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Die „Sächsische Elbzeltung" erscheint DicnStag, DonnerS- tn^ und Sonnabend. Lie Ausgabe deS Blattes erfolgt Tag« vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnement« - Preis v lertel- jährlich l Mk. 50 Pf., zwei monatlich I Mk., «imnonat- lich 50 Pf. Einzelne Nummern 10 Pf. PostzeitungSbestclllisie 6248. Alle kaiserl. Postaustalten, Postbote», sowie die ZeitungSträgcr nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeltung" an. MM MM AmtZMü Mit „Illustrirk. SonntagabkatL". Mit hunwr. Beilage „Seifonbrason". Mit „Lcrndwirihschnftr. Woirngs". Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. für das Rächt LuitsgeriA und den Mdlrch fu ZGndnn, sowie für den MdlMMülch !»Hohnstein. Inserate, bei der wellcit Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestenS vormittags 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pf. Inserate unter sllnf Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet (tabellarische und complicirte nach Uebereinkunft). „Eingesandt" unterm Strich 20 Pf. die Zeile. Jnseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukcnstraße 181, in Hohnstein: bei Herrn Stadtkassirer Reinhard, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - BureauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. und in Hamburg: KLrolh L Liebman«. Schandau, Domicrstag, den 6. Mai 18S7. 41. Iohlgong. Amtlich Holzversteigernng: PostelwiHer Revier. Bunnn!»«»«!, «Ivn IS. AI«i I8V7, Vormttt. Nhr iin L)otel „zum Lindeuhof" ln Schandau r 647 wch. Stämme, 10—25 ein strk., 1i)8 hrt. n. 2937 wch. Klötzer, 13—50 cm strk., 4253 wch. Derbstangen, 8—15 cm strk., 11 hrt. n. 3634 wch. Staugen- klötzer, 7—12 cm strk., 4960 wch. Neisstauflen, 4—7 cm strk., 12„ rm wch. r Theil. Breunscheite, 16 rm hrt. und 49„ rm ,vch. Brennkmippel, 27 rm hrt. n. 159,g rm >vch. Bre«»näste. Kahlschläge: Abth. 24, 61, Durchforstnngeu: Abth. 2, 4, 9, 11, 18, 20, 47, 50, 51, Wegeränmuugen: Abth. 16, 20, 34, 35, 37, 61, im Einzelnen: Abth. 3, 14, 28, 34, 35, 37, 40, 43, 47, 50, 59. Agl. Lorstreutamt Schandau n. Agl. Lsrstrevlerverwaltung Postelwitz, am 4. Mai 1897. Brückner. Hahn. Politisches. Kaiser Wilhelm ist am Sonntag Vormiltasi im besten Wohlsein von seinen jünsisten Frühjahrsreiseu im Neuen Palais bei Potsdam eingetroffcu. Am Montag Vor mittag wohnte der Monarch BataillonSbesichtignusten beim 1. Gardc-Jnfanterie-Rcgiment und einer sich anschließenden Gefechtsübung desselben, an welcher auch Garde-Cavallerie und Artillerie theiluahm, auf dem Bornstedter Felde bei. — Ans Einladung des Kaisers wird die Königin Char lotte von Württemberg den ans der Werft zn Danzig ge bauteil neuen Kreuzer „Ersah Freya" taufen. Der Stapcl- lanf des neuen Kriegsschiffes findet am 11. Mai statt; auf ihrer Reise von Stuttgart nach Danzig wird die Königin Charlotte einen eintägigen Aufenthalt am Berliner Hof nehmen. Der Reichstag erörterte am Montag bei wiederum recht schwacher Besetzung des Hanfes die Anfrage des Abgeordneten Grafen Kanitz an die verbündeten Negier ungen, ob sie gesonnen seien, angesichts der geplanten be deutenden Zollverschärfnugen Nordamerikas, fpcciell der verschärften Differenzirung der deutschen Zuckereinfnhr, das Zollabkommen mit den Vereinigten Staaten vom Jahre 1.891 auch fernerhin aufrecht zu erhalten. Nachdem Graf Kanitz die Interpellation durchaus fachlich begründet und betont hatte, daß sich Deutschland die außerordentlich hohen Sätze der Dingley-Bill, falls sie Gesetzeskraft erhalten sollten, nicht rnhig gefallen lassen dürfe, beant wortete Staatssecretär v. Marschall die Interpellation in ausführlicher Rede. Die darauffolgende Debatte endete mit einer persönlichen Polemik zwischen den Abgeordneten Ur. Barth und v. Kardorsf (freie.) wegen eines von ersterem gebrauchten »»parlamentarischen Ausdruckes. Am Dienstag befaßte sich das Haus zunächst mit dem neu eiugegangenen Gesetzentwürfe, betr. Einführung eines anderweitigen Servistarifs. Der „Neichsanzeiger" veröffentlicht einen Kaiserlichen Erlaß, betr. die Errichtung der neuen Oberpostdirection Chemnitz. Genannte Maßregel ist infolge der starken Belastung der Oberpostdirection Leipzig uothwendig ge- worden; den Verwaltungsbezirk der neuen Oberpostdirection wird im Allgemeinen die Kreishanptmannschaft Zwickan bilden. Ueber den nun schon länger als ein Jahr danernden Verhandlungen zur Erneuerung des Ausgleichs zwischen Oesterreich nnd Ungarn waltet ei» Unstern. Die soeben in Pest stattgefunoenen gemeinsamen Couferenzen der Quoteudeputationcn der beidenseitigen Parlamente sind am Montag beendigt worden, ohne daß sie zn einer Einigüng über die künftige Quotenvertheilnng geführt hätten die Ungarn weigerten sich entschieden, in die österrcichischerseits verlangte erhebliche Erhöhung der un- garische» Quoten einzuwilligen. Die Mitglieder der öster reichischen Qnvtendeputalion, sowie der österreichische Ministerpräsident Graf Badeni und sein College, Finanz minister v. Liliuski, trafen am Dienstag früh ans Pest wieder in Wien ein, desgleichen der ungarische Minister präsident Baron Bnnffy, welcher dem Kaiser Vortrag über die Stellmiguahme Ungarns in der Qnvtenfrage halten wird. Sollte aber die Erneuerung des Ausgleichs wirk lich scheitern, wie es den Anschein hat, so dürfte auch die Herrlichkeit des Ministeriums Badeni am längsten gedauert haben. Die Protestkundgebungen der Dentschen Böhmens gegen die Sprachenverordunngen des Ministeriums Badeni dauern fort. Der Parteitag der dentschen Volkspartei in Reichenberg gestaltete sich zu einem gewaltigen Protest gegen diese „Errungenschaft" des Badeni'schen Regimes; auch die Versammlungen in Eger, Frankenthal und Wie» brachten die Verurtheilung der Sprachenverordiilingen durch das deutschböhmische Volk zum entfchiedeueu Aus druck. Zn den von mehreren Blättern gemeldeten größeren Ruhestörungen ist es bei diesen Versammlungen nirgends gekommen. Das „Rückwärtsconcentrircn" geht bei den Griechen weiter. Jetzt haben sie auch ihre zweite Vcrtheidignnqs- stellung, jene bei Pharsalos, anfgegeben, und zwar ohne Kampf; sie wollen sich mm nach Domokos ans die „natürliche Vertheidigunhslinie" zurückzieheu, welche dort das Orthrhs-Gebirge bildet. Anch im Epirus befinden sich die Griechen anf dem Rückmarsch; sie sollen bereits Arta geräumt haben. Indessen halten sie auf demthessa- Nichtamtlicher Theil. lischen Kriegsschauplätze wcuigsteiis bei Velcstinos »och immer den türkischen Angriffen Stand. Vom Montag wurde aus türkischer Quelle selber gemeldet, daß die Kämpfe bei Velestiuos und Pilaf Tepe noch fortdanerteu, doch wurde zugleich die Erwartung ausgesprochen, daß die Türken nach Ankunft der signalisirten Verstärkungen bald den Weg nach Volo, den eben die Befestigungen von Velcstinos sperren, frei machen würden. Ein großer Theil der Bevölkerung Volos ist bereits nach Athen und nach der Insel Enböa abgereist; je ein französisches, eng lisches und italienisches Kriegsschiff ist vor Volo einge troffen. lieber ein etwaiges Gesuch des neue» griechischen Ministerium Nalli nm Vermittelnug an die Mächte ver kantet noch nichts, der Hochmnth nnd Trotz Griechenlands werden aber doch wohl am längsten gedauert habe«. — Auf Kreta ist die Lage unverändert. Die Jnfnrgeuten- führer haben in einer erneuten Unterredung mit den Admiralen abermals erklärt, sie lehnten die Antouomie ihrer Insel ab und verlangten deren Vereinigung mit Griechenland. Der famose Oberst Vassvs ist von der griechischen Negierung endlich ans Kreta znrückberufcn worden, aber nur, nm durch Oberst Staiko ersetzt zu werden; offenbar denkt die griechische Negierung auch jetzt uoch nicht daran, ihre Truppen von Kreta zurückzu- zicheu. König Alexander von Serbien traf am Montag Nachmittag 6'// Uhr znm Bestich des Fürsten Nicolaus in Cetinje ein und nahm im Palais des Erbprimen Absteigequartier. Es heißt, der Serbenköiiig sei anf der Brautschan in Cetinje cingctrosfcu, aber seine Zusammen kunft mit dem Fürsten von Montenegro wird wohl in Hinblick anf den türkisch-griechischen Krieg auch ihren politischen Hmtergrnud besitzen. Der Negns Menelik von Abessinien hat seinen euro päischen Vertrauten nnd Bcrather, den Schweizer Jlg zu seinem ersten Minister und kaiserlichen Staatsrath mit dem Titel „Excellenz" ernannt. Jedenfalls ist dies eine merkwürdige Laufbahn, welche der genannte schweizerische Herr zurückgelegt hat; auf seine Leistungen als abessi nischer „Premier" darf man einigermaßen gespannt sein. Ferner ernannte der Negns den Franzosen Lagarde znm „Herzog von Eutotto" und verlieh dessen Äandsmann Mcndon den Titel „Lolwoillor clo I'instruetion publiquo". Das Titelwcsen scheint also anch in Abessinien zn grassircn! Zwischen England nnd Transvaal spitzen sich die Dinye immer mehr zu. Neuerdings hat die englische Negierung in Prätoria erklären lassen, sie betrachte den Bündnißvertrag zwischen Transvaal und dem Oranje- Freistaat als nngiltig, weil er den Vereinbarungen Trans vaals mit der Cap-Colonie zuwiderlaufe. — Der Volks raad der Boern wurde am Montag Nachmittag vom Präsidenten Krüger mit einer Ansprache eröffnet, 'welche genugsam die bestehende Spannung mit England andcutete. Trotzdem forderte Krüger den Volksraad anf, den 22. Jnni, den Tag des Negiernugsjnbilämns der Königin Victoria, znm offiziellen Feiertag zn erklären. Zum Schlüsse bemerkte der Präsident, wenngleich der politische Horizont nicht unbewölkt sei, blicke er doch frohgemuth und furcht los in die Zukunft. Lokales und Sächsisches. Schandau. Mit dem schönen Wetter nnd der milden Frühlingsluft ziehen auch unsere treuen Sommer gäste wieder zur Erholung bei uns ein. Als ersten haben wir wiederum die Freude, Herrn Legationsrath Brunner mit seiner Frau Gemahlin, nnd hoffentlich in voller Ge sundheit und Rüstigkeit bei uns zu sehen. Wir wünschen, daß ihnen der Aufenthalt in unseren Bergen wohl bekomme. Hoffentlich hält das seit Sonntag abwechselnd herrschende ranhe und schlechte Wetter nicht' lange an, sodaß sie zn einem rechten Genüsse des wunderschönen Monats Mai wie anch des ganzen Sommers kommen. Sie sind, wie alle Jahre, mit Dienerschaft erschienen nnd haben ihre Wohnung wiederum iu der Villa Minerva der Frau Ban- meister Sänger genommen. — Nach einer anf Grund von 8 1 des Pferde-Aus- Hebuugs-Neglements vom 15. October 1886 (Gesetz- und Veroronungsblatt vom Jahre 1886 Seite 174) ergangenen Verordnung des Königlichen Kriegsministerinms wird diefes Jahr eine Vormusterung des Pferdebestandes im Königreiche Sachsen stattsinden, nnd zwar wird sie im Bezirke der Königlichen Amtshanptmannschaft Pirna in der Zeit vom 20. Mai bis 3. Juni vorgenommcn werden. Für die Ortschaften des Schandauer und Königsteiner Bezirks findet diese Musterung an folgenden Tagen statt: Mittwoch den 26. Mai a) früh '/i8 Uhr anf dem Viadnct- Platze vor dem Gasthanse znm Deutschen Hause in König stein feiten der Pferdebcsitzer in Pötzscha, Nenstrnppen, Naundorf, Kleinstruppen, Struppen, Weißig mit Strand, Lenpoldishain mit Nicolsdorf, Thürmsdorf, Festung König stein, Gohrisch, Pfaffendorf, Hütten nnd Stadt Königstein; b) Nachmittags 1 Uhr am Erbgerichte in Cunnersdorf bei Königstein feiten der Pferdebesitzer in Schöna, Ncinhards- dorf, Rosenthal mit Neidberg, Reichstein, Ober-Rathen, Kleingießhübel, Krippen, Kleinhennersdorf, Papstdorf mit Koppelsdorf und Cnunersdorf b. K.; Freitag den 28. Mai rr) früh '/z8 Uhr anf dem Markplatze in Schandau feite» der Pferdebesitzer i» Lichtc»hai», Waltersdorf, Goßdorf, Porschdorf, Mittcliidorf, Altendorf, Schmilka, Prossen, Wendischfähre, Rathmannsdorf, Ostran, Postclwitz »ud Schandau; b) nachmittags 1Uhr anf dem Marktplatze in Hohnstein feite» der Pfcrdebesitzer i» Niederrathen mit Bastei, Waitzdorf, Lvhsdorf, Cnunersdorf b. H., Rathe walde, Ehrenberg »ud Hohnstein. Näheres ist ans der Bekanntmachnng der Königl. Amtshanptmannschaft Pirna vom 1. Mai zu ersehen. — „Winterstürme wichen dem Wonnemonat" so singt Richard Wagner in seiner Walküre vom wunderschöne» Monat Mai, nnd das Volkslied sccnndirt: „Der Mai ist gekommen, die Bäiune schlagen ans, da bleibe, wer Lnst hat, mit Sorge» z» Hans." Schneeflocken nnd April- Wetter sind nun hoffentlich ein überwimdener Standpunkt, nur haben Gärtner und Landwirthe uoch wohlbegründete Bcsvrsiniß Weyen Pankratius und Servatius, der beiden Eisheiligen, die den 12. nnd 13. Mai fallen nnd die durch ihre uuaugenchmeu und höchst unnöthigcn Nacht fröste schon manchem schön entwickelten Blütheusegen übel mitgespielt haben. Die lanen, milden Lüfte erquicken mit ihrem würzigen Bliithengenich die dnrch die rauhen Winter stürme, durch die anstrockuende Ofcnwärmc, dnrch die dumpfe und schlechte Stubcnluft übel behandelte Menschen- lnnge, und man kann jetzt nichts Besseres thnn, als so wenig wie möglich in der Stube, sondern von früh bis abends im Freien zn sei», wo die Lieder unserer nun alle zurückgekehrtcn Singvögel aus Busch und Strauch schallen und Zeugniß davon geben, wie auch die sogenannte un vernünftige Creatur sich des neuen Frühlings freuen will. Leider bleibt dem vielbeschäftigten Menschenkinde wenig Zeit übrig, sich der von Gott geschenkten Frühlingspracht der Baumblüthe, zu widmen, und es heißt bei vielen, Sonn tags und morgens zeitig anf den Beinen sein, und die Herrlichkeit zu genießen. Leider war der letzte Sonntag, der 2. Mai, in den meisten Gegenden der Tag der entwickelten Baumblüthe, so verregnet, daß viele sich auf deu geplanten Spaziergang umsonst gefreut haben; und nach dem schönen Montage ist am heutigen Tage ein Wetter eingetreten, das einem Maitage keine Ehre macht, aber da allzustreuge Herren nicht lauge regiereu, so kau» man hoffen, daß die liebe Sonne bald wieder lächeln, das Eingeweichte wieder trocknen und die frierende Natur wieder Wärmen wird. . — Auf, der Mai kam iu das Laud, der da löst der Sorgen Band! Kinder, Kinder, seid gemahnt, seine Pracht zn schauen. Anf der lichten Heide breit sind die Blumen ausgestreut; wie ein Teppich, weit und breit, schimmern Feld und Auen. Nun schlinget den Reihen, und jauchzet den Maien! — Mit diesen jubelnden Worten begrüßte im 13. Jahrhundert der schwäbische Dichter Conrad v. Kirch berg den Einzng des Königs Mai. Unter der grünenden Do'rflindc versammelte sich in früheren Zeiten die Jugend zu fröhlichem Tanze, und wo die Linde fehlte, da wurde in fest lichem Zuge der Maibaum aus dem Walde geholt. Ein frifch günender Baum mußte Zeuge und Förderer der ausgelassenen Freude über das Nahen der sommerlich schönen Tage sein. Theatralische Belustigungen im Freien, feierliche Prozessionen dnrch die Straßen nnter Führung eines Maigrafen oder Maikönigs standen auf der Tages- ordmlng des Wonnemonats. Unsere Vorfahren waren eben ein echtes Naturvolk, und wenn der Winter endgiltig dahin war, an Wegesrändern die blauen Veilchen wieder dufteten, maieusrisches Birkengrüu iu dem Weheu des