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Da der Ackerbau der Araber zu jenem hohen Grade der Voll kommenheit gebraut war, aus dem ihn daS angeführte Werk Abu Zacharia's darstellt, so werven die Nachrichten, welche Geschichtsschrei ber von der erstaunlichen Fruchtbarkeit des LandrS und dem Rcich- thum der Städte geben, uns nicht länger übertrieben erscheinen. In der Beschreibung der vom Könige Ferdinand in Sevilla I2SZ gemach ten Theilung findet man, daß Millionen von Olivcnbäumen in jener Provinz angepflanzt waren, außerdem aber auch Feigen und andere Fruchtbäume. Die Ebene von Granada, von fünf Flüssen bewässert, deren Wässer sich in Tausende von Kanälen verthnlrn, bildet einen ganz mit Orangen, Granat- und anderen Fruchtbäume» und Wein be deckten Garten von beinahe 22s Mellen Ausdehnung. Wie reizend muß sie während der Herrschaft der Könige von Granada erschienen seyn, als über hnndertunddreißig Mühlen, eine unermeßliche Zahl Vertheidigungsthürme und mehr als dreihundert Lusthäuser darin waren! Zur Zeit der Araber waren an den llfern des Guadalquivir mehr als zwölftausend Dörfer oder kleine Städte, und das anlie gende Land konnte mit der Arrizafa von Cordova und dem Eenc- raliff von Granada verglichen werden, sowohl wegen der Mannig faltigkeit der Früchte, als der Schönheit der Blumen. Nicht geringere Sorgfalt verwandten die Araber auf Kunstgärt- nerei: während sie die köstlichsten Früchte für den Genuß des Gau mens zogen, sorgten sie bei Einrichtung ihrer Gärten auch für den des Auges und des Geruches. Allerwärts hin wurde Wasser in rei cher Fülle geleitet, um die Luft zu kühlen. Der Garten bei der Moschee zu Cordova und der zum Alhambra gehörige Garten, ob gleich jetzt vernachlässigt, geben noeb immer eine günstige Vorstellung von der Geschicklichkeit Ler Spanischen Araber im Gartenbau. Die vollständigste Probe eines Arabischen Shstcms ist aber der des Alca zar, cmcs alten Palastes zu Sevilla. Ursprünglich von den Mauren angelegt, ist derselbe, obgleich von späteren Herrschern beträchtlich verändert und erweitert, doch in seiner anfänglichen Pracht erhal ten worden. Er enthält mit Marmor gepflasterte Gänge und mit Immergrün eingefaßte Beete, von Orangenbäumen wohl beschattet. Zn vielen Theilen desselben sind Bäder, welchen durch marmorne Springbrunnen aus einer von den Römern erbauten, von den Mau ren wiederhergestellten Wasserleitung Wasser zugcsührt wird. Durch eine diesem Garten eigene Vorrichtung können die Gänge in einen zusammenhängenden Wasserbehälter verwandelt werden. In jenem Klima bringt dies eine sehr angenehme Wirkung hervor. Ein geist reicher Neijender bemerkt, dieser Garten sep, als Probe eines Ara bischen in seiner ursprünglichen Pracht, ein sehr interessanter Gegen stand: er erwecke unwillkürliche Erinnerungen an Schilderungen morgenländischer Schriftsteller, besonders im Hohen Liede Salomo's in der Bibel, dessen Beschreibungen genau mit diesem Garten über- einstimmen; denn zu den sonstigen Umständen kommt noch der, daß er Völlig ummauert und für Jedermann, die Bewohner eines Theiles des Palastes ausgenommen, verschlossen ist. II. Bergbau und Metallurgie. Auch im Bergbau auf die verschiedenen Metalle, an denen in den Bergen Granada'S ein großer Reichthum ist, haben die Araber einige Fortschritte gemacht. Ibn Haukal, ein morgenlänbischer Schriftsteller des zehnten Jahrhunderts, versichert, in ÄmdaluS, d. i. Spanien, wären viele Gold- und Silber-Bergwerke. Aus diesen hatten die Maurischen Herrscher reichliche Zuflüsse an edlem Metall und wahr scheinlich auch durch Auswaschen des Sandes des Flusses Dauro oder Darro, welcher durch die Stadt Granada fließ,. Die Werke Abdullah Ibn el Chatib'S und Abdurrahman Abu Jaafar's beweisen ferner, daß sie Minen auf Gold, Silber, Eisen, Blei, Markasit und viele andere Mineralien bearbeiteten. Zu diesem Zwecke teuften sie viereckige, ziemlich enge Gruben ab. (Schluß folgt.) Rußland. Russischer Abschied von Italien. (Schluß.) - Livorno ist eine reiche, blühende Handelsstadt — der Tummel- platz des wildesten, ungeschlachtesten PöbelS aus allen Jtaliänischen Seestädten — der offen liegende Preiö-Courant aller Handels-Artikel — der brausende Strudel, in welchem alles Große und Schöne un- tergcht. — Nur wenige Werst entfernt, erhebt sich das stille und lieb liche Pisa mit seinem milden, heilsamen Klima, seinem ruhigen, harmlosen Leben, seinen romantischen Erinnerungen aus dem Mittel- alter und geheiligten Denkmälern des AlterthumS, die in geheim- nißoollem Schweigen den Gottesacker beschatten, dessen Erde fromme Kreuzritter aus Palästina mitgebracht. Eine Mischung alles Hohen und Niedrigen, Schönen und Häß liche», Unsterblichen und VdS Lebens Unwürdigen zeigt unS Neapel. In einem paradiesischen Klima liegend, von der entzückendsten Natur umgeben, die ein Füllhorn der edelsten schätze und köstlichsten Gaben über sie auSschüttct, an, Fuße des poetischen Vesuv und nahe bei hei- ligen Monumenten des AlterthumS — stößt diese Stadt den Frem den mit ihrem physischen und moralischen Unflath, mit dem Bilre deS Müßiggangs, der Liederlichkeit und Gewissenlosigkeit von sich zurück. Wirst Du mir glauben können, daß ich den Augenblick meiner Ab reise auS dem zauberischen Neapel kaum erwarten konnte? Noch voll von unangenehmen Empfindungen, kam ich in Rom an. Nom, die Stadt der Städte, das Wunder-Phänomcn in der Geschichte aller Zeiten, die Bewahrcrin der gewaltigsten Kuust- schöpfungen, erhebt sich aus einer dürren und lautlosen Wüstenei. Nicht in einem kurzen Briese, nicht in einer flüchtigen Skizze kann ich aus- drücken, was in diesem ewigen Asyl des Großen und Schönen meinem Auge sich geboten hat. Und innerhalb dieser Wunder-Gebäude der alten und neuen Noma - die Kardinale und Monsignori, die Jesuiten und Dominikaner, die Trappisten und Kapuziner. Und durch die Schaaren der Römischen Geisillchkcit drängt sich ein rothbärtigcr Dandp und stößt, mit den Guineen in seiner Hosentasche klimpernd, Alles vor und neben sich aus dem Wege. Und dort, weiter nach dem Flusse hin, liegt das finstere Ghetto, in welchem man MMO unglück liche Hebräer zur Nachtzeit mittelst eiserner Tbore absperrt, während einer von ihren Stammes- und Glaubensgenossen die Päpstliche Kasse durch seine Vorschüsse flott erhält. Aus der Barabinsklscheu Steppe des Patrimonium Petri fuhr ich auf Dampfes Zittigcn nach dem gesegnet»n Toskana, dem Garten oder, besser gesagt, dem Blumenbeete Italiens, einer wahren Oase zwischen' <sand, Unwissenheit und bettelhafier Armulh. Zn einem meiner früheren Briefe klagte ich über den Mangel an Blumen in FOber-Jtalien. In Nom und Neapel ist es eben so: Aloe und Olean der blühen ohne menschliche Bcihülsc; aber Niemand befaßt sich damit, Rosen zu ziehen oder das Einsommer-Blümchen (rrvjewv oünolzelmP) zu säen, welches in solchem Klima und Boden wie durch Zauber gedeihen muß. Aber hier in Florenz werden überall Blumen gezogen (die Rosen blühten gegen Ende Septembers zum zweiten Mal); auf den Straßen verkauft man sic zu Tausenden; liebreizende weibliche Wesen mit Augen von Agal und zauberischem Lächeln bieten Dir auch wohl Blumen an, für die sie ganz und gar keine Bezahlung verlangen, und ärgern sich, wenn Du ihr kleines Ge schenk verschmähst. Auch die Menschen sind hier, wie die Blumen, still, bescheiden, wohlgesittet, höflich und dabei in guten Umständen: man sieht weder Lumpen, noch Dolche. Aber in engen Gaffen erhe ben sich große finstere Gebäude mit Gitterfenstern und spitzen Thürm- chen, aus welche in den Zeiten der Kämpfe zwischen Gneisen und Ghibcllinen die Köpfe erschlagener Feinde gepflanzt wurden.- Die Vorsehung hat Toskana eine Reihe wackerer, weiser und friedlie bender Regenten geschenkt, und so ist auch in Italien ein wohlcingc- richteter, man kann sagen, ein Neu-Europäischer Staat entstanden. Wenn der Reisende Bologna, die fette und gelehrte Stadt (la grazil e la ünttii), die, eben so wie Göttingen, durch ihre Würste und Universität berühmt geworden, zurückgclegt, Ferrara, die Ver storbene, und Padua, die Ruhestätte des heiligem Antonius, mit ihrer alten Denkwürdigkeit, dem Corso, und ihrer neuen, dem ungeheuren, auf dem Fundamente eines antckcn Tempels errich teten Kaffeehause Pedrocchi, eines Blickes gewürdigt hat, lvird er in die Stadt Venedig hinübergerudert, ein anderes Weltwun der, dessen physische Eristenz ei» eben so großes Näthsct ist, wie seine weiland politische. War eS möglich, über den morastigen Untiefen des Adriatischen Meeres diese Jahrhunderte alten Tempel, diese majestätischen Paläste zu errichten? War es möglich, daß dieser kleine Freistaat sein Daseyii behielt, daß er die Hälfte von Griechen land eroberte und mit den mächtigsten Staaten zur See und zu Lande rang, daß er seine Eristenz noch Jahrhunderte hindurch fristen konnte, als feine alte Macht und Herrlichkeit schon lange unterge- gangen waren! Za — cS ifi kein Traumqcsicht; ich erblicke mit leib lichen Augen diese romantische Zauberstadt: ich sehe verwitterte Riesen-Paläste am großen Kanal — sehe den auf Erden einzigen St. Markusplatz und seine Kirche, die mit Trophäen aus dem St. Sophiecn-Dom zu Konstantinopel geschmückt ist! Hier erhebt sich der Palast der Dogen mit seinen Blcikammern und seinen Kerkern unter dem Wasser, mit der Seufzer-Brücke Gnd mit der Tribüne im Senatsaal, auf welcher Pisani seine Landsleute überredete, die Re gierung nicht ausVenedig nachKonstantiopel zu verlegen. Hier ist die Piazetta mit den beiden Säulen, zwischen welchen man öffentliche Hinrichtungen vollstreckte, und dort, auf der oberen Gallerie des Dogen-Palastes, der Ort, wo Marino Faliero wegen Vaterlandvcrraths enthauptet wurde. Die handelnden Personen sind von der Bühne abgetreten, aber die Dekorationen stehen noch an ihrem Platze; nur hat der «ouffleur nicht die Dekretalien deS Senats, sondern den Oesterreichischen Beobachter in Händen. — Zch habe Italien gesehen, die prachtvolle Grabstätte einer unter- gegangenen Welt, im Schatten ihrer Cypressen und Lorbeern — habe den Nachhall seines verklungenen Ruhmes gehört, bin in den Fußstapfen verwester Helden gegangen und bewahre für mein ganzes übriges Leben Erinnerungen und Empfindungen, von denen meine Feder nicht den hundertsten Theil wievergeben kann. (CNN. ll e.) Italien. Die gelehrten Gesellschaften in Nom.") Als einen der wichtigsten literarischen Vereine Roms bezeichnen wir zuerst die Arcadia. Wenn diese gelehrte Gesellschaft nur ihre mit den Sitten unserer Zeit so ganz unverträglichen, auS früheren Jahrhunderten herrührenden Circulare und Diplome ein wenig re- formiren, wenn sie aufhörcn wollte, Fonds und Ländereien anzu- wcisen, die sie nicht besitzt, und die sonderbar klingenden hyperbo lischen Namen und Titel an ihre Mitglieder zu ertheilen, so würden '> Wir machen bemerklich, daß diese uedcrstcht von einem Frandsen ber eichet, der jedoch in Rom eher in viel als zu wenig nach seinem Meswmacke sand. Daß er unter den gelehrten lpcjeuswanen Roms das unter dem Schube Sr. Majestät deS Köllig» von Preußen behndliche, mm größten Theil auS Deutschen l-estcl'ende ,,slrchaoloji>chc Insmup' uiersah, wird bei einem Iran- tosen wohl nicht aufsalten.