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Grosjhcrzog Friedrich Franz IV. von Mecklenbnrg-Schmcrni. Die Mljlende Zeit. Nvmnu von Dorn Erba ch. (S. Forlfttznun.) iNachdruck verüoiktt.l Vllk. Beim ersten Anblick der armen Kinder, welche inan ungeschickt und unbequem ans ihre Bettchen gelegt halte, der alten Kathrine, die unter unsäglichen Schmerzen, im Zustande hülfloser, halb wahnsinniger Angst ' vor den kleinen Lagerstätten kauerte, der Kbchiu, die gnuz den Kopf ver loren zu haben schien nnd nichts zn ihn» wußte als laut zn jammern und zn klagen, wußte Helene, daß sie recht gethau habe, hierher zu kommen. Mit der ihr eigene» Nnhc nnd Thatkraft griff sie ein. Sic wusch das nach immer stark blutende Köpf chen des kleinen Mädchens, nmwand es mit nassen Tüchern. Dann brachte sie den leise wimmernden Knaben vorsichtig in eine bessere Lage. Mit großen verwunderten An gen sah Kathrine ihrem stillen gc- schicktcu Walten zn. Sie halte Helene augenblicklich erkannt, sie wußte genau, in welchen Beziehun gen diese mit dem Batcr der Kinder gestanden hatte, nnd dachte nun staunend: Gibt cs denn noch Engel ans Erden? Der Medizinalrath kam — viel früher, als Helene zn hoffen gewagt halte. Seine Ucbcrraschung, sie hier zu treffen, war groß; er lobte ihre nachbarliche Hülfsbcreit- schaft, wie er sich ansdrückte, ohne zn ahnen, wie schwer ihr in diesem Falle die Pflicht der Barmherzigkeit geworden war. In Folge der Be inühnngeu des Arztes erwachte die kleine Lilh bald zum Bewußtsein. Ihre Kopfwunde erwies sich als ungefährlich und cs schien auch keine Gehirnerschütternng zn fürchten zn sein. Schlimmer war es Panl ergangen. Es stellte sich heraus, daß der linke Arm gebrochen war; über die Tragweite der Bcrlepnng am Fuß ließ sich noch nichts sagen, da derselbe furchtbar angeschwollen war. „Gnädige Fran," sagte der Medizinalrath, nachdem er den Arm des Kleinen eingerichtet hatte, bei welch' schmerzhafter Operation Helene den mnthigcn kleinen Knaben liebreich umschlungen hielt — „es ist wirklich ein großes Glück, daß Sie hierher gekommen sind! Es ist Henle absolut iu der ganzen Stadt keine Wärterin anfzntreiben; ich habe heilte morgen für eine arme Kranke schon vergebliche Schritte gcthan. Es bleibt nun nichts übrig, als nach A. zn tele- graphiren, allein vor Mitternacht kann —" „Bitte telegraphiren Sie nicht!" unterbrach ihn Helene lebhaft, „ich glaube, die Kinder werden sich rasch an mich gewöhnen; warnm sie wieder mit einer fremden Erscheinung er schrecken? Bis der . . . der Baler znrückkehrt, kann ich bleiben, nnd" — sie sah den alten Herrn mit ihren schönen guten Angen bittend au — „Sie können sicher sein, daß ich all' Ihre Anordnungen ans das Pünkt lichste befolgen werde." „Das weiß ich, Frau Heleuc," entgegnete er im Tone der lieber-