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Naunhofer Nachrichten : 20.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190312202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19031220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19031220
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-20
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 20.12.1903
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Fabrikanten au- sämtlichen in Betracht kommenden deutschen Textilindustrieplätzen ist ein eventuelles gemeinsame- Vorgehen m» Auge gefaßt worden. In der Versammlung kam vielfach auch die Anficht »um Ausdruck, daß, falls der Crimmitschauer Ausstand nicht bald zu Ende gehen würde, für die Arbeit geber der deutschen Textilindustrie schließlich nur eine Arbeitseinstellung an sämtlichen deutschen Textilindustrieplätzen übrig bleibe. Nun, wir hoffen, daß es dazu nicht k^mmt, und wir glauben e« auch nicht. Im übrigen verdienen in Crimmitschau nach Er hebungen, die ein Redaktionsmitglied der „Arbeitqeber-Ztg." an Ort und Stelle ge macht hat, jugendliche Leute beiderlei Ge schlechts von 14 Jahren an pro Woche 9 bi« 12 Mk, Weber im Akkord 19-27 Mark; Weberinnen 15—20 M., Webereihilfsarbeiter 14—20 Mk., Spinner im Akkord 20—30 Mark, Spinnereihilfsarbeiter 14—18 Mark. Wenn daher in einer 5- bis 6köpfiqen Familie drei oder vier Mitglieder arbeiteten (etwa Vater, Mutter und eine Tochter) so stellte sich ihr Einkommen mit Leichtigkeit auf 3—4000 Mark. Nach Versicherungen des Gewerbe inspektors seien auch Jahresverdienste von 4 — 5000 Mk. nichts seltenes. Der Anfangs- Verdienst könne meist vom ersten Tage der Beschäftigung bezogen werden, da diese fast durchweg leicht zu erlernen sei. Die Lebens erhaltung der Crimmitschauer Arbeiterschaft iei infolgedessen auch eine keineswegs schlechte, im Jahre 1901 habe der Fleischverbrauch der Bevölkerung ldie zum großen Teil aus Webern besteht) 48746 Kilo oder täglich pro Kopf 0,133 Kilo betragen. Die Crimmitschauer städtische Sparkaffe habe am 31. Dez. 1901 über beinahe 10 Millionen Guthaben verfügt und zwar habe der Zuwachs de» Einleger. antkabenS in den letzten fünf Jahren 2*/z Millionen betragen. Die sozialdemokratische Parteiphantafie singt trotzdem von „Hunger dasein" und „Elendsschatten"! Den unmittel baren Anlaß zum Streik hat ja nur die Forderung nach Herabsetzung der Arbeitszeit auf zehn Stunden gegeben. Diese zu be willigen, erklärten sich die Fabrikanten außer stände, mit Rückficht auf die Konkurrenz des Inlandes, wie des Auslandes. Und es ist wohl klar, daß jedenfalls ein einzelner Ort hier nicht selbständig vorgehen kann. Aber es mußte zum Kampfe kommen, so verlangte es da» Interesse der „Agitation". Aus Stadt und Laud. Naunhof den 19. Dezember 1903. Naunhaf. Vorigen Donnerstag nach mittags gegen 4 Uhr stürzte die Gicbelwand eines Villenneubaue» an der Hainstraße vollständig ein. Glücklicherweise find dabei Menschen nicht erheblich zu Schaden gekommen, da sich die meisten Arbeiter an einer andern Stelle des Baue» befanden, nur ein Maurer und ein Lehrling find durch den Einsturz zeitweise arbeitsunfähig geworden. Die Maurerarbeiten wurden von einem hiesigen Bauunternehmer ausgeführt. Naunhof. Monatsversammlung des Verriss selbst. Handel- und Gewerbetreibender E. V. am 16. Dezember 1903. Zu der am heutigen Tage stattgefundenen Monats versammlung im Gasthof zum goldn. Stern, welche von 16 Mitgliedern besucht war, wurde zunächst vom Vorsitzenden Herrn O. Friedrich das Antwortschreiben vom Herrn Bürgermeister verlesen, welche- auf das Gesuch betreffs Herabsetzung de» Zins füße» für Hypotheken, eingegangen ist. Auf die Eingabe an die Eisenbahn-Betriebs- Direktion Leipzig, wegen vorgekommenen Uebelständen am hiesigen Güterbahnhof ist ein Schreiben eingegangen, worin bestritten wird, daß Mißstände vorgekommen sind, für die Zukunft sollen derartige Fälle vom Verein zu Protokoll genommen und eingeretcht werden. Betreffs der Zeichenschule sind s. Z. vom Vorsitzenden Gesuche an die Gewerbe- Kammer, an da« Ministerium und an den Gewerbe-Schulinspektor eingereicht worden, die diesbezüglich eingegangenen Antwortschreiben werden verlesen; gleichzeitig ist vom Ministerium an den Bürgermeister ein Schreiben erlassen und wird die Zeichenschule von Ostern 1904 jedenfalls der Fortbildungsschule angeschlossen werden. Ferner wurde der Antrag gestellt, dahin vorstellig zu werden, daß 2 Mitglieder vom Verein dem Schulausschuß zugewiesen werden, um in Angelegenheit des Zeichen unterrichts mit beraten zu können. Ferner wurde beschlossen, im Januar 1904 eine Generalversammlung einzuberufen wegen Ab änderung der Statuten Ein an das Vor standsmitglied Herrn Pabst gerichteter Brief von Herrn Musik-Dirgt. Theil wurde für den Verein nicht annehmbar erklärt und an Herrn Pabst zurückgesandt. Wegen des Mahnverfahrens, sowie einer Auskunftei über ganz Deutschland durch den Bund, werden Interessent n aufgekordert, fich an den Vor stand zu wenden und sollen diesbezüglich in die .Naunhofer Nachr." wiederholt Annoncen erlassen werden. Von Herrn Hugo Kühne wurde folgender Antrag gestellt: „Infolge des Unwesens der Hausiererei und Bettelei sollen vom Verein aus Schilder angeschafft werden, welche dazu beitragen sollen, den Uebelftand und die Belästigung abzuweisen. Dieser Antrag fand allseitige Unterstützung und soll in der nächsten Generalversammlung bestimmter Beschluß darüber gefaßt werden. Ferner wurde noch bekannt gegeben, daß fich 2 Herren zur Aufnahme angemcldet haben. Hierauf Schluß der Versammlung. ch Heute sind die Listen der Völker schlacht-Lotterie eingetroffen und können in der Expedition eingesehen werden. ch Gegen die Wahl des sozialdemokratischen Abgeordneten Lipinski ist seitens der Ordnungsparteien im 11. sächs. Reichstags wahlkreise, deren Kandidat Herr Hauffe, Dahlen war, Protest eingelegt worden. ch Nur wenige Tage währt es noch bis zum Weihnachtsfeste. Morgen ist bereits der sogenannte goldene Sonntag für die Geschäftsleute. Freilich sieht es in der Natur nicht sonderlich winterlich aus, doch wa» nicht ist kann noch werden. Auf den Weihnachts umsatz übt überhaupt die Witterung keinen Einfluß, denn geschenkt wird an jedem Weinachtsfest, nur die Art der Geschenke richtet sich teilweise nach dem Wetter. Noch steht Alles erwartungsvoll vor dem Feste, wie bald ist es da und ach, wie schnell wird e» vorüber sein. Wie kurze Zeit noch und die Sylvesterglocken läuten das alte Jahr zn Ende und ein neues ein. Weihnachten ist ganz besonders das Fest der werktätigen Liebe, die Herzen werden weiter und damit auch mancher harte Sinn weicher gestimmt. Tas sind aber wohl die besten Weihnachtsgaben, wertvoller al» die kostbarsten Geschenke, wenn statt Hader und Unfrieden, Frieden und Versöhnung herrscht. -j- Am SL. Dezember verjähren im Deutschen Reiche alle ärztlichen Honorar, ansprüche aus dem Jahre 1901. Die Verjährung wird nicht unterbrochen durch ein einfaches Mahnverfahren, sondern nur 1. durch ein schriftliches Anerkenntnis der Berechtigung der Forderung seitens des Schuldners, womit man zweckmäßig die Festsetzung eine» bestimmten Zahlungstermins verbindet; 2. durch eine Abzahlung; 3. durch gerichtlicheKlagebeziehentlich Zahlungsbefehles; 4. durch Anmeldung zum Konkurs. Das einfachste und billigste gerichtliche Verfahren ist der Antrag auf Erlaß eines Zahlungs befehls. Hierzu bedarf es nur des vor geschriebenen Antragsformulars, das in jeder größeren Papierhandlung käuflich ist, und die Einsendung desselben au das zuständige Amtsgericht. f Die Schonzeit des weiblichen Rehwild begann Mittwoch, den 16. Dez. Rehböcke können dagegen noch bis Ende Januar geschaffen werden, ebenso Hasen und Fasanen, letztere außerhalb der Fasanerien. Leipzig. Es verlautet, daß sich die preußische Eisenbahnverwaltung eingehend mit der Verbesserung der Bahnverbindung Leipzig—Berlin beschäftigte und daß in Kürze bessere Verbindungen hergestellt werden sollen. Leipzig. Die Stadtverordneten haben dem Beschlusse des Rate», das Schulgeld an den drei städtischen Gymnasien jür aus wärtige Schüler vou 150 auf 180 Mark pro Jahr zu erhöhen, zugestimmt; Reichs- aUSländer müssen 240 Mark zahlen. Das Schulgeld an den Realschulen wurdevon72 auf 100 Mark erhöht; auswärtige Schüler haben nun 150 und Reichsausländer 200 Mark zu entrichten. — Die EiniguogSverhandlungen zwischen Ortskrankenkasse und Aerzten sind vorläufig als gescheitert zu betrachten. Waren die Aerzte geneigt, von ihren Honorar forderungen etwas nachzulassen, so blieben sie jedoch fest bezüglich der Forderung der freien Aerztewahl. Diese aber will die Ortskrankenkaffe auf keinen Fall gewähren. — Kommerzienrat Dr. Wilmar Schwabe stiftete ein Kapital von 12000 Mark zur Begründung zweier Freitische im Konfikt für bedürftige sächsische Studierende. — Der unter dem Verdachte der Untreue in Unter- suchungshaft befindliche Rechtsanwalt Nößner ist zur Beobachtung seines Geisteszustandes in die Landesheilanstalt Sonnenstein über führt worden. Leipzig. Der in Sachen der Ermordung des Händlers Cohn verhaftete, in der Secvurg- straße wohnhafte Schuhmacher G. hatte gegen seine Inhaftierung Beschwerde eingelegt, die indessen vom hiesigen Landgerichte abgelehnt worden ist. Die Verdachtsgründe gegen G. müssen demnach erheblich sein. Zwischen Leipzig und Merseburg ist ein Automobil-Ommbusverkehr eingerichtet worden. Die Fahrtdauer beträgt 1^ Stunden, der Fahrpreis 1 Mark. Besonders im Sommer dürfte sich ein starker Verkehr entwickeln, da Merseburg von hier aus gern besucht wird. Die Sozialdemokraten im 11. sächsischen Reichstagswahlkreise hielten in Wurzen eine von 150 Personen besuchte Parlei- versammlung ab, in welcher d:e Begründung eines sozialdemokratischen' Volksverein- für den 11. Reichstagswahlkreis mit dem Sitz in Wurzen beschlossen wurde. Die Mit glieder findwerpflichtet^und zwar die männ lichen 10 Pfg. und die weiblichen 5 Pfg. wöchentlich als Beitrag fzu zahlen. In Penig wo zu Neujahr eine sozial demokratische Mehrheit ins Stadtverordneten kollegium einzieht, soll von dem jetzigen Kollegium noch irr letzter Stunde das Wahl recht geändert und ein Dreiklaffenwahlrecht eingeführt werden. Oschatz. Wegen Wahlfälschung auf Grund Z 108 Abs. 1, 2 Str.-G.-B. wurde der Maurer Friedrich Hermann Leonhardt aus Dahlen zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt. Meißen. Gestern nachmittag 3 Uhr fand die Beerdigung der sieben Opfer des Bienertschen Mordes statt. Die Leichen waren in Sonntagsstaat gekleidet. Tie Mutter hatte ihr jüngstes Kind im Arme, die anderen Kinder lagen je zwei in einem Sarge. Alle umschloß ein gemeinsames Grab, das nicht weit von demjenigen ent fernt ist, in dem die 15 Opfer der Pulver katastrophe von 1875 ruhen. Zahlreiche Anverwandte, Abordnungen des Stadtrates und der Schulbehörden, sowie eine große Menschenmenge wohnten der Beerdigung bei. Die Trostrede hielt DiakonuS Lampadius. Das Befinden des Vaters und Mörders bessert sich. Dresden. In der zweiten Kammer verteidigte Minister v. Metzsch die Stellung der sächsischen Regierung in der Crimmitschauer Angelegenheit. Der Minister betonte, in das Sachliche des Streiks hätte sich Regierung und Behörden nicht einzumischen. Sie hätten nur darauf zu achten, daß die öffentliche Ordnung überall aufrecht erhalten würde. An dieser finde auch das Koalitionsrecht eine Grenze. Die Regierung verwahre fich da gegen, dieses Recht in irgend einer Weise verletzt zu haben, sie sei völlig unparteiisch verfahren. Die Konservativen stimmten der Regierung ohne weiteres zu. Die National liberalen deuteten jedoch leise an, daß manche Maßregel der Regierung in Crimmitschau nicht zweckmäßig gewesen sei. Ebenso ver mißte der freisinnige Abgeordnete Günther bei der Darstellung dcs Sachverhaltes durch den Minister die aktenmäßigen Belege. Er habe sich nur auf die Denkschrift der Fabri kanten gestützt. Schließlich wurden die 10 000 Mark für die Vermehrung der Gendarmerie in Crimmitschau bewilligt. Dresden. Die SchlossergehilfensEhefrau Wilhelmine Goracy. Falkenstraße 10 wohnhaft, wurde durch die Aerzte der hiesigen Frauen klinik vvn Drillingen entbunden. Die in ärmlichen Verhältnissen lebende Familie „erfreut" sich bereits eines reichen Kindersegens. Dresden. Dem Vernehmen nach hat auch der hiesige ärztliche Bezirksverein in seiner letzten Sitzung beschlossen, darauf zu dringen, daß auch für die Dresdener Kranken kasse in absehbarer Zeit die freie Aerztewahl zur Einführung gebracht wird. Dresden. Die sogenannte gelbe Suppe, an der Rat und Stadtverordnete teilnehmen, findet in diesem Jahre Mittwoch, den 30. Dezember statt, und zwar abends 8 Uhr im Saale des Ausstellungspalastes. FMdung -. Feuilletonsa. -. KeilM. Die Macht -er Föne. Roman von Jeanne Mairet. 21 „Seien Sie überzeugt, mein Freund, daß ich noch viel mehr Heiratsantrüge vorzeigen könnte, wenn ich anstatt sechzig, sieb zig Jahre alt wäre. Besitzt man viele Schulden, so wird man durch die Eigenliebe und die Scheu vor der Arbeit dazu ge trieben, mancherlei unwürdige Dinge zn begehen, um sich zwei Millionen zu sichern, aber beruhigen Sie sich! Ich genieße den Adel auf anderem Wege, meine Schwiegersöhne genügen mir." „Das begreife ich nur zu gut." * * * Frau Melvilles Palais befand sich in der Rue Tilsit; als Herr Febroiny und sein Freund dort anlangten, sahen sie schon eine lange Wagenreihe, die schrittweise vorfuhr. Diebeiden Her- ren stiegen aus und legten den Nest des Weges zu Fuß zurück. Lakaien in weißen Atlasbeinkleidern und rotem Frack standen an der Garderobe Spalier.Das elektrischeLicht verbreitete aller- orren seinen weißen Schein. Eine reich mit Blumen und exo tischen Pflanzen geschmückte Treppe, an deren Seitenwand man Gemälde sah, welche die Namen berühmter Meister trugen, führte nach dem von Güsten aller Weltteile bereits überfüllten Salon. Auf der Schwelle des Hauptsalons stand die Dame des Hau ses, mit einem liebenswürdigen Lächeln auf den Lippen, gleich einer Königin ihre Vasallen empfangend. An ihrer Seite stand ihre älteste Tochter, die unglückliche Prinzessin, die im Gegensätze zu ihrer Mutier ebenso hager war wie diese stark. Man mußte sie häßlich nennen, aber ihre Häß lichkeit hatte trotzdem etwas Sympathisches an sich; den Mund umspielte ein bitterer Zug, aber die Augen blickten sanft und iraurig. Sie war mit gesuchter Einfachheit gekleidet und bildete so einen seltsamen Kontrast zu der überladeneil Toilette ihrer Mutter. „Gnädige Frau," sprach Herr Febroiny mit einer ceremo- mellen Neigung des Hauptes, „ich führe Ihnen einen Freund zu, den ich Sie bitte, mit besonderer Auszeichnung zu behan- seln. Herr Valentin Davoust ist e n Musiker von seltener B zabung." „HerrFebroiny hat mir bereits von Ihnen gesprochen, mein Herr; ich bin erfreut und entzückt, Ihre Bekanntschaft machen fu dürfen." Frau Melville sprach das Französische mit einer Geläufigkeit, welche verblüffend wirkte, dabei aber mit abscheu licher Betonung, was sie selbst jedoch in gar keiner Weise störte. Mit gewohnter Gutmütigkeit reichte sie Herrn Davoust die Hand; bald aber nahmen wichtigere Gäste ihre Aufmerksamkeit in Anspruch, und sie vergaß den „Musiker von seltenem Talent", dessen Name ihr nichts sagte, weil sie ihn noch auf keinem Zet tel der Großen Oper gelesen, aufs vollständigste. Als Davoust der Prinzessin durch den alten Freund des Hau ses vorgestcllt wurde, gab sie ihm nicht die Hand, sondern be trachtete ihn einen Augenblick mit einem gewissen Interesse. Sie mochte Herrn Febroiny, der ihr öfters von dem jungen Manne gesprochen hatte, gerne leiden. „In Bezug auf Musik bin ich völlig Laie, mein Herr," sprach sie, sich des Französischen bedienend, als wäre sie Französin von Geburt, „aber ich höre die Musik sehr gerne und ich hoffe, daß Herr Febroiny Ihnen den Weg zu unserm Hause an einem Tage zeigen wird, da es weniger überfüllt ist als heute." Mit einer Neigung des Hauptes verabschiedete sie die beiden Herren, denn auch sie mußte viele Gäste ihrer Mutter empfangen. „Sie sieht vornehm aus," sprach Valentin zu seinem Gönner. „Wer, die Mutter oder die Tochter?" „Die Tochter, sie ist häßlich, aber äußerst sympathisch." Mit den Augen suchte Davoust Lyda; endlich sah er sie; sie war aber so umringt, daß er ihr nicht nahte und sich damit be gnügte, sie aus der Ferne zu betrachten. Und sie bot auch wahrlich einen hübschen Anblick. Von der kleinen Wilden aus Santa Barbara war nichts übrig geblieben, als das Leuchten der Augen, der Glorienschein des gekräuselten Haares, die Geschmeidigkeit und Anmut ihrer Bewegungen. Sie brachte ihre Toilette besser zur Geltung als irgend eine andere Frau, handhabte den Fächer mit der größten Geschicklichkeit, ver stand es, heiter und gewandt die Komplimente zu erwidern, die man dem Fräulein Radar machte. Dieser Name, der seit einiger Zeit in den Tagcsblättern auf tauchte, erweckte die allgemeine Neugierde. Die verschiedensten Versionen, die im Grunde alle verkehrt waren, machten in Bezug auf die schöne Fremde die Runde. Lyda war es, die schon aus der Ferne Herrn Febroiny und den Musikersah. Mit einem freudigen Ausrufe erhob sie sich, löste sich ohne alle Umstände von der Gruppe ihrer Bewunderer los und eilte mit ausgestreckten Händen dem Amerikaner entgegen. Es erregte dieses Vorgehen allgemeines Aufsehen. Sie war so hübsch, besonders jetzt, wo ihr Gesicht einen strahlenden Aus- druck trug, daß ein jeder sich umwandte, um ihr nachzublicken. Die Ungebundenheit, womit sie sich einen Weg durch die Menge bahnte, rief auch das Entsetzen mancher würdigen Matrone wach. „Ah, Herr Febroiny, in einem solchen Getriebe also muß man Sie Wiedersehen? Sie haben mich vollständig vergessen. Es bereitet Ihnen also keine Freude, daß Lyda Radar Ihre Schöpfung ist, daß sie Ihnen alles dankt?" „Sie werden sich wohl selbst jeden Erfolg zuschreiben kön nen, den Sie ernten, Lyda. Ich weiß, daß Erfolge Ihrer har ren, aber Sie danken diese gewiß nur Ihrer Stimme und Ih rer Schönheit. Der Fischer, der eine seltene Perle aus dem Meere emporhebt, ist unschuldig an der Vollkommenheit dieser Perle, er hat Glück gehabt, das ist alles. Nehmen wir also an, ich sei ein glücklicher Fischer." „Der sich aber blutwenig um seinen Fund kümmert, das müs sen Sie schon zugestehen." Herr Febroiny antwortete nicht; er wandte sich an Valentin Davoust, als ob er diesen Vörstetten wolle. „Eine banale Vor stellung wäre eigentlich überflüssig, es würde ihr jeder pikante Reiz fehlen," meinte er endlich. „Allerdings," erwiderte das junge Mädchen lächelnd, indem sie dem Musiker die Hand reichte; „Herr Davoust hat sich selbst vorgestellt; er hat erraten, daß ich auf konventionelle Formen ebenso wenig Wert lege, wie er selbst, nur hat er sich einmal ge zeigt und nie wieder." „Ihr Bild, mein Fräulein, hat mir trotzdem stets vor Augen geschwebt, und Ihre Stimme war es, die ich vernahm, wenn ich im Geiste das Wogenlied hörte." 109,20 „Und das genügte Ihnen? Die Künstlerin in mir fühlt sich geschmeichelter als das Weib. Da haben wir ein Plätzchen, wo wir ungestört plaudern können," fügte sie hinzu, eine Portiere zurückschiebend, von der aus man in ein Zimmer gelangte. Als Davoust bescheiden zur Seite treten wollte, rief sie lebhaft: „Nein, mein Herr, Sie entkommen mir nicht wieder. Als Herr Febroiny und ich zum erstenmal zusammen plünderten, war viel von Ihnen die Rede; in meiner Erinnerung und in meinem Dankbarkeits gefühl trenne ich die beiden Freunde nicht. Ihr Lied hat mir eigentlich erst den Begriffdessen beigebracht, was Musik sei." Dres sittlicher entrollte c vor der 6. gerichts zu saß ein j das Kinde Großdothe! versuchten intelligente einer höhet bescher Ha zunächst d überwachen vernachläsß nach kurzer in einer veranlaßt machen. 2 junge Ma unsauber Damengese Hause ein^ zu arrangi dies nicht, um das K erdachte l Vian: Di Die erste mischerin einen Löst« getan hat übrigen D fügte es Gastgebern ihrem Glü Kuchen in Kuchen in d Mit einem den Kucher und rief: „! Man holte auch fand Schweselsär Schrecken Glücke abe Gastgeberir schwebte, Das junge als Giftmi sie nicht di daß sie die das Kaffee! nicht arbe verurteilte Jahre Gefc Plaue ihm zugefa sich dieser : Zwoschwitz tüchtigen Cl dann auf o Silbergeld das Geld zr 8000 Mk. nach der H andern Mo auSgeschlafe Genützt zu
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