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die an der Controlversammlung thcilnchmcnden Mami- schnftcn während der ganzen Dauer des Tages, an welchem dieselbe stattsindet, zum aktive» Heere gehöre» inid somit auch hi»sichtlich der Vergehe» gegen die Cwilpersonen der Militärgerichtsbarkeit unterstehen. — Vom 11. bis 17. Octvber d. Js. passirten das Königliche Hanptzollamt zn Schandau 176 mit Branu- kohleu, Steinen, Brennholz und frischem Obste sowie 86 mit Stückgütern beladene Fahrzeuge. — Vom 1. Januar bis mit 17. Oktober d. J. sind iusgesammt 8841 beladene Fahrzeuge beim Königliche» Hauptzollamte Schanda» znr Absertiguug gelangt. — Das königl. sächs. Ministerium des Juueru hat neuerdings verordnet, Erhebnngcn darüber anzustcllen, ob und inwieweit die von vielen Bäckermeistern ausgestellte Behauptung, das; die am 1. Juli d. I. in Kraft getretene Verordnung über den Betrieb von Bäckereien und Con- ditoreien das Väckcrgewcrbe und insbesondere die kleineren Meister wirthschaftlich schädige nnd das bisherige gute Einvernehmen zwischen den Meistern nnd den Gesellen beeinträchtige, begründet ist. Auch die königl. bayrische Negierung hat in dieser Richtung eine Untersnchnng au- gcordnct. — Die Erncneruug der Loose für die fünfte Klasse der 130. königl. sächsischen Landcslottcrie, welche in der Zeit vom 2. bis mit 23. November gezogen wird, ist vor Ablauf des 24. October zu bewirken. — Nächsten Sonntag nnd Montag begeht die Be wohnerschaft von .verrnskretsche» das diesjährige Kirch weihfest, welches dm volksthümlichcn Namen „Vvgel- kirmes" führt nnd sich stets eines lebhaften Besuches erfreut. — Bei der am Sonntag bis Dienstag stattge- fnndenen Kaiserkirmes kam auch das Hahuschlagcn iu einigen Elbortschaftcn zur Geltung. Masern und Scharlach, diese nicht mit Unrecht so sehr gefürchteten Kinderkrankheiten, trete» nach vor liegenden Mittheilungcn ans verschiedenen Orten imscres Königreichs wieder epidemisch auf. Die jetzige Zeit des häufige» Temperalilrwcchsels ist diese» Feinde» der Kinderwelt ganz besonders günstig nnd deshalb ergeht an aste Eltern oie eindringliche Mahnung, jetzt mehr als je die kleinen Lieblinge im Ange zu habe» mid sorgsam zu hüten. Aber anch vor einem „Znvicl" ist eindringlich zu warnen; am liebste» schlage ma» hier, wie i» aste» Dinge» die goldene Mittelstraße ein. — In der viclumstrittcneii Frage, ob Dienstmädchen, welche bei Gastwirthcn in der Hauptsache die häusliche Wirthschaft besorge», außerdem aber im Gaslwirthschafts- betriebe insofern mit thätig sind, als sie das Local reinigen, gelegentlich die Gläser spülen und Gäste bedienen, der Kraukeuversichcrnug unterliegen, ist jetzt wieder vom königl. vrcußischen Kammergerichte in Berlin entschieden worden, daß eine dauernde Nebenbeschäftigung im Gewerbebetriebe als versicherungspflichtig angesehen werde» müsse, da im Gesetz kein Unterschied gemacht werde, ob die Beschäftigung ausschließlich oder nur zum Theil iu dem die Versicherungs- Pflicht begründenden Gewerbebetriebe stattfinde. — Zur 1896er Kartoffelernte. Es unterliegt zwar keinem Zweifel mehr, daß uns hcner nicht mir ini Vogt lande, sondern in Sachsen überhaupt, ja fast im ganzen deutschen Reiche eine Kartoffel-Mißernte bcvorstcht; trotz dem wist mid kann doch Niemand auf die Kartoffel als Nahrlliigs- und Gmußmittcl verzichte». Wer sich seine Kartoffeln nicht selbst baut, mag Heuer ganz besonders vorsichtig sein, wenn er seinen Wiutcrbcdarf einkaust, damit ihm seine Vorräthc nicht etwa zusnmmeufaulen. Am einfachsten nnd zuverlässigste» ist cs, die Kartoffel» a»f ihre» Stärkegehalt z» prüfe». Daz» verwendet man zwei verschiedene' Salzlösungen (120 bez. 150 Gramm Kochsalz auf je 1 Liter Wasser). Schwimmen die vorher gut gereinigten Kartoffeln auf der schwächeren Salzlösung, so haben sie unter 14 Proceut Stärkemehl; sinken sie unter, so enthalten sie mehr davon. Sinken die Kartoffeln in der stärkere» Salzlösung unter, so enthalten sic über 18,7 Procent Stärkemehl, sind also als recht gut zn bezeichnen. Wenn wir noch mehr Salzlösungen Herstellen, so können wir die Kartoffeln noch genauer prüfe». Eine Löstmg mit 164 Gramm Kochsalz in einem Liter Wasser entspricht 21,, Proccnt und von 177 Gramm 23,7, Prvcent Stärkemehl. Daß es sich Heuer mehr deuu je empfiehlt, die Verdaulich keit des Stärkemehles und der Kartoffel überhaupt durch das Dämpfen derselben zu erhöhen, möge nebenbei mit betont sein; die als Viehfntter bestimmten Kartoffeln müsseu sogleich »ach dem Koche» zerkleinert werden, sie bleiben dadurch lockerer und können von dem Vieh besser verdant werden. Im Vogtlaude haben sich anch in diesem Jahre die »eueren Kartoffelsorten klagnum donum (weiß) und „Reichskanzler" (roth) wieder als nahezu gefeit gegen Schwarz- wcrden und Faulen erwiesen, und diese Thatsache ist schwerwiegend in einer Gegend wie das Vogtland, woselbst nach der zuletzt aufgcuvmmeneu Aubau-Statistik mehr als 17000 Hektar Ackerland mit Kartoffeln bepflanzt werden. (Leipz. Ztg.) Schmilka. Seit Anfang dieser Woche hat man ans der Höhe des nahen Winterberges mit den Vorarbeiten znm Baue eines Wirthschaftsgebäudes begonnen. Dasselbe wird dort zu stehen kommen,' wo jetzt die uralten Holz- resp. Schnhhänschen stehen. Station Schöna. Vom 1. Jaunar bis mit 20. October d. I. sind iusgesammt 6631 befrachtete Schiffe rmd 1751 böhm. Prahmen von Böhmen nach Deutschland eiugcfahren, die sämmtlich hier angerufen und registrirt wurden. — Morgen dürfte hierselbst die erste diesjährige Karpfenprahme die Grenze passiren. Selbige ist für die Firma Kunert Söhne in Hamburg bestimmt. Vor einige» Tage» trug sich iu Porschdorf der bedaucriiswerthe Fall zu, daß ein dreizehnjähriger Schul knabe, welcher ein Packet Sprengpulver gefunden hatte, das jedenfalls für Sprengzwecke in den Steinbrüchen be stimmt war, zu Schießvcrfuchen verwendete. Dabei schlug die entzündete Ladung dem Jnngcu au den Körper, ver brannte ihm beide Hände iu arger Weise und zerriß die selben theilwcisc derart, daß der Vater den Jungen dem Schandancr Stadtkraukeuhanse zuführen mußte. Iu der Nacht vom Sonnabend zum Souutag kam es iu der nahe am Depotgehöfte der Dresdner Straßen- bahnacseNschaft gelegenen „Mohrenkvpf-Schänke" in Vlafewitz zu einem Streite zwischen dem Wirthe Wolfenter nnd einer Anzahl Gäste, in dessen Verlauf Wolfeuter so erregt wurde, daß er zu einem Taschen revolver griff und damit vom Büffet ans auf die Gäste, mit denen er Streit hatte, schoß. Üeber dieses verhäng- uißvoste Vorkommniß wird dem „Dresdner Anzeiger" ge meldet: Sonnabend Nacht in der zwölften Stunde stellten sich in dem Wartehallcn-Nestanrant, das znr Mvhrenkopf-Schänke gehört, sechs im benachbarte» Pferde- bahngehöfte bei der Elektricitätsanlage für Wagcubau rc. beschäftigte Schlosser ein »ud verlangte» eine gewisse Sorte Bier, die ihretwegen nicht noch zu so später Stunde vom Wirthe angestcckt wurde. Die Leute machten, da sie anderes vorhandenes Nier nicht trinken wollte», Scandal, gingen nach dem Hanptrestaurant hinüber und setzten dort den Wirth des Locales, M. Wvlfenter, znr Rede. Der Wortwechsel wurde immer bedrohlicher, der Aufforderung des Wirthes, das Local zn verlassen, wnrde nicht Folge gegeben, nnd da man in Thätlichkciten über ging, bediente sich Wvlfenter eines geladenen Revolvers, den er als Hanswasfe stets bei sich liegen hatte, zn seiner Verthcidignng so unglücklich, daß einer der zunächst ab gegebenen drei Schüsse traf. Die Kngcl durchbohrte das Herz des Schlossers Friedrich Jacoh Pfaff, der sofort tvdt war. Vou weiteren drei abgegebenen Schüssen traf der eine den Schlosser Richard Valentin Max Siwack in die Brust und verwundete ihn schwer. Die sofortige Benachrichtigung nach dem Gcmeiudcamle führte umgehend den Wachtmeister Schilde herbei und dieser ordnete die Verhaftung des Gastwirthcs Wvlfenter und die sofortige Ucbcrführung des Schwerverwundeten Siwack nach dem Carolahause au. Letzterer wurde in einen Sicchkvrb ge hoben und mittels eines bcrcitgestelltcn Motorwagens in das genannte Krankenhans befördert. Wvlfenter wnrde durch die Gendarmerie der königlichen Gendarmeriestation Blasewitz in der zeitigen Morgenstunde dem Gerichts- gcfäuguisse auf der Gerichtsstraße zngeführt. Den Eltern des Erschossenen, dessen Aufhebung durch die Staatsanwalt schaft am Sonntag erfolgte, ist sofort Milthcilnng gemacht worden. Der Vater ist angeblich Nagelschmiedemeister nnd Hausbesitzer iu Kassel. Pfaff wird als rabiater Mensch geschildert, der bereits mit den Orduuugs- be ziehentlich Polizeiorganeu in Differenz gcrathen ist. Den Erkundigungen nach erfreut sich der Gastwirth Wolfcntcr des besten Lenmnndcs nnd man hört allenthalben, daß er jedenfalls nur im Falle dringender Nothwchr gehandelt habe. Die Excedentcn sollen bereits vorher den Entschluß gefaßt gehabt haben, den Wirth zu reizen. Am ärgsten scheint ihn Psasf am Buffet gegen halb 12 Uhr bedrängt zu haben: nachdem dieser niedergestreckt war, haben die übrigen sich der Schußwaffe zn bemächtigen versucht, wo durch die Abgabe weiterer drei Schüsse sich erklärt. Dem Pfaff war überdies bereits mehrere Tage vorher vou Wolfenter das Local verboten worden. Wolfenter ließ sich sofort verhaften und gab au, daß er sich unr gegen die Uebermachl ans Nothwehr seiner Schußwaffe bedient habe. Die Namen der übrigen Thcilnehmer an dem Streitattentat sind ebenfalls festgestellt. Die staatsanwalt- schaftlichen Untersuchungen sind bereits im Gange. Das Befinden des Schwerverletzten im Carolahanse wird als bedenklich geschildert. Dresden. Se. Majestät der König fuhr am Sonntag in Sendig's Hotel „Europäischer Hof" vor, um Ihrer Kaiser!. Hoheit der Großherzogin von Mecklcnbnrg- Schwerin einen Besuch abzustatteu. Die Frau Groß herzogin ist Nachmittags nach Schwerin zurückgereist. , — Das „Dresdner Journal" schreibt: „Ueber die Aussichten des Gesetzentwurfes, die Zwangsorganisation des Handwerks betreffend, im Bundesrathe ist seit der Einbringung der Vorlage durch die königlich preußische Negierung iu der Tagcspresse vielfach geschrieben worden. Insoweit hierbei der sächsischen Negicrnug gedacht worden ist, möge hcrvorgehobcn werden, daß von derselben zu dem Gesetz-Entwürfe noch keinerlei Stellung genommen worden ist. — Das königliche Schwurgericht Dresden tritt am Montag de» 9. November zn seiner vierten diesjährigen Quartalssitznng zusammen. Ueber die Zahl der Anklaqe- fälle sowie über die Dauer der Sitzungsperiode läßt sich zur Zeit »och nichts mittheilen. Znm Vorsitzende» ist Herr Laudgerichtsdirector Exiier ernannt worden. — Die Oesterrcichische Nordwest-Dcunpfschisffahrts- Gescllschaft zu Dresden wurde ans der Kieler Dampf schifffahrts-Ausstellung mit der silbernen Medaille ans gezeichnet. Der Königl. Bau-Jnspeclor Stecher erhielt ein Änerkennnngs-Diplom. — Dem Vernehmen nach ist schon wieder ein Znckcrkahu ans der Elbe havarirt, und zwar diesmal am „Waldschlößchen" bei Dresden, woselbst das festgefahrene Fahrzeug fast auf dem Trockene» stehe» soll.' Nähere Angabe» hierüber stehe» »och a»s. Am Donnerstag Vormittag, während die Eltern auf Arbeit waren, zündete der nennjührige Knabe der Arbeiter familie Foitzick in Rhäsa Fener im Ofen an nnd goß, inn es besser brenne» zu machen, ans einer Kanne Petro leum hinzu. Die Flamme schlug zurück und im Nu staud der Knabe in Hellen Flammen. Am ganzen Körper breuncnd nnd laut schreiend lief der Knabe vor das Hans, wo herbcieilende Nachbar» die Flamme» löschte». Die Brandwunde», welche der arme Knabe, hauptsächlich au Brust und Unterleib, davoutrug, sind so schreckliche, daß er, trotz sofort herbeigehvltcr ärztlicher Hilfe, kaum mit dem Lebe» davon kömmcn dürfte. Zwei mit i» der Stube anwesende kleinere Kinder sind ohne Schaden da- vongekvmnien. Wieder ein Beispiel, daß alle Warnnng vor solchem Gebrauche des Petroleums nichts hilft. Aus gekränktem Ehrgefühl wegen eines beschuldigte» Diebstahls ertränkte sich vor einige» Tage» die zwölf jährige Tochter des Einwohners Schirmer in Gröbers in einem Teiche. Ein schrecklicher Unglücksfall hat sich am Freitag Abend iu der Bayrischen Straße zn Leipzig ereignet. Als znr gedachten Zeit der Markthelfer Karl Angnst Perl mit einem mit zwei Fässern beladenen Handwagen die Bayrische Straße eiitlnng fuhr, fuhr er versehentlich an einen Postwagen an nnd kam zu Falle. Hierbei rollte» die beide» Fässer, die ei» Gewicht vv» vier Centner hatte», vom Wage» herunter und schlugen mit solcher Wucht an den daliegenden Perl au, daß er einen Schädelbruch erlitt und schwerverletzt in's Krankenhaus gebracht wurde, wo er bald »ach seiner Aufnahme verstarb. — Neben dem Gasthofe zum Napvleonsteiu, d. h. der Stelle, vou der aus der erste Frauzoseukaiser die Völkerschlacht bei Leipzig leitete, wurde am Freitag das ueuerbaute historische Museum eröffnet. Die mit großem Fleiß zusammengetrageiwn zahlreichen Gegenstände, Bilder', Geschosse, Reliquien, Dokumente rc. sind im ersten nnd zweiten Stockwerke eines geräumigen Gebäudes uutergcbracht, und es enthält die erste Etage alles auf die Verbündete» Bezügliche, die zweite fast ausschließlich französische Gegen stände rc. Das Museum verdient de» Bestich jedes Fremden. Am Freitag Abend verunglückte der Schneidermeister nnd Bauunternehmer Wilhelm Lange in Hetzdorf. Als er noch nach Feierabend zu dem am Sonntag stattsinden- dcn Hebcfeste seines Neubaues Banholzstückc abladen half, wurde er von der Wucht eines solchen Hvlzstückes zur Seite geworfen. Er fiel dabei mit den Schläfen auf einen Stein. In der Nacht ist L. in Folge Gehirnerschütterung verschieden. Am 16. October abends von 8 bis 9 Uhr wnrde in Chemnitz ein grauer Leiuwaudbeutcl mit 13600Mk. gestohlen. Hiervon bestand der Betrag von 9500 Mk. in Zwanzigmarkstücken und der Nest von 4100 Mk. in 2 Fünfhundert- nnd 3I Einhnndcrtmarkscheincn. Am Freitag gegen Abend spielten in Bischofswerda zahlreiche Kinder auf und neben einem hoch aufgeschichte- tcn Stoße Bretter eines Nenbancs an der Bismarckstraßc, dessen Hebcfcst gerade begangen wurde. Plötzlich kam der Stoß iu's Mauken und begrub unter sich den acht jährigen Sohn des Fenermanncs Günther. Die anderen Kinder liefen eiligst davon, ohne jemand ein Wort von dem Unglücke zn sagen nnd so kam cs, daß die das Kind ängstlich' suchenden Elter» es erst gegen nein: Uhr todt unter de» Bretter» fanden, nachdem Nachbarn das Unglück anch mir vermnthet halten. Vom Großschönauer Gendarm wnrde nm Freitag Nachmittag in Leutersdorf ein Deserteur vom Dresdner Schützen-Regiment festgenommcn. Derselbe war während des Manövers znm Wachcvmmando in Dresden commau- dirt, hatte sich jedoch seit dem 4. September heimlich von seinem Posten entfernt. Seit der Zeit ist er als Maler in verschiedenen Orten thätig gewesen, zuletzt iu Leuters dorf, wo bei Ausübung seiner beruflichen Thätigkeit der Flüchtling festgenommcn wnrde. Er wurde au das Be- zirkscommaudo iu Zittau abgeliefert. — Zu denjenigen Personen, welche von der Juvali- ditäts- und Altcrs-Versichcrnng nachträglich einen ziemlich hohen Betrag ansgezahlt erhalten haben, gehört anch die in Lentersdorf wohnhafte 82jährige Wiltwe Kr. Derselbe» wnrde» kürzlich 600 Mark Altersrente durch die Post ausgezahlt. T a g c s q c s ch i ch t e. Deutsches Reich. Am Montag Nachmittag 2 Uhr 20 Min. trafen Kaiser Wilhelm nnd Kaiserin Augusta Victoria i» Minden ein, woselbst ans dem Marktplatze durch die Vertreter der Stadt vfficieller Empfang stalt- faud. Nach kurzem Aufenthalte in der Stadt erfolgte die Weiterfahrt nach der Porta Westfalica zur feierlichen Ent hüllung des daselbst errichtete» Kaiscrdenkmnls. A» der Einfahrt zum Festplatze, den das Kaiserpaar gegen 3 Uhr erreichte, hatte eine Eyrencvmpagnie des 15. Infanterie- Regiments Aufstellung genommen. Der Kaiser, in Hnsaren- Uniform mit grauem Mantel, verließ den Wagen, schritt die Front der Ehrencompaguie ab, ging alsdann der Kaiserin znm Wagen entgegen und geleitete dieselbe zum Kaiserzelt, wo die Majestäten Begrüßungen cntgegcnuahmen. Ungefähr 600 Sänger trugen einen „Sängergruß an Kaiser Wilhelm II." vor. Nach Schluß des Gesangsvor- trages richtete der Vorsitzende des Provinziallandtagcs, v. Oheimb, an Ihre Majestäten eine Begrüßungsansprache, worauf dann der stellvertretende Vorsitzende des Prvvinzial- landtagcs, Frhr. v. Landsberg-Velen-Steiufurt, ein Hoch ans Ihre Majestäten ausbrachte, welches begeistert auf- geuommeu wurde und weiter verhallte, während die Majestäten den Stnfenban des Denkmals hinanschritten. Die Fahnen senkte» sich und 700 Posanneubläser setzten mit den Klängen des „Seht, er kommt mit Preis gekrönt" ein. Die Majestäten gingen nun bis znm Fnß der letzten zu dem von Prof. v. Zumbnsch-Wien geschaffenen Stand bild hinanfführendcn Treppe und betrachteten dasselbe von dort eingehend. Nach beendetem Vorbeimärsche der Ehren- compagnie wurde dem Kaiser im Kaiserzelte der Ehren- truuk dargebotcu, welchen derselbe entgcgeunahm, indem er etwa Folgendes sagte: „Er dankte als Mensch für das seinem Großvater nnd als Fürst für das seinem Vorfahr errichtete Denkmal. Dasselbe müsse eine Mahnung sein, das in schwerer Zeit Errungene zn schützen und festzu halten. Er selbst werde all' seine Kraft an Dentschlauds Wohl setzen. Sein Haus sei mit der Provinz Westfale» durch feste, innige Baude verknüpft und die Bewohner der Provinz hätten in guten nnd bösen Tagen tren zu seinem Hanse gestanden. Daß dies anch in der Zuknnft so bleibe nnd die Westfalen freudig seinem Rufe folgen mögen, wenn in ernster Zeit einmal wieder der Nuf an sie ergehe, darauf leere er sein Glas: Er trinke auf das Wohl der Provinz." Das Hoch wurde vou der Ver sammlung begeistert anfgcuommen. Knrz vor 4 Uhr fuhren die Majestäten wieder nach Minden znrück. — Ein Verbrechen, das am Sonntag früh im Mittelpunkte der Stadt Berlin, in unmittelbarer Nähe der verkehrsreichen Friedrichstraße verübt worden ist, hat die Bevölkerung in Aufregung versetzt. Einer der hervor ragendsten Juristen, der Rechtsanwalt nnd Notar Jnstiz- rath Meyer Levy, Vorsitzender des Berliner Anwaltvereius, ist ermordet nnd seine Gatti» verwundet worden. Vier junge Männer im Alter von 20 bis 25 Jahren hatte» die Absicht, i» der im Hanse Mohrenstraße 53 befindliche» Wohnung des Jnstizraths einen Einbruchsdiebstahl zu ver übe», i» der sie große Geldsumme» vermttthetc». Sie schliche» sich am Somitag Morgen gegen 6 Uhr in das Hans ein nnd zwei von ihnen gelangten durch ein Flur- feuster auf eine an der Hofseite am zweiten Stockwerk entlang laufend« Galerie, vou der sie Zutritt zu der Wvhnuug des Justizrathes fanden. Die zu der Galerie führende» Thüre» wäre» nicht verschlossen, anch die Thür des Schlafzimmers des Levy'schen Ehepaares stand offen. Justizrath Levy nnd seine Gattin lagen in festem Schlafe, als die Verbrecher eindrangen. Einer von ihnen versetzte dem alten Herrn mit einem Dolchmesser mehrere Stiche, der Justizrath stieß einen Schrei ans, und seine Gattin erwachte. Bevor sie noch die entsetzliche Lage über- schaneu konnte, hatte der Mörder sich auch ihr zugcwaudt und sie durch zwei Stiche, die iudeß nicht gefährlich sind, verletzt. Die Hilferufe der alten Dame alarmirten die