Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummer». PrönumcrationS-Preis 22j Siibergr. (t Thlr.) vierteljährlich, 3 Thw. für da« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumiriri aus diese- -Mrstur- Blatl in Berlin in der Expedition der Wg. Pr. Staat--Zeitung (FriedriM-- Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im AnSlande hei den Wohltodt. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 43 Berlin, Montag den 1l. April 1842 England. Leben in Alt-England.") I. Die Großen im luten Jahrhundert. Die inneren Kriege, die im Verlauf des ganzen fünfzehnten Jahrhunderts in England wüthcten, nöthigten jeden Edelmann, um die von ihm ergriffene Partei zu verstärken und seine persönliche Sicherheit zu bewahren, ein so großes Gefolge zu halten, wie cs nur die Umstände erlaubten. ES versam melten sich daher Alle, die ihren Unterhalt aus diese Weise gewinnen wollten, um das mächtige Banner eines Großen oder das unscheinbare Fähnlein eines Ritters, während der Anführer, dessen Freigebigkeit seine Genossen zusricden- stellte, immer auf ihre Treue rechnen konnte, ob er gleich selbst seine Partei nach Belieben wechselte. Aus einem solchen Heer bewaffneter Anhänger bestand auch die Macht des berühmten Warwicks, des „Königmachers"; man be rechnet, daß er auf seinen verschiedenen Gütern und Schlössern täglich 50,000 Mann unterhielt, so wie daß bei seinem Aufenthalt in London von seinem Gefolge zum Frühstück täglich sechs Ochsen verzehrt wurden, während alle Gasthöfe mit Lebensmitteln für dasselbe angcfüllt waren. Wenn wir überhaupt das häusliche Leben des Arels betrachten, so finden wir, daß seine Burgen nicht unbedeutenden Palästen glichen. Die Großen, vorzüglich die von höherem Rang, hatten ihre geheimen Räthe, ihre Schatz meister, Marschälle, Konstabler, Holm einer, Secretaire, Herolde, Boten, Pagen, Wachen, Trompeter, mit ganzen Schaaren von Sängern, Schau spielern, Possenreißern, Seiltänzern, Taschenspielern und Gauklern; endlich befand sich auch, um die erhabene Majestät der Religion über diese» fürstlichen Hofstaat zu verbreiten, in jeder Burg eine Kapelle mit Priestern und Chor knaben, und der Gottesdienst wurde mit aller Pracht einer Kathedrale verrichtet. Aus den beiden täglichen Mahlzeiten, die man zur Zeit der Normännischcn Eroberung in England cingeführt hatte und die der Adel zum Schein so lange beibehielt, waren jetzt allgemein vier geworden; Das Frühstück, welches man um 7 Uhr Morgens cinnahm, das Mittagsmahl nm »0, das Abendessen um 4 Uhr Nachmittags, und die sogenannten LivcricS, die um st oder 0 Ubr Abends im Bette eingenommen wurden. Das Frühstück war, obwohl so zeitig, dennoch ein Mahl von sehr nahrhafter Beschaffenheit; es ist aber dabei zu erinnern, daß man damals schon seit drei Stunden munter war. So finden wir in dem „Familienbuch" des Grafen von Northnmberland, daß während der Fastenwoche das Früstück für den Grafen und seine Gemahlin aus folgen den Speisen bestand: ein Laib Brod in Schnitten, zwei ManchetS, d. i. kleine sechslöthige Semmel von dem feinsten Weizenmehl, ein Quart Bier, ein Quart Wein, zwei Stücke Salzfisch, sechs gesalzene und vier frische He ringe, oder ein Gericht Sprotten — was gewiß eine gute Vorbereitung zu den Kasteiungen der Fastenzeit ist. An Fleischtagen hatte man statt der Fische ein Stück Hammel- oder Kalbfleisch. Die LivcricS hatten, obgleich im Bette eingenommen, denselben Charakter des Uebcrflusses und der Nahrhaftigkeit; sie bestanden beim Grafen Percy und bei seiner Gemahlin aus zwei ManchetS, einem Laib hausbacken Brod, einer Gallone Bier und einem Quart Wein, letzteren erwärmt und gewürzt. Während unter den höheren Klassen das Frühstück, das Abendessen und die LivcricS, wie es scheint, einsame Mahlzeiten waren, betrachtete man das Mittagsmahl als ein öffentliches, wichtiges Ereigniß, das niit aller Feierlichkeit abgehalten wurde. Auch hier finden wir die Fülle und die Verschwendung jenes Zeitalters mit der ihm eigenen Rohheit und Unbequemlichkeit verbunden. Der ungeheure eichene Tisch füllte die Mitte der Burghalle auS, und um zehn Uhr Vormittags seufzte er schon unter ungestalten Massen von frischem nnd gesalzenem Rindfleisch, worauf Fisch und Geflügel in sonderbar zusammenge setzten Gerichten folgten. Der Gastgeber nahm seinen Sitz unter dem Thron himmel, am oberen Ende der Tafel, ein -, seine» Freunde« und Anhängern oder Lehnsmännern werden Plätze ober- und unterhalb des Salzes, je nach ihrem Range, angewiesen, und da die Gabel ein in England noch unbekannter Lurus- Artikel war, so wurden die Bissen mit den Fingern zmn Munde geführt, wäh rend zahlreiche Auswärter den Gästen Wein, Bier und Ale in hölzernen und zinnernen Bechern reichten. Um diesen schwachen Umriß auözufüllc», müssen wir uns die Falken des Hausherrn und seiner Gäste denken, die auf Stangen in ihrer Nähe standen, so wie die Hunde, die unten auf dem Fußboden lagen. Da das Mittagsmahl gewöhnlich drei Stunden dauerte, so mußten zuweilen *) AuS dtr kictorial üistor? of Lvslavd. London, 1841. Pausen entstehen; um diese auszufüllen, griffen die Sänger zur Harfe oder zur Flöte, die Hofnarren gaben ihre Späße zum Besten, die Gaukler tanzten, und die Taschenspieler zeigten ihre Künste; oder wenn ein besserer Geschmack herrschte, so erschallte ein Lied von den Kriegen Palästina'S oder ein roman tisches Gedicht von irrenden Rittern durch das Getümmel und erfüllte die Seele mit einem Anklang geistigen Genusses. Wenden wir uns von dieser Schilderung der Lebensweise des bobcn Adels zu den Hoffesten, vorzüglich zu denen, wodurch wichtige Ereignisse verherrlicht wurden, so nehmen wir ähnliche Erscheinungen, nur mit höherem Glanz und größerem Geräusch verbunden, wahr. Rohe Fülle, launenhafte Abwechselung und steise Pracht bemühten sich, jede wirkliche Unbehaglichkeit gntzumachen. Bei diesen Staatsbanketten aber bemerken wir schon Anzeichen des entstehenden Bedürfnisses, neben der Befriedigung der Sinne auch der Phantasie einige Nahrung zu verschaffen. Am Ende jedes Ganges erschien eine Schüssel, unter dem Namen der „Subtilität", welche aus verschiedenen von Gelee und Kon fekt gebildeten Figuren bestand, die Männer, Thiere und allegorische Charaktere in Beziehung auf das gefeierte Ereigniß darstellten und mit Inschriften in witzelnden oder räthselhaften Ausdrücken versehen waren, um die Dcnkkcäftr der Gäste anzustrcugen. Neber die Kochkunst dieses Zeitraums können wir ans gleichzeitigen Schriftstellern nur wenige Einzelheiten erfahren; aus den Schilderungen, die Fabian von de» Krönungsfesten macht, geht jedoch hervor, daß die Gerichte, obwohl verschiedenartig und kostbar, doch immer noch roh genug waren. Mandeln, Mandelmilch, Zucker, Honig, Gewürze wurden viel gebraucht, und eS war starke Nachfrage nach Golvblättcrn, Goldpnlvcr und Hellen Farben, um die zierlichen Schüsseln zu schmücken. Während Fürsten und Edle ein üppiges Leben oder das, was sie für solches hielten, so hoch schätzten, war die Geistlichkeit eben so sehr den Freuden einer guten Tafel ergeben; die Klöster waren wegen ihrcr prächtigen Gast mähler berühmt, und der Koch spielte darin eine Hauptrolle. Die Laie» machten sogar die Religion selbst der Achlcmmcrci dienstbar, indem sic die so genannten „Freß-Messen" zur Ebre der Jungfrau stifteten. Diese wurde» fünfmal jährlich gehalten. Am Morgen des Festes eilten die Bauern mit Speisen und Getränken beladen in die Kirche. Nachdem man eine flüchtige Messe gelesen hatte, wurden die Speisen anfgctragen, und sowohl Priester als Laien bcgaiincn den SchmauS, so daß die Kirche plötzlich in ein Wirthshaus verwandelt wurde und das Schauspiel oft mit Trunkenheit und Unfug endete. Ein Dorf wetteiferte mit dem anderen in Beiträgen zu der Freß-Messe, eine Gemeinde bestritt der andere» das Verdienst, zu Ehren der Mutter Gottes am meisten zu essen und zu trinken. Aber von allen Festlichkeiten dieser ge fräßigen Zeit verdient das von George Neville, dem Bruder des KönigmacherS, bei seiner Wahl zum Erzbischof von Jork gegebene Gastmahl vorzugsweise Erwähnung. 104 Ochsen, 6 wilde Stiere, UM» Schafe, 304 Kälber, eben so viele Schweine, 2000 Ferkel, 500 Hirsche und Rehe und 204 junge Böcke bil deten die Grundlage zu diesem Schmause. Bon großem und kleines«, seltenem und gewöhnlichem, wilvcm und zahmen, Geflügel waren 22,512 Stück vor handen, wobei es auch nicht an Fischen, Pasteten, Torten, Eierkuchen und Gallerten fehlte. 300 Quarters (2400 Scheffel) Weizen bildeten den vegeta bilischen Theil des Gclags. An Getränken war ein eben so großer Ueberfluß; sie bestanden aus 300 Tonnen Ale, 100 Tonnen Wein und einem Faß Hippokras. Obgleich manche dieser Gegenstände von Reichthum und Lurus zeugen und mit ungeheurer Mühe und großen Kosten zusammcngebracht werden mußten, so scheint doch selbst bei diesem mehr als Königlichen Bankett nicht wenig Rohheit und Schlemmerei geherrscht zu haben, indem unter den Schüsseln 12 Meer schweine und Scekälber angeführt werden. Die Tischstunden waren denen der heutigen Modcwelt ganz entgegengesetzt; der Adel nahm, wie schon erwähnt, das Frühstück um 7, das Mittagsmahl um 10 und das Abendessen um 4 Uhr ein; die unteren Klassen dagegen frühstückten erst um 8, speisten um 12 zu Mittag und um 6 zu Abend. Neber Paley'S Beweise vom Dasepn Gottes. (Schluß) Von der Ewigkeit der Welt. Mau hat unserem Argument den Einwurf gemacht, daß, nach menschlicher Einsicht, diese ungeheure Maschine des Universums, das sich unaufhörlich neu gebiert und erhält, keinen Anfang haben kann, vielmehr von aller Ewigkeit her, in einer endlosen Kettc von Verändern, Verfallen und Wiederherstellen, eristirt