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360 Menschen, bis zum höchsten Grade durch religiösen und politischen Eiser entflammt; während Französische Ingenieurs"), welche Mar- mont im Kriege mit Rußland zu Hülfe geschickt hatte, ver geschäf tigen Menge die unschätzbaren Vortheile der wissenschaftlichen Anlei tung und ihrer geübten Geschicklichkeit mittheüten. Unter solchen Auspizien wurden die Befestigungswerke des Hafens verstärkt unv bewaffnet; das See-Arsenal leistete unerschöpfliche Hülfsqucllen; in drei Tagen waren die Batterieen mit 300 Kanonen besetzt — am Ende einer Woche war ihre Zahl auf 1000 vermehrt; temporäre Brustwehren wurden überall von Schanzkörben unv Faschinen gebil det, wo regelmäßige Vertheidigungswerke fehlten; der Brandcrthurm wurde init schwerer Artillerie besetzt; 100 Kanoncnböte quer vor der Mündung Les Goldenen Hornes aufgestellt; zwölf Linienschiffe standen innerhalb bereit zum Kampfe; Brander wurden ausgerüstet unv zahlreiche Ocfcn für glühende Kugeln beständig erhitzt gehalten, um in die Britische Flotte die Feuerbränve zu werfen, die sie der Türkischen Hauptstadt zugcdacht hatten. °°) Obgleich Vie Englischen Osfiziere vnrch ihre Fernröhre die eifrigen Vorbereitungen bemerkten und vie Gefahr für Vie Flotte wegen des lang anhaltenden «üdwestwindes, welcher es unmöglich machte, die Meerenge wieder zu passiren, stündlich wuchs, so war doch nichts der dringenden Roth Angemessenes geschehen. Die Flotte wurve in der That dem Gerat näher gebracht unv jeve Anstrengung gemacht, den Feinv durch Unterhandlung zu einer Ausgleichung zu bringen; aber ver Stolz ver Muselmänner, jetzt völlig aufgeweckt, würde ver Regierung nicht gestattet haben, Bedingungen anz'unehmcn, wenn sie auch dazu geneigt gewesen wäre; uns Lchastiaui'S Einfluß wurde glücklich ausgeübt, um die Unterhandlungen i» die Länge zu ziehen, bis die Vorbereitungen so weit vervollständigt waren, daß sie dem Feinde Trotz bieten konnten. Vier Tage, nachdem die Britische Flotte auf ver Höhe von Konstantinopel erschienen war, standen vie Ufer so vollstänvig mit Artillerie bespickt, daß ein Angriff augenscheinlich ge fahrvoll für die Flotte war; in einer Woche war er gänzlich hoff nungslos. Da der Zweck der Erpedition verfehlt war, so blieb nichts übrig, als für die Sicherheit der Flotte zu sorgen, aber bas war jetzt kein geringes Unternehmen; während der Woche, welche nnt Unterhandlungen verloren gegangen, waren die Batterieen der Darda nellen ganz bewaffnet und die Schlösser auf ver Europäischen und Asiatischen Seite so befestigt, daß es äußerst gefährlich war, den Durchgang zu versuchen. Um die Verlegenheiten des Englischen Avmirals vollständig zu machen, blieb der Wind, welcher gewöhnlich zu Konstantinopel aus Nordost weht, beständig nach seiner Ankunft in Süvwest, so daß es ganz unmöglich war, seine Rückfahrt anzu- iretcn. Nachdem endlich am ersten März ein Wind von^ Schwarzen Meere her zu wehen angcfangen halte, wurden alle Segel ausge spannt, und die Flotte trat wieder in vie gefahrvolle Meerenge ein. Aber nicht ohne Schwierigkeit unv ohne beträchtliche Gefahr wurde die Durchfahrt bewirkt. Ein heftiges Feuer wurde von allen Batterieen unterhalten; die Landspitzen zeigten auf beiden Seilen einen fortwäh renden Rauch; der Donner ver Artillerie war unaushörlrch; unge heure steinerne Kugeln, einige sieben- bis achlhundcrt Pfund schwer, drohten, mit einem Schlage die größten Schiffe zu versenken. Einer dieser schweren Steine riß den Hauptmast des „Windsorkastcl" weg, welcher die Admiralsflagge führte; ein anderer durchbohrte das Hin- lertheil des „Standarv", tödiete und verwundete sechzig Menschen. Endlich lief die Flotte aus der Meerenge heraus und warf auf der Höhe von Tenedos Anker, in solch einer Stellung, daß sie die Darda nellen blokirte, nachdem sie auf dieser kühnen Expedition 280 Mann verloren hatte, welche, obgleich wegen der Jrrthümer bei der Aus führung ohne Erfolg, kühn und geschickt aufgefaßt war und in Europa einen sehr großen Eindruck hervorbrachte, indem sie die bisher unbe kannte Schwäche des Ottomanischen Reiches offenbarte und zeigte, wie leicht eine angemessene Seemacht, seine Vertheidigungswerke durchbrechend und zugleich einen Streich gegen reu Lebensnerv des Staates ausführcnd, die ganze Slärke des Islamismus brechen und eine Macht unterwerfen könnte, vor welcher in früheren Zeiten alle Monarchicen Europa's gezittert hatten. Rußland. Russisches Pantheon. Eine Englische Zeitschrift (die 4Vestmiu*cer-lievieev) theilt in einer allgemeinen Ucbersicht der Russischen Literatur, wobei auch der MelgunofflKönigschen „Literarischen Bilder aus Rußland" gedacht ist, die jedoch als überaus mangelhaft bezeichnet werden, das nach stehende Bcrzcichniß aller seit 28 Jahren verstorbenen berühmten Russischen Literaten unv Künstler mit. So trocken unv wenigsagend dasselbe auch ist, kann cs doch als historischer Anbaltpunkt für die jenigen dienen, vie sich in unserem Vatcrlande für die Grundlagen der werdenden Russischen Literatur intercssircn. Todesjahr. 1816. Dershawin, geb. 1743, der berühmteste lyrische Dichter der Russen. ') Viele dieser Ofnziere wurden nachher ausgezeichnet Generale. Durch besonderen Eiker that sich der damalige Oberst uns nachher so derübmt ge wordene General Fo» hervor. D. Ueb ers. "1 Die Zahl der Gcschüve, mit welchen dis Batterieen in sechs Tagen besetzt wurden, delies sich aus gtr .Kanonen und ron Mörser, — ein Beweis von Krast und SU Helligkeit in der Zubereitung der VertheiLigungsmittel, der vnUsiwi in der Weltgeschichte seinesgleichen nicht hat. 181. . ^^sNn-Puschkin, geb. 1774, Geschichte und 1818. N^^ov^geb. periodische Literatur, Literatur- E ka"nist^r^ Gedichte, Episteln, Satiren -e. 1824. Furst^Gortschakov, geb. 1762, Dramen, Satiren, Ge- ^o^niansky b. musikalischer Komponist. 18-b. Karamsin geh. 1765, Geschichte von Rußland, Gedichte, 1826. O rGv Schriften. 1826. Graf Rumientzov. 182. . Dmltriew, geb. 1760, genannt der Russische Lafontaine, ni>^?.^.'E^^lungen in Versen-c. -ü?Eov, geb. 1778, Dichter unv Kritiker. "l>, geb. 1730, Naturforscher. 182. . Grammatin, geb. 1786, Philoloa 1827. Kudr-aschtschew, geb '18OI Poesiecn. ^b. 1703, Lustspieldichtcr. 1'^' berühmter Bildhauer. 7»?»' ä««»",2/"' E- ««ich» m» 1829. G ölen lischt geb. 1767, Poesieen, Ueber- setzungen von Pinvar, Hesiod w. >820 Nel-v.nsky-M,letsk^ 1731, lyrischer Dichter, geb. 17.3, Novellen, Reisebeschrcibungen w. 1831. Baron Delwrg, Poesie und Kritik. 1831. W e l i a m i 0 v-S er n 0 v, Jurisprudenz. 1831. ^^^^"^^^olownin, geb. 1776, Reisebeschrcibungen G"äd itsch, geb. 1784, Ucbersetzung des Homer, Gedichtete. -1833. Graf Chwostov, geb. 1757. 1835. Wladimir Bronewsky, geb. 1784, Reisebeschreibunaen, Kriegsgeschichte rc. 1835. Marios, geb. 1750, berühmter Bildhauer. 1835. Anna Bunina, geb. 1774, Gedichte, religiöse Abhand- lungen, Ueberseyung von Blair'S Kanzelreden re. 1835. Sokolov, geb. 1766, Philolog, Bibliograph, Dichter. 1837. Alexander Puschkin, geb. 1709, romantische Dich tungen re. 1837. Wcnewitinov, geb. 1805, Gedichie, Kritiken. 1837. Bestushew (MarlinSkp), Novellen w. 1837. EuaeniuS, Metropolit von Kiew, geb. 1767, Theologie, Geschichte, Literatur rc. 1837. Kiprensky, ausgezeichneter Maler. 1837. Orl ows ky, Bildhauer. 1839. Sw in in, Topographie und Alterthümer. 1839. Wojekov, geb. 1773, beschreibende Poesie, Uebersetzungen von Virgil, Delille rc. Mannigfaltiges. — Die Dampfschiffe auf dem Rhein. Die Amerikanische Schriftstellerin, Miß Sedgwick, hat über eine Reise nach Europa Familienbriefe in die Heimat geschrieben, die sowohl in ihrem Vater- lanve als in England gedruckt worden und viel gelesen werden. Das Buch heißt: l^eller^ from thronst 10 Ivmüres ar kkouw unv ver- breirct sich sowohl über England, namentlich London, als den Euro päischen Kontinent, von welchem Belgien unv vie Rheinland? nur auf einem raschen Durchfluge, Italien aber mit größerer Muße ge nossen werden. In Deutschland waren cs besonverS vie Treuherzig keit unv ver gemüthliche Charakter der Einwohner, die unsere Ameri kanerin ansprachen. Unseren Rheinischen Dampfschiff-Unternehmern wird nachstehende Bemerkung von einigem Jntcrcsse seyn: „Am Rhein trafen wir mit einem LandSmaune zusammen, der mit seiner Schwester durch Frankreich und Italien gereist war, ohne, wie er selbst sagt, irgend eine andere Sprache zu verstehen, als die, welche auf dem Felsen von Plymouth gesprochen wird, und die er, als ein echter Neu - Engländer, mit höchster Selbstzufriedenheit und mit der Ucberzcugung spricht, daß dies die vortrefflichste und vex- ständiichste Sprache in der Welt sey. Es war dies ein vollstän diges Exemplar jener Sorte Englisch-Amerikanischer Reisenden, die überall eine Masse von Dingen auffinden, welche schlechter sind, als in der Heimat, und die diese Dinge als ein unerschöpfliches Feld der Unterhaltung ausbeuten. Eben kam er zu mir auf das Verdeck des Dampsbootes und sagte mir: „„Den Leuten dort habe ich erklärt, welches ungeheure Land Amerika ist; ich habe ihnen erzählt, daß ein Amerikanisches Dampfboot 2000 Menschen uns 1000 Ballen Baum wolle den Strom hinunter und herauf zweimal so rasch als ein Rhein-Dampfboot trage."" — „Der gute Mann hat aber nicht erzählt, daß ein Rheinisches Dampfboot seiner ganzen inneren und äußeren Einrichtung nach weil vortrefflicher ist als die unsrigen. Dergleichen kleine patriotische Eitelkeiten sind ganz scharmante Erquickungen, wenn man dreitausend Meilen weit von Hause ist — aber die Wahrheit ist doch noch besser." Hexausgrgcbcn von der Expedition der Allg. Preuß. Staats-Zeitung. Redigirt von I. Lebmann. Gedruckt bei A. W. Hayn.