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SZ4 der Geist aus der Natur nicht entwickeln kann; daß die Idee der Seele sich im Körper realisirt und bethätigt, daß die Seele den Keim des Geistes in sich trägt, welcher vermittelst und allein vermittelst der Seele sich entfaltet, das Ich jedoch als ewige MonaS zu ent halten scheint, und dessen Wesen uns unbekannt ist; daß der Geist nicht durch dem Körper bedingt wird, eben so wenig als Gott durch die Welt bedingt wird, daß die Seele mannigfachen Zufällig keiten und dem Tode unterworfen ist, der seelische Geist (1'äme-eiprie), zu dem die Persönlichkeit -inzugekommcn ist, über das Grab hinaus lebt; daß die Geschichte nicht die einzige Art für den Geist ist, zu scyn, obgleich sie der Weg ist, aus dem Gott die Menschheit zu seinen Zwecken Mbit, ohne dabei die menschliche Freiheit zu beschränken; daß der menschliche Geist in seiner höchsten Potenz nur reproduktiv sepn kann und sich nie absolut nennen darf; daß die Bewegung ein Mo ment ist, welches sich im menschlichen Geiste nicht vorfindet, und dieser daher absolut nicht sagen kann, wie die absolute Idee Natur wird; daß man uns irrthümlich die Attribute für das Subjekt, die Ideen für den denkenden Geist genommen zu haben scheint; daß die erste Bewegung in der absoluten Idee, im ahsoluten Geiste nicht ist, sich zur Welt zu machen, sondern im Gegentheil, sich seiner als absoluter Idee bewußt zu werden und durch Realisirung seiner Ideen Nichts von sich aufzugebcn; daß der Lan.'.eiuaue populorum in Betreff der Un sterblichkeit der Seele seine Rechte behält und durch die logischen Ar gumente des Identitäts-Systems, nicht umgestoßen wird; daß nnr die Wissenschaft den wahren Glauben zurückbringen kann und den Jn- differentism verbannen; daß endlich das Christenthum daS letzte Wort jeder wahren Philosophie ist." Es wäre leicht gewesen, diese Uebcrsicht durch, ironische Bemer kungen, Ausrufungs- und Fragezeichen zu interpoliren, wie es der Verf. mit den Citaten aus Michelet und Hegel pflegt, wenn wir nicht wüßten, daß diese wohlfeile Polemik in der Philosophie, in welcher die Entwickelung Alles ist, wenig gilt. Eine krinsche Widerlegung der ausgestellten Ansichten, so weit sie falsch sind, gehört in das Bereich der philosophisch-kritischen Blätter; auch lehnt sie der Verfasser selbst ab, indem er den Leser in der Vorrede von diesen unvollkommenen Prole- gomenen auf das verweist, waS er nächstens zu veröffentlichen gedenkt; rs mögen daher folgende Bemerkungen hier genügen. Die Charakte ristik, die der Verf. von der Hegelschen Philosophie entwirft, paßt nur aus die äußerste Linke derselben; ein großer Theil der angesehensten Anhänger des Hegelianismus hat gerade in einem Hauptpunkte, in dem des ChristenthumS, wenig oder nichts mit ihr gemein, obgleich der Tadel, den der Verf. hier ausspricht, in Betreff der jüngnen Schule allerdings vollkommen richtig ist. Doch dieser, wie alle Einwürfe, die der Hegelschen Philosophie mit einigem Grunde ge macht werden, sind schon früher und bei weitem besser ausgesprochen worden, namentlich sind die beiden Hauptanstöße, bei denen sich der Bers, die Miene giebt, als ob er sie eben erst aufgejunden habe, die Fragen, wie man vom Sepn und Nichts zum Werden und wie aus der Logik in die Naturphilosophie komme, häufig besprochen, und den ersten Streitpunkt zu schlichten, ist Werdens Logik vorzüglich ve- müht, obgleich er darin freilich wohl noch nicht zum Abschluß kommt. Bei dem häufig ausgesprochenen Verlangen, ehe man zur Begründung eines neuen Systems schreite, solle man die Werkzeuge prüfen, mit denen man dasselbe begründen will, vergißt der Verf., daß Kant hier von ausgegangen ist, und daß dies nur eine Wiederholung des alten Wunsches besten ist, der nicht ins Wasser gehen wollte, ehe er schwimmen könne. Was aber den Vorwurf betrifft, daß die Hegelsche Philosophie Alles, was ihr zuwider schiene, ohne Prüfung platt umgeworsen habe, so richtet sich derselbe in seiner Ungerechtigkeit selbst. Ein Haupt moment in den Ansichten des Verf. bildet das scharfe AuScinander- halten der Seele und des Geistes, deren Differenz die Philosophie, wie er behauptet, bisher übersehen habe; den Unterschied zwischen und hat bereits Anaxagoras aufgestellt, und er ist tu den folgenden Systemen nie verloren gegangen, besonders von Hegel aus das schärfste hervorgehoben; das aber, was dem Verfasser hierbei rigenthümlich gehört, die Versicherung nämlich, vaß der Geist nicht eine höhere Potenz der Seele seh, sondern, obwohl er dem Keime nach in jener enthalten sey, doch seinem Wesen nach eine eigene noch unerklärte Substanz enthalte (Sunt I'eiisence probable Iiou» e->t iu- eonnue p. 132), läßt erstens in Zweifel, wie dies überhaupt nur z» fassen ist, daß der Geist sich zwar aus der Seele entwickelt, doch nachträglich (denn bei den Kindern wie bei den Thieren ist dies nicht der Fall) eine fremde Substanz in sich aufnimmt, was mindestens mystisch scheint, zweitens aber ist diese Hypothese einer spirituellen Substanz doch nichts Anderes, als der veraltete Kunstgriff der Phy siker, dort, wo sie nicht weiter können, einen noch unbegriffcnen Stoff anzunehmen. Dies sind die Früchte des Reflexions-Standpunktes, auf dem der Verfasser die ganze Schrift hindurch steht. Dieser Geist nun soll durch den Körper nicht eingeschränkt (S. 44), vaS Selbst- bcwußtseyn aber noch seelisch seyn (S. 27). — Große Verwirrung kommt in die Darstellung durch die Ungenauigkeit, mit oer das Wort iüLs gebraucht wird; der Verfasser bezeichnet damit erstens die abso lute Idee, als die Identität des Begriffs und seiner Realität, zweitens den Begriff, indem er z. B- S. 22 von einer ule« ö» ebene spricht und gleich dahinter die Idee ausdrücklich der Realität entgegenstellt, wie die Möglichkeit der Wirklichkeit; an vielen anderen Stellen giebt rr den Begriff richtig durch eonoeption, drittens die Vorstellung, die er oft ebenfalls richtig durch ropre-jenlulion giebt; hierbei soll nicht geleugnet werden, daß das Wort in der gewöhnlichen Sprache diese dreifache Bedeutung haben könne, so wie das Deutsche sie hat, doch diese Zweideutigkeit war leicht zu vermeiden; viertens spricht der Versasser wiederholt von göttlichen und ewigen Ideen, deren Realisirung jedoch durch mannigsachc Zufälligkeiten aufgehalten w> wen kann (vgl. z. L. S, 23); zuerst fragt sich hier, wie man von solchen Ideen (oder Begriffen, oder Gedanken, ich weiß nicht, wie ich über setzen soll, der Verf. scheint an die Platonischen Ideen gedacht zu zu haben), die sich nie realisirt haben, etwas erfahren hat und sie anzunehmen berechtigt ist, ferner worin di« Ewigkeit und Göttlich keit solcher Ideen besteht, die durch „«livei^en i,c<üäencer>" beschränkt werden; hierdurch wird die Gottheit selbst eingeengt, sie ist somit endlich, ungöttlich, auch abgesehen davon, daß bekanntlich schon durch diesen starr sestgehaltenen Gegensatz des Endlichen und Unendlichen das Unendliche aufgehoben und selbst vereudlicht wird. Syrien. Ermncrunge» aus dcm Kampfe mit Mehmed Ali. IV. Die Einnahme von Akko (St. Jean d'AcreZ (Schluß.) Der Benbow segelte vorwärts; ihm folgten Edinburgh, Castor, CarySfort, Talbot, Hazard und Wasp. Die Fregatte Castor war anfangs dicht hinter dem Benbow, da sie aber schneller segelte, so kam sie dem Linienschiffe bald znvor. Jetzt signalisirte Capt. Ste wart dem Capt. Collier vom Castor: „Bitte, amüfiret den Feind, während ich Anker werfe", und Letzterer nahm etwa 400 Hards von den Battericcn seine Stellung ein. Alle übrigen Schiffe blieben im Durchschnitt 800 bis looo Hards entfernt. Unterdcß stand unser Türkisches Schiff an dcm Posten, der ihm ursprünglich angewiesen worden, d. h. am östlichen Ende der süd lichen Batterie; da eS aber vorgerückt war, mußte es wieder rück wärts steuern, bis die übrigen Linienschiffe ankamcn. »00 Hards von der Festung warfen wir Anker, obgleich das Wasser unter dem Kiel nicht über sieben Zoll Tiefe haue. Die Matrosen mußten nun die Segel zusammcnwickcln, eine Arbeit, die sic rasch und kalt blütig thaicn. Die drei Oestcrreicbischen Schiffe folgten denen, weiche längs der Süd-Fronte sich reihten, und nahmen dem See-Winkel gegenüber ihre Stellungen ein. Die vier KriegS-Dampfschiffe standen im Winkel zwischen den beiden Linien. DaS Bombardement begann etwas nach zwei Uhr- Der Castor eröffnete ein sehr lebhaftes Feuer, das die Kanonen der Battcrteen beantworteten. Auch unser Feuern begann, und bei nahe in demselben Augenblick hörte man Lie Schiffe in der Ferne schießen. Biele feindliche Kugcln fielen zu kurz und ins Wasser; viele andere sausten über unsere Kopse hinweg. Der Castor, dessen Feuer prächtig spielte, war schon zu verschiedenen Malen getroffen worden und hatte augenscheinlich die besondere Aufmerksamkeit des Feinoes auf sich gezogen. Als nach ungefähr fünf Minuten die Bnicnschiffc gut beschäftigt waren, rückte der Castor bis auf eine Distanz von 180 HardS vor. Der ununterbrochene Donner deS schweren Geschützes und die dicken Dampswolken, die sich um Schiffe und Festung zogen, machten bald jede Beobachtung unmöglich. Nur dann und wann theilte sich eine solche Wolke und vergönnte uns einen Blick auf die Schießscharten, deren Stelle gewöhnlich nur zuckende Blitze bezeichneten. Ich stieg am Schiffschnabel auf daS Hauptvcrdcck und staunte über die urplötzliche Rührigkeit der Türken. Ihre gewohnte Lethar gie war verschwunden, und die große Aufregung hatte sie Alle gleich energisch gemacht. Sic bedienten ihre Kanonen äußerst rasch und mit einem jauchzenden Geschrei, das den Donner dieser Geschütze selbst übertänbte. Ick ließ mich auf einer noch stehenden Ottomane an den Fenstern des HinterstevenS nieder, die das Hauptverdeck be herrschte. Die Türken schienen gar keine Ermüdung zu kennen; ihre Kanonen prallten zurück; sie drängten sich um dieselben und luden augenblicklich wieder. Auch fingen sie an, genauer zu zielen, und ost sah ich, wir gemeine Kanoniere beim Richten eines Geschützes ihren Chefs guten Rath ertheiltcn. Ich stand einmal auf und that einige Schritte vorwärts; in demselben Augenblick fuhr ein Schuß in eine der Stückpforten. riß die Leiter des vorderen GattcrwegeS hinweg und fuhr zu der entgegengesetzten Slückpsorte hinaus, nachdem er Einen von der Mannschaft getödtet hatte. Die Leute bei der Kanone, die in jener Slückpsorte stand, setzten ihr Geschäft so kaltblütig fort, als wäre nichts geschehen. Um dieselbe Zeit hörte man verschiedene Kugeln in die Seite deS Schiffes cinschlagen; sic drangen aber nicht durch. Ein Oberster der am Bord befindlichen Türken fand bald seinen Weg zu dem Diwan, den 'ch wieder eingenommen hatte. Ihn beglei tete ein Negerknabe, der seine Pfeife trug. Dieser zündete den Tschibuk in bester Form an und reichte ihn seinem Herrn. Ich hatte hier Gelegenheit, von der wahrhaft instinktmäßigen Artigkeit der Türken mich zu überzeugen. Der Türke pflegt einem Gaste, den er für seines Gleichen hält, seine Pfeife anzubieten, nachdem er selber ein paar Züge gethan; aber in einem Augenblicke, wo Keiner von uns mit Bestimmtheit wußte, ob sein Kopf im nächsten Augenblick noch auf den Schultern sitzen werde, konnte ich schwerlich erwarten, daß mein Diwan-Genosse so streng an der Konvenienz halten würde; und dennoch that er es! Hätte ich mich geweigert, den Tschibuk anzuneh- men, so würde der ehrliche Osmane gewiß jetzt wie zu jeder anderen Zeit sicy davon verletzt gefühlt haben. Der Regerknabc war, wo möglich, noch kaltblütiger als sein Herr. Als der Oberst einmal zu Selim-Pascha abgrrufen ward, der sich auf dem Schiffschnabcl befand, kroch ver kleine Sambo aus den Diwan und streckte seinen Kopf so weit als möglich aus dem Fenster. Ein Hagel von Kugeln, der die Wogen furchte, schlug in demselben Augenblick nur wenige HarvS vor dem Schiffe ins Wasser und prallte wieher in die Höhe. Dieser gräßtiche Kugeltanz machte dem kleinen Schelm solche Freude, daß er jauchzend iß die Hände schlug und deu Mund bis an die Ohren aufriß.