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fort und Herr Die Mcihn icht-arbeit der Post. die * * von dort ans noch so nnd so oft ge- schriebe» nnd »in Ihre Einwilli- gnng gefleht? — Schickten Sie nicht damals nnd auch später alle Briefe zurück?" „Sic Härte längst aus, mir solche zu senden." „Und S i e sind durch Ihren eisenharten Kops ein einsamer, nn- g'ücklichcr Mann geworden, der seit zehn Jahren allein sißt nnd es nicht anders ha ben will, aber sich doch Tag nnd Nacht nach seinem aus dein Hanse gestoßenen Kinde Gott! — Konnte das Wirt lichkeit sein? Er starrte in das andere Zimmer, dessen Thüre seht g Öffnet war. In der Mitte desselben stand ein großer, schim- merndcr Weihnachtsbanm nnd breitete seine Zweige über den Häuptern der singenden Kinder ans. „Friß! Gretel!" ries der alle Mann unwill kürlich. „Nein, nein — das ist ja nicht — — das —" „Tocb! Ich bin der Friß und das ist die Gretel", erwiderte der hübsche, blondlockige Knabe mit wichtiger Miene. „Bist Dn nnser Groß papa?" srngte das Mäd chen nnd versteckte sich ängstlich hinter ihrem Brnder. „Freilich ist er's! Tic Fran Bärbe bat's ja ge sagt. Sei nicßl so dnmm, Gretel. Geh hervor! — Der Großvater thut Dir nichts, wenn er auch einen Ein so wonniges Wcihnachtssest war seit langen Jahren nicht mehr in dem alten Fvrsthans gcsciert worden. Als der Wein in den Gläsern perlte, erzählte Heinold, daß er zum Professor au einer berühmten Malerschnle er nannt sei. „Und was willst Du werden, Friß- chcn? Auch Maler?" fragte Schlehmüller deu Kleinen. „Nein, Jäger!" erwiderte dieser. Da hob der Obcrfärster seinen Enkel hoch empor und jauchzte: „Waidmauus Heil, mein Junge! Waldmanns Heil!" Haus offnen." Wortlos streckte Schlehmüller der junge» Frau mid dem Mnuu, jeßt aus dem Alkoven traten, die Arme entgegen. langen Bart hat." „Nein, nein, Ihr braucht Euch nicht zu fürchten, meine lieben, lieben Kinder! Ihr, das Schänstc, das Kostbarste, was mir der heilige Christ bringen konnte. — Aber seid Ihr denn allein ge kommen?'' „Nein, Vater. Sie sollten uns nur Dein Herz nnd Dein „Wer sagt, daß ich das thnc?" fuhr Schlehmüller aus. „Ich sng s und wahr ist's I Uud gerade heute am heilige» Weihnnchtslng sch' ich die Gretel wieder wie leibhaftig vor mir. Wie die immer nugernmit kam mit ihren Einkäufen, ganz außer Athen«, die Bäckchen heiß nnd rvth. „Das für oen Papa! Und das noch — uud das!" Ja, ja, so ging's in einem fort, lind wic sie dann den Banin anpnßte, stundenlang mit den kleinen Füßen aiif der nnbegnemen Leiter stand und dabei nuaufhürlich fragte: „Wird'S jo hübsch? Glaubst Du, daß cs dem Papa gefällt? Ob er sich wohl freut über die Pfeife und über das Käppchen und über — " „Genug jeßt des albernen Geschwäßes!" „Schon gut! Was red' ich denn auch? Sie denken ja gerade so viel au das alles wie ich. Es konnte wieder licht und traulich hier werden. Dazu wär' gar nichts weiter näthig wic die vier Worte: „Komm! Ich hab' verziehen." Unsere Gretel käm' und müßt' sie über's Meer herüber." „Wer mich zehn Jahre lang allein gelassen hat, den ruf' ich nicht." „Und — wenn sie nun einmal nngcrufcn käm' — nnd wieder nni Einlaß bäte —" „So thäl' ich ihr die Thüre nicht ans. Ich hnb'S geschworen als sie damals ging. Dabei blcibt's! Und nun still davon. Ich mag nichts weiter hären!" Unberührt wurde das Essen abgetragen. Scnszcnd ging die Frau hinaus uud kehrte, als der Abend dämmerte, zurück, um einige TanncnreiSlcin in die Vasen zu stecken nnd nach dem Feuer zu scheu. Der Obcrsärstee saß iu der Sophaccke, die lauge Pfeife in der Hand, rauchte aber nicht, nnd als der Lorenz Licht anstccken wollte, jagte er: „Ist nnnäthig! Mir thun die Angen weh. Ich will lieber im Dunkeln bleiben. Aber Sie, Frau Bärbe, sollten sich doch, so wcit's angcht, einen vergnügten Abend machen." Verlegen nnd ängstlich znpfte sie an ihren Schürzcnbäudern hcrnm. „Ein paar Bekannte haben mich nnfgcjucht. Sie kommen von weit her. Und wenn der Herr Oberförster nichts dagegen haben —" „Nein, nein! Ihre Freunde kännen dableibcn. Ist ja Plaß genug iu dem einsamen Fvrsthans. Gehen Sie nur, Frau Lorenz und — um mich braucht sich keiner zu bekümmern. Werde schon klingeln, wenn ich vielleicht etwas haben will." Die letzten Bäume. Er blieb allein. Es war mut ganz finster geworden, nur die aufznckcndcn Flammen warfen einen düsterrolhcu Schein über die weiß gescheuerten Dielen. Tas Tannenholz knisterte und die Funken sprühten bis in die Stube hiueiu. Schlehinüllcr lehnte den Kopf zurück. ES war ihm so'eigen zn Mnthc. Alte, liebe Erinncrimgcu kamen gezogen. Er dachte an die Zeit, wo sein kleines, blondes Weib noch gelebt hatte nnd an die beiden Kinder, Ivie sie laut jubelnd unter dem lichtstrahleu- dcn Banin standen und daun mit ihren frischen, süßen Stimmen nnhnben; „Stille Nacht — heilige Nacht!" Achs das lag alles so fern — so fern nnd er war ein alter, srendlvscr Mann, der sich am liebsten unter die silberne Schnee decke ans den kleinen Friedhof gebettet hätte. Flüchtige Schritte hnjchtcu dnrch's HnuS, treppauf - treppab uud jeßt war cs gar, als beginne ein seltsnmcs^Nanschcn, wie von an der Wand hiustrcifcndeu Zweigen hinter der Thüre des großen Nebenzimmers. Na — dn mochte wohl Frau Bärbe ihre Be- knnntcn herum führen. Der Obersllrster achtete nicht mehr daraus. Seine Gedanken kehrten wieder zur Vergangenheit zurück. Allmählich wurden sic innner verworrener nnd endlich schloß der Schlummer die müde» Lider des Einsamen. Abc« die Geisler längst entschwundener Stunden uingauckeltcn ihn auch jeßt uud schlichen sich in seine Träume hiueiu. „Stille Nacht — heilige Stacht I" Wie von EugelSstimmen gc- suugcu crtäntc das jrvinmc Lied, erst ganz leise, wie ans weiter Ferne herüber klingend, dann lauter — näher — Schlehmüller fuhr empor nnd rieb sich den Schlaf ans den Augen. — Ja, was Ivar denn das? Träumte er denn immer noch? — Der Gesang dauerte