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Naunhofer Nachrichten : 11.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190310113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19031011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19031011
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-11
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 11.10.1903
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gische Tüchtigkeit und die erforderlichen ge werblichen Fachkenntnifse besitzt, abgesehen davon, daß die Handwerker meist nicht über die notwendigen Lehrmittel, wie Vortagen und Modelle verfügen. In neuerer Zett hat dann auch bet Lekr« Herrn und Lehrlingen immer mehr die Er kenntnis von der Wichtigkeit des gewerblichen Fachunterrichtes, namentlich im Zeichnen, Eingang gefunden. Immerhin gibt es aber noch sehr viel junge Leute, die noch nicht das nötige Verständnis für den Wert einer tüchtigen Fachschalbildung haben und die da her auch nicht ar^ eigenem Antriebe die ihnen etwa gebotene Gelegenheit des Fach schulbesuches benutzen. Diese Lehrlinge sind eben, wie es die Gewerbeordnung ausdrücklich vorschreibt, von ihren Lehrherrn zum Besuche der Fachschule anzrchalten. Leider wird aber auch noch oft darüber geklagt, daß selbst Meister, sei eS aus Kurzsichtigkeit, sei eS aus Gleichgiltigkeit, ihre Lehrlinge nicht nur nicht in die bestehenden Fachschulen schicken, sondern sogar denselben nur ungern die nötige Zeit zur Teilnahme am Fortbildungsschulunterricht gewähren. Solche Lehrherrn verletzten ihre Pflichten gegen ihre Lehrlinge gröblichst und setzen sich der Gefahr der Bestrafung und der Entziehung der Befugnis zum Halten von Lehrlinge« aus. Der Fachschulunterricht ist besonders aber auch deshalb von so hoher Wichtigkeit, weil in den mit dem Handwerkergesetz vom 26. Juli 1897 eingeführten Gesellenprüfungen, von deren Bestehen die Berechtigung zum Anleiten von Lehrlingen abhängig gemacht ist, außer den in der Werkstatt zu erlernen den Handfertigkeiten auch solche Fähigkeiten und Kenntnisse erfordert werden, die der Lehrling sich im allgemeinen nur durch Besuch einer Fachschule aneignen kann. Noch weit höhere Ansprüche werden in den von den Gewerbekammern bezw. Handwerkskammern erlassenen Meisterprüfungs-Ordnungen an die Prüflinge gestellt. Es sind daher die Eltern und Vormünder immer und immer wieder darauf aufmerksam zu machem, daß sie ihre Pflegbefohlenen nur bei Handwerkern in die Lehre geben, welche sich der verantwortungs vollen Aufgabe der Erziehung ihrer Lehrlinge voll bewußt find und welche denselben auch die Gelegenheit und Zeit zur fachlichen Weiter bildung in einer etwa bestehenden Fachlehr anstalt gewähren, zumal der Schulgeldbetrag in der Regel nur gering ist. Wenn auch das Gesetz dem Lehrherrn zur Pflicht macht, seine Lehrlinge zum Besuche der Fortbildungs- oder Fachschule anzuhalten und den Schulbesuch zu überwachen, so kann doch nicht eindringlich genug Eltern und Vormündern empfohlen werden, auch noch durch eine ausdrückliche Bestimmung in dem immer schriftlich abzu schließenden Lehrvertrage ihren Pfleglingen die Teilnahme an dem vorhandene« Fachschul- unterrichte zu sichern. Rundschau. — Der Berliner Studiengesellschaft für elektrische Schnellfahrten dankte der Kaiser für die Meldung von der Erreichung der Geschwindigkeit von 201 Km in der Stunde. Er gratulierte der Gesellschaft und der Firma Siemens zu dem schönen Erfolg, den deutsche Tatkraft errungen hat. — In der Berliner Stadtverordneten versammlung kam der Schulschluß am Tage der Herbstparade in Berlin zur Sprache. Der Oberbürgermeister erklärte, die Schulen seien auf Anordnung des preuß. Kultusministers geschloffen worden. — Ein Gesetzentwurf betr. die Ent schädigung unschuldig verhafteter Personen ist von der hessischen Regierung dem Bundes räte zugegangen, der schon in einer seiner nächsten Sitzungen zu dem Entwürfe Stellung nehmen wird. Die Entschädigung unschuldig verurteilter Personen ist schon seit Jahr und Tag eingeführt, die Entschädigung unschuldig Verhafteter ist vom Reichstage wiederholt verlangt und als dringlich bezeichnet worden. — I. Auer macht im „Vorwärts" vom 9. Oktober einen „Vorschlag zur Güte", deffe« Schluß lautet: „DaS Verdächtigen und Denunzieren hat nun lange genug gedauert, und die Früchte, die diese „Taktik" in Dresden und seitdem gezeitig hat, find wahrlich alles andere, nur nicht wohlschmeckend. Also lasse man an Stelle der hohlen Worte Taten reden. Die Ankläger sollen sagen, was zu geschehen hat, welche Aktionen zu unternehnen find, für die sie die Verantwortung mit übernehmen, und es wird sich im Hand umdrehen zeigen, ob das Gerede vom Revisionismus und dessen Bereitwilligkeit, die sozialdemokratische Arbeiterpartei den bürgerlichen Parteien anzugliedern, mehr ist, als das Ergebnis verbohrtester Ketzerriecherei und des elendesten Klatsches. Ich denke geschwatzt ist jetzt genug, nun mögen Taten Zeugnis ablegen. Ist in der Weise wirklich reiner Tisch geschaffen, dann werden auch die Personalien rasch geregelt sein. — ES rast der See und will sein Opfer haben. Soin Wille geschieht, Bebel vollzieht ihn. Ueber eine Anzahl von Revisionisten, die Reichstaasabgeordneten Göhre und Heine und die Parteimitglieder Bvmstein und Dr. Brau« ist der große Bann verhängt worden. Göhre hat bereits freiwillig sein Mandat niedergelegt, Heine ist jetzt gezwungen worden, dem Beispiele Göhres zu folgen. Diese beiden Mandatsniederlegungen werden jedoch nicht die einzigen bleiben, es stehen uns weitere ReichStagSerfatzwahlen bevor. Das deutsche Bürgertum wird dann Gelegenheit finden, mit der revolutionären Sozialdemokratie Abrechnung zu halten. — Neue Geschütze, wie sie unsere Flotte bisher nicht besitzt, werden auf den Kruppschen Werken in Essen für die neuesten Linienschiffe „Hessen", ..Braunschweig" und „Elsaß" hergestellt: 28 am- und 17 em-Schnellfcuer- geschütze. Sie kosten für jedes Schiff 7^ Mill. Mark. — In Berlin streiken gegenwärtig 6000 Metallarbeiter. Der Metallarbeiterverband, der 37 000 Mitglieder zählt, verlangt einen Stundenlohn von 60 Pfennigen, ferner sollen sich die Arbeitgeber verpflichten, Ueberstunden womöglich zu vermeiden und bei dem Rückgang der Tätigkeit keine Arbeiterentlaffungen vor zunehmen, statt dessen aber Verkürzungen der Arbeitszeit eintreten zu lassen. Der Ring der Fabrikanten ging hierauf nicht ein, worauf der Metallarbeiterverband mit dem Streik drohte. Darauf beschlossen die Fabrikanten, daß die Arbeiter auszusperren seien. Die nun ausgesperrten brotlosen 6000 Arbeiter stellen aber nicht die ganze Metall arbeiterschaft Berlins dar. Ein Teil der dem Fabrikantenring angehörenden Fabrik besitzer läßt weiter arbeiten und bezahlt dafür vertragsmäßig die vom Ring festgesetzte Strafe von 1000 Mark für je 50 Arbeiter. — Essen. Der chinesische Gesandte in Berlin hat der Kruppschen Gußstahlfabrik einen Besuch abgestattet. Man schließt daraus, daß er Bestellungen auf Kriegsmaterial machen werde, nachdem nunmehr das Waffeneinfuhr verbot für China abgelaufen ist. — Kottbus. Das Schwurgericht ver urteilte den Holzarbeiter Friedrich Jaegel, der am 29. Mai dieses Jahres bei Drebkau eine Schwelle auf die Schienen gelegt und dadurch die Entgleisung eines Zuges verursacht hatte, wodurch eine Person getötet und mehrere andere schwer verletzt worden waren, zu 14 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Der Staatsanwalt hatte lebens längliche Zuchthausstrafe beantragt. — In Schweden und Norwegen herrscht ein heftiger Schneesturm und ist Frost ein getreten. In Norrkoping find 2 Grad Kälte und dichter Schnee bedeckt die Stadt. Ein Mann wurde erfroren aufgefunden. — Der frühere Präsident des Oranje freistaates, Stein, berührte auf seiner Reise nach Cannes, wo er mit Frau und Tochter den Winter zn verleben gedenkt, München. — Der norwegische Nordpolfahrer Sverdrup kränkelt und siedelt deshalb auf den Rat der Aerzte mit seiner Familie nach den Kanarischen Inseln über, wo er laut „Münch. N. Nachr." eine Fischereistelle errichten will. Ungleich Nansen, der jetzt über Millionen verfügt, ist Sverdrup nicht gerade mit Glücksgütern gesegnet. Mehrere Teilnehmer an Sverdrups Entdeckungsfahrten begeben sich mit nach Westafrika. — In diesem Jahre stürzten sich in den Alpen 136 Bergsteiger zu Tode, >60 wurden schwer verletzt. Unaufgeklärt ist außerdem das Schicksal von zehn Personen, die vermißt werden. Ferner stieß man auf die Leichen von sieben Alpinisten, die in vergangenen Jahren verunglückt waren. Atts Stadt ttnd Land. Naunhof, den 10. Oktober 1903. Naunhof. Geheimnisvolle Funde. Am Eingang der Leipziger Straße ist vor wenigen Tagen eine Scheune abgebrochen worden, um einem Wohnhausneubau Platz zu machen. Dieser Neubau wird sich mit der Westseite an die Brandgiebelmauer des Nachbargrund stückes anschließen und da selbstverständlich für denselben der Grund vertieft werden mußte, so wurde auch an der Grenze, welche das Nachbarhaus bildet, tiefer gegraben, bezw. so tief, daß die Grundmauern dieses Hauses frei liegen. Bet den Ausschachtungsarbetten wurden nun am Freitag sehr eigentümliche Funde gemacht, indem zunächst zwei mensch liche Schädel zutage kamen, von denen freilich die Hacke des harmlos Arbeitenden den einen ganz zertrümmert hatte, während der andere vollständiger war. Die vorzüglich erhaltenen vollständigen Zahnreihen der beiden Unterkiefer und eines Oberkiefers, der andere fehlt, lassen darauf schließen, daß diese Schädel einst Leuten angehörten, die im besten Lebensalter landen, als sie der Tod ereilte. Weitere Nachforschungen ergaben, daß sich direkt unter ;er Grundmauer des frag!. Nachbargrund- tückeS auch die zu den Schädeln gehörigen Skelette befanden, welche freilich nur stück weise herauSgebracht werden konnten. Unter behördlicher Aufsicht ist nun weiter unter das g^enwärtig nur oben bewohnte Nachbarhaus vorgedrungen worden, wobei man auf ein drittes Skelett gestoßen ist. Wer diese unheimliche Ruhestätte angelegt hat, und wer diejenigen gewesen sind, deren letzte Ueberreste jetzt wieder zutage gefördert werden, darüber schwebt ein geheimnisvolles Dunkel. Auch wie lange es her sein mag, daß hier ein schweres un- gesühntes Verbrechen begangen werden ist, läßt sich schwer bestimmen, denn alte eingesessene hier geborene Leute, wissen nichts dazu zu sagen. Es wird angenommen, daß die Ge beine 20 bis 30 Jahr in der Erde liegen und weiblichen Personen von 20 bis 25 Jahren zugehört haben, von denen auch nochHaargefun den wurde. Naunhof. Schneller als es uns möglich war, konnte bereits das Leipziger Tageblatt in der Abendausgabe vom Freitag über den geheimnisvollen Fund an der Leipz. Straße berichten, freilich ist dem sehr eiligen Bericht erstatter das kleine Ungemach zugestoßen, daß seine telegraphisch nach Leipzig gesandten Angaben in keiner Weise der Wahrheit ent sprechen. Es ist nicht eine Kiste mit einem Skelett an der Giebelmauer auf dem Jahn- schen Grundstück ^4 Meter tief gefunden worden, wie das L. T. berichtet, sondern es sind die Ueberreste von drei Personen in der Erde liegend, direkt unter der Grundmauer des Nachbarhauses, also nicht auf dem Jahn- schen Grundstück, gefunden worden. - j- Ueber die Personen mit einem Ein kommen von mehr als hunderttausend Mark werden im „Leipz. Tgbl." folgende Angaben gemacht: Im ganzen gab es nach der Ein schätzung für 1902 im Königreich Sachsen 562 Personen mit einem Einkommen von über 100 000 Mk. Hierunter befanden sich jedoch 159 juristische Personen, sodaß nur 403 physische Personen mit einem so hohen Einkommen zu verzeichnen waren. Das höchste Einkommen, das auf eine physische Person kam, bezifferte sich nach der Veran lagung auf 875 320 Mk. Nähme man eine 5proz. Verzinsung des gesamten Besitzes dieser Person au, so entspräche das einem Vermögen von 171 § Mill. Mk. Außer diesem Glück lichen haben noch 6 Personen ein Einkommen von über 500000 Mk. Das Einkommen dieser Personen betrug: 795000, 782 940, 727 970, 568 330, 531240 und 503000 Mark. Mit einem Einkommen von 400000 bis 500000 Mk. folgen 14 Personen, dann 30 mit 300 000 bis 400 000 Mark Ein kommen, 72 mit 200000 bis 300000 Mk. Einkommen und 280 mit 100000 bis 200 000 Mark Einkommen. - s Der Sächsische Verband der Maschi- uisten und Heizer, der gegenwärtig 6000 Mitglieder zählt, beabsichtigt, dem deutschen Reichstage eine Petition zugehen zu lassen, in welcher um die Einführung des obligator ischen Befähigungsnachweises für Maschinisten und Heizer gebeten werden soll. Bei der hohen Verantwortlichkeit und der gefahrvollen Tätigkeit dieser Berufskategorie ist es zu ver wundern, daß in dieser Hinsicht in Deutsch land nur für die Schifffahrt und Eisenbahn behördliche Vorschriften vorhanden sind, während für industrielle Anlagen dies nicht der Fall ist, im Gegensätze zu Oesterreich, wo jeder Heizer und Maschinist geprüft sein muß. Das Ausfischen der großen Teiche in unserm Sachsenlande, das fast alljährlich im Herbste stattfindet, übt eine große Anziehungs kraft auf das Publikum aus. Die Haupt ausfischung des 700 000 Quadratmeter Wasserfläche umfassenden Horstsees (er ist über 90 Hektar groß) bei Wermsdorf findet am 19. Oktober statt. Der Horstsee gehört zur königlichen Wermsdorf-Mutzschen-Huber- tusburger Teichwirtschaft, die insgesamt acht Teiche mit einer Wasserfläche von zwei Mill. Quadratmetern, das find 200 Hektar, umfaßt. Der Horstsee ist am bequemsten vom Bahn hof Dahlen aus zu erreichen. Auf dem Bahnhof Dahlen stehen an dem angegebenen Tage Geschirre und Omnibusse zur Verfügung. Fußgänger haben von Dahlen knapp zwei Stunden zu gehen. Der Weg führt auf schöner Chauffee durch den jetzt im prächtigsten Herbstschmucke stehenden Hubertusberger Wald, Alljährlich im Oktober weilt auch der König in Wermsdorf, um in den ausgedehnten königlichen Forsten der Hochwildjagd obzu- liegen. Für den diesmaligen Aufenthalt ist über die Zeit der Ankunft hier noch nichts bekannt geworden. - j- Mit Rücksicht auf die wiederholt in letzter Zeit unternommenen Versuche, Lose der Mecklenburgischen Staatslotterie in Sachsen zu verbreiten, wird erneut daran erinnert, daß das Vertreiben auswärtiger Lotterielose nach tz 11 des Sächsischen Gesetzes vom 4. Dezember 1837 mit Freiheitsstrafe belegt wird. -j- Amerikanische Schuhe in Deutschland. In Newyork hat sich nach der „Staatsbg.- Ztg." ein Syndikat gebildet, um in Europa billiges amerikanisches Schuhwerk auf den Markt zu bringen. Das Syndikat wird große Schuhwarenläden tn Paris, Berlin, Frankfurt a. M., Dresden, Leipzig, München, Stuttgart, Amsterdam usw. er richten. DaS deutsche Publikum wird hoffent lich wissen, was es zu tun hat. 7 Ersatzpflicht bei unrichtiger Abfassung von Nottestamenten. Ein Gemeindevorsteher, der bei Aufnahme eines Nottestomente» im Protokolle nicht feststellt, daß dieses vorgelesev, genehmigt und unterschrieben ist, macht sich auch gegenüber dem im Testament Bedachten infolge der Nichtigkeit des Testaments schaden ersatzpflichtig. Diese wichtige Entscheidung des Oberlandsgerichts Oldenburg ist von weitgehender Bedeutung. Die bekannte Zeit schrift „Das Recht" bemerkt dazu: Die An sicht, daß eine Amtspflicht nur gegenüber dem Erblasser, nicht auch gegenüber dem im Testamente Bedachten bestehe, ist unrichtig. Die veränderte Fassung des Gesotzes im Gegensatz zum ersten Entwürfe bezweckt die Klarstellung, daß nur dem unmittelbar, nicht auch dem mittelbar Verletzten ein Schaden ersatzanspruch zustehen soll. Der Grundgedanke, daß der Beamte für den Schaden, den er durch Verletzung seiner Amtspflicht einem andern zufügt, dem andern verantwortlich sein soll, ist unverändert geblieben. Das BGB. kann einen Rückschritt nicht beabsichtigt haben. Der im Testament Bedachte ist un- mittelbar an der Gültigkeit des Testaments interessiert; auch ihm gegenüber hat also der Urkundsbeamte eine Amtspflicht. Der Ge meindevorsteher muß seine Instruktion kennen; in ihrer Nichtbeachtung ist eine Fahrlässigkeit zu befinden. P Die Herbstzeitlose ist wieder er- standen. Während im übrigen in der Natur sich alles auf den Winterschlaf vorbereitet, sprießt und blüht ssie, erhebt sie keck ihr Haupt. Sie kümmert sich nicht um die feuchten Herbstnebel, nicht um den Regen, für sie scheint auch der Sonnenschein kein trügerischer zu sein. Die letzten Sommer blumen hängen die Köpfchen, sie sehnen sich nach Schlaf, die Herbstzeitlose dagegen er hebt ihre zartgeformten, feingefärbten Blüten kelche über die von glitzernden Geweben be hangenen kurzen Grashalme. Sie bildet den letzten reizenden wie eigenartigen Blumen schmuck der Wiesen. Die Herbstzeitlose ist giftig und hat schon manches Unheil ange richtet, deshalb sollten auch die Kinder immer wieder von neuem auf die Gefährlichkeit dieser Blume aufmerksam gemacht werden. Leipzig, 8. Oktober. Ein furchtbares Drama hat sich heute früh 6 Uhr im Hause Katzbachstraße Nr. 9 des Stadtteils Eutritzsch abgespielt. Nach voraufgegangenem Streit erhob der 35 Jahre alte Lithograph Arthur Felix Seifert den Revolver gegen seine 58- jährige Mutter, schoß sie nieder und ging darauf in die Kammer, wo seine 36 Jahre alte Schwester, verw. Köppe, schlief. Er erschoß auch diese, und als Leute zu Hilfe herbeieilten, feuerte er auf dieselben einige Revolverschüsse ab, glücklicherweise ohne zu treffen. Dann richtete Seifert den Revolver auch auf sich und brach tot zusammen. Dem Doppelmorde und Selbstmorde ist nachzutragen, daß die beiden ermordeten Frauen auch vielfach Messerstiche am Halse zeigten, und daß die Untat vermutlich in einem Anfalle von Wahnsinn geschehen ist, denn Seifert war bereits im Jahre 1900 sechs Wochen lang in irrenärztlicher Behandlung. Er war ein fleißiger Mensch, der geselligem Verkehr abhold war, immer vor sich hinbrütete und Schopenhauer und Nietzsche las. Im Wohn zimmer muß zwischen Bruder und Schwester ein verzweifelter Kampf stattgefunden haben, denn der Fußboden zeigt überall starke Blut spuren, die Stühle sind «mgeworfen, die Betten und das Sopha verrückt und die Lampe liegt in Scherben auf der Diele. Die Gedächtnisfeier des 90. Jahrestages der Völkerschlacht wird sich am 18. Oktober früh 11 Uhr auf dem Denkmalhügel in Leipzig zu einer allgemeinen und sehr wür digen Feier gestalten. Die Festordnung ist bereits getroffen. Vierundzwanzig Bläser des Posaunenchors des Evangelischen Jüng lingsvereins werden die Feier mit dem Choral „Lobet den Herren" einleiten, dann folgt durch den Teutoniasängerbund mit 450 Sängern der Vortrag von AbtS „Weihe gesang" und der „Zuruf an Deutschland" von Otto, und eine Festansprache. Allgemei ner Gesang: „Deutschland, Deutschland über alles" beschließt die Feier. Da diesmal der Jahrestag auf den Sonntag fällt, haben zahl reiche Vereine ihr Erscheinen bereits zugesagt. Wurzen. Die Auswanderungaus Böhmen ist noch tn keinem Jahr so groß gewesen, als in diesem. Täglich kommen mit den Zügen von Dresden Auswanderer. Letztere werden, wenn es irgend möglich, seitens der Bahnverwaltung in besonderen Abteilungen untergebracht, damit sie mit den anderen Reisenden nicht in Verbindung kommen. Die Auswanderer fahren nach Leipzig, dort werden sie von Beamten des Auswandererbureaus in Empfang genommen und mit den an schließenden Zügen nach Bremen und Ham burg gebracht, von wo aus die Reise nach Amerika erfolgt. Das diesjährige Großenhainer Musik- und Parkfest hat mit 450 Mark Defizit abgeschlossen, wie in der letzten Stadt- verordneten-Sitzung mttgeteilt wurde. Die NSW
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