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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Prinumeration«- PreiS 22) Sgr. s- Tdlr.) vicriehährlich, 3 Thlr. für da« ganze Jahr, ohne Er Höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumerirt auf diese« Literaiur-BIalt in Berlin in Ler Expedition der illilg. Pr. S>aai«-Zcitung jFriedrich«sir. Nr. 72); in der Provinz so wie im Ausland« bei Len Wohllödl. Post-Aemiern. Literatur des Auslandes. 152 Berlin, Montag den 20. Dezember 1841. Spanien. Die Betriebsamkeit der Araber in Spanien.") I. Land« und Ackerbau. DaS Schicksal der Künste ist unauflöslich mit dem der Wissen schaften und dec Literatur verknüpft: wo letztere nicht gepflegt werden, blühen die ersteren nie. Naturwissenschaften waren Gegenstände der eifrigsten Bestrebungen bei ven Arabern, besonders aber die Chemie. Diese, indem sie ihnen eine tiefere Einsicht in die Werke der Natur gestattete, als die Griechen und Römer jemals besessen hatten, er hielt wiederum von ihnen sehr ausgedehnte und nützliche Anwendung auf alle notwendige Künste des Lebens. Der Ackerbau vorzüglich wurde von ihnen mit jener vollkommenen Keuntniß von Klima, Boden, Pflanzen und Viehzucht studirt, die sic allein in den Stand setzen konnte, die Resultate einer langen und ausgedehnten Praxis in eine wissenschaftliche Forni zu bringen. Keine civilistrtc Nation (kuropa'S, Asiens und Asuka'S, älterer oder neuerer Zeit, besaß jemals einen Koder weiserer, gerechterer oder vollkommenerer Ackcr- baugesetze, als die Spanischen Araber; und in keinem Lande ist der Ackerbau jemals auf eine höhere Stufe des Gedeihens gebracht worden, als im Maurischen Spanien, in Folge der Weisheit der Gesetze und der Einsicht und Thätigkeit seiner Bewohner. Am meisten blühte das Königreich Granada. Abdurrahman I»., der größte aller westlichen Chalifen, bezog einen Theil seiner unermeßlichen Einkünfte als Auflagen, welche von den Erzeugnissen des Bodens erhoben wurden, und besaß die reichsten und schönsten Bezirke Spaniens. In seinen Besitzungen rechnete man achtzig große Städte, dreihundert mittlere und eine unermeßliche Zahl klelnere Städte und Dörfer. Cordova'S Mauern umschlossen zweihunderltausend Häuser, von eben so viel einzelnen Familien bewohnt, und neunhundert öffentliche Bäder. Wie ist, seit Vertreibung der Mauren, dies Bild des Rcich- thums und der Betriebsamkeit in sein Gegentheil verkehrt! — Die Ursache hiervon ist offenbar. — Die Mauren, als sic die Spanier besiegten, verfolgten die Spanier nicht; die Spanier im Gegentheil, als sic die Mauren unterwarfen, verfolgten sie nicht allein, sondern vertrieben sie. Dies grundsatzlose Betragen bestrafte sich selbst: der Mangel der Mauren wurde so schwer gefühlt, daß, unter der Ne gierung Philipp'« >V., >623, Landbauer und Handwerker aus frem den Ländern cingeladcn wurden, sich i» Spanien niederzulassen: aber dieser Versuch zeigte sich unwirksam. Die beständigen Kriege, welche seitdem die Aufmerksamkeit der Spanischen Regierung in Anspruch nahmen, haben, indem sie ihre Schätze erschöpften, die Erreichung der Absicht, daS Land wieder zu bevölkern und seinen Ackerbau wieder hcrzustellcn, gehindert. Die Berichte neuerer Reisenden in Spanien ergeben, daß noch jetzt zahlreiche Spuren Arabischen Ackerbaues ans der Halbinsel an- zulreffen sind. Nach diesen und einer noch in -der Bibliothek des Eöcurial ausbewahrten Arabischen Abhandlung können wir uns eine Vorstellung von der Sorgfalt machen, welche vi: Spanischen Araber auf diesen wichtigsten Theil der Landwirthschaft verwandten. Aus der letzteren ergiebt sich klar, daß sie mit der Natur und den Eigen schaften der Bodenarten, der geeigneten Benutzung derselben für die verschiedenen Fruchtarten, der Natur und den verschiedenen Arten des Düngers und der Verwendung dieser für besondere Arten von Bäumen, Pflanzen u. s. w. wohl bekannnt waren. Der Dünger wurde sorgfältig in Gruben ausbcwahrt, damit keines der Salze verloren ginge, und reichlich über ihre Felder auSgebreitet. Auf Bewässerung verwandte man emsige Sorgfalt, und die von der Höhe herabfließendcn Ströme wurden in Tausende von Kanälen abgeleitet, um den Boden zu befruchten. Die Anlegung von Gärten, Anord nung von Pflanzen und Wahl des für jede paffenden BodenS wurden ebenfalls mit großer Sorgfalt studirt. Die Spanier verdanken den Mauren dir Einführung des Reis, des Zuckerrohrs"), der Baum- wollcnstaude, des Safrans, des Spinats und jene unendliche Man nigfaltigkeit schöner Früchte, welche jetzt fast als einheimisch auf der ') Au« Arabische» üuellen nach Murphv's lli-tor, »l t>,° «»hometa» la ") Läborde hat verschiedene alte Schriften angesübrt, welche vollständig beweise», Last di« Spanier den Aradern den Anbau de« Zuckerrohr« und die Vereitung de» Zucker« verdanken, welche ste mit so vielem Erfolge in Ameril» einaeführt habe«. Voxsx« kl«»»»»»« ,e ilUatorlga« s« t'L»z>»xo,. T. II. Halbinsel angesehen werden, von wo der Gebrauch und Anbau vieler derselben nach und nach über Europa verbrcitct wordcn ist. Daß diese allgemeine Lobrede auf dcn Ackerbau der Araber in Spanien nicht übertrieben ist, wirb leicht auö der folgenden Uebcrsicht seiner Wirkungen hervorgehcn. Im Anbau ihres Landes befolgten die Spanischen Araber zuerst daS System Kutsamsis, dcs Verfassers der Nabathäischen Landwirlh- schaft, und später benutzten sie die Anweisungen, welche in dcn Werken Abu Omar'S, Ibn Hadschm'S, Rasi'S, Abu Abdallah'S und Anderer, besonders Zacharia's, enthalten sind.") Wcnn man dir mannigfaltigen Zeugnisse, welche die Araber unS hinterlassen haben, prüft, findet man, daß jede Bodenart der Art dcs Anbaues zuge- wicsen war, weiche am besten dafür paßte. So könnte in Elchar, einer Stabt im Königreich Valencia, der Reisende sich nach Afrika »«rsetzt glauben, wenn er sich in der Mitte von Hainen aus Palm bäumen sieht, die nicht in zierlicher Ordnung, sondern ordnungsloS, nach der Bequcmlichkcit der Bewohner, gepflanzt sind. Dicfe haben eine regelmäßige Dattel-Aerndtc und sammeln auch eine beträchtliche Menge von Zweigen, welche bei der Feierlichkeit am Palm-Sonntage gebraucht werden. Zn demselben Königreiche ist auch der Reisbau zur höchsten Vollkommenheit gebracht, besonders auf dem sumpfigen Boden in der Nähe Albufcra'S; und obgleich die Valcncier ein wenig von dcn Anweisungen Abu Zacharia's abgewichcn sind, so bildet der Anbau dicseS Gewächses doch dcn Hauptrcichthum des Landes und sicht dein der Seide in keiner Hinsicht nach. Alle diese schönen Er- zeugniffc verdankt mau dort den Arabern. Auf den Feldern bei Oliva und Gandia, besonders denen am Ufer des MittelmcercS, wurde Zuckerrohr und Baumwolle gebaut, während die Araraf von Sevilla und bei weitem der größte Theil von Andalusien mit Oliven- bäumcn bepflanzt und das Land nm Lärcs, Granada und Malaga mit Wein bedeckt war. Die Araber waren ausgezeichnet in der Kunst, den Boden zu bewässern, und erfanden auch ein Werkzeug, iNarllif»! genannt, zur Ebenung des Bodens. In der Nachbarschaft des Dorfes Moncaela, im Königreich Valencia, cristiren nicht allein noch die Deiche und mit dem Astrolabium »ivelliricn Wasserleitungen, sondern auch ganz die früher cingcsühric Ordnung und Weise der Bewässerung. Der Bauer kennt bis zum heutigen Tage genau die Zeit, wo das Wasser sein Feld erreicht, die zur Bewässerung nöthigc Menge desselben nnd die Zeit, welche es auf seinem Boden bleiben muß; er ermangelt nicht, die Schützen demgemäß zu öffnen und zu schließen. Die geringste Nachlässigkeit scinerscitS würde ibn einer Geldstrafe auSsetzen, die durch ein Gericht anfcrlegt wirb, gegen dessen Entscheidung keine Berufung stattfindet, und welches ans dcn angesehensten der bei der Bewässerung bcthciligtcu Personen besteht, welche ihre Sitzungen jeden Sonnmg an der Kuchthür halten. Wie die Kadi bei den Arabern, bört dieses Gericht die Klagen mündlich vortragen und spricht sein entscheidendes Uriheil auf dec Stelle. Aber nicht allein im Königreich Valencia trieb die rege Erfind samkeit der Araber daS Wasser aus den Flüssen aufwärts, um dann Behälter und Leitungen zu bilden. Innerhalb der letzten fünfzig Jahre sind in dem Bezirke von Orriva, cincr stabt im König- reiche Granava, Kanäle cntbeckt worden, welche Wasser zur Befruch tung der Ebenen führten, und die seiner Zeit verbreiteten Nachrichten beweisen, daß Felsen auSgehöhlt wurden, um eine Leitung von hun dert Fuß lang, bei sechs Fuß Höhe und fünf Fuß Breite, zu bilden. Die auch von den Mauren herrührenden Wasserleitungen von Car mona") führen das Wasser an drei Meilen weit und reichen ver mittelst großer Bogen von Ziegeln und Mörtel bis an das Thor von Sevilla, und von hier wird das Wasser über diese große Stadt mittelst vieler Röhren vcrtheilt. ') Castrt sBd. I, S- zrz -zzu) hat ein« ausführliche und interessante Analmc der Abhandlung über Leu Ackerbau von Abu Zacharia Jahla B«n Mohamad Ben Ahmad, eine« Etngebornen von Sevilla, gegeben; eine La teinische Uebersepung davon zu liefern, wie er beabsichtigte, iss er durch den Tod gebindert worden. In hem merkwürdigen Verzeichnisse von Früchte» und Gewachsen erwähnt Zacharia einer sonderbare» 'Art, Spargel zu ziehen, so wie einer merkwürdige» Eigenschaft, welche die Pflanze beicht. Wenn, sagt er, ein Stengel Spargel mit Honig beschmiert, mit Asche von Eichenholz be streut und daun dem Boden nnverlraut wird, so treibt derselbe viele Schoss« von beträchtlicher Dicke, die zuweilen nach der Spitze zu bunt gefärbt werden. Gepulverte Svargelwurzel, mit Oel vermischt, wcnn lie in bereit« angegriffe ne« oder fast verdorbenes Fleisch gerieben wird, soll tvorauSgesent, Lag die,es vorher gewaschen werde) den üblen Geruch ganz entfernen. V»ir>, ir. I. p. Z37. Eine Spanische Uebersctzung des Werke« Abu Zacharia's ist in Ma- brtd, von Bangueri, in 2 Banden Fol., GN, erschient». "j Jetzt Ca»no« de Carmona.