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2L4 allen Seiten neue Stimmen, die in einer aufrichtigen Allianz der beiden Nachbarländer die Grundlage aller fortschreitenden Civilisation erblicken. Wissen diese Stimmen sich Bahn zu brechen, so wird auch gewiß der journalistische Lärm, den die westliche Gränzfrage erregt hat, diesseits wie jenseits bald verhallt seyn. I. L- Frankreichs Unterrichtswesen. i. Der Elementar-llntcrricht. Die Schwierigkeiten, welche in Frankreich der erste Unterricht zu Überwinden hat, sind doppelter Art, materielle und moralische. Die materiellen entspringen aus der vereinzelten Lage der Dörfer and ihrer Entfernung von der Gemeinde, wo sich die Schule be findet; aus dem traurigen Zustande der alten Landstraßen, die es ein halbes Jahr den Kindern ünmöglich machen, in die Schule zu gehen; aus dem Schnee, der einen großen Theil Frankreichs mehrere Monate bedeckt. Dazu kommt noch, daß das Schulgeld, welches von den Leitern verlangt wird, so hoch ist, daß nur Wenige es zu schaffen vermögen. Die moralischen Hindernisse sind die Fühllosigkeit der Leitern, die nicht wollen, daß ihre Kinder weiser werden sollen, als sie selbst sind; der Widerstand der Geistlichen in manchen Gegenden, welche nicht einsehen, daß sie durch Förderung des Unterrichts ihren eigenen Einfluß nur vergrößern würden; die Gleichgültigkeit und der Geiz der Munizipal-Verwaltungen; die Selbstsucht der begüterten Grundherren, welche fürchten, daß sich bei steigenver.Kultur die Zahl der Arbeiter vermindern und so ihr Dienstlohn steigern würde; end lich die traurige, abhängige Lage der Lehrer selbst, welche von der Art ist, baß der Lchrerstand, als sehr wenig ehrenvoll, den Unfähig sten überlassen wird, welche danach greifen, weil sie an jedem anderen Fortkommen verzweifeln. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Provinzial-Schullehrer entlehnen wir der Schrift des Herrn von Girardin nachstehende Be merkungen, in denen er zugleich auf eine Schrift von Lorain, „Schil derung des Elementar-Unterrichts", sich beruft: „Man muß die Zeugnisse, die Lorain gesammelt hat, zu Hülfe nehmen, um sich eine Idee zu machen von dem Elend, der Unwissenheit und Verachtung de rer, die bisher dazu benutzt worden sind, die Bildung im Volke zu verbreiten. In verschiedenen Gegenden sind eS unbegüterte Fromme, die von den Bauern mit dem Namen von Heiligen begrüßt werden, welche, um ein frommes Werk zu thun, den Kindern das Wenige, was sie selbst wissen, überliefern. Der erste Hauch des Frühlings, welcher uns die Schornsteinfeger bringt, treibt wandernde Lehrer, vorzüglich Bearner, Piemontcser, Auvergnaten, von den Gebirgen, welche die Ebene wie Abenteurer durchziehen, bis ein Dorf sic für IL bis 20 Thaler für Vie günstige Jahreszeit als Lehrer annimmt. Diejenigen, welche in ihrem Geburtsorte unterrichten, sind in der Regel krank, taub, lahm, einhändig oder sonst verkrüppelt und zu jedem anderen Geschäfte untauglich. Selbst Epileptische und Zwerge findet man unter ihnen. Einer dieser Lehrer, der, nach seinen Einkünften zu schließen, für einen der Befähigtsten gilt, ist ohne Arme und schreibt mit dein Fuße. Das Herz empört sich, sagt Lorain, wenn man dies Chaos aller Gewerbe, dies Reper. torium aller Laster, diesen Katalog aller menschliche» Krankheiten liest. Diese Unglücklichen werden so niedrig besoldet, daß sie zu entschuldigen sind, wenn sie oft ein Handwerk mit ihrem edlen Amte verbinden. So hört man die Lection beim Pochen eines Hammers Herfagen, oder die schwielige Hand eines Schmiedes schreibt Mustcr- blätter, oder der Erzieher nimmt zur Abwechselung einen Bart ab, wiegt Taback oder »heilt einen Schoppen in zwei Glaser. Einige Gemeinden, welche die durch das neue Gesetz auscrlcgte Summe von 200 Franken als eine unerschwingliche Abgabe betrachteten, haben sich dafür zu entschädigen gesucht, indem sic die Lehrer zugleich als Kirchenfcger, Vorsänger oder Glöckner gebrauchen. Andere Lehrer, und dies ist sehr gewöhnlich, haben die Verpflichtung, im Fall der Noth den Todtengräber oder den Tambour bei öffentlichen Aus rusungen und Versammlungen des Volkes zu machen. Wer unter wirft sich demnach einer so erniedrigenden Kncchtschaftt Leute, die der Hunger dazu treibt, Leute von solcher Unwissenheit» daß sie selten orthographisch schreiben können und nach den Gränzen zu oft selbst kein Wort der Nationalsprache verstehen." liier«« q«.<, l>«ux »onü«!>. t). 8epc. 1838). Dies klingt in der That ergötzlich. Und wie ist diesem anerkann ten Mangel in Betreff des Umfangs und der Beschaffenheit des Un terrichts abzuhelsen t Die Mittel, welche Girardin vorschlägt, sind folgende: I) Den Elementar-Unterricht zur Staats-Angelegenheit zu machen, wie es gegenwärtig die Besoldung der Geistlichen in Frank reich ist, und die Lehrer den Priestern gleichzustellen. 2) Die Lehr- gegcnstänve vorzuschreiben. 3) Die Mangelhafte Lehrmethode aus zugeben. Von einer bestimmten Zeit ab jedem Wähler, der nicht lesen und schreiben kann, sein Wahlrecht zu nehmen und es denen zu geben, Vie lesen und schreiben können, L) In jeder Gemeinde eine Schule oder wenigstens eine besondere Klaffe für Mädchen einzurich ten. <i) Die Veröffentlichung nützlicher Bücher und wohlfeiler Zeit schriften für den niederen Unterricht zu befördern. "> Eine im vorigen Jahre erfeluenene Schrift Emil v. Girardin's über den öffentlichen Unterricht bildet die Grundlage dieses Artikels, Len wir der Uedertragukg wcrlll achten, weil sich darin zugleich eine Französische und eine Englische Ansicht ausforlcht Wir können daraus schließen, daß der Zustand der Schulen und des Unterrichts lm Elsaß, den Herr Marinier in dem diese« Blatt erüffnenden Artikel so glanzend Larstellt, eben nur eine Anomalie in Frankreich und wahrscheinlich nur dem Deutschen Ernste seiner Einwohner, /licht aber der Berdindung deS Elsasses mit Frankreich zu verdanken se». In Betreff des ersten Punktes verlangt Girardin als niedrigste Sumine für einen Lehrer 7L0 Franken; in Betreff deS zweiten theilt das Gesetz, welches I8ZZ den Kammern vorgelegt worden ist, den ersten Unterricht in zwei Abstufungen, von denen der niedere Religions-Unterricht, Lesen, Schreiben, Elemente der Französischen Grammatik, Arithmetik, die Lehre von den Maaßen und Gewichten; die höhere: Handzeichnen, Fcldmeßkunst, praktische Geometrie, Prin zipien der Physik und Naturgeschichte, Gesang, Elemente der nationa len und fremden Geschichte und Geographie umfassen soll. Hierzu schlägt Girardin einige Aendcrungen vor, die vorzüglich darin beste hen, daß er den Gesang-Unterricht schon in die meoerc Abtheilung ausgenommen wissen will, von der höheren aber Gewandtheit im Französischen Ausdruck, Etymologie, Schreiben nach Dikiaten, die Elemente der Lehre vom Ackerbau und der häuslichen WirthschaftS- führung, die der Chemie, Physiologie, Heilkunde, des Privat- und StaatSrechtcs verlangt. Was die sittliche Erziehung betrifft, so macht Girardi» denselben Unterschied, den früher Rousseau scharfsinnig aus gestellt hat, den zwischen Unterricht und Erziehung. Der Lehrer kann und soll die Stelle der Leitern nicht ersetzen und auSsüllen, welche all' die ersten Erfordernisse des Anstandes in körperlicher und geistiger Hinsicht den Kindern beibringen müssen. — Ein Hauptpunkt in den Schulen ist die Wahl der Bücher und ein besonnenes Verfahren in Anregung deS gegenfeitigen Wetteifers und in der Bestrafung. Der wichtige Grundsatz in Ansehung der letzteren ist, alle cntmuthigende und entehrende Strafen zu vermeiden, welche den Charakter, ver härten, das Gemüth verderben uns dem Schüler einen Widerwillen gegen die Wissenschaften einflößen könnten. Den Gesangs-Unterricht weist Girardin aus der oberen in die untere Klaffe, weil er als Mittel und Zweck von gleich hoher Bedeutung ist. Wir haben viel von dem außerordentlichen Erfolge Wilhem'S gehört, der jetzt als Direktor und General-Inspektor dieses LehrzwcigcS für die Fran zösischen Schulen angestellt ist und durch ei» einfaches Instrument, Diapason") genannt, einen Geschmack und eine Geschicklichkeit unter Erwachsenen und Kindern eingeführt hat, die nicht weniger durch das Gefühl, oder vielmehr durch die Leidenschaft, die eS hervor- gerufen, als durch die bewunderungswürdige Sicherheit und Genauig keit der Ausführung überrascht. Uederhäupt ist die Musik ein un tadeliges und darum sehr wünschenswcrtheS Vergnügen deS Volkes; sie ist die Genossin des Friedens, der Ordnung und der Religion. An die Spitze der zweiten Abtheilung des Elementar-Unterrichtü stellt Girardin die Konst, nach Diktaten zu schreiben, Etymologie, Gewandihcit im Ausdrucke der Gedanken. Alles dies ist in größerem oder geringerem Umfange in den besseren Armen-Schulen Englands eingeführt. Es bildet einen Theil dessen, was man Wood's Edin- burgisches System nennt, und ist theilwcis und erfolgreich besonders in Norwood in Anwendung gebracht worden. Leichtigkeit deS Aus drucks wird am besten durch die Kunst, klar und rasch auf einander zu fragen, erreicht, wie dies denn überhaupt als Prüfstein gelten kann, durch den sich ein guter Lehrer von einem schlechten unter scheiden läßt, und wie es das Haupt-Prinzip aller großen und er folgreichen Schulen ist. (Fortsetzung folgt.) Schweiz. Die Elektricität und das Fortschreitcn unserer Kenntniß derselben. (Schluß.) , Der dritte Hauptgesichtspunkt enthält die Beziehungen der Clek- lricität und des Chemismus. Dieser Gegenstand scheint mir eben so fruchtbar für die Zukunft zu seyn, wie er cs für die Vergangenheit war. Die Elektricität erzeugt einen chemischen Prozeß; die Gestalt, unter der wir diese Thätigkeit wahrnchmen, und die Gesetze, denen sic unterworfen ist, sind schon vielfach untersucht worden, und dennoch entdeckt man täglich hierin neue Erscheinungen und neue Gesetze. Davy hat die chemische Zersetzung nachgcwicsen; die Umstände, welche dieselbe zulassen und befördern, haben ebenfalls dieser berühmte Che miker und andere Gelehrte untersucht. Dem ins Einzelne gehenden Studium über die Art und Weise, in welcher elektro-chemische Zer setzungen stattfinden, und über den Einfluß, welchen solide Leiter aus Erscheinungen dieser Art üben, hatte ich mich gewidmet. Marianini hat gleich mir diese Fragen behandelt und sich mit der sekundären Polarität beschäftigt, welche solide Leiter in Berührung mit einer Flüssigkeit annchmen, wenn der elektrische Strom durchgeht. Die Untersuchungen neuerer Physiker, wie die Schönbein's, Mattcucci'S, Peltier's und die meinigen, die in diesem Heft enthalten sind, zeigen den innigsten Zusammenhang der Chemie und Elektricität, den das Phänomen der sekundären Polarität bewirkt. Endlich hat sogar das Studium der elektro-chemischen Zersetzungen Faraday zur Kenntniß der bestimmten Thätigkeit des elektrischen Stroms gebracht und später Matteucci und Daniell zu interessanten Versuchen über die Zersetzung der Mischungen mehrerer Salzauslösungen Veranlassung gegeben. Becquerel zeigte auch so eben den Einfluß fester Substanzen auf elektro-chemische Zersetzungen von Mischungen verschiedener Salze nach ihrer Verwandtschaft, und endlich bringe auch ich in diesen; Buche einige Resultate über die Wirkung der mit der Leitungs-Elcktrieität verbundenen Voltaschen Säule auf Zersetzungen zur öffentlichen Kenntniß. Haben aber alle und noch viele andere Bemühungen, welche ich '1 d- i. eine üktave: auch heißt ein Instrument der ürgelhauer vom um fange einer Oktave so.