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E staltung im Weste» hcrvorgerufcn; sie hat ihn in bequeme Verbindung mit der ganzen übrigen Welt gesetzt und die Preise sehr niedrig gestellt. Während unsere Dampfschiffe selten die Schnelligkeit von 4V Kilometern in 24 Stunden erreichen, legen die des Westens 200 bis 230 stromaufwärts in demselben Zeiträume zurück. „Für die Reisenden ist das Dampfschiff von nicht geringerem Vortheil als für den WaarentranSport, und dies hat mächtig zu der Entwickelung des Westens beigetragen, der in Bevölkerung uyd Reichthum so rasch vorgeschritten ist, als ob Zauberei dabei im Spiele gewesen wäre. Nach den Erkundigungen, die ich ein gezogen habe, reiste man 1833 von Pittsburg nach Nen-Orleans für 267 Francs, wobei Kost und Bett mit eingeschlvfsen war, von Louisville nach Neu-Orleans für 133 Francs; das beträgt im ersten Falle OM7, im zweiten 0,«s für 1 Kilometer. Noch bei weitem ermäßigt wurde dieser Preis für die armen Auswanderer, welche von Neu-Orleans nach Ohio und Illinois zogen, und für die Schiffsleute, welche, wenn sie mit ihren platten Kähnen ins Ricver- lanb gedrungen sind, allein zurückkehren müssen, weil die Kähne nur auf diese Reise berechnet sind und am Ziele derselben morsch aus- einanderfallen. Diese läßt man in einer Anzahl von 800 bis 600 in ein besonderes Stockwerk, gewöhnlich auf das Verdeck, zusammen treten; dort finden sie Platz zum Schlafen und Feuer, um sich zu wärmen und ihre Speisen zu bereiten, und zahlen 21 bis 33 Francs bis Louisville, das beträgt für den Kilometer 0,w dis o,o> Francs. Diese Preise sind keine Minima, ein großer Zudrang von Reisenden kann sie oft noch sehr herabsetzen. „Als sich die Staaten im vollen Genuß der erstaunenswerthen Vortheile, welche die Dampfschifffahrt ihnen gewährte, sahen, wandten sie sich zu Staats-Unternehmungen. „Sie haben hier dieselbe Kraft und Entschlossenheit gezeigt, die an ihnen überhaupt charakteristisch ist, die Kühnheit, welche das Ge lingen ihrer früheren Unternehmungen ihnen einflößen mußte, und die Großartigkeit der Auffassung, welche in einem Lande, das nach diesem Maßstab zugeschnitten ist, natürlich scheint. Freilich haben einige dieser jungen Staaten zu klagen, daß sie ihre Unternehmungen nicht auf ihre gegenwärtigen Kräfte berechnet haben, vielmehr auf die Größe, die sie, vielleicht in ferner Zukunft, zu erlangen hoffen. Wir sehen Staaten, die kaum die halbe Bevölkerung eines unserer Departements haben, Verbindungen anknüpfen, vor denen die größten Staaten der alten Welt sich gescheut hätte», und obgleich sie ihr Un ternehmen nur mit Mühe fortsetzen, erliegen sie der Anstrengung doch nicht. Der Grund hiervon ist, daß man diese jungen Staaten nicht nach ihrer Seelenzahl beurtheilen darf. -„Die Kapitalisten, welche die Gelder ihnen anvcrtraut haben, rechnen aus die künftige Blüthe, für welche der gegenwärtige Wohl stand und die -ununterbrochene Fortentwickelung die sichersten Unter pfänder sind. Ein Volk, dessen Sitten so streng sind, dessen religiöse Ansichten so sehr durchgreifen und die Oberhand haben, muß großes Vertrauen erwecken; ungeachtet der Unsicherheit, in der seine poli tischen Formen noch schwanken. Ferner hat in den Vereinigten Staaten die Arbeit des Einzelnen, bei dem Ucberfluß an Ländereien und dem üppigen, noch nicht ausgesaugten Boden, reicheren Erfolg, und somit wird der Einzelne mehr zahlungsfähig, als er cs bei uns ist. „Endlich, und dies ist der Hauptpunkt, abgesehen von jeder an deren Verschiedenheit, sind die Vereinigten Staaten mehr als irgend ein Europäischer Staat im Stande, Anleihen zum Nehme öffentlicher Unternehmungen zu machen, weil sie mehr im Stande sind, dieselben zu verzinsen und abzutragen, Bei den Europäischen Mächten wird der größere Theil der Staats-Einkünste durch die Erhaltung eines großen stehenden Heeres und durch die Verzinsung einer Staatsschuld, die bereits ansehnlich genug ist, und welche frühere Kriege nöthig gemacht haben, vorn weggenommen. So hat der Kriegsgott in Europa die erste Hypothek auf allen Staats-Einkünften. Außerdem ist die Besteuerung in Europa so hoch, daß man sie nicht mehr son derlich erhöhen kann, ohne die Völker in Schulden zu stürzen. In Amerika hingegen sind die Steuern unbedeutend, weil sie sich ans das beschränken, was die Verwaltung des Staates und die des Bundes erfordert, und weil die einzelnen Staaten kein stehendes Heer haben, die Truppenzahl des Bundes aber nicht über 10,000 Mann beträgt, wozu eine verhältnißmäßige Anzahl von Schiffen kommt; so nehmen die Steuer» den einzelnen Untcrthanen nur einen geringen Theil ihrer Einnahme hinweg. Demnach ist es in den Bereinigten Staa ten leicht, sich die Mittel zu verschaffen, eine Anleihe, die für öffent liche Zwecke gemacht wird, abzutragen, und man braucht bei einer Erhöhung der Steuern nicht gleich zu befürchten, daß die Untcrthanen über Unterdrückung seufzen werden. „In tiefem Frieden hat die Erhaltung des stehenden Heeres, welche die Europäischen Mächte einander gegenseitig nothwcndig machen, Frankreich, im Jahre 1838, L8S Millionen bei einer Ge- sammt-Einnahme von l l38, im Jahre 1830, 870 bei einer Gesammt- Einnahme von 1196 Millionen gekostet. Man kann ohne Uebertrei- bung den Aufwand, den Europa machen muß, um stets unter Waffen zu sepn, für das Jahr auf eine Summe von mehr als 2000 Millio nen schätzen, ohne daß man dabei die Summe in Anschlag bringt, welche die Staaten durch 3 Millionen Menschen erwerben könnte», wenn sie die Kraft derselben zur Pflege der Künste und Gewerbe verwendeten, denn die Krieger werden aus vem kräftigsten Theile der Bevölkerung genommen. „Kann es jemals mehr an der Zeit sepn, die Beredsamkeit, welche in Ziffern liegt, zu Hülfe zu rufen, als wenn es gilt, den unendliche» Vorthei! zu erweisen, den bei den vielen großartigen Verbesserungen, für welche unsere Zeit schwärmt, der Friedens-Zustand hat, in dcn sich die Vereinigten Staaten zu einander gestellt haben, in Vergleich mit der kriegerisch lauernden und wetteifernden Stellung, in der die Europäischen Reiche noch immer einander gegenüber ste hen; obgleich vic Empfindungen der Achtung und Freundschaft, welche die Europäer einzeln zu einander hegen, immer stärker hcrvortreten, und obgleich die Geschäfts- und wissenschaftlichen Beziehungen, welche die Europäischen Nationen ohne Unterlaß in gegenseitige Berührung bringen, sich täglich mehren und sie fast so innig mit einander ver- flochien haben, daß der Tag nahe zu sepn scheint, an dem ganz Europa eine einzige große Familie bilden wird." Portugal. Ein Blick aus Portugals Gegenwart auf seine Zukunft. (Fortsetzung.) Die junge Königin wurde tief erschüttert. Mehr der Schmerz als die Furcht regte sie auf; sie gedachte daran, daß ihr Name in den Herzen Ler Portugiesen lange mit dem der Charte ver wechselt war. Die Königin verweigerte zu gehorchen und ver warf mit Würde die Befehle der Empörer. Es ist wahrscheinlich, daß sie damals die Bewegung durch die Entfernung ihrer Mi nister hätte aufhallen können. Etwas später willigte sie, auS Furcht, ihre Diener zu kompromittiren, und nach ihrem drin genden Rathe, in die Unterzeichnung. Damals nur vergoß sie Thrä- nen. Der Graf von Lumiares, die Herren Bernhard von Sä und Pafsos wurden zu Ministern ernannt und die Königin machte sich verbindlich, die Cortes nach den Bestimmungen der Constitution von 1822 einzuberusen, um das Fundamental - Gesetz des Reiches in Ordnung zu bringen. Herr Paffos war ein junger Enthusiast, wel cher Portugal durch Tugend und Beredsamkeit zu leiten strebte; der Vicomte von Sä, mit einem seltenen Muthe begabt, verbarg unter der Lcichlfenigkeit seiner Laune und unter seiner kecken Entschlossen heit einen hartnäckigen Ehrgeiz und einen tiefen Skeptizismus. Liese beiden Männer, sehr verschieden an Charakter und den Leiden- schatten der Parici, welche sie zur Macht förderte, gleich fremd, folgten unabhängig von einander ihren Trieben. Herr Paffos vekre- tirte ein Pantheon, erließ tausend Verordnungen in Bezug auf Bibliotheken und Museen, und schaffte auS Philanthropie die Stierge- scchte ab. Herr Bernard von Sä zerstörte, was er nur konnte; sein Grundsatz war, daß die Angelegenheiten sich in der Folge ordnen würben, so gut sie könnten, und was einmal über den Haufen ge worfen sep, werde sich nie wieder erheben. Auf diesem Wege gingen die Dinge fort bis zum Monat November, ohne daß neue CorteS zusammentraten, und Herr Paffos, dessen vielfache Gesetze die offi zielle Zeitung überschwemmten, konnte sich auf einen Augenblick für den Wieberherstellcr Portugals halten. Aber am 3ten desselben Mo nats versuchten einige Personen des Hofes, dhne Milwiffen Aller, selbst der Ihrigen, eine Contrc-Revolution. Die Königin begab sich, heimlich nach dem Schlosse Belem; von hier aus berief sie die Armee und den Hof zu sich, und widerricf'dcn Eid, welchen sie am 10. Sep tember erzwungen abgelegt hatte. Dieses Unternehmen, an sich selbst schlecht und unausführbar, bot unter mehreren anderen, auch eine Schwierigkeit dar, welche von den Taktikern des Komplets nicht vorhergesehen war: Belem ist von Lissabon durch einen kleinen Fluß getrennt, und die Constitutionellcn bemächtigten sich der Brücke von Alcantara und schnitten jede Ver bindung zwischen dem Schloß und den Anhängern der Charte ab. Eben so überrascht wie ihre Gegner, gaben diese sich nur Mühe, bas Unternehmen verächtlich zu machen, welches, wie man sagte, von dem Brückchen Gesandten ausginq. Diese unglückselige Einwirkung des Lord Howard benahm den Chartisten jedes Streben nach Thätigkeit und vermehrte den Eiter der Constirutionellen. Die feindliche Stellung der Kriegsschiffe Ihrer Britischen Majestät schüchterte Niemand ein. Die Furcht vor der Gefahr erschüttert picht, sondern reizt nur die bewaffneten Parteien; um über Bolksmassen etwas zu vermögen, ist die Gefasst selbst erforderlich. Die Constitutionellcn, stolz auf diesen neuen Erfolg, und da sie noch nicht Zeit gehabt hat ten, sich zu entzweien, befestigten ihre Liebe zur Constitution durch den Haß gegen England, und diesmal schien das Volk zu Lissabon von einem cimnuthigen Gefühle geleitet. Nach drei Tagen gab die Königin ihr gefährliches Projekt auf und kehrte mitten unter dein enthusiastischen Zuruf des Volks und unter Freudenfeuern in die Stadt zurück. Diese traurige Unbesonnenheit zeigte dreierlei: die Festigkeit des Throns der Donna Maria, welcher durch diesen thörichten Ver such auch nicht einen Augenblick erschüttert war, den Widerwillen des Volkes gegen das Englische Joch und den Haß der Eraltirten gegen einige politische Männer. Herr Freire war auf der Brücke von Alcantara getödtet worden. Am 18. Januar 1838, nach vier und ein halb monatlicher dikta torischen Macht, unter dem Namen der Constitution von den Herren Bernard von Sä und Paffos ausgeübt, vereinigten sich die konsti- tuircnden CorteS zu Lissabon. Rach dem Gesetz von 1822 bildeten sic eine einzige Kammer, und waren durch eine fast allgemeine Ab stimmung erwählt worden. Seit dem 6. Mai stellten die Cortes die Grundzüge zur Constitution auf und vierundsechzig Stimmen gegen sechzehn dekretirten das absolute Veto, die beiden Kammern und die Hauptgrundsätze aller Fundamentalgesetze. Das Verfahren der Versammlung hatte eine Art vermittelnden Charakter. Sie schien bestimmt, ein Gesetz zu votire», welches, wie das in Spanien, zwischen der Charte und der Constitution die Mitte hatten sollte. Die Eral- tirten wurden darüber unruhig; ihr Geschrei machte Eindruck auf die Cortes, welche, trotz der beträchllichen Majorität, die sich über die Grundsätze herausgestcllt hatte, die Personen Preisgaben und