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Und Dich ha- ?es sKcnvdicrs Moihncichtskiste. Brigincilzeichnilng von Knötcl. Ich gehöre nicht zn ihnen. Ich will fort zuni Großvater hcnt, Weihnacht feiern", sägte er nach einer Panse noch Hinz». sie nicht fortginge. „Heini!" . . . Sie beugte sich über ihn und legte die Hand ans seinen Kopf: „Koniin mit mir, Heini. Willst Du mit mir nach Hanse kommen?"- Er hob die Angen zn ihr mit einem hilflosen, fast erschrockenen Blick, cs war ein seltsamer, weicher Ausdruck iu ihrem Gesichte, den er nicht verstand. Er fühlte heiße Thräneu auf seiner Stirne; er rührte die Hand nicht, nm sie wegznwischeu, sondern sah sie an wie ein Träumender. „Komm mit mir," sagte sie, sehr sanft ihren Arm nm seine schmalen Schultern legend, und mit halb erstickter Stimme fuhr sie fort: „Siehst Dn, ich hatte einen kleinen Jungen. Der hieß auch Heini. Er ist jetzt beim lieben Gott, wo Deine Mutter ist. Nuu hat der liebe Gott Dich zu mir geschickt und mich zu Dir, weil wir beide so allein nnd traurig ivareu. Willst Du mein — Ehristkindchen sein, Heiui? — Soll ich DciueMuttersein?" nicht, zog nur deu >topf noch tiefer zivi- scheu die Schultern nnd schob die blau- gefrvreuen Hande übereinander in die Aermcl seiner Jacke. „Komm niltniir", sagte sie und streckte die Hand aus, nm ihn aufzuheben.„Ich will Dich nach Hanse bringen zn Deinen Leuten." Er schüttelte nur den Kopf: „Es siuo nicht meine Leute. Er sah sie iunuer noch au, als träume er. Ihr schönes, mildes Gesicht lächelte. Sie streckte die Arme ans nach ihm. Er schluchzte plötzlich laut auf, und die kleine, zitternde Gestalt barg sich an ihrem Herzen. Sie weinten zusammen ans dem stillen Friedhof, diese beiden Einsamen, die nun nicht mehr einsain sind. Die Sterne.am Himmel glänzten Heller; der Wind erhob sich rauschend im Gezweig. Wie ein Schimmer der Verklärung lag's über den schweigenden Gräbern. Und wieder,sah das Kind in das schöne milde Gesicht nnd seine Thränen versiegten, ein unendliches Frohgefühl spiegelte sich in den vergrämten Zügen. Nnd auch die Augen der Fran wurden Heller, immer wieder glitten ihre zitternden Hände über die Wangen, die Haare, die Schaltern „Heinrich, Heini Börner!" Sie znckte zusammen bei dem Namen. „Bei wem bist Du denn jetzt, Heini?" „Bei Schkieider Philippsxn's", sagte er, und der Glanz iu seine» Augen, den die Erinnerung an seinen Vater ge weckt, erlosch wieder. „Sind das Verwandte von Dir?" forschte sie weiter. „Nein, sie wohnten neben uns im Keller. Wie sie die Mutter fortgctragcu haben, haben sie mich mit in ihre Stube genommen. Ich soll in's Waisenhaus. - Sie sind alle Die schlug mich uie. Des Abends küßte sic mich und betete mit mir nnd zu Weihnächte« hatten wir einen Wcihnachtsbnnm. Aepfcl waren dran nnd bnnte Lichter — zehn Lichter! Ich kriegte einen großen Pfeffcrknchcn- maun nnd ein Pferd aus Holz — so groß." Er zeigte mit den düuueu, blangefrorencn Acrmcheu. „Eine Trompete hatte ich auch. Die hat mir Philippscu's Karl wcggeuommcu. Sic haue» mich, weil ich ein Zugclaufcucs bin/' Seine Angen umflorten sich wieder. Ev verstummte. Sic sah, daß seine Lippen blau waren und sein ganzer kleiner Körper vor Frost zitterte. Sie stand noch immer vor ihm, nnd er blickte sic an, als verwundere er sich, daß ben sie ganz allein gelassen?" Er nickte gleich- müthig. „Ich bin ja ein Zugelaufenes. Sic hatte mir eine Slnlle gegeben. Ich sollte zu Bett gehe». Aber es war so dmikel i» der Stabe »»d ich kv»»te nicht schlafe». Ncbe»a» hatte» sic eine — Pyramide, Lichter und Fähnchen und Aepfcl dran. Das drehte sich alles. Ich gnckte durch dieThür- ritze. Nachher bi» ich aus dem Fenster geklettert nnd hier her gelaufen — znr Mutter!" „Aber Du darfst nicht hier bleiben, Heini. Es ist sehr kalt nnd Du wirst krank werden." hier bleiben bei meiner Mutter." Er sagte das ganz ohne Trotz oder Zorn, als verstünde cs sich von selbst nnd setzte sich dabei auf dein Grabe zurecht, wie um zn warten. Sie sah ihn au. Ein rührender Ausdruck von Müdigkeit und Geduld lag aus seinen, blasse» Gesichtchen, die großen Ange» blickte» mit einen, seltsamen, harrenden Ausdruck iu die Nacht. Vielleicht, weuu sie ihm ge sagt, daß dort der Tod auf ihn lauerte, hätte er gelächelt. Ihre Augen füllten sich mitThräneu. Sie verwunderte sich darüber, denn sie hatte nicht geweint, wie ihre Kinder starben. „Dn hast Deine Mutter sehr li eb gehabt,Heini ?" fragte sie leise. „Meine Matter!" Das welke Gesichtchen lenchtete ans in Stolz und Verklärung. „Ach, meine Mntter war gut.