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" - " - - ' , Rötstcke, eia neue» Mandat sür den Rschstag zu verschaffen. — Guese«. An schrecklicher Unglücksfsll ereignete sich in der WannschaftSküch» des 2. Bataillons 6. Pomm ersehen Infanterie- Regiments Nr. 49 ia Gnesen. D«t war ein Soldat mit her Zubereitung deS Kaffee- beschSftigt; um Win Has Feuer im Herde bester anzufachen, goß -x Petroleum auf die bereits brennenden Kohlen. In demselben Augenblick schlugen die Hellen Flammen zur Herdtür hereuS, Wodurch die Montierung-- stücke des Soldaten sofort Feuer fingen. In seiner Angst Md »ß» Schmerzen gepeinigt, lief der Unglückliche brennend auf den Kasernenhof, wo ihn einige Kameraden er griffen und in einen mit Master gefüllten Wa chtrog warfen. Alsdan» wurde der Soldat, mit schweren Brandwunden bedeckt, nach dem Lazarett gebracht, wo er bald darauf unter den furchtbarsten Schmerzen verstarb. — Nach Wien ist die große etwa tausend Köpfe starke Prozession der Wall- fahrer aus Mariazell zurückgekehrt. Die Wallfahrer erzählen, daß gleichzeitig mit ihnen der Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand und besten Gemahlin in Mariazell ÜkwM Md Mitte» unter den Wallfahrern der Messe beigewohnt hätten. Die Fürstin Hohenberg hat der Wallfahrtskirche eine lebensgroße, mit kostbaren Gewändern be kleidete Marienstatue zum Geschenk gemacht. — In Petersburg wurde auf persönlichen Befehl des Minister- des Innern v. Plehwe eine hochgestellte Persönlichkeit arretiert und jn strengste Untersuchungshaft abgeführt. Höchst kompromittierende Fakta beweisen die Zugehörigkeit des Betreffenden, besten Name noch nicht in Erfahrung zu bringen war, zur revolutionären Partei. Die Arretierung wurde vom Departement der Staatspolizei ausgeführt. — Serbien. Die beiden Söhne und die Töchter des Königs Peter werden un mittelbar, nachdem die Prinzen in Petersburg ihre Prüfungen bestanden haben, nach Belgrad kommen. Der König unternimmt hierauf eine Reise durch das Land und später eine Reise in das Ausland, wahrscheinlich nach Petersburg, Wien, Berlin, Paris und Rom, um sich den dortigen Staatsoberhäuptern vorzustcllen. Das Schulfest in Naunhof nahm am vergangenen Montag trotz drohender Wetterwolken einen ganz ungetrübten Verlauf, da die kurzen Regenschauer am Nachmittag die Feststimmung nicht beeinträchtigen konnten. Schon lange vor der angesetzten Zeit belebten festlich geputzte Kinder die Straßen bis sie sich gegen 9 Uhr zu einem stattlichen Fest zuge vereinigen konnten. Vom Schulhofe aus zogen die Kinder, unter denen sich auch viele in noch nicht schulpflichtigem Alter be fanden, vom Lehrerkollegium geleitet mit Musik durch verschiedene ältere Straßen Naunhofs, um zum Schluß auf dem Markt platze nach einer Ansprache des Herrn Schul direktor Schäfer und nach Absingung der Sachsenhymne auseinander zu gehen. Schon r/z2 Uhr nachmittags fanden sich die jungen Festteilnehmer wieder auf dem Schulhofe ein, worauf der Zug wie am Vor mittag geordnet, dann durch einige neuere Straßen Naunhofs nach dem Festplatze an der SUchmühle marschierte. Hier war auf einem ausgedehnten Plane eine Vogelwiese mit den manigfaltigsten Unterhaltungen her- gerichtet. I» nach Alter und Geschlecht ent sprachen die Belustigungen der kleinen Ge. sellschaft. Während d,e größeren Knaben ihre Geschicklichketz st» Uxmbrustschießen nach dem Vogel beweisen konnten, vergnügten sich andere mit Stechvogel. Bollwerfen und dergl. Auch einige turnerische Vorführungen konnten geboten werden, von denen sich die Mädchen reigen recht nett machten, auch die Knoben gaben sich Mühe, doch war zu erkennen, daß der obligatorische Turnunterricht Sommer und Winter durchgeführt nach seinem er ziehlichen Werte angesehen, für unsere Schul jugend sehr notig ist! Die neunte Abendstunde war gekommen, als sich die Festgesellschaft zum Heimwege rüstete, mit Lampions versehen wurde noch einmal zum Zuge angetreten, der sich bis zum Marktplatze bewegte; dort endete NM da- Fest mit Ansprache und Gesang, in welchen auch der Dank für die Stadtbehörde und die Legatstister, durch deren Spenden das Fest möglich geworden, enthalten war. Unserem geschätzten Lehrerkollegium und auch den freundlichen Helfern darf aber die Anerkennung für ihre aufreibende Tätigkeit nicht versagt werden. Ans Stadt und Land. Naunhof, den 7. Juli 1903. Nauuhof. Sommerfrischler waren bis zum 4. Juli beim Bürgermeisteramt 86 Parteien mit 160 Kopsen angemeidet. Naunhof. Das 25jährige Geschäfts jubiläum deS Herrn Zigarrenfabrikant Stadt- rot Pettrich in Firma Pettrich L Kopsch brachte eine ganze Reihe von Ehrungen und festlichen Veranstaltungen mit sich, die sowohl von der Beliebtheit des Herrn Jubilars als auch vo r dem harmonischen Verhältnis Zeugnis geben, das zwischen ibm und seinen „Leuten" besteht. Am Vorabend des eigentlichen Jubiläumstages brockte der Männergesang verein Merkur aus Leipzig seinem Sanges bruder Herrn Petrich eine Serenade, dem am Jubiläumstage ein Morgenständchen der Bergmannschen Kapelle als Morgengruß des Personals folgte, aber erst der Sonntag war ausersehen daS gesamte Pettrichsche Haus, Familie und Geschäftsangehörige zu einer solennen Jubiläumsfestlichkeit zu vereinigen. Etwa 125 Personen, das gesamte Nounhofer und Leipziger kaufmännische und technische Personal füllten mit der Familie und einigen Freunden des Jubilars die gastlichen Räume des Ratskellers, wo in Lied und Wort, bei Schmaus und Ball der Ehrentag gefeiert wurde. Zahlreiche Aufmerksamkeiten in schönen Geschenken, Diplomen und aufrich tigen Glück- und Segenswünschen wurden Herrn Pettrich dabeiszu teil. Naunhof. Morgen Mittwoch Nachmittag wird der Leipziger Schubmannverein Kamerad schaft in der hiesigen Waldschänke Sommer fest abhalten. Die Festteilnehmer werden am Bahnhof von der Naunhofer Stadtkapelle empfangen und mit Musik durch die Stadt geleitet. Naunhof. Noch vor mehreren Tagen konnte man unterhalb ErdmonnShain etwas Wasser in der Parthe fließen sehen, durch die anhaltende Trockenheit aber, ist auch der letzte Rest, selbst an den tiefsten Stellen ver schwanden, sodaß tn-n eine» vollständig aus getrockneten Fluß vorfindet. Unzähliche Fische sind dabei zu Grunde gegangen und sS mußten Anordnungen getroffen werden, des pestartigen Geruches wegen, diese toten Fische zu ver graben. Konzert - Programm. Mittwoch, den 8. Juli von 3—^5 Uhr Kurkonzert an der Alberthütte. Direktion: B. Bergmann, Stadtmusikdirektor. 1. Hoch Brandenburg. Marsch v. Wieaert. 2. Ouvertüre z Op. König Uvetot v. AMm. 3 Lied Vor Hot dich d« schöner ZMld v. Mendelssohn-Bartholdy. 4. Am Schliersee. Gavotte v. Thrimer. 5. Lieder-Öuadrille v. Scheuer 6. 2 Chöre a. d. Op. Preeiosa v. C. M. v. Weber. 7. Ein Man« ein Wort. Lied v. Marschner. 8- Jägerlust. Echostück v. Helm. 9. Frauen «ach dem Balle. Fantasie p. Leutner. 10 Musikalisches Kragen «. Antwortspiel. Hum. Potpourri v. Wippert. 1- In der Obstzeit sei allen Müttern zur Verhütung von Krankheiten und Un- glttcksfällen folgendes empfohlen: Alles auf dem Markt gekaufte Obst muß gewaschen werden. — Man duld? niemals, daß die Kirschensteine hinunterqeschluckt oder daß sie aufgeklopft und die Kerne gegessen werden. — Man warne vor Wassertrinken nach dem Obstgenuß. — Im Garten wache man, daß das Kind nur reifes Obst genießt, weil die Kinder oft mit Vorliebe unreife Früchte essen. — Auch achte man darauf, daß Obst reste nicht achtlos weggeworfen werden. Auf der Stubendiele oder auf dem Straßen- pflaster sind solche Obstreste oft Ursache von UnglückSfällen, infolge von Ausgleiten. Leipzig. Der am Sonntag Abend 6 Uhr 15 Min. vom hiesigen Bayerischen Bahn hofe aus in Verkehr gesetzte erste diesjährige Alpensonderzug zeigte eine recht lebhafte Be nutzung, sodaß fick seine Ablassung in zwei Teilen nötig machte. Er beförderte insge samt über 830 Personen in die schönen Gegenden Oberbayerns und Tirols. Von hier aus benutzten den Sonderzug rund 500 Personen, während in Altenburg etwa 100 Personen, in Reichenbach i. V. 180 Personen (davon 90 aus der Richtung Dresden) und in Plauen i. V. 50 Personen zugingen. Als Reiseziel hatten etwa 230 Personen München, 220 Kufstein, 180 Salzburg, Bad Reichenhall und 200 Lindau gewählt. Leipzig. Die Arbeiten für die Er weiterung der Leipziger Wasserleitung sind in vollem Gange, über die Enteignung hier bei in Frage kommenden Areals haben bereits Verhandlungen stattgefunden. Da es sich hierbei zum Teil um Gartenland handeln wird, soll ein gärtnerischer Sachverständiger dessen Wahl der Bezirksausschuß in seiner kommenden abzuhaltenden Sitzung vornehmen wird, zu den Enteignungsverfahren hinzuge zogen werden. Großzschocher. Jn einem hiesigen Bade verunglückte gestern mittag ein 24 Jahre alter in der Knauthainer Straße hierselbst wohnhafter Arbeiter dadurch, daß er bei einem sogenannten Kopfsprunge auf einen im Wasser befindlichen Balken aufschlug. Der junge Mann, welcher schwer verletzt wurde, mußte sofort nach dem Leipziger Stadt krankenhause übergeführt werden. Wurzen. Seit 2. Juli verkehren zwischen Riesa und Wurzen Versuchszüge, bestehend aur Zugführer- und zwei Personen wagen, welche unter Leitung von Beamten der Maschinenverwalter mit einer Geschwindig keit b s zu 210 Kilometer in der Stunde verkehren. Die Wagen sind mit Apparaten ausgestattet, um das Schleudern und den Gang festzustellen. Die fahrplanmäßigen Schnellzüge verkehren zwischen Riesa und Wurzen mit einer Geschwindigkeit von 72 Kilometer in der Stunde. Penig. Durch das Schiedsgericht des Sachs. MiltärvereinsbundeS wird demnächst eine interessante Angelegenheit zur Entscheidung gebracht werden, die auch weitere Kreise interessieren dürfte. Der Fall liegt folgender maßen : Einem Restaurateur in einem unserer Nachbardörfer, in welchem ein Militärverein besteht, war vom Militärvereinsoorstande daselbst im März dieses Jahres aufgegeben worden, sein Abonnement auf die neben sieben anderen Blättern in seinem Lokale ausliegende sozialdemokratische Zeitung zu lösen, widrigenfalls ihm die Mitgliedschaft des Vereins entzogen würde. Der Wirt bestritt die Zuständigkeit des Vereinsvorstandes und erblickt in dem Vorgehen desselben eine Ueberschreitung seiner Machtbefugnisse, weshalb er mit Hülfe seines Rechtsbeistandes die Entscheidung des Schiedsgerichts herbeiführen will. Es handelt sich also darum, zu be stimmen, ob ein Wirt, der durch seinen Geschäftsbetrieb in die Lage versetzt ist, die verschiedensten Zeitungen zu halten, unwert ist, einem Militäroerein als Mitglied anzu gehören, weil er wegen seines Besuches aus Arbeiterkreisen ein sozialdemokratisches Blatt in seinem Lokale ausliegen hat. Der in Frage kommende Wirt hat dem Vernehmen nach 1870 71 14 Monate im Felde gelegen, er hat die deutsche Einheit mit erkämpfen helfen; der Vorwurf, seine nationale Ge- sinnung je verleugnet zu haben, kann ihm nicht gemacht werden. Meißen. Fünf Militärvereine beschlossen, ein König Albert-Denkmal zu errichten. Ein Ausschuß wird dem Plane näher treten. Dresden. Unter der Wucht der Tat sachen, die für seine Schuld sprechen, hat der Kutscher Grellmann am Sonnabend auch dem Untersuchungsrichter gegenüber das Ge ständnis abgelegt, den Baugewerkenlehrling Schuhbarth ermordet und beraubt zu haben. Grellmann hatte im Laufe der vorigen Woche seine in Coschütz wohnende Frau um einen Besuch gebeten. Diese schickte ihm jedoch einen Brief, in dem sie ihm mitteilte, daß sie ihn im Gefängnis nicht besuchen werde. Sei er der furchtbaren Tat schuldig, so möge er sein Gewissen durch ein Geständnis ent lasten, sei er aber unschuldig, so werde sie ihn ja bald in der Freiheit wieder begrüßen können. Bald nach Empfang dieses Schreibens seiner Frau gestand Gellmann erst seinem Zellengenossen und später dem Untersuchungs richter seine Tat ein. Grellmanns Frau kam die Gswißeit von der Schuld ihres Mannes noch so unerwartet, daß sie aus die Nachricht von der Auffindung de» dem Opfer geraubten Geldes laut aufschrie und fast verzweifeln mußte. Meerane. Gleichwie der hiesige Rechts anwalt Hans Otto Leonhardt aus der An waltsliste beim Königlichen Landgerichte in Zwickau gestrichen worden ist, ist auch Ge nannter, der auch in der Anwaltsliste der Königlichen Amtsgerichte Meerane und Dermißt. Roman von Ewald August König. b6 „Ich kann Sie nur warnen, Ihnen nur raten, Brüssel wie der zu verlassen. Sie suchen hier vergeblich nach Beweisen, die überhaupt nicht zu finden sind und sollte es Ihnen jemals ein- fallen, sich auf mein Zeugnis zu berufen, so würde ich Sie schmäh lich im Stich lassen. Appelieren Sie an meine Ehre, an mein Gewissen, an was Sie wollen, ich werde immer wiederholen, was ich Ihnen gesagt habe. Sie behaupten, Ihr Vater sei schuldlos; es ist möglich, aber ich weiß es nicht und ich kümmere mich auch nicht darum. Ich würde an diese Geschichte nicht mehr gedacht haben, hätte ich auf dem Briefe nicht Ihren Namen gelesen. Nun er- innere ich mich, daß Sie versucht haben, mich auszuforschen und es stand bei mir augenblicklich fest, daß sie der junge Weimar sein müßten, und daß Ihnen eine Falle gestellt worden war. Ich beobachtete Sie und fand meine Vermutung bestätigt und weil Sie nun der einzige Mensch sind, der freundlich gegen mich ge wesen ist, so glaube ich, Ihnen raten, Sie auf die Gefahren auf merksam machen zu müssen. Woher die Gefahr kommen wird, kann ich Ihnen nicht sagen; aber Sie sind hier völlig fremd und stehen Männern gegenüber, die nicht nur den Willen, sondern auch die Macht besitzen, Sie zu vernichten." „Ich fürchte nichts, denn das Recht ist auf meiner Seite." Theo bald erhob das Haupt. „Na, dann thun Sie, was Sie nicht lassen können, aber rech nen Sie nur nicht auf meine Hilfe! Ich werde Ihnen nichts in den Weg legen, aber ich werde Sie auch nicht mehr warnen; denken Sie an diese Stunde, wenn das Unglück über Sie her- einbricht. Und denken Sie an mich, wenn Sie eipst, wie ich es heute bin, Menschenfeind geworden find." „O, Recht muß Recht bleiben, und ich vertraue fest auf Got tes Hilfe." „Wir werden sehen," brummte Labelle, besser Zunge bereits schwer zu werden begann. „Sollten Ihre Befürchtungen sich dennoch exfüllen, so bleibt mir doch das Bewußtsein, daß ich die teuersten Güter meines Lebens nur deshalb geopfert habe, um meinem ynglücklichen Va ter Ebre und Freiheit zurückzugeben; einem solchen Zweck muß man die höchsten Opfer bringen können!" „Solche Opfer sind Thorheit, wenn man voraus weiß, daß man sie nutzlos bringt." „Weiß ich das? Im Gegenteil! Sie beweisen mir, daß mein Vater in der That schuldlos ist, und sie lassen mich hoffen, daß ich die Beweise finden werde." Der alte Mann hatte sich erhoben, er stützte sich mit der lin ken Hand schwebend auf den Tisch, während er mit der rechten noch einmal die Flasche ergriff, um sein Glas wieder zu füllen. „Ich habe das Meinige gethan, um Sie vor Unglück zu be wahren," sagte er rauh; „wollen Sie nicht hören, so müssen Sie auch die Folgen tragen. Reisen Sie ab, ehe es zu spät ist!" „Wenn mein Vater schuldig wäre, was hätte Didier dann zu befürchten ?" erwiderte Theobald ernst. „Fürchtet er mich aber, will er mich unschädlich machen, so ist das ein Beweis für die Schuldlosigkeit meines Vaters." Labelle fand nicht Zeit zu einer Antwort; die Thür wurde geöffnet und Mathieu trat ein. „Was wollen Sie denn hier?" fuhr der Buchhalter auf. Theobald winkte ihm beschwichtigend zu und ging dem Haus diener entgegen. „Herr Didier läßt Ihnen sagen, daß er morgen früh, da ja doch Freitag sei, einen Ausflug machen wolle," berichtete Mathieu mit freundlich lächelnder Miene; „es sei also nicht nölig, daß Sie morgen sich ins Geschäft bemühten. Das gilt auch Ihnen, Herr Labelle; ich habe an Ihre Thür vorhin angeklopft, erhielt aber keine Antwort. Gewiß, ich will mir auch den freien Tag zu Nutzen machen; es kommt ja nicht oft vor, daß man für einen ganzen Tag von der Kette losgelafsen wird." „Es ist gut, ich danke Ihnen," nickte Theobald und ohne Zö gern verließ Mathieu wieder das Zimmer. „Spion!" knurrte Labelle mit einem haßerfüllten Blick auf die Thür, die sich hinter dem Hausdiener geräuschvoll geschlossen hatte. „Jetzt sage ich Ihnen noch einmal, reisen Sie ab!" Theobald blickte ihn befremdet an. „Weshalb nennen Sie diesen Mann einen Spion! Sie thun ihm unrecht." „Haben Sie denn noch nicht bemerkt, daß er Sie beobachtet? Er fplgt Ihnen ja auf Schritt und Tritt." „Und wenn es der Fall wäre, welche Entdeckung hätte er machen können?" „Es ist schon genug, daß er mO beisammen fand." „Und was will er daraus schließen?" erwiderte Theobald achselzuckend; „wir wohnen unter demselben Dache, ist es da nicht natürlich, daß wir einander besuchen? Ihre Besorgnisse sind unbegründet; Didier hat ja üoch nicht einmal die Gewißheit, baß ich der Sohn seines unglücklichen Opfers bin. Ich habe mich in keiner Weise verraten, als er mir den Brief gab und au die Spionage Mathieus glaube ich ebenfalls nicht." Labelle schüttelte ärgerlich das graue Haupt, näherte sich mit unsicheren Schritten der Thür und öffnete sie hastig. Er blickte hinaus, Mathieu war verschwunden, das schien ihn einigermaßen zu beruhigen. „Möglich, daß Sie recht haben, aber ich glaube nicht daran," sagte er mit heiserer Stimme. „Die Zeit wird es lehren, vergessep Sie nicht, daß ich Sie gewarnt habe!" Er schwankte hinaus. Theobald wanderte noch lange gedankenvoll auf und nieder, ehe er sich zur Ruhe begab. Am nächsten Morgen wollte er trotz der Botschaft, die Ma- thieu ihm gebracht, ins Geschäft gehen. War Didier verreist und Mathieu ebenfalls nicht im Hause, so befand er sich allein im Comptoir, vielleicht bot sich ihm jetzt eine Gelegenheit, die Ge schäftsbücher durchzulesen und die Eintragungen, die sich auf die Zahlung an seinen Vater bezogen, zu prüfen. Er versprach sich freilich nicht viel vyn dieser Prüfung und er sollte auch nicht dazu kommen, denn als er in die Straße cinbog, an der das Haus Didiers lag, begegnete ihm Cäcilie. Sie war allein und äußerte ihre Freude über diese Begeg nung in einer so herzlichen Weise, daß Theobald ihrer Bitte, sie zu begleiten, gern nachgab. „Onkel Henry hat einen Ausflug gemacht und Tante fühlt sich nicht wohl," sagte sie in ihrer heiteren, lebhaften Weise, „nun können wir beide einmal nach Herzenslust plaudern. Er innern Sie sich auch noch an unsere Plauderstündchen in Schloß Monterau?" „Wie könnte ich sie vergessen!" erwiderte er. „Wirklich?" fragte sie mit einem schelmischen Blick, in dem Freude und Zweifel zugleich sich spiegelten. „Haben Sie schon das Bild von Chateau Monterau in der Gemälde-Ausstellung gesehen?" „Ein Bild vyn Chateau Monterau?" „Ja, von dem glorreichen Gefecht, das dort geliefert wurde," nickte sie mit einsm spöttischen Lächeln. 107,20