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Sächsische Elbzeitung : 02.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189606029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18960602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18960602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-06
- Tag 1896-06-02
-
Monat
1896-06
-
Jahr
1896
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 02.06.1896
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hatte, in dieser Nacht vollständisi unbewohnt, welche Ge legenheit von den Einbrechern wahrscheinlich gewicht und benutzt worden ist. Dieselben haben die nach dein alten Gottesacker zn führende Hinterlhnr erbrochen und sind von da ans in die inneren Räume des Gebäudes ei»- gcdruugen. Hierbei haben die Eindringlinge in den ver schiedenen Zimmern Alles nmgewendet und umgcstvbert und sind hierbei den Dieben gegen 160 Mk. Geld, ferner noch eine goldene Damennhr nnd verschiedenes Andere in die Hände gefallen, während Werthpapicre nnd Sparkassenbücher von ihnen unberührt gelassen worden sind. Von oc» Dieben fehlt bis jetzt jede Spur. Eine plötzliche Massen-Erkrankung während der Pfingstfeicrtagc hat die Bewohnerschaft des Ortes Friedrichswalde bei Pirna in die größte Erregung versetzt. Wie die eingestellten behördlichen nnd ärztlichen Untersuchungen und Nachforschungen ergeben haben, ge schah diese Plötzliche Erkrankung infolge Genusses von Blutwurst nud äußerten sich die Krankheitserscheinnngen an 26 Personen durch Erbrechen, Diarrhöe, Lcibschmcrz, Kopfschmerz Die verzehrte und so böse Folgen nach sich ziehende frische Blutwurst war, wie der „Pirn. Anz." be richtet, sammt und sonders von dem Friedrichswalder Fleischcrmcister Wehner bezogen worden, bei dem alsdann die noch unverkauft gebliebene Wurst behördlicherseits beschlagnahmt wurde, um tu Pirua bezw. Dresden unter sucht zu werden. Herr Bezirksarzt Medicinalralh I>r. Eras- Pirua nnd der Königl. Staatsanwalt ans Dresden nahmen an Ort und Stelle Erhebungen vor. Des Weiteren ist zu berichten, daß die sämmtlichen erkrankten Personen bereits wieder ans dem Wege der Besserung sich befinden. Herr Wehner dortselbst, welcher die krankheitbriugende Wurst verkaufte, ist zwar gelernter Fleischer, betreibt indessen dieses Handwerk nicht, sondern verpfnndet nur ab und zn Fleisch nnd Wurst auf seinem Gute. Die Untersuchungen der Wurst scheinen noch nicht abgeschlossen zu sein: wenigstens ist bis jetzt über den Befund noch nichts bekannt geworden. Dresden. Die feierliche Eröffnung der hiesigen Ausstellung des Sächsischen Handwerks nnd Kunstgewerbes erfolgt am 20. Juni im Beisein der Königl. Familie durch den hohen Protektor, Se. Majestät den König. Die Festrede hält Herr Geh. Hofrath Ackermann. — Ihre Majestät die Königin wird in nächster Zeit auf Schloß Morawetz (in Mähren) erwartet. Auf diesem Schlosse, das gegenwärtig Eigenthnm des Barons Gndenus ist, wurde die Königin als Prinzessin Wasa geboren. In der Umgebung von Morawetz ist Königin Carola, die daselbst ein Asyl für Kranke gegründet Hat, als Wvhl- thäterin sehr bekannt. — Das königl. Ministerium hat die Genehmigung znm Bau einer elektrischen Straßenbahn Niederscdlitz- Kreischa-Possendvrf-Deubcn crtheilt. — Dresdner Landgericht. Als am 4. Februar abends in der 8. Stunde der Mehrer Oehme in Pfasfeudvrf den Fortbildungüschulnnterricht abhielt, machte sich plötzlich ein starker Lärm unmittelbar vor dem Schnlzimmer be merkbar. Urheber desselben war der Wirlhschaftsgehilfe und Fortbildungsschülcr Panl Max Gleditzsch, der sich nicht nnr darauf beschränkte, abwechselnd zn lachen, zu siugeu und zu pfeifen, sonder» auch den am Unterricht theilnehmenden Fvrtbildungsschülern znrief: „Seid nicht so dumm nnd rechnet mit!" Unter diesen Umständen war der Lehrer genölhigt, den Unterricht zn schließen." Der Gcmeindevorstand belegte Gleditzsch mit einer Strafe von 8 Mk. nnd durch de» Antrag auf gerichtliche Entscheidung kam G. aus dem Regen in die Tranfe. Das Schöffen gericht Königstein sühnte den rohen Uebermnth mit zwei Tagen Haft Und das Urtheil wnrde nunmehr sowohl von dein Angeklagten, als auch dem Amtsanwalt mit dem Rechtsmittel der Berufung angefochten. Die Staats anwaltschaft beantragte in dem Verhandlungstermin vom Sonntag vor der II. Strafkammer eine wesentliche Ver- schärfnng der Strafe nnd zwar unter Hinweis ans das Ueberhnndnehmen der Uubvtmäßigkeit von Fvrlbildnngs- schüleru gegen den Lehrer. Beide Rechtsmittel wurden verworfen. Ein schwer beladener Elbkahn, auf der Thalfahrt be griffen, dem Schisfshanpter A. Müller in Nünchritz bei Riesa gehörig, fnhr am Donnerstag früh beim Stellen an den Cotta gegenüber liegenden, noch nnter Wasser stehen den Corrcetivnsdämmen auf nnd konnte trotz der Mühe eines Kcttcndampfers nicht von dem Damme losgcbrncht werden. Am Freitag früh begann man mit der Umladung der aus böhmischen Braunkohlen bestehenden Ladnng. Am Mittwoch fand im herrschaftlichen Gasthose zu Gauernitz die Verpachtung des diesjährigen Ertrages der Kirschplantagen vom Riltcrgnte Gauernitz statt. Diese Verpachtung nimmt wegen ihrer Größe nnd wegen des jeweilig erzielten Preises das Interesse der betheiligten Kreise allgemein in Anspruch und es hatten sich deshalb auch diesmal zahlreiche Bieter nnd sonstige Interessenten ans ganz Sachsen eingefunden. Der Zuschlag erfolgte für das Höchstgebot von 4530 Mk. an den Obsthändler Wilhelm Stnhr aus Leipzig. Die Erstehungssumme ist noch einige Hundert Mark höher als im Vorjahre. Am Elbkai in Riesa ist der Elbnmschlagsverkehr gegenwärtig ein besonders starker. Die Zahl der augen blicklich dort ans der Elbe liegenden, der Entleerung harrenden Kähne dürfte etwa neunzig betragen, während einige dreißig Kähne zu gleichem Zwecke im Hafen zu Gröba liegen. Seit den Pfingstfeiertagen ist ans Sörmih die Döbeln ein neunzehnjähriges Mädchen verschwunden. Dasselbe war in Roßwein bedienstet und hatte seine Mutter iu Sörmitz besucht, am Abend sich aber zu Fuß nach Roßwein zurückbegeben. Seit diesem Abend hat man von dem Mädchen nichts wieder gesehen nnd gehört. Nicht weniger als acht Krenzvlteru hat in der kurzen Zeit von kaum drei Stunden dieser Tage ans Pfaffrodaer Revier der Hausbesitzer Einhorn von Olbernhau gefangen. Durch Erhänge» entleibte sich in der Nacht zum Donnerstag im Arresthanse zu Zwi cka u der wegen Brand stiftung und versuchten Mordes in Untersnchnngshaft be findliche Wcbergeselle Johann Wilhelm Schuster ans Asch i. B. Schuster hat bekanntlich unlängst ans Eifer sucht das Haus eines Böttchermeisters in Glauchau in Brand gesetzt nnd den ihn dabei überraschenden ältesten Sohn des Genaimten derart schwer verletzt, daß dieser in folge der erhaltenen Wunden ans dem Leben schied. Vor Kurzem erhielt ein Ziegeleibesitzer eines Dorfes bei Reichenbach i. V. einen Brief als unbestellbar Zurück, den derselbe vor nunmehr 8'/z Jahren an Ver wandte, die in Mexiko leben, gerichtet hatte. Wo unu der Brief die lange Zeit hindurch gelegen hat, wird wohl nie aufgeklärt werden, denn daß derselbe sich die Jahre hindurch beständig mit im Pvstvcrkchr bcsnnden hat, ist doch schwerlich auznnchmcn. — Am Sonnabend brannte in Reichenbach i. V. die mechanische Weberei der Firma Th. Liskowski und Co. vollständig nieder. Sämmtliche Maschinen, darunter etwa hundert Webstühlc, sind zerstört. Anläßlich des Schützenfestes in Weißenberg bei Löban erfolgte beim Völlerschießen ein Unfall. Beim Abfenern des dritten Schusses sprang der benutzte Mörser entzwei, und hierbei verwundete ei» Sprengstück zwei vierzig Meter entfernt stehende Knaben, den achtjährigen Scheibe aus Krischa durch mehrmaligen eomplicirten Bruch und den zwölfjährigen Liebsch ans Thräna durch einmaligen Bruch des rechten Unterschenkels. Aerztlichc Hilfe war sofort znr Stelle. T a § c s q c s ch i ch t e. Deutsches Ncich. Berlin. Der Kaiser hat znm Ban einer deutschen Schule in Athen 13000 Mk. gespendet. In Greiz hat ein Dienstmädchen Kiudesmvrd be gangen. Das Mädchen meldete sich bei seiner Dienstherr schaft krank und wurde, als der Arzt erschien, sofort nach dem neugeborenen Kinde gefragt. Nach ihrer Angabe fand maii dasselbe, anscheinend erwürgt, in einem Korb, mit Lappen umwickelt, todt auf dem Boden des Hauses vor. Die Rabenmutter hat ihre That bereits ciugestanden. Oesterreich. Wien. In Betreff der Erhöhung der Znckerstcueranssuhrprämieu konnte bisher zwischen der englischen nnd der österreichischen Regierung eine Einigung nicht erzielt werden. Ungarn fordert absolute Erhöhung der Prämie von I Gnlden 60 Kreuzern auf 1 Gulden !>0 Kreuzer ohne jegliche Beschränkung. Die österreichische Regierung will nicht so weit gehen. Brünn. Am Freitag Äbend ging zwischen Gaya und Bisenz ein heftiger Wolkenbruch nieder. Die ganze Gegend war überschwemmt. Der Schaden wird ans 1 Million geschätzt. Infolge Dammbruches ist der Eisen bahnverkehr Gaya-Wesseli-Biseuz-Pisek eingestellt. Frankreich. Auf dem Boulevard Scbastopol zu Paris explvdirten am Donnerstag nnd Freitag in einer öffentlichen Bedürfnißanstalt mehrere Petarden. Ans der Pvlizeipräfeclnr mißt man diesem Vorkommnis! keine Wichtigkeit bei, hält das Ganze vielmehr für einen schlechten Scherz. — In Folge des lächerlichen Nnsseuknllns der fran zösischen Negierung setzten die Socialisten und Radikalen antirussische Kundgebungen iu Seeue, wobei Unruhen stattfanden. Im Departement Pas de Calais pfisseu 5000 Arbeiter den Fackelzug zn Ehren der Czarenkrönung ans und riefen: Nieder mit Rußland! Nieder mit dem Despotismus!" Beim Handgemenge wurden mehrere Hundert Personen verletzt. In Dijon kam es bei den Veranstaltungen zur Feier der in Moskau stattfindeudcn Czareukrönmig zn einem erwähncnswerthen Zwischenfall. Die Stadt hat einen sveialistischeu Gemeindernth, der aber nichtsdestoweniger beschloß, das Nalhhans bekränzen nud beflaggen zn lassen. Hiergegen prvtestirte im Gemeinderath der „Bürger"' Thivlain, indem er es für antisocialistisch erklärte, die Krönung eines Czaren zn feiern. Hierauf erwiderte ihm sein Parteigenosse, der Maire Mvrm-Gagon, die Interessen des Vaterlandes müßten jedes parteipolitische Bedenken znm Schweigen bringen. Das war allerdings in Frankreich. England. London. Wie ein amtliches Telegramm ans Pretoria miltheilt, sind alle Gefangenen freigelassen worden, mit Ausnahme derjenigen vier, welche zum Tode verurtheilt worden sind nnd deren Fall späterhin in Er wägung gezogen werden wird, und von Sampson und Davids, welche kein Bittgesuch eingereicht hatten nnd über deren Fall nicht berathen worden ist. Die Geldstrafen und die im Nichtzahlungsfalle festgesetzten Freiheitsstrafen bleiben bestehen. Jedoch für diejenigen Gefangenen wird die Entscheidung in der Schwebe gelassen, welche sich ver pflichten, nie wieder sich in die politischen Verhältnisse des Transvaal einznlassen. Als Lord Salisbnry bei Hatfield ans einer Fahrt befindlich war, scheuten die Pferde, gingen durch und wollten einen Zaun überspringen. Der Premierminister nnd sein Begleiter sprangen ans dem Wagen; Lord Salis bury wurde dabei heftig zu Boden geschlendert, bestand jedoch darauf, seine Fahrt iu einem anderen Wagen fort- znsetzeu. Nttstlattd. Petersburg. Der junge Czar wird iu der „Nat.-Ztg." wie folgt beschrieben: Alexander III. von Rußland war bekamitlich ein Niese an Erscheinung wie an physischer Kraft. Wer die gewaltige Persönlichkeit, die ihre Umgebung überall weit überragte, nur einmal gesehen hatte, konnte unmöglich ans den Gedanken kommen, daß sie so bald einer tückischen Krankheit znm Opfer fallen würde. Er war in seiner Jugend ein nie besiegter Ni»g- kämpfer, er konnte wie August der Starke ein Hufeisen mit der Hand zusammenbiegen und auch sonst die erstaun lichsten Kraftproben ablegen'. In Nikolaus II. hat dagegen die Natur die zarte Erscheinung der Kaiserin-Äittwe nachgeahmt. Der junge Czar ist geradezu klein zu neunen, wenigstens ist er einen halben Kopf kleiner als seine Ge mahlin, die freilich eine stattliche, aber keineswegs über mäßig große Erscheinung genannt werden muß. Von seiner Mutter hat der Kaiser die schönen ausdrucksvollen Augen geerbt, die noch nicht viel Arges in der Welt ge sehen haben nnd daher mild nnd freundlich um sich blicken, während Alexander III. immer mit kalten und stechenden Augen um sich sah, als ob ihu etwas befremde oder er schrecke. Moskau. Das Kaiserpaar nahm die Einladung zn dem beim österreichisch-ungarischen Botschafter am Dienstag statifiudenden Festmahle an. Amerika. Alle Zeitungen sind übereinstimmend der Ansicht, das Unglück in St. Lonis sei das schlimmste seit der Ueberslnthung von Johnstown. Die Zahl der Todten beträgt nahezu' 2000. Ganze Bahnzüge wurden umgeweht, unzählige Schiffe sind gesunken. ' Was der Stnrm verschonte, wurde ein Raub der Flamme», da alleuthalben Brände ausbrache». Die Hauptleituttg des MjMeiilöit Deutschen Schulvercins zur Erhaltung des Deutschthums im Auslände. Die schwarze Seele des ehrlose» Deutsche». Das Millemiimusfest trägt schon ganz saubere Blüthen. Ein gewisser Erödi Ernö — wie sollte der Mann wohl früher geheißen haben? — hat ein Festgesangbnch heransgegcben, (Onnopi ckaloslcünz'v) 8", 40 S., Budapest, 1896, bei N. Lampel in Commission, das 21 „patriotische" Lieder enthält, bestimmt, wie es auf dem Titelblatt zn lesen ist, bei den Feiern in den verschiedensten Schulen ein- nnd mehrstimmig gesungen zu werden. Dieses Büchelchen wird, wie es mit solchen Dingen zu geschehen Pflegt, an die Schulen im vorhinein verschickt nnd Erödi Ernö er wartet nun, daß man möglichst viel bestecke, nnd er ein gntes Geschäft mache. Nun, wir hoffen, daß die sächsischen Schulen seine Hoffnung täuschen werden. Es sind fast lantcr Lieder, die uns nichts angehen nud eine» so speeifischen Nassen- charakter an sich tragen, daß sie für niemanden genießbar sein können, als für den Madjaren. Da finden wir Kosmitb not», den Nakohi-Marsch, den Knrntzengcsnng von 1708 n. dergl. m. Den deutsche» Schulen znzu- mnthen, so etwas zn singen, ist eine Geschmacklosigkeit, ein Unsinn, ein Zeichen, wie man in gewissen madjarischen Kreisen das Verständnis; dafür vollständig verloren hat, daß es in Ungarn neben den Madjaren noch andere Nationalitäten giebt, die noch nicht jeden nationalen Ge fühls bar sind. Aber cs kommt noch besser. Auf Seite 23 heißt es im Liede „Die dreifarbige Fahne", in dem die ungarischen Farben, d. h. die Farben des ungarischen Staates, erklärt werden, im 3. Vers: ,,/V mnsodilc kw/ckn toliör Iiü 8mnü. — ilxt, nmtmlsa.: bog)' n iimgMr jo smvü, — llom kokoto mint n nöinot lollcülvk, — IU uoni tmcha. Iwl torcmi u bosottlot." — Zu deutsch: „Die zweite Farbe ist schneeweiß, sie will besage»: daß der Madjare ei» gutes Herz hat, nicht ein schwarzes, wie die Gc- sinunng des Deutschen, der nicht weiß, wo die Ehre wächst." Wenn heute jemand vom deiitschen Volk behauptet es habe eine schwarze Seele, d. h. cs sci schlecht nnd ehr los, so ist das ein Zeichen, daß derselbe ins Irrenhaus gehört. In Ungarn aber fv etwas in einem Gesangbuch zu drucken nnd dieses als Fcstbnch misgeben für eine Feier, die nicht mir von Madjaren bedangen wird, das fällt unter das Gesetz, das die Aufreizung gegen eine Nationalität verbietet. Wir möchten sehen, was für ein Lärm entstünde, wenn irgend jemand sich beifallen ließe, den gleichen Unsinn von den Madjaren zn behaupten; sie hätten eine schwarze Seele und seien ehrlos. Man würde Staatsanwälte nnd Gerichte zu Hilfe rufen — dem Deutschen gegenüber, der in Ungarn gerade anläßlich des Millcnninms sich erinnern muß, was seine Cwtur dem Laude geschaffen nnd genützt, ist alles erlaubt. Wir ver wahren uns gegen solche öffentliche Beschimpfungen, die zuletzt auf den Verfasser znrückfalleu müssen. Die Sache hat aber auch noch eine tiefere Bedeutung. Sie ist ein Symptom dafür, daß die Millenninmsfeier, die eine Fcicr fein soll für den tausendjährigen Bestand, des ungarischen Staates von unveruüufttgen Chauvinisten immer mehr ans das Gebiet einer madjarischen Rassen- feicr hinübergespielt wird. — Mail sollte sich denn doch dabei fragen, nicht inwiefern solches znm Frieden dient, denn darnach fragt man ja schon lange nicht mehr, sondern was für Töne man allmählich in den Chor der Millen- niumsfestklänge hineinbringt, wenn man so iu den Wald hineinschrcit. Wie sollen deutsche Gemeinden, wie sollen deutsche Volksstämme iu Ungarn die Feier mitmachcn, wcmi ihr dieser Charakter ausgeprägt wird? Wir sind nicht gewohnt, das Gericht gegen litterarische Erscheinungen anfzurufen, aber die öffentliche Meinnng muß gegen solche Beleidigungen, die in der Publikation des Erödi Ernö liegen, im Interesse der madjarischen Gesellschaft Steckling nehmen! Vcr ul i sch t e s. — Ei» freudiges Familieuereignisi gab cö vor einigeu Tage» morgens in einem Pserdcbahuwageu der Jnvalidcnstraste in Berlin. Der Schaffner übergab die unbekannte Mutter mit ihrem Kinde dem allezeit hilfsbereiten Schuhmann, der sie mit einer Droschke in die Charilö brachte. — Reicher Segen! In Url offen (Vaden) ist dem Bürger Joh. Wiegele dieser Tage ein Vicrteldutzcud munlcrer Weltbürger geboren worden, zwei Knaben nnd ein Mädchen; Mntter und Kinder sind ge sund. Die Sprösslinge erhielten alsbald die Tanfe und wurden durch buule Bändchen gekennzeichnet, damit keine Verwechslung vor kommt. Der glückliche Vater muß über einen gnlcn Humor versügcu! — Eiu in der Geschichte deS Weinbaues und Weinhaudelö einzig dastehendes Ereignis; hat vor einigen Tagen bei der Wcinversteigerung deS WeingntsbesitzerS H. Espenschied in RüdeSheim sich vollzogen. Zehn Halbstück (zu je UM >) I893cr Rüdesheimer erzielten die Snnnne von 60 IM Mk. Dies ergicbt einen Durchschnittspreis von 13 288 Mk. für ein Stück von 1200 I. DaS beste Halbstück wurde von der königlich bayerischen Hoskellerei in München erworben und der Preis von 12000 Mk. für 600 > bezahlt. Wohl ist für einzelne Hochseine Anölesen auch dieser Preis schon bezahlt, für den ganzen Jahrcsertrag eines Gutsbesitzers jedoch noch nie ein solches Durchschnittsergebnis; wie für diese 1803er Rüdesheimer Hvchgewächse erzielt worden. — In Wien ist der seltene Fall vorgckonnnen, dast eine ganze Familie wahnsinnig geworden ist. Im Hause Tichtelgassc 23 in Margarethen wohnte der als Privatier gemeldete Wittwer Alexander ZabranSki mit drei Tächtern, Therese von 24, Ludmilla von 21 und Leopoldine von 18 Jahren. Ein älterer Sohu, der Buchbinder ist, arbeitet anSwärtS; ein jüngerer Sohn Heinrich ist seit zwei Jahren im Jrrenhause; er bildet sich ein, Napoleon zu sein, leidet also an Grösienwahnsinu. Sv etwas Ivie Grvßenwahusiuu scheint auch die übrigen Familienmitglieder ergriffen zu haben, denn sie verweigerten Plötzlich die Zahlung deS Hauszinses, indem sie erklärten, das HauS gehöre ihnen; den Hausherrn, daun den Gerichtsvollzieher empfingen sie mit Hacken bewaffnet, nud die schliesslich nugernseue Sicherheils wachmannschaft wurde iu gleicher Weise empsaugeu; erst «ach hart näckigem Kampfe, in dem zwei Wachmänner verletzt wurden, konnten der Vater und die drei Töchter überwältigt und gefesselt sortgeftthrt werden. Die Untersuchung ihres Geistesznstandes stellte heraus, das; die drei Mädchen völlig geistesgestört sind; beim Vater liegt vorläufig mir der Verdacht vor, das; er geistesgestört ist; alle Vier wurden in die Psychiatrische Klinik gebracht. Die Familie war im Besitze grösserer Baarschaften und zahlreicher Werlhgegenstände; der Wah», Hausbesitzer zu sein, entsprang also nicht aus Mittellosigkeit. — Der Antwerpener städtische Strastcnaufseher Verschueren hatte kürzlich bemerkt, das; in, Hofe seines an der Place St.-Andrü belegenen Hauses eine Nachtigall ihr Nest gebaut hatte. Er siug die Nachtigall, liess sie uuter dem liuken Flügel mit einem Unterscheidungs zeichen versehen und sandte sie zugleich mit mehreren seiner Brief tauben nach Compiägne. Diese Vögel wurden seiner Beslimmnng gemäss um 7 Uhr lü Min. morgens in Compiägnc losgelassen. Die Nachtigall traf um 8 Uhr 21 Miu. in ihrem Nest wieder ein, während die Brieftauben erst um 11 Uhr 30 Min. eintrafeu. Die
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