Suche löschen...
Sächsische Elbzeitung : 20.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-189711203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18971120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18971120
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-20
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 20.11.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Langenberg unweit Riesa eine dein Schiffseigner Strohbach ans Halbestadt bei Königstein gehörige Zille ans den Grnud. Dieselbe war mit Brettern ans den Sägewerken der Herren Gebrüder Rößler und Hasse (Schandau) beladen. Wie verlautet, soll die Ladung versichert sein. — Im Grundstücke Kat.-Nr. 5 in Rathmannsdorf ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrocheu. — Das Königliche Schwurgericht Dresden verhandelte am Freitag gegen den Tagelöhner Panl Adolf Siegmund wegen Körperverletzung mit tödtlichem Erfvlgc, sowie wegen gefährlicher Körperverletzung. Als Vertreter der Anllngc- behörde fnngirtc Staatsanwalt Caspare, als Vcrthcidigcr Rechtsanwalt l)r. Reichel, sowie als Sachverständiger Polizeiarzt Or. Busch von Dresden und l)r. mvcl. Berthold. Siegmund ist am 23. Mai 1878 zu Droschka« iu Schlesien geboren, noch nicht vorbestraft nnd wohnte bis zu seiner Verhaftung in Mittelndorf bei Schandau. Dem An geklagten wird bcigcmessen, am 30. September ds. Js. in Mittelndorf de» Maurer Mühle und den Schmied Otto Gierth ans Lichtcnhain bei Schandau vorsätzlich mit eiuem Messer körperlich yerlctzt und hierdurch den Tod Mühle's verursacht zu haben. Siegmnnd erwiderte auf die Anklage: „Ich habe nicht vorsätzlich gestochen, ich wollte nicht stechen: ich wollte mich mir rechtfertigen. Es thnt mir leid, daß es so weit gekommen ist; ich kann cs aber nicht mehr ändern!" Der Angeklagte arbeitete auf der Strecke Kohlmühlc-Ulbersdorf. Als Siegmund am Abend des 30. September ds. Js. von der Arbeit kam, traf er in Mittelndorf mit Mühle, Gierth und dessen jüngerem Bruder zusammen. Letzterer äußerte zn seinen beiden Be gleitern in Bezug auf Siegmund: „Das ist der, welcher mich hat Hane» wollen!" Am Sonntag, den >9. September war Tanzmusik im Gasthofe zu Mitteludorf; cS kam hierbei zwischen jungen Leuten von dort nnd ans Lichtenhain zn Reibereien und soll bei dieser Gelegenheit Siegmnnd den jüngeren Gierth zn schlagen gedroht haben. Als auf der Straße iu Mittelndorf Otto Gierth, infolge der Bemcrknng seines Vrnders, den Angeklagten zur Rede stellte, erwiderte Siegmnnd: „Solche Jungens, wie Ihr, habe ich schon dutzendweise an die Wand geworfen!" Nach dieser Acußer- uug kam cs zwischen den Parteien zn einer Schlägerei; der Angeklagte griff nach dem Messer, rief seinen Gegnern fluchend zn: „Ich schlage euch alle zn Krüppeln", nnd stach Mühle darauf iu den Kopf, daß das Gehirn verletzt wurde und er blutüberströmt zusammcubrach, während Otto Gierth schwere Verwundungen an der rechten Kopfseite davvutrng. Gierth war bis zum 12. October arbeitsnnfähig, Mühle wnrde noch an demselben Abende in das Krankenhaus zu Schandau gebracht und ist daselbst am 8. October seinen schweren Wunden erlegen. Als der Messerheld fest- genommen wnrde, trat er noch erneuert gegen den Gemeinde- Vorstand nnd dessen Begleiter auf, erregte anch dadurch allgemeine Empörnng, döst er, als man ihn in das Zimmer, wo der schwerverletzte Mühle lag, brachte, eine Zeitung nahm nnd darin kaltblütig las. Da die Geschworenen die Schnldfrage bejahten nnd die Annahme mildernder Umstände ablehnten, wurde Siegmund zn sechs Jahren Zuchthaus und achtjährigem Ehrenrcchlsverlnjt vcrurthcilt; gleichzeitig erkannte man auf Einziehung des Messers. — Dem Vernehmen nach ist von den betheiligten Eisenbahn-Verwaltnngen eine Vereinbarung für die Eiu- bezichnug der Elbdampfschifsstrcckcn Dresden—Schandau — Bodenbach—Aussig iu den Berlin-Sächsisch-Böhmischcu Nundreiseverkehr 'getroffen worden. Dadurch werden die Fahrscheinhefte des genannten Rundrciseverkehrs bezüglich der Strecke Dresden—Aussig, wahlweise Giltigkeit für die Eisenbahn und für die Elb-Dampfschisse erhalten. Die Einrichtung soll noch vor Beginn der nächstjährigen Reise zeit in Kraft treten. Das; dieses Entgegenkommen wohl allerseits dankbar ausgenommen werden wird, bedarf wohl kaum der Erwähnung. — Die sächsische Lotterie entläßt mit den Beweisen ihrer vollsten Huld die Staaten, die bisher mit ihr in näheren Beziehungen gestanden halten, ans ihrem Verbände. Die jetzige Klasse ist die letzte, au der die Spieler der Thüringischen Staaten mit gutem Rechte betheiligt sind. Gleichsam, als »volle die launenhafte Fortuna diesen Spielern den Abschied von der sächsischen Lotterie recht schnür machen, schüttete sie die Gaben ihres Füllhorns überreichlich ans sic herab. Vor wenigen Tagen leitete sie das „große Loos", die 500000 Mk., in die Thüringer Lande, dann sandte sie anch noch die 300MO NU. nach Eisenach. Nobler kann sich die sächsische Landeslvttcric von ihren ungetreuen Schutz befohlenen nicht empfehlen. — In dem Expreßznge „Nord-Süd", der in einer ' der letzten Nächte auf der Fahrt von Berlin nach Italien unser Königreich passirte, befanden sich nnr 2 (!) Passa giere, einer nach München, einer nach Verona. — Wo bleibt denn da der „dritte Mann" zum Scat? — Falsche Kalender tancheu wieder ans nnd werden namentlich auf dem Lande von gewissenlosen Händlern vertrieben. Kalender, die in den Vorjahren keinen Absatz fanden und welche man mit einem neuen passenden Um schläge versehen hat, werden als echte „98er" verkauft. Darum Vorsicht! — Jede Mutier mag jetzt «ihre Kleinen anweiscn, sich ja nicht ans Hansthür- oder Treppenstufen zn setzen. Die selben thnn dies mit Vorliebe, obgleich es ihnen schweres Siechthnm oder den Tod bringen muß. Man sieht sogar Erwachsene, die, ans Steinplatten sitzend, ihr Mittagscssen einnehmcn. Sollte es zehnmal ohne augenblickliche üble Folgen geschehen, so bleiben dieselben doch nicht ans. Dnrch Herrn Archidiacvnus Hoffmann erfolgte am Sonntag in Pirna die feierliche Taufe und gleichzeitige Confirmativn eines 39 Jahre alten Handwerkers. Derselbe war bis dahin Dissident. Am Sonnabend Nachmittag ertrank in Blasewitz das nenn Monate alte Töchterchen des Uhrmachers S. in der Stube in einem Eimer voll Wasser, in den es ans seinem Lager in einem unbewachten Angenblicke gefallen war. Die Eltern sind über den jähen Verlust der Ver zweiflung nahe. Dresden. Die Civilliste Sr. Majestät des Königs, sowie die Garderoben- nnd Hvfstaalsgelder für Ihre Maje stät die Königin sind im neuen Etat, ebenso wie bisher mit zusammen 3,142,300 Mk. eingestellt. Die Apanagen für die Prinzen re. erfordern insgesammt einen ans Staats mitteln aufznbringenden Zuschuß von 050,039 Mk., das sind 59,158 Mk. mehr als bisher, weil fortan anch 50,MO Mk. für die eigene Hofhaltung des Prinzen Albert bewilligt werden sollen.' — Am Sonntag Nachmittag wnrde ans dem inneren katholischen Friedhof in Dresden-F. die von ihrer eigenen Mutter ermordete Martha Ulbrich zur Ruhe gebettet. Die Zahl der dem Sarge folgenden Trällernden und nicht minder die Zahl der Neugierigen war eine so große, daß der Friedhof polizeilich abgesperrt werden mußte. Eine» ergreifende» Eindruck machte» im Trmierz»ge die Mit schülerinnen der kleinen Todten, die schlnchzeild ihre Frenn- din zur Ruhestätte begleitetem Der verstorbene Freiherr von Bnrgk vermachte der Diaconissenbildnngsanstalt zn Obergorbitz 5000 Mark. Kurz vor seinem Tode erließ er derselben Anstalt eine Hypotheken schuld von 20,000 Mark. Der Raubmörder Keller iu Döbel« ist von der Verletzung, die er sich beim Selbstmordvcrsnch bcibrachtc, soweit hcrgestellt, daß er am Donnerstag frühzeitig ans dem Krankenhause nach dem Amtsgerichtsgefäugniß gebracht werden konnte. Die Ablieferung ans Landgericht Freiberg dürfte nun alsbald erfolgen. Beim Absteigen von einem Motorwagen blieb in Leipzig ein Herr mit dem Schirme hängen. Er stürzte darauf zu Bode» und verletzte sich so erheblich, daß er kurze Zeit danach verstarb. Glauch an. Der Mörder Fraas ist noch nicht ent deckt. Die in manche» Blätter» wiedergegebene Notiz ist falsch. Der Thatbestand verhält sich folgendermaßen: Ein Arbeiter Friedrich Richard Klas ans Sommerfeld bei Leipzig, welcher sich nnr dnrch eine Arbeitsbescheinigung answeiscn konnte, wnrde am Montag in Frohnsdorf anf- gegrisfcn nnd für den Mörder Fraas gehalten. Von da wurde er am Montag in Niederwiera cingclicfcrt, nach Altenburg nnd endlich nach Leipzig gebracht. Dort wurde jedoch seine völlige Unschnld klargcstellt nnd er alsbald wieder entlassen. Der wirkliche' Mörder Fraas konnte noch nicht gefangen werden. Zn einem Aufsehen erregenden Zwischenfall kam cs dieser Tage in Chemnitz bei der Contrvlversnmmlnug. Ein Cvntrolpslichtiger, der wahrscheinlich angetrunken war, hatte für ungehöriges Verhallen drei Tage Arrest zndictirt erhalten nnd suchte, unter Gebrauch der häßlichsten Redens- arteii gegenüber den Offizieren, sein Heil in der Flucht. Der Neservemann wurde jedoch eingeholt und von Militär mannschaften, trotz wüthenden Umsichschlagcns nudBeißens, nach der Kaserne gebracht. Da bekanntlich die Reservisten am Tage der Eontrolversammlimg de» Militärgesetzen unterstehen, dürfte dieser Reservist — Vater von fünf Kindern — eine seinem Vergehen entsprechende schwere Strafe zn gewärtigen haben. Zwickauer Kohlenwerkc haben bisher die Stadt- gemeindc dadurch geschädigt, daß sie bei Berechnung des der Stadtgcmeinde znstchendcn Steinkohlcnzehntens die Kohle mir zu geringerem Preise angenommen haben, ob wohl die Kohlenpreise fortgesetzt gestiegen sind. Die Stadt- vertretnng hat zur Untersuchung dieser Angelegenheit eine» besondere» Ausschuß niedergesetzt, auf dessen Empfehlung hin die Stadt jetzt ans Nachzahlung des zu wenig berech neten Kvhlenzehntcns gegen ein Kvhlenwerk, daö'zn einer freiwilligen Ordnung der Sache bis jetzt sich nicht erboten hat, den Rechtsweg beschreiten wird. Es sollen anch die Verträge wegen der Zahlung des Kvhlenzehntcns neu ge ordnet werde». Pla»e» i. V. Die Erdstöße »ehme» a» Heftigkeit im obere» Vvgtlande z». Die Bevölkerung beginnt ängst lich zn werden. Am Mittwoch Vormittag wurden in Schönberg, Kappel, Brambach, Asch n. s. w. derart heftige Stöße mit dvmierartigem Getöse verspürt, daß die Ein wohnerschaft ins Freie eilte. Die Stöße verursachten dort, wie dem „Vvgtl. Anzeiger" ans Asch gemeldrt wird, eine schaukelnde Bewegung des Erdbodens, die als besonders gefährlich bezeichnet wird. Jede Steigerung des Erd bebens müsse ein großes Unglück zur Folge habe». Einige» Beobachter» schien es zuweilen, als befänden sie sich in einem Kahne auf wogender See. Professor Falb hatte die Wiederkehr heftiger Erdstöße gegen den 17. nnd 24. November voransgesagt. Die beiden seit 15. Angnst vermißten Schiilknaben Richard nnd Karl Anger in Geyer haben sich am Sonn abend in der Wohnung ihrer Eltern wieder eingestellt. Sie hatten während dieser Zeit in Niclasdvrf in Böhmen bei einem Bauern Vieh gehütet. Trotz des Aufgebots in den Zeitungen nnd trotz behördlicher Bemühungen ist von Niclasdvrf leine Kunde nach Geyer gedrungen. (Fortsetzung des Lokalen und Sächsischen in der Aeiiagc). T n g e s g e s ch i ch t e. Dctttschcs Reich. Berl in. Der Regent vvn Mecklenburg-Schwerin, Herzog Johann Albrecht, hat sich zn den Sitzungen des Coloniairaths nach Berlin begebe». — In der am 30. Nvvcmber beginnenden letzten Session des Reichstages werden die Fraclivnen nachstehende Stärke anfweisen: Denlsch-Conservalive 50 (gegen 58 Ende der 4. Session), Reichspartei 25, Dentsch-Sociale Neform- partei 12, Centrnm 101, Pole 20, Nationalliberale 50, freisinnige Verewigung 13, freisinnige Volkspartei 28 (gegen 20 Ende der 4. Session), deutsche Volkspartei 12, Svcialdcmokraten 47 (gegen 48 Ende der 4. Session); bei keiner Fraetion sind 31; erledigt sind zwei Mandate, nämlich Plven-Oldenlmrg (bisher eonscrvativ) nnd Fürth- Nürnberg (bisher Socialdemokrat). — Auf dem Potsdamer Ningbahnhofe in Berlin fuhr am Dienstag der einlanfende Zng heftig gegen einen Prell bock. Der erste Wagen thürmle sich auf die Locvmolive nnd drückte deren Schutzdach eiu. Der Lvcomotivführcr kam unter die Trümmer zu liege». Der Heizer w»rde schwerverletzt i» ei» Krankenhaus gebracht. Von deu Passagieren sind unr einige leicht beschädigt worden. — Der Buchhändler Wilhelm Fritsch, Gneisenan- straße 10 in Berlin, ist wegen einer Reihe Verbrechen und Vergehen, die er gegen seine weiblichen Angestellten begangen haben soll — schwere gewaltsame Körperverletz ung, Verbrechen wider die Sittlichkeit, Entführung minder jähriger Personell, sowie theils versuchter, theils vollendeter Betrug -, verhaftet worden. Fritsch engagirte seiner Zeit znm Vertriebe des Werkes „Im Fluge durch die Welt" im In- und Anslande junge Damen. Zu diesem Zwecke erließ er fortgesetzt folgende Annonce: „Junge Damen, rcpräseutnbcl, aus guter Familie, können mit leichter Mühe 400 bis 500 Mark monatlich dnrch ihre Thäligkeit in einem hiesigen Kimstverlag verdienen. Vorkeunlnisse nicht erforderlich." — Eine große Zahl junger Damen ans gute» Familie», »»d zwar a»ch einige noch nicht sechzehn jährige Mädchen sollen sich auf diese Anuoucen hin ge meldet haben. Selbst die Tochter eines bekannten schwedi schen Gelehrten soll sich unter ihnen befunden haben. Gegen die von ihm Engagirten soll er sich in der obcu- augegebenen Art vergangen haben. Wenn ihm die Mäd chen nicht zn Willen waren, habe er sie mißhandelt, ihnen die Haare ansgerissen rc. Die Hausbewohner sollen — es klingt das fast unglaublich — mehrfach iu die Lage gekommen sein, Mädchen, die er mißhandelt nnd dann eiugesperrt hatte, zu befreien. Von de» Hansbewohnern sei auch die Anzeige ansgegangen, da die Mädchen aus Schamgefühl keine Anzeige erstatten wollten. Fritsch soll den von ihm in die Städte der Provinz ansgefandten Mädchen nachgereist sein nnd sie dadurch, daß er ihnen keine Mittel gewährte,' gezwungen haben, das zu thnn, was er wollte. — Am Dienstag Nachmittag 5'/, Uhr dnrchschnitl der Schneider Emil Bötzow seiner Ehefrau Wilhelmine, geb. Vorbeck in ihrer gemeinsame», Brandenburger Straße Nr. 21 gelegene» Wohnung mit einem Schlächtermesser den Hals nnd tödtete sich dann selbst ans gleiche Weise. Gründe der Thal sind Nahrnngssorgen und Krankheit der Ehefrau. — Die Dachstuhlbräudc in Moabit in Berlin nehmen kein Ende. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mehrere solcher Brände Vorkommen. Somiabcnd früh brannte der Dachstuhl Lübeckerstrnße 22, nud abends stand schon wieder in der Thnrmstraße 09 der Dachstuhl deS Hauses, das über 20 Wohnungen enthält, in Hellen Flammen. Die Fenenvehr hatte längere Zeit zu thmi, nm des Feuers, das schon eine große Ausdehnung erlangt hatte, Herr zu werden. Von den Brandstiftern fehlt anch in diesem Falle jede Spur. Die Gemüther der Einwohner befinden sich in wachsender Erregung. Die Bewohner der oberen Etage» haben in vielen Hänserii einen förmlichen Nnchtwachdienst eingerichtet. In bestimmte» Zwischenräume» werden die Bodenräume abgeleuchtet nud revidirt. — Der Posthilfsbotc Sparmann, welcher am 30. Juli dieses Jahres bei der Explosion eines Packcts Patrone» auf dem Potsdamer Platz zn Berlin schwer verunglückte, ist jetzt als vollständig geheilt aus der Klinik der Unfall station 1 entlassen worden. — Der Prozeß gegen die beiden wegen Ermordung des deutschen Bankiers Haesncr in Marokko nngeklagten Spanier hat vor dem Gerichtshof in Cadix begonnen. Der Hanpl-Urheber des Mordes, Gallego, sagte ans, er sei schon wegen eines anderen Verbrechens vernrtheilt worden; er habe das Christcmthnm abgcschwvren nud sei in de» Dienst' des Schcriff Hassan cmgctreten. Er beschuldigt einen anderen Diener des Scheriffs, Namens Hassani, des Mordes an Haesner. Am Dienstag Nachmittag fand ans dem Militär- Scheibenstand in Stargard in Pommer» ei» Ziveikampf zwischen dem Hauptmann v Haine vvm Cvlberger Grenadier- Regiment nnd dem Brigade-Adjutanten v. Ostrowski ans Hantwver statt. Ostrvwski wurde durch eine» Schuß in den Kvpf schwer verletzt. Ursache des Ziveikampfes waren Familienangelegenheiten. Der Schlächtermeister Ortelsmann in Hohensdvr (Brandenbnrg) wvllte kürzlich in seinem Schlachthanse einen Stier schlachten. Der erste Schlag mit dem Beile ging jedvch fehl nnd das Thür stürzte sich ans den Meister, spießte ihn ans die Hörner nud zerstampfte ihn daun, bis der Körper nnr nvch eine unförmliche Masse bildete. Der Stier rannte hierauf fvrt, wnrde aber nach kurzer Zeit vvn berittene» Schutzleute» erschösse». Schwerin. Die Taucher Nvbvlsky und Andresen, welche die Leichen des Herzogs Friedrich Wilhelm und der übrigen mit dem Torpedoboote 8 20 Ertrunkenen ge borgen haben, sind am Svunabcnd Mittag von dem Herzog-Regenten empfangen nnd dnrch Verleihung eines Ordens ausgezeichnet worden. Am Nachmittag begaben sich die beiden Taucher nach Rabensleinfeld und wnrden daselbst von der Großherzogin-Mutter Marie empfangen. Die jüngst vollzogene» Laudtagswahle» im Herzog- thum Brau»schweig habe» »»ter auffallender Thcil- uahmlvsigkeit der Bevölkerung staltgefniidem In der Stadt Braunschweig wählte» sieben Procent der Urwähler. Sehr drastisch trat diese Interesselosigkeit in dem 3000 Eimvolmer umfnssendeli Flecke» Langelsheim zn Tage. Dort saß der Ortsvvrsteher, wie man berichtet, ordnnngsmäßig seine Zeit im Wahllokal ab, nud als dann Niemand erschienen Ivar, wählte er deu „Ortsvorsteher" einstimmig zum Wahl- manu der 1. Klasse; am Schluß des Wahlacts trat dann noch der Nachtwächter ein, nm sich selbst znm Mahlmann der 3. Klasse zn wähle». Vor Knrzcm wurde iu Zaber» i» einer Verhand lung vor der Strafkammer des Landgerichts ein Lehrer ans St. Qniri» als Zeuge anfgerufen. Auf die deutsche Anrede des Vorsitzenden hin bat der Lehrer diese» auf französisch, ihn doch lieber französisch aussagen lasse» zu wolle». Als der Vorsitzende deswegen seinem Bedenken Ansdrnck verlieh, daß der Zcnge als deutscher Lehrer nicht deutsch spreche» wvllte, wiederholte dieser seine Bitte, französisch anssagen zu dürfen. Es wurden dem Zeugen darauf Fragen m deutscher Sprache vorgelegt, die er dann unter fortwährender Zuhilfenahme frcmzösischcr Ausdrücke nur aus das Alleruothdürstigste iu Deutsch beantwortete. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung wnrde dann der katholische Pfarrer von St. Quirin vernommen. Die Frage des Vorsitzenden, ob er deutsch spreche, verneinend, sagte er von A bis Z französisch ans. Daß eiu Lehrer in einer deutschen Schule nicht deutsch spricht, ist nller- diugs bedenklich. Die Kälte hat in Thüringen zwei Opfer gefordert. Im Mühlthal bei Jena wurde eiu Haudwerksbnrsche erfroren anfgefuudeu, desgleichen in der Nähe von Greiz ein Ziegeleiarbeiler aus Neumark. Zur Abhalniug deutscher Natioual-Festspiele auf dem Niederwald beschlossen die Ortsgruppen Nüdeshcim, Bingen und Wiesbaden, für den Ankauf des Platzes die erforderlichen 350000—400000 Mk. ans eigenen Mitteln zn bestreiten. Eine sehr zahlreich besuchte Versammlung des All deutschen Verbands im „Musenm" in Marburg beschloß nach einem Vorträge des Kapitäiilientcmauts a. D. Weyer die Absendung einer Resolution an den Reichskanzler nnd den Staatsseeretär des Reichsmarincamts, in welcher die Bitte ausgedrückt wird, mit allen Kräften für die ans die Durchführung einer umfangreichen Verstärkung der vater ländischen Kriegsflotte zielenden Pläne eintreten zu wollen. In Freibnrg (Breisgau) faßte eine von 1000 Personen aller Kreise besuchte Versammlung nach einem Vorträge über den deutschen Seehandel und die deutsche Wehrkraft zur See deu eiumüthigeu Beschluß, daß die nationalen Interessen eine starke organische Entwickelung der Marine
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)