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— Die internationale Obst-Ausstellung in Hamburg ist in diesen Tagen geschlossen worden. Erwartungsvoll haben viele tansende deutscher Obstfrcnnde die schöucu, dicht gefüllten Hallen in Hamburg mit der Frage be treten: Wie wird unser deutsches Obst den Vergleich mit dem auswärtigen bestehen? In einem längeren Aufsätze in der soeben erschienenen Nummer des praktischen Nalh- gcberS im Obst- nnd Gartenbau wird die Antwort ans diese Frage in sachlicher, begründeter Weise zu Gunsten unseres vaterländischen Obstbaues gegeben. Wir köuueu allen Obstfrennden das Studium des interessante« Ans- satzcs dringend empfehlen — die betreffende Nummer wird kostenlos von der Verlagsbuchhandlung Trowitzsch nnd Sohn in Frankfurt a. O. zugeschickt. Ju der Holzschleifern vou Hauptmann in Porsch dorf vernnglückte am 8. Oktober früh drei Uhr der Holz schleifer Hempel ans Waitzdorf. Er hatte die Turbmeu- welle regnliren wollen, ist aber dabei an seinen Kleidern erfaßt und so an die Wand geschlendert worden, daß der Arme sofort seinen Geist anfgab. Das durch den Fortzug des Herrn Pastor Friedrich freigewordenc Pfarramt Ehrenberg, dessen Besetzung auf Grund des neuen Gesetzes für diesmal dem evangelisch- lutherischen Laudesconsistorium ohne den üblichen Vorschlag dreier Bewerber znstand, ist dem Pfarrvikar Bräß in Markersbach bei Gottleuba übertragen worden. Bei der am Sonnabend Vormittag von 10 Uhr cin im Saale der Hartmann'schen Restauration zn Neu- stadt vorgenommenen Wahl eines Abgeordneten zur Zweiten Kammer für den die Bezirke der vormaligen Gerichtsämtcr Stolpen, Neustadt, Scbuitz und Schandau umfassende» 1l. ländlichen Wahlkreis erfolgte die mit Sicherheit erwartete Wiederwahl des langjährigen be währten Vertreters, Privatns Wilhelm May-Polenz, da auf denselben von 67 überhaupt abgegebene» Stimmen 48 entfielen, während der von Schmidan ans in den letzten Tagen noch anfgeslellle Gcmeindevvrstand Hcriug- Wendischfähre 18 Stimmen nnd der socialislische Caudidat Braune eine Stimme erhielt. Pirna. Der Oberpost-Assistent Vogel, welcher nach Unterschlagung von 51,776 Mk. 75 Pf. am 7. Jnli d. I. von Pirna flüchtig wurde, aber schon einige Tage danach in Leopoldisfclde bei Budapest festgeuonimeu ward, ist nach Erledigung der Ansgleichsverhandlimgen am Sonn abend von Budapest nach Dresden trauspvrlirt worden. Die Abnrtheilnng Vogels dürfte in nicht zn ferner Zeit statlfinden, da sein Vergehen vollständig aufgeklärt ist. — Au der Herstellung der hölzernen Jnlerimsbrücke über die Gottlenba bei Pirna an dem Ausflüsse des Baches in den Elbstrom wird jetzt mit allen Kräften gearbeitet, damit man schon Anfangs nächsten Monats wieder jene so lang unterbrochen gewesene Passage anfnehmen kann. Im Ganzen wird die Brücke etwas über 70 Meter lang, da hier das Hochwasser des 30. Juli de» früher etwa sechs bis acht Meter breiten Bach bekanntlich ans diese kolossale Ausdehnung verbreiterte. Wie schon vemerkt, ist dieser Brückenbau nur ei» vorläufiger. Dresden. Durch Se. Majestät den König ist der Znsammentritt des Landtages ans den 0. November fcst- stesctzt worden. Das Hoflager befindet sich zn dieser Zeit in Sibyllenort; Se. Majestät wird jedoch zur Eröffnung des Landtages in Dresden eintreffen. — Unsere evangelische Landeskirche hat einen plötz lichen nnd überaus schmerzlichen Verlust erlitten, indem am Mittwoch Abend sechs Uhr, wie bereits kurz berichtet, der Oberhofprediger Ur. Ui. und plül. Meier, Vicepräsident des evangelisch-lutherischen Landescvnsistorinms, am Herz schlag verschieden ist. Geboren am 7. September 1828 zn Zwickau, begann der Verblichene seine kirchliche Lauf- bahn im Jahre 1854 als Katechet au der St. Pelrikirche iu Leipzig. In demselben Jahre wurde er zum Pfarrer der Kirche iu Flemmingen iu Sachseu-Altcuburg gewählt nnd wirkte dann vom Jahre 1864 als Pfarrer nnd Superintendent an der Kirche zn Lößnitz. 1867 wnrde er Pfarrer an der Frauenkirche zu Dresden, später Super intendent der Ephone Dresden 11 nnd Cvnsistvrialrath. Ebenso war er Vicepräsidcut des evangelischen Landcs- Cvnsistvrinms. Seine segensreiche Wirksamkeit im Dienste der evangelische» Landeskirche wnrde auch von allerhöchster Stelle ans durch die Verleihung hoher Orden anerkannt. Ur. Meier war Comthnr des löuigl. sächs. Albrechlsvrdens und Comthnr des Sachsen-Ernestiuischcn Hansvrdeus. Vor einigen Tagen hatte der Heimgegangene, der ein Alter von 69 Jahren erreichte, noch in voller Frische an dem in Dresden stattgefnudcncn Philologen - Congrcß thcilgenommen. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Donners tag Vormittag zehn Uhr in der Ausschachtung des Fluth- kaiials der Gemeinde Cotta. Mehrere bei den Unter nehmern des Banes Dickerhvff nnd Widmaun-Cvssebnnde beschäftigte Arbeiter bewegten eine ca. drei CeMner schwere Steiuzengplatte (Sickcrplnttc) über den Kanal, als Plötzlich das Podium eiubrach und zwei Arbeiter, Meier-Pieschen nnd Hentschel-Mickten, mit dem Stein circa sieben Meter tief in den Canal stürzten. Außer stark blutenden Flcisch- wnnden dürften Beide innerliche Verletzungen davvu- gctragen haben. Die Bednnernswcrlhen fanden im Stadt krankenhans Aufnahme. Ans der Annabergcr Straße in Freiberg, wo neue Gascandelaber errichtet werden, war am Mittwoch ein 37jährigcr Gasarbeiter damit beschäftigt, in etwa ein Meter Tiefe ein abgcschuitk'ues Gasleitnngsrohr zn verstopfen. Der kleine Sohn des Gasarbeilers war inzwischen herzu- gekommen, nm dem Vater das Vesperbrod zn bringen. Da er sah, daß sein Vater keinerlei Anstalten traf, sein: gebückte Stellung aufzngeben nnd das Loch zu verlassen, rief er dem Vater zn, doch heransznkommen. Das ängst liche, immer dringlichere Rufen des Knaben hörte ein Schutzmann. Er trat näher und bemerkte, daß der Aermste durch das ausströmende Gas betäubt worden war. Mit Hilfe Anderer wnrde der Bewußtlose herausgchvbeu und ans den Nasen gebettet. Später gelang es, den Ohn mächtigen in's Leben znrückzurnfeu. Das Königliche Landgericht Leipzig hat den wieder holt vorbestraften Handarbeiter Knöfel wegen Beleidigung der Königin Carola zn drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Es gehört .wahrlich eine riesige Dosis Gemeinheit dazu, nm die hohe Fran beleidigen ' zn können, deren höchster Dienst im Wohlthnn und der Fürsorge für Bedürftige besteht. — In der Nacht zum Donnerstag erlöste der Tod einen Mann von schwerem Leiden, der in den literarischen nnd gesellschaftlichen Kreisen Leipzigs nnd darüber Hinans wohlbekannt war: Gustav Schumann, der schriftstellerische Erklärer der weltbekannten Bliemcheu-Figur, wurde durch ein tückisches Kehlkvpsleiden dahiugcrafft. Iu dem weiten Freundeskreise des Verstorbenen wird die Nachricht schmerz liche Thcilnahmc erwecken. Freilich kommt die Todeskunde nicht unerwartet, denn bereits Jahre lang kämpfte Schu- mann mit seinem Leiden, vergeblich an verschiedenen Orten Heilung suchend. Lange schon war der Znstand des Kranken hoffnungslos, so daß der jetzt eiugetretene Tod in Wahrheit als eine Erlösung angesehen werden muß. Unter dem Vorgcben, vom Königlichen Ministerium beauftragt zu sein, die jetzt geänderten Firmen zn revidiren, hat sowohl in Groitzsch, als auch in Borna cin Schwindler versucht, Geldbeträge für diese Revision einznfvrdern. Der Betrüger scheint es besonders auf Geschäfte, welche Frauen gehören, abgesehen zn haben, nnd es ist ihm auch, soweit bekannt, gelnngen, hier eine Wittwe B. nm 4 Mk. 50 Pf. zn prellen. Im Hinblick darauf, das der Gauner sein Operationsfeld auch ans andere Provinzialstädte verlegen könnte, sei hiermit gewarnt nnd zur Vorsicht gemahnt. Das Landgericht Chemnitz verhandelte gegen sieben Schnlknaben ans Annaberg, die angeklagt waren, ans Kirchenbüchscn wiederholt Äeld entwendet oder solches an genommen zn haben. Zwei von ihnen erhielten je zehn Wochen, einer zwei Tage Gefängniß. Die übrigen kamen mit einem Verweis davon. — Ein junger Maurer aus Böhmen kaufte sich in Chemnitz am Mittwoch einen Revolver nnd Munition, trank sich einen tüchtigen Rausch au und wollte sich darauf erschießen. Er feuerte auch mehrmals los uud sank iu srin Bett. Dort fanden ihn zwei herbeicilende Schntzlente, sie sahen aber, daß der Maurer unverletzt war. Er hatte sich in seiner Velrnukcuheit nicht getroffen, aber dafür sechs Löcher in die Wand geschossen. Tödtlich verunglückte der Eiseubahuschaffucr Mütter ans Dresden dadurch, daß er iu übergroßem Pflichteifer in dem am Donnerstag Abend 5 Uhr 58 Minuten vom Berliner Bahnhof in Großenhain nach Dresden abgehenden Zuge, kurz vor Böhla, eine vom Wind verlöschte Laterne anzündcn wollte. Müller, welcher erst zum zweiten Male mitfnhr nnd die Strecke noch nicht kannte, zerschellte sich den Kopf an der Straßcnübcrführnng zwischen Lenz und Böhla. In Böhla vermißt, wnrde er kurze Zeit darauf mit eiugeschlageuer Hirnschale an der Unglücksstätte auf- gefunden. In dem unweit der sächsischen Grenze gelegenen böhmischen Orte Tann enweg brach am Sonntag nachts elf Uhr in dem Svlluer'scheu Hanse cin mit unheimlicher Schnelligkeit nm sich greifender Brand ans. Die Familie Söllner schlief bereits, nnd es gelang nur den im Parterre Schlafenden das nackte Leben zu rette»; zwei Kinder, cin Knabe von sechs nnd ein Mädchen von drei Jahren, schliefen auf dem Boden nnd sind leider erstickt und ver brannt. Nicht einen Knochen hat man von den unglück lichen Kindern wiedergefnnden. Durch Zusammenbruch eiuer über eine fünfzehn Meter tiefe Kiesgrube führende» Brücke stürzte» am Geis berge unweit Brambach sechs Arbeiter in die Tiefe; einer wnrde bei dem Stnrze tödtlich, vier schwer und eiuer leicht verletzt. Betreffs des Projektes der Erbauung einer elektrische» Niugbah» vv» Plaue» über Falkenstein, Anerbach, Lengenfeld, Treuen nnd zurück nach Plauen liegen bereits Angebote von Dresden (Knmmer n. Co.) nnd Berlin (Siemens n. Halske) vor. In Scheibenberg hat die im vorigen Monat ver storbene Frau verehel. Hunger für die dortigen Armen ein Legat von 8800 Mark ansgesetzt. ^MZu dem neuesten Geldmännel-Streiche in Mark- ucukirche» ist noch nachzntrageu, daß das Vorkommnis; sich bereits im Jnli dieses Jahres abgespielt hat, aber verschwiegen blieb, so lange der ans vierhundert Mark kantende Wechsel lief, der von einem Betheiligten dem das „Geldgeschäft" vermittelnden Schuhmacher abgepreßt worden war. Erst als die Deckung des Wechsels ansblieb, wurde der feine Handel rnchbnr, uud cs sind am Dienstag auf telegraphische Anweisung seitens der köuigl. Staatsanwalt schaft alle drei Betheiligteu verhaftet nnd nach Planen an das Laudgerichts-Gefäugaiß abgeliefert worden. In Äeyer haben sich am 15. August ds. I. die beide» Knabe» Karl »»d Richard Anger, elf nnd dreizehn Jahre alt, ans der Wohnung ihrer Eltern entfernt und man hat über ihr Verbleiben bis hcnte noch keine Spur. Die Annahme, daß den Kindern ei» Unglück zngestvßen ist, dürfte kaum mehr vou der Hand zu weisen sein. Durch die Spielerei zweier kleiner Knaben mit Zünd hölzchen verlor der Gutsbesitzer Schreiuer iu Grün bei Bad Elster sein ganzes Besitzthnm. Es brannten das Wohnhaus, sowie Stall, Scheune nnd Schuppen in kurzer Zeit völlig nieder. Die Ernte nnd andere Vorräthe, sowie zahlreiche Wirthschaflsgegeustäude wurden ebenfalls vom Feuer vernichtet Schreiuer hatte nur wenig versichert. Ein Gutsbesitzer iu Ob er sohl wollte, als Jahr- und Viehmarkt iu Adorf staltfaud, eine Kuh zum Verkauf dorthin bringen. Halbwegs zwischen Mühlhausen und Adorf, ans der Straße, zerplatzte Plötzlich der Leib des Rindes so, daß die Eingeweide herattsdrangen nnd der Führer gezwungen Ivar, das Thier todtzustechen. Der hinzugezogene Thierarzt stellte fest, daß sich das Rind, mit welchem der Gutsbesitzer tags zuvor noch Feldarbeiten verrichtet hatte, an frischem, grünem Futter überfrcsseu hatte. T a g e s § e s ch i ch t e. Deutschcs Reich. Berlin. Der Kaiser hat au die Kaiserin Friedrich ein Telegramm ungefähr folgenden Wortlauts gerichtet: „Vor Meinen Angen ist hier auf der Schichan-Werst cin Schiff vom Stapel gelaufen, das zweitgrößte Schiff der Welt. Es bot einen selten imposanten Anblick. Ehe Ich ans der Werft anlangte, konnte Ich dessen Größe bewundern. Den hohen lieben Namen „Kaiser Friedrich", den es trägt, verdient es mit Recht, nnd nach seiner äußeren Erscheinung ist es auch desselben würdig. Möge Gottes Segen es auf seiner im Frühjahr beginnenden Fahrt begleiten. Wilhelm, 1. 1k." Ans Cuxhaven wird gemeldet: Die Kopenhagener Barke „Watergneen", von Rio de Janeiro nach Hamburg fahrend, wurde nachts ^1 Uhr beim ersten Elbfeuerschiff von dem Dampfer „Sparta" überfahren, sank in einer Minute und ist vollständig verloren. Kapitän Dreyer nnd drei Mann werden vermißt; sie sind vcrmnthlich ertrunken. Fünf Mann wurden gerettet nnd hier gelandet. Der ans Dar-es-Salaam nach Deutschland beurlaubte Feldwebel der Schutztruppe Julius Arthur Krause aus Danzig hat in Treptow durch einen Nevolverschnß seinem Leben ein Ende gemacht. Znr Feststellung des Anlasses der verzweifelten That fehlt bis jetzt jeder An haltspunkt. Wie ans Hamburg berichtet wird, hat die „Nor dische Bergungs-Gesellschaft" den Tauchern NobolSki nnd Anderson, welchen es unter schwerster eigener Lebensgefahr gelungen ist, die Leichen ans dem verunglückten Torpedo boot 8 26 zn bergen, durch ihren Director Dahlström Belohnungen von 1000 bezw. 500 Mk. überweisen lassen. Wenn man sich vorznstellen vermag, mit welchen Gefahren das Eindringen in das enge Innere des gesunkenen Bootes verbunden war, in welchem die im Todeskampf festge klammerten Leichen mit den nmhcrtreibendcn Gegenständen in tiefer Finsternis; dnrchcinanderlageu, wird man den beiden Tanchern diese Belohnnng nnd die ihnen dabei vor versammelter Mannschaft gewidmeten warmen Worte der Anerkennung von Herzen gönnen. Es wird bei dieser Gelegenheit gleichzeitig bemerkt, daß die Gesellschaft die Bergung der Leichen als Ehrensache betrachtet nnd wegen derselben weder mit der Marineverwaltnng noch mit der großherzoglich mecklenburgischen Familie ein Abkommen getroffen hat. In der Nacht znm 6. d. M. brachen Diebe in das Stndirzimmer des Pfarrers zn Dissen ein und raubten eine Kassette mit dem gesammten Kirchenvermögen. In der Kassette befanden sich 1000 Mk. baares Geld, drei Sparkassenbücher der Kreissparkasse zn Cottbus, drei brandenburgische Reuteubriefe mit Coupons nnd Talons (Nr. 9961, 11000, 18711) nnd mehrere Urkunden. Der Kaufmann Max Kaplan in Breslau, der 665 Wechsel iu Höhe von über 425000 Mk. gefälscht hat, vou denen er 500 in Höhe von 300000 Mk. wieder ein löste, während die übrigen uneiugelöst blieben, erhielt vier Jahre Zuchthaus. Oesterreich. Pest. Das Militärgericht sprach den Husarcuritlmeistcr Betak, welcher seiner Zeit seine Fran, sowie den Lienteuant Baron Korb ans Eifersucht uiederschoß, frei. Der Rittmeister behält seine Chargen nnd wnrde sofort ans freien Fuß gesetzt. Aufsehen erregt in Prag der Selbstmord des Bürger meisters des Prager Vorortes Koschir, Mathias Hlavaczck. Der Genannte war Besitzer ausgedehnter Liegenschaften nnd der Schöpfer großer Unternehmungen in der Um gebung von Prag. Hlavaczck hatte auch sehr ausgedehnte Ziegeleien nud erwarb ferner den gräflich Clam-Gallas- schen Park in Koschir, den er in cin großes Vergnügungs- Etablissement nmwandeltc. Vor einiger Zeit erbaute er eine eigene elektrische Bahn von Smichvw nach Koschir. Der Werth seines Besitzes wird mit 700000 Gnlden ge schätzt. Am Donnerstag früh nahm er in einem Prager Hotel ans der Altstadt ein Zimmer nnd erschoß sich dort. Die Ursache der That wird in Geldbedräugniß gesucht. Hlavaczck soll sich mit dem Baue der elektrischen Bahn nnd mit der Einrichtung des Vergnügungs-Etablissements verspecnlirt haben und da auch Heuer die Ziegeleien wegen Mangel an Banlnst kein Erträgnis; abwarfen, wußte er nicht, wie er den demnächst fällig werdenden Verpflich tungen werde Nachkommen können. Der Umstand, das; sich auf seiner elektrischen Bahn ein Unfall mit tödtlichem Ansgange ereignete, soll ihn auch in heftige Erregung ver setzt haben. Italien. Francesco Crispi, der soeben sein 78. Lebensjahr vollendet hat, wohnte der Enthüllung des Nicotera-Denlmals in Solerno bei. Auf dem Festplatz traf er mit einem alten Garibnldiner vom Znqe der Tausend nach Marsala zusammen, der ihm mit den Worten die Hand schüttelte: „Wir sind alt geworden!" Crispi entgegnete unverzüglich: „Ei was! Alt ist mau, wenu man stirbt, solange man lebt, ist mau jung." Darnach scheint Crispi nach einer Ruhepause von anderthalb Jahre» wieder Sehnsucht nach thätigem Eingreifen in's öffentliche Leben zn empfinden. Belgien. Lüttich. Das Zuchlpvlizeigericht ver- nrtheiltc am Sonnabend trotz Nichterscheinens vor Gericht, Emil Behrend wegen Annahme eines falschen Namens zu acht Tagen Gefängniß. Doppelberufe?) Ein Selbstbekenntnis; von Or. M-. CmMc ticmpin. In einem Vortrag habe ich nnläugst darauf aufmerksam gemacht, daß die Ausübung eines Berufes für die ver- heirathete Fran nicht wohl angehe, invem entweder der häusliche oder der geschäftliche Beruf leiden müsse. Beides zn vereinigen sei unmöglich. Diese durchaus nicht ans Neuheit Anspruch machende Bemerkung wnrde von einigen Führerinnen der Fraueubewegung mit Hohn anfgegrisfen nud mir zurückgeschleudert mit der Frage: Uud das sagt die Fran, welche selbst Verufsfran, Hansfran nnd Mutter ist? Es lag darin der versteckte Vorwurf der Jncvuseguenz, weil ich, die ich ja selbst solche zwiefache Arbeit bewältigen mußte, damit doch die Vereinbarkeit beider Thätigkeitsarten zugegeben habe. Jawohl, das sage ich selbst, und zwar nicht trotzdem, sondern weil ich es am eigenen Leibe erfahren habe, wie unmöglich es ist, den verschiedenen Ansprüchen bei solchem Doppelberuf gerecht zu werden. Ich glaube nämlich, jede Fran, die das nicht selbst dnrchgemncht hat, spricht wie der Blinde von der Farbe oder der Gesetzgeber am grünen Tisch, nnd die, welche es dnrchgemacht haben, sind theilweise nicht so zahlreich, andrerseits vielleicht nicht so offenherzig, kurz nnd gut — sie schweigen. Damit ist es aber nicht gelhau. Fe mehr wir anerkennen müssen, das; der Fran im Kampf nms Dasein alle Wege zn öffnen sind, daß es einfach ein Gebot der Menschlichkeit ist, ihr Können ans keinem Gebiet der Thätigkeit abznsperren, desto größer wird die Nvthwendigkeit, daß wir uns gegenseitig keinen blauen Dunst vvrmacheu nnd den Thatsachen ganz frei ins Ange sehen. *) Wir entnehmen diesen zeitgemässen nnd behcrzigcnölverthen Aufsatz dem soeben erscheinenden Hest III der Halbmonatsschrift „Boni FclS znm Meer", ans deren fesselnden Inhalt nnd interessanten, farbenreichen Bttdcrschmmk wir schon bei Besprechung dcS I. HcsteS des neuen (17.) Jahrganges Hingelviesen haben.