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Z72 zutage nur gegen IM Tonnen Eisen auf. Einige unserer neuen Bau werke können, glaube ich, durchaus gar keinen Ballast führen. Man macht noch einen äußerst wichtigen Gebrauch von dem Eisen zur Erhaltung des Wassers und der Lebensmittel. Die Ein führung der eisernen Kasten auf der Kriegs- undHandels-Marine hat auf einigen Schiffen die Quantität des Wassers, welches sie über See mit sich führen können, verdoppelt oder wenigstens bedeutend vermehrt; ohne zu gedenken, daß die Qualität sich bis zu einem Grade verbessert hat, wovon nur diejenigen sich einen Begriff machen können, welche sich noch des ekelhaften Getränks erinnern, wozu die Seeleute so oft verurtheilt waren, in einer Epoche, welche glücklicher weise fern von uns liegt. Hier ist eine Uebersicht dessen, was man durch diese bequemere Einrichtung gewonnen hat: Das Stückfaß Wasser (butt) auf der Englischen Marine hält ZS Kudikfuß Raum, das Faß eingerechnet, und wenn dieser Raum vollständig mit Wasser gefüllt wäre, so müßte er 217 Gallonen enthalten. Jedoch hält das Gefäß wirklich nur 108 Gallonen, denn die Hälfte des Raumes geht verloren durch die Dicke und Form des Gefäßes, was für die bequeme Einrichtung höchst nachtbcilig ist. Ein eiserner Kasten, nach dem Modell, welches auf den Kriegsschiffen angenommen ist, und welchen man einen Kasten von 4 Kubikfuß nennt, obschon er, nach dem äußeren Umfange ge messen, fast einen Zoll mehr hat, faßt l>8 Kubikfuß. Dieser Raum, vollständig mit Wasser gefüllt, würde 424 Gallonen enthalten; der eiserne Kasten enthält 400, was also für seine Wände nur ein Defi zit von 24 Gallonen auf die ganze Wassermaffe herausstellt, welche dieser Raum würde fassen können. Oder in anderen Ausdrücken: der Gebrauch der alten hölzernen Siückfässcr giebt einen Raum-Verlust von während man bei den Eiscnkasten nur verliert. Man gewinnt noch etwas in der bequemeren Placirung des Wassers, wenn man Eisenkasten baut, welche nach den Formen der Schiffe bestimmt werden, und welche man bann an die Orte stellt, wo die Kasten von 4 Fuß nicht hineingehen würden. (Schluß folgt.) Arabien. Arabien und Spanien. Der treffliche Artikel: „Die Araber und ihr Einfluß auf die Völker des Mittelalters" — in Nr. 88 u. 80 d. BI. verdient die Aufmerksamkeit und den Dank Aller, welche cs zu schätzen wissen, daß die Verdienste der Araber, und namentlich der Araber in Spanien, um die Erhaltung und Verbreitung der Wissenschaften, so wie ihre eigene Produktivität, hell beleuchtet und der stolzen, eitlen Gegenwart überzeugend zu Gemüth geführt werden. Wie unbedeutend in der That erscheinen nicht, verhältnißmäßig, die Leistungen der neueren Zett, wenn wir gewissenhaft untersuchen, waS die Araber schon im 7tcn bis Ilten Jahrpundert, also zu einer Zeit, wo sonst überall nur Dunkel und Unwissenheit herrschten, für die Naturwissenschaften, Physik, Chemie, Arzncikunde, Chirurgie, Pharmakopie, Optik, Erdkunde, Astronomie; für alle mathematischen Wissenschaften; für Philosophie, Poesie, Geschichte, Jurisprudenz u. s. w. gethan; wenn wir ihren Erfindungen, z. B. des Papiers, der Zahlen, der Bussole, des Pendels, des Schießpulvers, so vieler mathematischen und musikalischen Instrumente w., die gebührende Auf merksamkeit schenken. Besondere Anerkennung nehmen aber ihre Leistungen in der Sprach-Forschung und Verbreitung, durch die Menge der Wörter bücher, in alten und gleichzeitigen Sprachen, und durch Werke über die Natur und Behandlung derselben, in Anspruch. Wenn der Verfasser des obengedachten Artikels das Verdienst der Araber gewissermaßen auf „die Wiedererweckung aller stren gen und Natur-Wissenschaften" beschränkt und äußert: daß die Erfindung des Reims das Einzige sey, wodurch sie sich um Künste und Literatur verdient gemacht — so wäre hierüber wohl eine nähere Verständigung erforderlich. Zuvörderst setzen wir voraus, daß der Vers, hierbei nur die so genannten schönen Künste und Literatur im Auge gehabt, welches auch wohl aus der Stelle folgt, wo er sagt: „Die ausgezeichnete Trefflichkeit der Römer in der schönen Literatur — ibr Livius, Ci cero, Horaz, Virgil, Tcrcnz — lassen uns die Verdienste der Sara zenen in Pflege der Wissenschaften fast vergessen.^ — Aber auch mit dieser Modification möchte das Urtheil: daß die Erfindung deS Reims das einzige Verdienst der Araber nm die schönen Künste und Literatur sey, sich schwer begründen lassen. Einem Volke, das so zahlreiche »chriften über Reinheit der Sprache (über 40), Styl, Metrik und Synonymik; so viele Philo logen und Redner aufzuweisen hat; welches sämmtliche Werke des Aristoteles (Vie Poetik mit eingeschloffen) und des Plato übersetzte; einem Volke, das seine völlig eigenthümliche, durch sein Klima und seine Umgebungen bedingte Poesie besaß —, eine Poesie, welche die Grundlage aller neueren romantischen Dichtkunst wurde —; dessen ganzes Wesen so durch und durch poetisch und phantastisch war, daß cs selbst die trockensten Gegenstände deS Wissens, z. B- philosophische Abhandlungen, Algebra und grammatische Studien, in Verse und Reime kleidete; das so viele ausgezeichnete Dichter und Dichterinnen zählte, daß ihre Zahl jn 24 Bänden kaum Raum hat; einem Volke endlich, an dem man zuerst die schöne Gewohnheit häufiger litera rischer Reisen, welche die Verbreitung des Wissens zum Zweck hat ten, findet: einem solchen Volke darf man wohl ein mehrseitiges Verdienst um die schönen Künste und die schöne Literatur unbedenk lich zugestchen. Was insbesondere die Künste anlangt, so zeichnete sich bekannt lich die Baukunst der Araber durch eine Erfindungsgabe, Eleganz und Anqmth aus, welche allerdings von der Architektur der Griechen sehr verschieden war, und zwar etwa eben so wie ihre Poesie: allein die klimatischen und terrestren Bedingungen waren auch bei beiden Völkern, vielleicht in demselben Verhältniß, verschieden, ja entgegengesetzt. Nicht zu übergehen ist die außerordentliche Industrie und der Gewerbfleiß der Spanischen Araber unter den Einflüssen, welche sie auf die Folgezeit übten; denn die neuere Zeit hat gewiß wenig Größeres dieser Art aufzuwcisen. Der Verfasser des mehrgedachten Aufsatzes schließt seine Unter suchung mit der Frage: welches wohl die Ursache der gegenwärtig unter den Sarazenen herrschenden Unwissenheit seyn könnet Wir glauben, diese Ursache hauptsächlich, ja vielleicht allein, in der Vertreibung der Araber aus Spanien zu finden. Sehr richtig hat der Bers, selbst gezeigt, daß das Arabische Spanien die eigent liche Bühne der Erhebung und des Glanzes der Sarazenen gewesen, wozu ohne Zweifel der Neichthum und die Schönheit der Halbinsel, so wie die glückliche Organisation und Empfänglichkeit ihrer Bewoh ner, wesentlich beitrugen. Wenn nun ein Volk das Land räumen muß, in welchem es Jahrhunderte gelebt, geschaffen, geherrscht; wenn eS daS Paradies — so darf man Spanien in jener Zeit nennen — erst nach langen blutigen Kämpfen räumt; dann ist es natürlich, ja nothwendig, daß, lvsgeriffen von der Wurzel im heimisch gewordenen Boden, verpflanzt nach dem verwilderten, unfreundlichen Afrika, die schönen Blüthen langgepflcgter Kultur bald welkten und nach und nach, aus Mangel geistiger, streng abgeschnittener Nahrung, die Sarazenen zu der geistigen Erniedrigung herabfinken mußten, in der wir sie jetzt leider erblicken! Konnten die Vertriebenen sich doch glücklich schätzen, daS nackte Leben gerettet zu haben, und aller ihrer Schätze, ihrer Hülfsmittel beraubt, wahre Schiffbrüchige an unwirth- barer Küste, blieb ihnen kaum ein elendes Vegetiren, geschweige denn ein geistiges Leben. Und so können wir das unglückliche Volk in seinem jetzigen Zustande, wo ihm der unselige Kampf mit Frank reich keine andere Anregung gewährt, als die Entwickelung seiner alten Tapferkeit und Energie, nur wahrhaft bedauern!') v. Grünenthal. Mannigfaltiges. — Die mathematische Wissenschaft in Rußland. In einem von Russischen Journalen mitgethcilten Schreiben aus Mos kau, dessen Verfasser eine Feierlichkeit auf der dortigen Universität beschreibt, bei welcher zwei Professoren Reden hielten, heißt es mit Beziehung aus die eine dieser Reden (von Prof. Braschman), welche den Einfluß der mathematischen Wissenschaften auf die Entwickelung der geistigen Kräfte zum Gegenstand hatte: „Herr B. widerlegte die so ganz unlogischen Vorurtheilc hinsichtlich des Nutzens der Mathe matik und zeigte mit siegenden Gründen, wie groß ihr Einfluß auf die Entwickelung der Geisteskräfte sey. Er bemerkte beiläufig, daß, wie sehr auch die mathematische Wissenschaft in Rußland gepflegt werde, unsere Mathematiker in der gelehrten Welt doch nur wenig bekannt seycn. — Woher kommt dies aber? Ohne Zweifel nur daher, weil die Russischen Mathematiker so wenige Bücher schreiben, die ihnen doch einen begründeten Ruf und selbst Ruhm erwerben könnten, und weil sie den bescheidenen Kreis ihres Wirkens auf den Unterricht in unseren Lehranstalten beschränken. Dieser Umstand ist cs, der im Auslände die Meinung verbreitet hat, daß „„bis auf diesen Augen blick kein Russischer Slave bis zur Differential-Rechnung sich er hoben, odcr daß wenigstens noch nie ein echt Russisches Werk über höhere Mathematik erschienen sey."" — „Ich entlehne diese Worte dem unlängst erschienenen Werke des Herrn Ami Bouö über die Europ. Türkei, in welchem der Verf., die geistigen Anlagen der Völker Slavischcn Stammes musternd, jene Ansicht namhaft macht, ohne sie jedoch zu theilen.") Wir befassen uns nicht mit der Wider legung einer solchen Abgeschmacktheit; wir kennen den blühenden Zu stand der Mathematik in unserem Vatcrlande und wissen, wie große Anlage daS Russische Volk zu dem hat, was die Deutschen Kopf rechnen nennen. Zum Beweise dienen unsere Rechenbretter, auf welchen der Russische. Mathematiker vermittelst rundlicher Stein chen an Schnüren wunderbare Berechnungen ausführt. Wir wünsch ten nur, daß die Russischen Gelehrten ihre ausländischen Kollegen mit ihren Entdeckungen und Vervollkommnungen im Gebiete der Mathematik bekannt machen möchten. Wenn es Einen Oßtrograd ßkji°°°) in Rußland giebt, warum sollte es nicht auch ihrer zwei, drei oder vier geben können? Und was sagen Sic dazu, verehr- tester Thaddei Wenediktowitsch, Sie, ein so eifriger Forscher in der Mathemathik, von welcher selbst Ihre historischen und litera rischen Beschäftigungen Sie nicht abziehcn!" Ich ertaube mir , wegen dieses Gegenstandes im -Allgemeinen Bema zu nehmen aus den .trecket: ,nieder die Verwandtschaft der Arabischen und tz-pam eben Ateratur und ihren gemeinschaftlichen Einstuf; auf die Wieder herstellung der W>nenscha,ten." Gcfelllchaiter v. mm Bl. MZ — M7 > Herr Ami Bour theilt diese Anstchr allerdings; nur unser „Maamin". >n wclchem lne Bemcrkunaen des »»nannten Autors mitgetheilr wurden tb.l. KA, eUaubte stch, die biichtlgkelt verleiden in Zweifel zu stellen. —) So heißt der bedeutendste jest lebende Mathematiker in RußMnB Hcrausgegebtn von der Expedition der Allg. Preuß. SlaalS-Zeitung. Nedigirt von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W. Hayn.