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England verband, war Karl mit allen Arten von Schmeicheleien bemüht, den Papst Clemens VII. auf seine Seite zu bringen, und es gelang ihm, den selben für ein Bündniß zur Vertheidigung Italiens zu stimme». Die Verträge über dieses Bündniß zu Bologna I5ZZ find jetzt zum erstenmale in dieser Sammlung gedruckt. Wir haben bisher nur Allgemeines darüber bei Guicciar- dini unv Anderen gehört. Jetzt sehen wir zum crstermale den Geist der Politik des Kaisers aus seinen eigenen Instructionen, die voll von der Einsicht und Festigkeit find, die man an ihm gewohnt ist. Unter den Merkwürdigsten ist die Instruction an den Kaiserlichen Gesandten zu Paris vom 2. Oktober 1530, als Franz eine Zusammenkunft mit dem Papste zu Nizza hatte. Eben so wichtig ist die an denselben Gesandten gerichtete Instruction, als Clemens VIII. starb und Paul III. gewählt wurde, ein Ereigniß, welches den Ausbruch des schon ge wissen Krieges auf einige Zeit verschob. Am 8. Dezember ISL4 sagt er seinem Gesandten, daß er die Antwort billige, welche er dem Englischen Gesandten auf den Vorschlag im Betreff Irlands gegeben. Welcher Art dieser Vor schlag war, ist jetzt schwerlich mehr zu errathen. Irland war im toten Jahr hundert ein Haupt-Gegenstand der Spanischen Wünsche geworden. Eine De pesche vom September 1843 an Chantonnape, den Bruder Granvella's, der als Kaiserlicher Gesandter damals nach England ging, zeigt uns Karl in seiner Eigenschaft als Fcldherrn und Staatsmann zugleich. Sie ist im Lager von Venlo geschrieben. Karl hat so eben das Hcrzogthum Kleve zerstört, und in den Instructionen berechnet er mit feiner Auffassung den wahrscheinlichen Eindruck, welchen diese Handlung der Rache auf die Stimmung seines Alliirtcn Heinrich und die Gemüthcr des Englischen Volkes machen wird. Der historische Werth dieser Dokumente ist groß; aber ihr vorzüglicher Reiz besteht in der Zusammenwirkung der biographischen, cpistolarischen und historischen Feinheiten, in jener treuen Entwickelung eines individuellen Cha rakters, die man nur in Briefen findet, welche aus den Thaten und Begeben heiten herauswachsen. Sie tragen überraschende Spuren jener Gewohnheit eines langen und geduldigen Nachdenkens, mit welchem Karl seine politischen Pläne entwarf und ausführte. Während fie uns einen Einblick in die geistige Thätigkeit eines so gewandten und tiefen Diplomaten gewähren, bieten fie uns auch ein eben so seltenes als lehrreiches Studium. Eine scharfe Auf fassung der Charaktere, der Temperamente und der Kunst in Behandlung der Menschen, eine seltene Sagazität, die gegenseitige Kraft der Gründe zu berech nen, eine Bedachtsamkeit, die keine Verstellung irre machen konnte, und dabei eine unermüdliche Arbeitsamkeit — dies sind die Züge aus dem Charakter des Kaisers, der hier in einem kräftigeren Lichte vor uns steht, als in den Bildern, die Robertson von ihm entworfen. Die Depeschen gleichen sehr denen Ludwig's XI. bei Duclos, aber sie haben nicht dieselbe mystische Satire. Der nächste Band wird die Verhandlungen enthalten, welche den Vertrag von Crespy 1844 bewirkten. Das größte Interesse erregt jener Theil, welcher die Negoctationen vor dem Traktat von Chateau - Cambrefis geben wird ; be sonders die Konferenz, die nach Adriani und de Thon zwischen Granvella und dem Kardinal von Lothringen 1888 zu Peronne stattfand, und in welcher man sich vereinigte, allen irdischen Streitigkeiten zu entsagen, um nur desto kräfti ger die Ketzer zu bekämpfen. Beide Historiker versichern, daß in dieser denkwürdigen Zusammenkunft die Grundlagen jener ungeheuren Anstrengungen zu suchen find, welche die Römische Kirche kurz daraus zur Wiederherstellung ihrer Gewalt machte, und daß sic das Vorspiel zu den Bürgerkriegen in Flan dern und Frankreich bildete. So viel Licht auch in neuerer Zeit über die Reaction der Päpstlichen Gewalt zur Zeit Philipp s II. und der Ligue zur Aus rottung der Protestanten verbreitet wurde, so können wir dennoch eine treue Geschichte dieser Periode nur durch die Schriften Granvella's und die des Kardinals von Lothringen, welche in der Königlichen Bibliothek zu Paris lie gen, erwarten. Mannigfaltiges. — Polnische Literatur in Berlin. Vielleicht in Folge der Ein richtung eines Lehrstuhles für Slavische Sprache und Literatur auf der hiesigen Universität, ist jetzt auch eine mit einer Deutschen Buchhandlung (Athenäum in Berlin) verbundene Polnische Leihbibliothek begründet worden. Bei der großen Anzahl Polnischer Familien und besonders auch Polnischer Studirenden, die sich mit jedem Jahre zahlreicher hier befinden, verspricht ein solches Unter nehmen allerdings einen eben so guten Erfolg, als Französische und Englische Leihbibliotheken in Berlin zu haben pflegen. Die genannte Buchhandlung, deren jetziger Besitzer zugleich ein buchhändlerisches Etablissement in Posen hat, wird diese Combination wohl überhaupt dazu benutzen, die literarischen Verbindungen zwischen Deutschland und Polen mehr als bisher zu befestigen, so daß nicht mehr das entfernte Paris, sondern das dem Slavischen Leben nähere Berlin der Centralpunkt im Auslande für Polnische Literatur sepn würde. Hier, wo diese von politischen Leidenschaften weniger berührt wird, als dort, könnte ihr sogar ein ungestörterer und wissenschaftlicherer Anbau prophezeit werden, als in der Französischen Hauptstadt. — Ein neues Wörterbuch für Poeten und Moralisten. Unter dem Titel Dictionnaire «lex »leex moralex et poetiguex erscheint jetzt in Paris eine neue Art von Eselsbrücke für Poeten. Bisher mußten sich diese mit einem sogenannten Reim-Lerikon behelfen, wenn ihnen nicht sowohl die Gedanken — denn von diesen kann wohl bei einem Poeten, der sich solchen LcrikonS be dient, nicht die Rede sepn — als die Worte und die Reime ausgingen. Hier kommt ihnen nun Herr Louis August Martin — so heißt nämlich der Ver fasser des „Wörterbuches der moralischen und poetischen Ideen" — mit einem ganz neuen Rechenknecht zu Hülfe. Er hat auf das genaueste kalkulirt, welche poetische Gefühle und Phrasen sich durch gewisse sittliche Begriffe zuwege bringen lassen, und diese nun alphabetisch geordnet neben einander gestellt. Das erste Bändchen beginnt mit unv endigt mit Crim«. Der Verfasser giebt nicht sowohl seine eigene Definition dieser Begriffe, als die poetischen und prosaischen Umschreibungen, die sich davon bei den bekanntesten Schrift stellern der älteren und der neueren Französischen Literatur und bei den Grie chischen und Römischen Klassikern finden. Man muß ihm dabei das Verdienst zuerkennen, daß er die verschiedenen Citate recht geschickt mit einander zu verbinden weiß, wie sich denn überhaupt die Franzosen auf das „Bücher- machen" noch besser verstehen, als wir Deutsche, die wir doch auch in Qued linburg, Nordhausen und Leipzig einige recht renommirte Fabriken besitzen. Wir nennen hier die Begriffe, die sich in dem bisher erschienenen ersten Bänd chen analpsirt finden; cS find dies« Xge iwobei vornehmlich die vier Men schenalter eine Rolle spielen), Xmbirion, Xme, Xinitie, 4mauo genörsl, Vmour propes, Xinour maternel «t pLteruel, «lu XSX.S, ^vseiv«, Xveiiir, Uesute, Ilonfis.ur, Houde, t'ulseo, Voiixeil, Loueage, Orsmte und l-riuie. Bibliographie. *) Italien. L 8. V. piooolomiui («out«) 6rsmmstios della liuzus otomi, eon nu vaeabo- erscheinen "seltrn in Italien. Indessen Hal ^ros. Peyron tn^Turin nachgcwiesen, daß dieses Werk nichts Anderes ist als eine, noch dazu häufig mißverstandene, Ucbcrsetzung von: 1^ da kieve v kloliua kezrlax de ortlio^rapliis. dicciousrio zk arte «lei idioma otüomi. KIexieo'i767. 8. (Auch die hicstge Könlgl. Bibliothek besitzt ein Exemplar davon.) Der Name des Graf. Piccolom. in Siena hatte sonst in der gelehrten Welt, besonders wegen seiner Reisen in Merito, einen guten Klang, lieber das Othomi schrieb in neuerer Zeit ein Mexi kaner, Man. Naxera: km mau. kiaxei a I)e Uuxua Otomituriiin. s'l^ 1835- 4. ^Bewnderer Abdruck aus den 1>auxa<.t.ou« ol ,1..- ^'"^cau I»'"'"-- 801.1^). „eri^. 1'. Oroxxi klares Vixcouti; xtoria del treceuto, cavata dalle orouaoke di rzuel seovlo. gr. 8- Klilauo. — Prachtausgabe in einem Bande. kl. d'.^rexlio klieoolö äs' I^api, vvvero ! pallexeüi e i l'iaxuoui. 4 vol. 8. klilauo. 14 I. — Neben Manzoni Haven auf dem Gebiete des Jtaliänischen Romans auch Grosst und d'Azcglio (Mattzont'ö Schwiegersohn) einigen Ruf erworben. ^c. 6oppi ^uuali d'Italia 6«! 1750 xiuo a' xiorui uoxtri. lomo 1. 8. Lxte. 78 v. — Die erste Ausgabe erschien zu Rom 1828 folg, (6 vol. 8.) Coppi'ö Buch schließt fich genau an Murawri's „^uuuli", die bis zum Jahr 1750 gehen, an und ist sehr zu empfehlen. ^ttl Nell r. aeoadeniia lucoüexe di «cienre, lettere ed arti. I'ouio 10. 8. I^ueea. — Darin unter Anderem o Ilarxoeoli iui 822810 di oxxervarioui xulla 8tnria del diritto romauo del medio evo del xi^u. 8avixu^, und l'. viuelli Oixxertarioui xuil' sssare dei matrimouii inixti «mixide^ xeeondo i pre.8iriLti re^ixUati uella x. xerittura, le nrdi- k <1. Ü'ipLlU«? 2!> V 21/1 vol. c»",-. l " 2/ E Jede« ,^tfl 2 I. VI r. k Iloxxi (Vice-Bibliothekar) Henni xtorioi e dexcrittivi iutorun all' i. r. Idldioteea eii örers. 8. klilauo. 2 I. 61 e- — Die Bibliothek Brera ist nach der Ambrostana die be deutendste Bibliothek Mailands, ja hat vor jener besondere Vorzüge. In ihr befindet sich die Bibliothek deü berühmten Haller. Eine eigene Geschichte derselben hatte man noch nicht. niorui. Vol. 9 lVap —kar). 8. Veueris. 4 I. 40 e. — Gaetano Moroni ist erster Kammer herr des jetzt regierenden Papstes und erfreut sich dessen besonderer Gunst, daher in Rom unter dem Volke allgemein nur Gaeta nino genannt. kissemeridi axtrnuomielie di klilauo per l'auoo 1842- 6ou sppeudies di orxervarioui <?. llotta Nettere. 16. Ivriuo. 3 I. Oper« di 0. Hi da 6-orokalo, illuxtrate da 6. kl. koroli. 8. klilauo. — Abdruck aus der Zeitschrift „I^a I" ama " und nicht in den Buchhandel gekommen. Ttst war ein Ferrar- Maler, der im I6ten Jahrh. lebte. l^. Oibrario Opuxeoli. 12. loriuo. 4 1. — Wcrthvolle Sammlung der kleinen Schriften des geschätzten Piemontcs. Historikers. I^a real« valleria di IHuo, illuxtrata äs k. d'^rexlio (Direktor derselben), kaxo. 21 (tomo 2, faxe. 1). Folie. Corino. 12 I. vall-i 8eritti eeo^raiiei, xtatixtiei « vari, pukklieati in diverxi xioruali d'Italia, di krauoia e eii Oermauis, racoolti ed ordiuati per la prima volta da lbi löalö i. lomo 3. 18. IHuo. 3 I. 6. Ferrari«, 8tatixtiea medica di klilauo dal reo. 15 xiuo si noritri xiorui. käse. 16 (vol. 2, ts«e. 4). 8. klilauo. 1 I. 74 e. 1. VaNauri (Prof, in Turin) 8loria eii poe«ia in Piemont«. Vol. 2 (letzter). 8. I'oriuo. 6 l. 5V o. klorbio 8tori« <l«i muuieipii italiaui. Vol. 5. 8. klilauo. — Enthält die Ge schichte der Stadt und Diöcese Novara- Band 6—10 werden die Gcsch. von Urbino, Castro, Reggio, Bergamo, Aosta, Vercelli, Trento und Cremona enthalten. ll^. Httoni « p. 8ala«liui l'eatro araläico, ovvero Uaeeolta xeu. delle srmi ed iusexue ^eutilirie delle piü illuxtri e uoliili eaxate et»e ««kixternno uu tempo e cl>« tuttora korixevuo in tntta ltslia, illuxtrate eou relativ« s^uealoaiev-xtorieli« no7.ivui. ks«o. 21 — 26 lvol. I, tax«. 21 — 26 u. letzter). Text und zum Theil tolorirte Tafeln. 4. I^odi. Jedes Heft 2 I. 17 e. 6. V. Oütli« 1'orczuato 1'axxo, dramuia. Verxioue di V. Haineri. 18. klilauo. — Bildet den lOten Band des „kla^rriuo teatrale" und ist nach dem Tode des UebersetzerS (Rainert -j- 1838) von G. Ptcci herausgegeben. kertolouiux klora italioa, «ixteu« plauta« iu Italia et in iuxnli« «ireumxtau. tidux xpoute unxientex. Paso. 24 (vol. 4, laxe. 6 u. letzter). 8. löououiae, «umptib. auotorix. 2 l- 69 e. Q. Banina vexeririouo dell' autioo 1'uxeulo. Folio. 183 Seit. u. 52Kupft. Rom.-, latina « l'^ppia prexxo la tomlia^dexli keipioui. Folio. 90 Seit, u- 40 Kupft. Koma. — Sowohl dies wie das vorhergehende Wert des Canina find nicht in den Buchhandel gekommen« Prachtwerke. Deren Verfasser erhielten neuerdings von Sr. Majestät dem König von PrcußlN den Rothen Adler-Orden dritter Klasse. II «UNI out 1'avol« vrouolo^ioüe v «iuerou« della xtoria Koreutiua. 4. pirenre. Der bekannte Verf. ist ein Preuße von Geburt und ein ausgezeichnetes Mitalied des Preuß, aesandtschaftlichen Personals. Neben der politischen hat er auch die literarische und artistische Geschichte von Floren; berücksichtigt. ') S-mmllich- hi» angki-Igle Wert« sind durch die Buchhandlung von Asher u. Cd., hierselbst, zu beziehen. Herausgegeben von der Erpediiion der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Rrdigirt von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hayn.