der vom Bezirksverein Heidelberg-Mosbach des Vereins selbständiger Handelsgärtner Badens veranstalteten Gartenbau ausstellung einen Allgemeinen Süddeutschen Gärtnertag selb ständiger Handelsgärtner auf Montag, den 2 1. September, vor mittags 10 Uhr in der Harmonie, Theaterstrasse, zu Heidelberg einzu berufen und ersuchen Sie höflichst, dem selben Ihr Interesse entgegenbringen zu wollen und an den Beratungen teilzu nehmen. Die Ausstellung zu Heidelberg gibt somit eine willkommene Veranlassung zu einem engeren Zusammenschluss und wir möchten gleich hierbei betonen, dass es auch unsere Ansicht stets gewesen ist, dass sich die Han delsgärtner der einzelnen deutschen Reichs länder zusammenschliessen müssten, dass eine Abgrenzung der einzelnen Gruppen und Ver bände nach den politischen Grenzen vorge nommen werden muss. Diese Reform strebte bekanntlich auch das Programm Ziegenbalg an. Trotzdem konnte es bisher nicht die Zu stimmung der Mehrheit des „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands“ finden, obgleich bei den gegenwärtigen Bestrebungen, eine ge setzliche Vertretung der Gärtnerei zu erzielen, diese Abänderung als unerlässliche Notwendig keit in den Vordergrund getreten ist. Ob aber diese Sonderbestrebungen und der Zu sammenschluss sämtlicher süddeutscher Gärtner wünschenswert ist, möchten wir bezweifeln, vor allem, wenn ein vollständig getrenntes Marschieren, ein eigenes Organ und die Ver folgung von Sonderbestrebungen, mögen die selben auch noch nicht so hervortreten, die Grundlage bilden. Wir ersehen darin unter keinen Umständen eine Kräftigungdes „Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands“, sind aber ebenfalls der Ansicht, dass eine intensive Tätig keit innerhalb der einzelnen Gruppen notwen dig ist und auf der anderen Seite ein Zentrali sation in einem Verbandsorgan, in einem Inseratenblatt, stattfinden muss. Es liegt das in der Natur der Sache, da sonst eine Ent kräftung oder Schwächung des allgemeinen deutschen Verbandes eintritt — möge dies ge wollt werden oder nicht. Wo sich derartige Sonderbestrebungen zeigen, verliert der Einig keitsgedanke unbedingt an Boden. — Wir kommen auf diesen Zusammenschluss der süd deutschen Gärtner nochmals in aller Kürze zurück. Rundschau. Handel und Verkehr. — Apfelernte auf Neu-Schottland. Nach den bis jetzt gemachten amtlichen Fest stellungen scheint die Apfelernte auf Neu- Schottland eine ausgenommen reiche zu werden, so dass man mit einem Export von ungefähr 400 000 Fässern rechnen kann. Die Zahlen verteilen sich auf die Sorten wie folgt: Non- pareil 60000, Baldwin 60000, King 50000, Gravenstein 50000, Ribston Pepping 40000, Golden Russet 30000, Rhode Island Greening 30000, auf verschiedene andere Sorten zu sammen 80000 Fässer. — Die holländische Einfuhr von Erdbeeren bedroht gegenwärtig diesen wich tigen Kulturzweig in der Umgebung von Metz. Die holländischen Gemüsegärtner haben sich neuerdings der Kultur von harten, versandfähi gen Erdbeersorten zugewandt und bei der leichten Beschaffung von Dünger und den günstigen Boden- und klimatischen Verhält nissen dürfte diese Einfuhr den einheimischen Züchtern eine drückende Konkurrenz bereiten. Dazu kommt die äusserst schnelle und billige Fracht von Holland nach Metz. Während im Jahre 1901 150 000 Kilo verschickt wurden, kamen 1902 200000 Kilogramm zur Ausfuhr und in diesem Jahre wird diese Summe wieder um bedeutend steigen. Ebenso wie mit Treib gurken und Frühgemüsen arbeiten die Holländer systematisch darauf hin, den ganzen deutschen Konservenmarkt mit Erdbeeren zu versorgen, und der Export dürfte sich noch bedeutend erhöhen. Neuerdings haben sich 12 Gemein den der Vororte von Metz mit einer Eingabe an ihren Reichstagsabgeordneten gewandt, damit der projektierte Einfuhrzoll von mindestens 20 M. für 100 Kilo Erdbeeren in Kraft tritt, und die holländische Konkurrenz einigermassen eingeschränkt werden kann. — Zur Obst- und Gemüse-Einfuhr aus den Niederlanden nach Deutsch land wird uns mitgeteilt, dass die von der Regierung eingesetzte Kommission, über welche wir bereits in unserem Artikel in Nummer 26 des „Handelsgärtner“ berichteten, die deut schen Schutzzollbestrebungen sehr scharf kriti siert werden und auf die Gefahr für den hollän dischen Export hingewiesen wird. Es kommen in der Hauptsache für Deutschland Blumenkohl, Wirsing, Weiss- und Rotkohl, Zwiebeln, Gurken, Salat, Kartoffeln, Aepfel, Birnen und Erdbeeren in Frage. Im Jahre 1901 stieg die Tonnen zahl (ä 1000 Kilo) für Gemüse und Früchte, welche per Bahn befördert wurden, auf ca. 11 7000, hierzu kommt noch eine ganz bedeu tende Einfuhr per Schiff und per Achse. Uebri- gens hat sich indessen Holland nach weiteren Abnahmegebieten umgesehen, und beispiels weise in Oesterreich und Russland mit Erfolg Geschäftsverbindungen angeknüpft. Die holländische Regierung wird ferner alles daran setzen, um bei den deutschen Zollsätzen eine Ermässigung zu erreichen. — Die Einfuhr von schwedischen Kronsbeeren hat in den letzten Tagen grosse Dimensionen angenommen. Die dänischen Post dampfer und andere Schiffe brachten bereits Ende August über Kiel, Lübeck und Stettin Tausende von Kisten von Gothenburg etc. Die Preise sind zunächst bei lebhafter Nachfrage noch ziemlich hohe. — Zur Hebung der serbischen Obstausfuhr werden neuerdings von selten des Volkswirtschafts-Ministeriums grosse An strengungen gemacht. Dasselbe hat eine neue Verordnung zur Regelung der Obstausfuhr er lassen, in welchem genaue Vorschriften über die Sortierung und die Verpackung enthalten sind. Zunächst soll das für den Export be stimmte Tafelobst unbeschädigt, nicht wurm stichig, gesund und rein sein. Die zuständi gen Zollbeamten nehmen eine sogenannte Obst schau vor, und es wird Tafelobst nur dann zum Versand zugelassen, wenn die staatlichen Kreis-Oekonomen eine schriftliche Bestätigung gegeben haben, dass das Pflücken von dem und dem Tage an für die betreffenden Sorten gestattet sein wird. Falls während der Expe dition Unregelmässigkeiten in Bezug auf Qualität und Verpackung vorkommeu, sollen die Zoll beamten zur Zurückweisung berechtigt sein und dem Volkswirtschafts-Ministerium Anzeige er statten. — An der Ausfuhr von Kokosnuss produkten aus Ceylon ist Deutschland ziemlich bedeutend beteiligt. Vor allen Dingen kam hierbei geraspelte Kokosnuss, welche zu Konditorzwecken Verwendung findet in Frage; hiervon wurde 1902 über 1 Million Kilo, oder das dreifache des Vorjahres nach Deutschland verschickt. Auch in Deutsch - Ostafrika soll diese verarbeitete Masse neuerdings hergestellt werden und man hofft auf eine Hebung des Absatzes. Kopra ist in der Ausfuhr zurück gegangen, doch wurden von der Gesamtsumme, 375 000 englische Zentner, über die Hälfte, d. h. 180 000 Zentner nach Deutschland ver laden. Auch die Oelkuchen kommen zum grössten Teil über Belgien auf den deutschen Markt. — Wegen Einführung der Zollrück vergütung für Retourwaren im Aus lande ist die unterfränkische Handelskammer in Würzburg beim Reichsamt des Innern vor stellig geworden. Es ist bekannt, dass vom Auslande oft bei uns Waren bestellt und dann nicht angenommen werden. Da der Absender den hohen Zoll einmal zu tragen hat, verzichtet er auf die Rücknahme der Ware und der Be steller erwirbt diese nun billig in der Auktion. Die Handelskammer regt deshalb an, dass in den neuen Handelsverträgen eine Zurückver gütung des Zolles für solche Retourwaren ein geführt werden soll, damit dadurch der Chikane ein Riegel vorgeschoben wird. In der Schweiz besteht ja bereits die Bestimmung, dass für Waren, welch innerhalb zweier Monate vom Ueberschreiten der Grenze an den Absender wieder zurückgehen, der Zollbetrag unter ge- gewissen Kautelen wieder zurückvergütet wird. — Regelung des griechischen Ko rinthenhandels. Die Konvention zwischen der griechischen Regierung der Nationalbank, Bank von Athen, Zwischenbank und Korinthen bank in Patras ist zu stände gekommen. Die Korinthenbank ist danach verpflichtet, von den Korinthenproduzenten von der Ernte der Jahre 1902 und 1903 zu kaufen: 1. die ganze, das Quantum von 260 Millionen venetianische Pfund übersteigende Korinthenmenge; 2. das von der Ernte des Jahres 1903 einzubehaltende Quan tum (Parakratisis), wenn derselbe der Korinthen bank zum Kaufe angeboten werden sollte. Die übrigen Banken unterstützen die Korinthenbank durch Darlehen. Der Staat übernimmt Garantie für Rückzahlung. Auf diese Weise dürften wieder gesündere Verhältnisse eintreten. — Die Pflanzenkrankheiten, von denen die britischen Kolonien heim gesucht werden, haben die Regierung er neut zum Einschreiten veranlasst. So sind neue Bestimmungen über die Einfuhr von Pflanzen und Früchten in Neusüdwales ge geben worden, nach denen der Gouverneur berechtigt ist, von Zeit zu Zeit den Import von Weinreben, Weintrauben oder Um schliessungen, welche mit solchen in Be rührung gewesen sind, zu verbieten. Ein be sonderer Inspektor untersucht ständig die Waren auf den Schiffen und kann mit Krankheiten behaftete. Reben oder Trauben vernichten lassen. Für den Verlust wird keine Vergütung gewährt. Ebenso kann die Einfuhr aller anderen Pflanzen verboten werden, wenn der Gouverneur glaubt, dass dadurch eine Krankheit oder ein Insekt eingeschleppt werden könnte. Früchte, welche nur unbedeutend verseucht sind, können nach Untersuchung durch den Inspektor in Marme ladenfabriken, unter gewissen Sicherheitsmass regeln, Verwendung finden. — Schärfer sind „Ja! — Ich sagte Ihnen ja, dass ich das Geld in diesen Tagen nicht aufbringen kann.“ „Ach, das ist ja gar nicht Ihr Ernst! Wenn Sie nur der Herr Assessor von Randow wären, würde ich es eben falls für möglich halten, dass Sie ein solches Ansinnen anders als im Scherz an einen Geschäftsmann stellen können; aber Sie sind ja selber Direktor einer Bank. Pflegt man etwa bei Ihnen derartige Geschäfte zu machen?“ Randow musste sich gewaltig zusammennehmen, um seine verbindliche Haltung zu bewahren. Die feine, aristokratische Hand, welche den blonden Schnurrbart misshandelte, zitterte nervös. „Natürlich erwarte ich nicht, dass Sie mir das Geld ohne jede Sicherheit vorstrecken. Ich gebe Ihnen einen Wechsel über den gleichen Betrag, zahlbar nach zwei Monaten.“ „Einen Wechsel? Hum! Mit wessen Unterschrift?“ „Mit der meinigen! Ist Sie Ihnen nicht gut genug?“ „Wenn Sie als Direktor Ihrer Bank zeichnen — gewiss! Aber soweit ich Sie verstanden habe, handelt es sich hier doch wohl um ein Privatgeschäft.“ „Natürlich I — Sie wissen, dass ich mich bei der Uebernahme meiner Stellung verpflichten musste, keinerlei Börsengeschäfte auf eigene Rechnung zu machen. Der Aufsichtsrat ist befugt, mich ohne vorherige Kündigung meines Postens zu entheben, wenn er in Erfahrung bringt, dass ich mich gegen diese Vertragsbedingungen vergangen habe. Sie begreifen, lieber Freund, dass ich es darauf nicht ankommen lassen darf! Ihnen konnte ich mich wohl anvertrauen, denn Ihrer Ver schwiegenheit bin ich ja unter allen Umständen gewiss. Irgend einem anderen unter meinen guten Bekannten aber wage ich mich nicht zu offenbaren, und lediglich aus diesem Grunde ist es mir unmöglich, noch eine weitere Wechselunterschrift beizubringen. Auch sollte ich meinen, dass Sie keinen rechten Anlass haben, darauf ein so entscheidendes Gewicht zu legen. Sie werden Ihr Geld nicht verlieren und unsere Verbindung wird Ihnen doch wohl einmal eine kleine, gefahrlose Ab weichung von Ihren vorsichtigen, geschäftlichen Grundsätzen wert sein.“ Er schämte sich vor sich selber um der demütigen Be redsamkeit willen, welche er da an einen Menschen ver schwendete, den er mit jeder Minute heftiger verabscheute, und er ärgerte sich über den verräterischen Eifer, den er wider Willen an den Tag gelegt hatte. Konnte es seiner ge spannten Aufmerksamkeit doch nicht entgehen, dass der andere immer eisiger und zurückhaltender wurde, je mehr er sich be mühte, ihn von der Bedeutungslosigkeit des erbetenen Freund schaftsdienstes zu überzeugen. In seinem Sessel zurückge lehnt und mit übereinander geschlagenen Beinen hatte ihm der kleine Bankier zugehört, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Jetzt, als der Assessor aufatmend inne hielt, sagte er mit einem Ausdruck der Höflichkeit, welcher dem Zuhörer schon beim ersten Wort nichts Gutes weissagte: „Ich glaube gern, dass Ihre Wechselunterschrift voll kommen sicher ist, Herr von Randow, aber ich muss zu meinem Bedauern trotzdem ablehnen, die bei mir verpfändeten Effekten anders als gegen bare Zahlung der fraglichen zwanzigtausend und neunhundert Mark herauszugeben. Selbst meinem eigenen Bruder zu Liebe würde ich niemals von den Grundsätzen ab weichen, auf denen mein Haus wie jedes andere solide Ge schäft aufgebaut ist. Es tut mir aufrichtig leid, dass Sie sich das nicht von vornherein selbst gesagt, und ich hoffe, unsere persönliche Freundschaft wird nicht weiter darunter leiden. Vielleicht ist es zur Vermeidung ähnlicher unangenehmer Unterhaltungen für die Zukunft am besten, wenn Sie statt meiner irgend einen anderen Bekannten mit der Ausführung Ihrer Börsenaufträge betrauen. — Aber es ist wahrhaftig schon halb vier, und ich brauche.für den Ultimo einen klaren Kopf! —- Also nichts für ungut, Herr v. Randow — gute Nacht!“ Mechanisch hatte der Assessor seine eiskalte Rechte in die dargebotene Hand des kleinen Herrn Säckel gelegt und mit einer mechanischen Verbeugung erwiderte er seinen freundlichen Gruss. Aber während jener auf den kurzen, trippelnden Beinchen gemächlich der Ausgangstür zustrebte, stiess er heftig zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor: „Krämerseele, erbärmliche! — Nun wohl! — Ich werde doch am Ende mit diesem Herrn Püttner fertig werden können!“ Trotz der vorgerückten Stunde ging es noch immer ziemlich lebhaft in den Klubräumen zu. Ueberall an den kleinen, spiegelblank polierten Tischen sassen Gruppen von Spielern, und der blaue Dampf der Zigarren und Zigaretten lagerte in leichten, beweglichen Wölkchen unter dem Plafond. Felix von Randow bemühte sich, seinem Gesicht einen gleichmässigen Ausdruck zu geben, während er scheinbar ziellos durch den Salon und die anstossenden kleineren Ge mächer schlenderte. Hier und da blieb er für eine kurze Zeit stehen, einem der Spieler über die Schulter blickend oder einige belanglose Bemerkungen mit einem Bekannten tauschend. Sich in ein längeres Gespräch einzulassen aber vermied er offenbar absichtlich, und so stand er denn nach Verlauf von etwa zehn Minuten in dem letzten Seitenkabinett, wo an einem längeren Tische Baccarat gespielt wurde. Der an der Schmal seite sitzende Bankhalter war es, den er begrüsste, indem er leicht seinen Arm berührte. Flüchtig nur wandte jener sich nach ihm um, und er nickte ihm zu, ohne ein Wort zu sagen. Sicherlich mussten sich die Mitglieder des Klubs oder die Herren, welche die Ehre hatten, in denselben eingeführt zu werden, aus den verschiedensten Kreisen der Gesellschaft rekrutieren, denn es war unmöglich, sich einen schärferen Gegensatz vorzustellen, als den zwischen dem kleinen fetten, schwarzhaarigen Herrn Säckel und dem lang aufgeschossenen Bankhalter am Baccarattische. Während jener ungeachtet seines modischen Anzuges und des nussgrossen Brillanten am kleinen Finger in keiner Bewegung die plebejischen Manieren des Emporkömmlings verleugnet hatte, prägte sich in der Haltung wie in dem Gebaren dieses etwa vierzigjährigen Herrn mit dem stark gelichteten, blonden Haupthaar und dem wohlgepflegten Henriquatre eine natürliche Eleganz und Grazie aus, der selbst die übergrosse Magerkeit seiner Glieder keinen Eintrag tun konnte. Die Züge seines ziemlich fahlen Antlitzes waren freilich von jener charakteristischen Schlaffheit, die eine in stürmischem Geniessen durchlebte Jugend zu hinterlassen plegt, und die langen, weissen Finger zitterten merklich, wenn sie die Karten aufwarfen. Aber das kleine, halb verbindliche, halb ironisch überlegene Lächeln, das beständig die schmalen Lippen umzuckte, blieb unveränderlich, wie auch immer die bedeutsame Entscheidung der vom Zufall durcheinander ge worfenen Blätter fallen mochte. Und es hatte wirklich den Anschein, als vermöchte Felix von Randow seinen guten Freunden heute nur Unglück zu bringen. Von dem Augenblick an, da er sich hinter den
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