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Aphck, das beim Falle seiner Mauern 27,000 Soldaten Benhadad's sowohl den Tod als auch Grabsteine gab. — Tyrus, die Königliche Börse (kovsl >"xcl,<mgo) der Alten Welt. — Der Strom Kischon, der Besen, wodurch Sisera's Heer weggefcgt wurde. — Gilboa, der Berg, den David verfluchte, weder durch Thau noch durch Regen getränkt zu werden; aber vor kurzem wurden einige reisende Engländer, die den Berg erstiegen, tüchtig durchnäßt; David verfluchte ihn nämlich nicht im prophetischen Geist, sondern in poetischer Entzückung. — Gilgal, wo das Manna aufhörte; die Israeliten waren bis dahin Tischgenoffen der Engel gewesen. — Gibcon, dessen Einwohner den Josua mit einem falsch-datirten Paß betrogen. Wer hätte es gedacht, daß Nagel-Schuhe") so viele Hinterlist bedecken könnten? — Gaza, deren Thore Simson wegtrug und wo er tm Hause Dagon's zum Spott diene» sollte, aber ein Trauerspiel aufführte, das die Bühne niederriß und ihn selbst mit allen Zuschauern erschlug. — Makphelah, wo die Patriarchen begraben sind, deren Körper zum Besten ihrer Nachkommen von dem Lande Besitz nahmen. — Edrei, das Land des Og, auf dessen gigantische Gestalt die Rabbiner noch gigantischere Lügen aufgethürmt haben. — Pisgah, von wo aus Moses das gelobte Land erschaute; hier begrub ihn der Engel und begrub auch das Grab, damit cs nicht Veranlassung zum Götzendienste geben möchte." Die Haupteigenthümlichkeit seiner Schriften ist zweifelsohne der Witz, obgleich, wie Coleridge bemerkt, dieser Umstand ihn des Lobes beraubt hat, das der praktischen Weisheit seiner Betrachtungen, so wie der Schönheit und Mannigfaltigkeit der aus seinem Stoff hervorgehenden Wahrheiten, gebührt. Außer der Spielerei mit Worten und Phrasen gefiel sich Fuller, nach der Aus zählung Barrow's, am meisten „in treffenden Anspielungen auf bekannte Anekvoten, in wohlgewählten Anwendungen populärer Redensarten, in herber Ironie, verstellter Einfalt, sonderbaren Vergleichungen und drolligen Raisonnc- ments." In diesen war er unübertrefflich, wie aus einigen kurzen Auszügen hcrvorgchen wird. Ueber die Jesuiten sagt er - „Die Mildthätigkeit dieser Väter ist so groß, daß sie Keinem Böses Nachträgen — sondern es ihm sofort wiedervergelten." Ueber einige in zweideutigen Ausdrücken verfaßte Kirchengesetze, in denen die Tugend Gefahr läuft, durch unreine Beschreibungen der Reinheit befleckt zu werden: „Es ist wirklich zu bewundern, wie die jungfräulichen Kanonisten eine solche Kenntniß der Obscönität erwerben konnten " lieber den wunder baren Sarg der heil. Audry bemerkt er schlau: „Unter den Trümmern der Wälle von Grantchester (Cambridge) wurde ein Sarg von weißem Marmor mit dazu gehörigem Deckel gefunden, auf welchen ihr Körper so genau paßte, als ob (wie man zu glauben geneigt sepn wird) jener eigens dazu verfertigt worden." Bei Gelegenheit der Marimc des Machiavell: „der Geschichts schreiber müsse von keiner Religion sepn", bemerkt er: „Machiavell selbst war am besten zum Historiker geeignet." Ueber die ungewöhnliche Verbindung großer Gelehrsamkeit mit großem Reichthum in dem berühmten Selden äußert er sich: „Herr Selden hatte einige Münzen der Römischen Kaiser, noch weit mehr aber der Englischen Könige." Zu großes Bestreben, sich nach der Mode zu kleiden, rügt er so: „Wären einige unserer Stutzer mit den Israeliten in der Wüste gewesen, als vierzig Jahre lang ihre Kleider nicht alt wurden, so hätten sie sich geärgert, so lange bei einer Mode bleiben zu müssen." Die Hofnarren werden von ihm auf folgende witzige Art treffend charakterisirt: „Dieses Amt kann Keiner übernehmen, der nicht Witz hat, and wird Keiner übernehmen, dem nicht der Witz (der Verstand) fehlt." Nachdem er uns be lehrt hat, daß der ungehorsame Sohn von seinen eigenen Kindern mit derselben Münze bezahlt wird, erzählt er Folgendes: „Einer beklagte sich, daß nie ein Vater einen so ungehorsamen Sohn gehabt, als er. „„Ja!"" entgegnete dieser, mit mehr Wahrheit als Schicklichkeit, „„mein Großvater."" Ueber Geistesmangel bei sehr großen Leuten bemerkt er: „Bei Solchen, die vier Stock hoch bauen, steht oft die Dachkammer leer"; und über Blödsinnige: „Sie haben mitunter so kleine Köpfe, daß der Verstand darin keinen Raum hat; mitunter so große, daß sie für so vielen Raum keinen Verstand haben." Und wieder: „Gewöhnlich hängt die Natur in der Physiognomie eines Dummkopfes ein Schild aus, und eS liegt darin Grund genug, ihn als ver dächtig festzunehmen. Es giebt aber auch einige, deren Gesichter gangbar sepn würden, wenn sie sich durch Sprechen keine Blöße gäben; denn man weiß, daß die Glocke gesprungen ist, wenn man sie schlagen hört." Von solcherlei drolligen Raisonncments sind die Schriften unseres Ver fassers voll. Was kann seltsamer sepn als der Grund, den er in seinem „Charakter einer guten Frau" über die Reihenfolge der Ermahnungen Pauli an Männer und Weiber (im dritten Kap. der Epistel an die Kolosser) angiebt? „Der Apostel räth zuerst den Weibern, ihren Männern zu gehorchen, und dann erst diesen, ihre Weiber zu lieben. Gewiß war es paffend, den Weibern zuerst dieses Gebot zu verkünden, da es das schwerste ist und jene daher mehr Zeit nöthig haben, es lernen. Aus derselben Ursache fangen wir mit dem Cha rakter einer guten Frau an." Auf eine nicht weniger humoristische Art kommen- tirt er die Lehre: Laß nicht die Sonne über deinen Zorn untergehen. „Der Zorn, bis zum Morgen bewahrt, bringt, gleich dem Manna, Fäulniß und Ver wesung hervor; das Manna erhielt sich aber am Sabbath, wogegen der Zorn gerade dann am schädlichsten ist. Paulus spricht: „„Laß nicht die Sonne über deinen Zorn untergehen"", um die Gegenfüßler in einer anderen Welt von deiner rachsüchtigen Natur zu benachrichtigen. Wir müssen aber lieber den Sinn als die Worte des Apostels zu Herzen nehmen, mit möglichster Schnelle uns des Zorns zu entledigen; nicht aber buchstäblich die Erlaubniß zu haben vermeinen, bis Sonnenuntergang zornig zu bleiben. In diesem ') ciontes »Noe,, wurde» damals von geringen Leuten getragen. Falle müßte unser Zorn mit den Tagen an Länge zunchmen, und den Grön. ländern, bei denen der Tag ein Vierteljahr dauert, würde Zeit genug zur Rache übrigbleiben." (Schluß folgt.) Frankreich. Die Pariser Polizei nach der Juli-Revolution. (Schluß.) Die zahlreichen Angriffe auf das Leben weisen und guten Königs, welche trotz dieses ganzen Heers von Spionen, Beamten und Agenten, ohne vorhergegangene Entdeckung oder rechtzeitige Verhinde rung, stattgefunden, so wie die große Masse von Verbrechen und Lastern, die fortwährend in der Französischen Hauptstadt grassirt, zeigen deut lich, wie wenig jenes System als Repressionsmittel ausrichtet. Wir haben zwar keinen deutlichen Beweis dafür, daß die Wirksamkeit desselben das Ver brechen auf direktem Wege vermehrt, aber wer die Details des Herrn GiS- quet gelesen hat, kann nicht zweifeln, daß es indirekt so wirken muß. Wir möchten auf das ganze Polizei-System, mit geringer Abänderung der Worte, den Vorwurf anwenben, den Herr Gisquct dem über den verschiedenen Zweigen der Verwaltung stehenden Spionirsystem macht: „Die Art Inquisition, die über Personen von allen Klassen und Lagen ausgeübt wird, hebt alle Moral und alles Vertrauen zwischen den rechtschaffenen Mitgliedern derselben Staats- Gesellschaft auf." Welches ist in der That das Bild von Paris, wie wir eS in diesem Werke bekommen? jeden Stand, jede Gesellschaft, jeden Salon sehen wir von Spionen verschiedener Art und Stellung bewacht; die zufälligsten Worte, die unschul digsten Ausdrücke, die Scherze einer Abendgesellschaft, das Geplauder einer Hausfrau, die Frivolitäten eines Gecken werden behorcht und der Polizei be richtet; jedes öffentliche Büreau von Anderen beobachtet — ja di« Polizei- Präfektur selbst, die Quelle und das Centrum alles Spionirens, von den ge heimen Agenten anderer Behörden unter verschiedenen Borwänden besucht und erforscht; jeder Minister läßt das Benehmen seiner Kollegen auskunbschaften; noch höhere Personen — den» das wird uns deutlich zu verstehen gegeben — beobachrcn dasselbe System gegen Alle; und um das ganze außerordentliche Schauspiel voll zu mache», sehen wir Minister, Beamten, die Chefs und ihre Untergebenen, Alle sammt und sonders von den schlechten Werkzeugen, die sie zu dem schlechte» Geschäft brauchen, betrogen und geplündert. Wo ist das gegenseitige Vertrauen unter einem solchen System? Wo ist edle Aufmerksam keit und Offenheit? Wer kann seinem Nachbar vertrauen? Wer kann vor seinem Diener ohne Scheu sprechen? Wer kann irgend Jemanden als Freund betrachten? Wenn einer eine Privatansicht über Politik ausspricht, wenn einer eine Weste von cigenthümlicher Farbe trägt, so riskirt er zu den Zwölftausend eingetragen zu werden, die in dem von Herrn GiSquet erwähnten: Repertoire bioKrapIügue äs lous les imliviüns qui ont fixure «Ians les assaires politiques prangen. Wenn einer seine Wohnung ändert, wird er der Polizei angezeigt; wenn ein Freund aus der Provinz uns besucht, müssen wir das wunderbare Faktum dem Kommiffariuü des Quartiers mittheilen. °) Jedes Wort, jeder Schritt, den wir thun, wird bewacht; wir wissen nicht, ob der Spion an unserer Thür, in unserem Hause, an unserem Tische sitzt; aber wir fühlen, daß die Polizei überall ist, nicht sowohl uns zu schützen als uns zu bewachen, nicht sowohl für als gegen uns. Es waltet ein großer Unterschied zwischen weiser Vorsicht und ungerechtem Verdacht, und Jemanden als Feind behandeln, heißt nur zu oft, ihn dazu machen. Wir fürchten, daß es in Frankreich so ist. Herr GiSquet verbirgt nicht, daß das Volk einen allgemeinen und sehr natür lichen Abscheu vor der Polizei hat; wer weiß ob nicht ein Theil dieses Haffes auf die Regierung, die sich ihrer bedient, übergehen mag? Ehe wir schließen, werfen wir noch einen Blick auf den Theil der Polizei, gegen den sich am wenigsten einwenden läßt, wir meinen die geheime Krimi nal-Polizei, die in Frankreich die „Sicherheits-Brigade" heißt. Sie ward ur sprünglich von dem berüchtigten Bidocq organisirt, dessen Memoiren wir bei dieser Darstellung mit denen deö Herrn Gisquet verbunden hätten, wenn sie nicht mehr Spitzbubcngeschichten als Notizen über die Polizei lieferten; aber Herr Gisquet hielt es nach seinem Amtsantritt für zweckmäßig, in diesem Zweige des öffentlichen Dienstes große Veränderungen zu treffen, und er ver sichert, daß dieselbe» sich als eine Verbesserung erwiesen haben. Es mag vielleicht seltsam scheinen, aber es lag ein großer Schatz von Philanthropie in dem Charakter des Herrn Vidocq und viel Wahrheit in seiner eigenthümlichen Theorie, daß wenige Menschen, wenn auch noch so schlecht, unverbesserlich sind. Er sagt: „Das Diebsgewerbe würde nicht als Gewerbe cristiren, wenn die un glücklichen Geschöpfe, welche die Gerechtigkeit einmal verurtheilt hat, nicht der Schande und Verachtung preisgegeben wären. Die Gesellschaft zwingt sie, zusammcnzuhalten; sie schafft ihre Verbindung, ihre Gewohnheiten, ihre Stärke." Mit solchen Gesinnungen ward Vidocq, nachdem er die abenteuer liche Laufbahn eines Französischen Spitzbuben durchgemacht, mehreremal die Galeeren gekostet, aber die äußerste Strafe des Gesetzes vermieden hatte, durch eine außerordentliche Verkettung von Umständen Chef der Sicherheits-Brigade und entwickelte in dieser Eigenschaft ohne Zweifel viel Geschick, Redlichkeit und Glück. Es war natürlich genug, daß Vidocq nach dem gewöhnlichen Sprüch- ') Wir müssen hier daraus Hinweisen, dal! diese Ansichten und insbesondere die letzten Bemerkungen der Englischen Review angehören, nach welcher wir diese ganze Darstellung geben und welcher im Bergleich mit der ausgedehnten Freiheit und Unabhängigkeit der Person und des Hauses, an die der Engländer gewöhnt ist, diese auch bei uns bestehende und also gar nicht nichr ausfallende Sitte natürlich ganz neu erscheinen muß.