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Naunhofer Nachrichten : 28.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190308287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19030828
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19030828
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 1: Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-28
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 28.08.1903
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großer Bezirke und dH Zunahme der Zen tralisation immer notwendiger werden und kleine Verkehrsbezirke immer schwerer um ihre Lebensberechtigung zu kämpfen haben. So würden auch, meinen die Grenzboten, die pfälzischen Bahnen, deren geplante Ver staatlichung an der keineswegs rosigen Finanz lage Bayern» scheitern dürfte, getrennt vom rechtsrheinischen Bayern und umschlossen von den Bahnen anderer Eisenbahnverwaltungen, immer auf den Kontakt mit diesen angewiesen sein, und es sei denn auch eine starke Strö mung in der Rheinpfalz vorhanden, welche die pfälzischen Bahnen an die preußischen angliedern wolle. Rundschau. — Soll ein Sozialdemokrat, der Stärke seiner Fraktion wegen, erster Vizepräsident i« Reichstage werden? Diese Frage be schäftigt jetzt immer mehr sozialistische Volks versammlungen und wird auch auf dem be vorstehenden Parteitage in Dresden ausge dehnte Debatten veranlassen. Drei Strömungen sind in dieser Sache bisher zu erkennen: Die radikalste Richtung will von der ganzen Sache überhaupt nichts wissen, die gemäßigte wünscht einen Sozialdemokraten auf dem Präfidenten- stuhl und hat auch nichts dagegen, daß dieser Vizepräsident sich mit seinen Kollegen, dem Kaiser präsentieren. Die dritte Richtung fordert einen Vizepräsidenten, lehnt aber die Vorstellung vor t^em Kaiser entschieden ab. In diesem letzteren Sinne hat sich jetzt auch wieder eine große Volksversammlung in Stuttgart ausgesprochen, und diese Strömung dürfte das Uebergewicht erhalten. Daß in der Dat ein Sozialdemokrat zum Vizepräsi denten des Reichstages gewählt wird, ist unter diesen Umständen nicht zu erwarten. Und wenn man ganz offen sein will, kann man nur sagen: Vertragen würden sich die Herren doch nicht! — An dem Festmahl, welches der Kaiser für die Offiziere des 11. Armeekorps am 27. August im Residenzschloffe zu Kassel ver- anstalten wird, werden nach der „Post" alle höheren Chargen bis zum Major abwärts teilnehmen. Am Tage darauf findet ein Festmahl für die Zivilbehörden statt, zu wel chem die Bürgermeister aller hessen-nassauischen Städte von mehr als 10000 Einwohnern mit Einladungen bedacht wurden. — Landwirtschaftliche Ueberschwem- »mug-schäde« iu Schlesien. Der Vorstand der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien und ihr Ausschuß für Landeskultur hielt mit Vertretern der vom Hochwasser ge schädigten Kreise eine gemeinsame Sitzung. Der Vorfitzende der LandwinschastSkammer Prinz zu Schönaich. Earolath erstattete da» Referat über die Ueberschwemmungsschäden. Danach sind im ganzen 81 vüv Hektar Kultur lands überschwemmt gewesen, davon gegen 21 000 Hektar Wiesen und fast 40 000 Hek tar Acker. Bon den Ackerflächen find unge fähr 24 000 so unter Wasser gekommen, daß ihre Früchte gänzlich vernichtet find. Bei der reichlicheren Hälfte der Geschädigten sind die Fluren gänzlich überschwemmt worden, so daß ihre Existenz vollkommen in Frage gestellt ist. — Ein Automobil-Gesetz. Für die vielen, die von einem Schreck über ein ihnen plötzlich iu den Weg gekommenes und sie be drohende» Automobil zu erzählen wissen, wird e» eine Freude sein, zu hören, daß ' verschiedene deutsche Regierungen dem Beispiel Englands folgen wollen, wo ein ziemlich scharfes Automobil-Gesetz Geltung gewonnen hat. Vor der Hand find amtliche Erhebungen über alle von Automobilen hervorgerufenen Unfälle veranlaßt. Das wird eine gehörige Liste werden! Wenn nur die richtigen Fol gerungen daraus gezogen werden. — Die Einnahmen der hessischen Eiseu bahne» wachsen rasch, seit diese Bahnen gemeinsam mit den preußischen Bahnen ver waltet werden. Das Mehr beträgt durch schnittlich jeden Monat sechs Mill. Mark. Daraus sieht man, wie es Preußen in der Hand hat, den Bahnen der Bundesstaaten den Verkehr zu entziehen oder zuzuwenden. — Halle a. S. Der hiesige Magistrat plant die Aufnahme einer neuen Anleihe von 5 bis 6 Mill. Mk. zur Durchführung des Zentralkanals, mit dem bereits begonnen worden ist. Diesmal sollen aber die Mieter mit Wohnungen über 200 Mk. jährlich in erster Linie dafür einstehen, d. h. es soll ihnen eine Kanalsteuer von 1 Prozent der zu zahl enden Miete aufgebürdet werden. Der Nutzungswert der in Frage kommenden Gebäude beläuft sich auf 13,7 Mill. Mk. Für das Jahr 1904/05 soll diese neue Steuer erhoben werden, von der die davon betroffenen Mieter nicht recht erbaut find. Die Sache wird demnächst das Stadtoerordneten-Kollegium beschäftigen. — In Berlin wird vom Oktober ab eine polnische Tageszeitung und ein zweites pol nisches Blatt dreimal wöchentlich erscheinen. Auch ein Zeichen der Zeit. — Berlin. Zur Affäre der Frau v. Zimmermann, Gattin des verstorbenen Kom merzienrates v. Zimmermann, die, wie be- kannt, der Erbschaftsmaffe die Summe von 4 Mill. Mk. entzogen haben soll und mit dem Magnetisxur Willy Reichel nach Amerika abgedampft ist, erfährt ein hiesiges Blatt noch: Die schöne Witwe hat ihrem Geliebten von einem jener Edelleute, die genötigt sind, aus ihrem Namen Kapital zu schlagen, das Adelsprädikat verschafft. 25 000 Mk. soll es gekostet haben, aus Willy Reichel einen Herrn v. Stachowiz zu machen. Das Verfahren gegen Frau v. Zimmermann und Genossen geht infolge der Gerichtsferien langsamer vor wärts. Die hinter den Flüchtigen erlassenen Steckbriefe dürften nur dann wirken, wenn ihnen ein Verbrechen nachgewiesen wird, wegen dessen die Vereinigten Staaten von Nordamerika laut Vertrag ausliefern. Zur Zeit liegt nur Verleitung zum Meineid vor, deswegen liefert Amerika nicht aus. — Im Hamburger Haupt-Fernsprech- Amt schlug der Blitz in eine Leitung. Vier Telephonistinnen, welche das Herannahen des Gewitter» nicht bemerkt und den Hör-Apparat noch nicht vom Kopfe genommen hatten, wurden betäubt, erholten sich aber bald wieder. — Homburg. Die Straßenbahn entließ sechzig Rädelsführer der Straßenbahner- Bewegung. Die Angestellten der Zentralbahn beschlossen, sich der Bewegung anzuschließen. 1800 Straßenbahner sind in den Zentral verband der Verkehrsarbeiter eingetreten. — Prag. Heute vormittag ist hier der Heldentenor de» Königlichen Deutschen Landes- theater» Elsner im 35. Lebensjahre nach kurzer Krankheit gestorben. — Fulda. Ein große» Feuer hat das Magazin der Norddeutschen Wollkämmerei und die angrenzenden Stallungen und Scheunen zerstört. Der angerichtete Schaden wird auf eine halbe Million geschätzt. — Laibach. Die gesamte 16000 Mann zählende, beim Bau der Karawanken-Bahn in Birnbaum, Bezirk Rathmannsdorf beschäf tigte Arbeiterschaft ist in den Ausstand ge treten. Der Ausstand ist auf die Ablehnung der achtstündigen Arbeitszeit seitens der Bau unternehmer zurückzuführen. Ruhe und Ordnung wurden bisher nicht gestört. — Budapest. Der Kaiser spendete für die durch die Brandkatastrophe Geschädigten aus eigenen Mitteln 5300 Kronen. Noch immer kann man die Trümmer nach etwaigen Leichen nicht untersuchen. — Pest. Gegen den Kommandanten der Feuerwehr Szerbovszky wird eine Disziplinar- untersuchung eingeleitet. — Ofenpest. Nach amtlichen Feststellun gen sind bei dem Brandunglück im Gold- bergschen Warenhause durch Sprung aus dem Fenster 13 Personen umgekommen, 16 wurden verletzt, davon 8 schwer. 40 bis 50 Menschen sollen den Tod in den Flammen gefunden haben. Unter den Toten befindet sich auch die Frau und der Sohn des Ge- kchäftsinhabers. Der Schaden beträgt vier Millionen Kronen. In den Parterreräumen des vorgestern niedergebrannten Warenhauses wurde heute eine bis zur Unkenntlichkeit ver kohlte Leiche aufgefunden. In das 3. und 4. Stockwerk kann man wegen Einsturz de» Treppenhauses noch nicht gelangen. Der größte Teil der Verletzten wurde aus dem Krankenhause entlassen, die übrigen, noch 7 an der Zahl, sind außer Gefahr. Das Feuer im Goldbergschen Warenhause wurde schließlich lokalisiert und die benachbarten Gebäude wurden gerettet. — Belgrad. Der jüngsten Feier des Patronatsfestes des bei dem Königsmord be teiligten 6. Regiments wohnte König Peter bei. So scheint Peter unzertrennlich von den Mördern seines Vorgängers zu sein. Er hat ja auch den Nutzen von der Sache gehabt. — Konstantinopel, 25. August. Die Abfahrt de» russischen Geschwaders erfolgte infolge des schlechten Wetters erst am Diens tag. — Drei offiziell vom 24. Aug. datierte Meldungen des Valis von Adrianopel be sagen, daß sämtliche muselmännischen Dörfer in der Umgebung von Tirnowo von Komi- tatschiS angezündet worden sind; die Frau und das Kind des Zollaufsehers von Tirnowo wurden auf grausame Weise getötet. Ferner habe eine Bande von 30 Mann das moham medanische Dorf Hadjidan-Jschmed, 6 Stun den von Adrianopel, angegriffen und fast gänzlich eingeäschert. Wie der dritte Bericht de» Vali meldet, griffen Komitatschi in der Nacht vom 22. zum 23. August die Kaserne in Tirnowo an, wurden aber zurückgeschlagen. Aus Stadt und Land. Naunhof, den 27. August 1903. Naunhof. Theater. Morgen Freitag wird also das Ehepaar Meta und Heinrich Ochernal ihr Benefiz haben und das ober bayrische Volksstück „Jägerblut" zur Auf führung bringen. Besonders ist hierzu noch zu bemerken, daß gerade dieses Stück in Aas vierte HeVot. Roman von Reinhold Ortmann. 7 „Aber wenn Du so zu ihnen sprichst, dann wird e» gewiß etwas Fürchterliches geben." „Meinst Du?" fragte er mit einem ingrimmigen Auflachen. „Umsoweniger darf ich also hier meine Zeit verlieren. Lange genug haben wir uns treten lassen." Er erhob drohend seine Faust nach der Richtung, in welcher die Hatdenrothsche Villa lag und unheimlich schimmerte das Weiße in seinen Augen. Mit einem letzten, verzweifelten Versuch umklammerte das Mädchen seine Hand. „So denke doch nur an unsere Zukunft! Denke daran, was mein Vater sagen würde, wenn er Dich unter den Hetzern und Aufwieglern sähe!" „Was schert mich jetzt Dein Vater, Mädel! Mag doch der furchtsame Alte hinter dem Ofen hocken bleiben, Wenn s ihm nicht gefällt." Unsanft schüttelte er das Mädchen von sich ab, und dieses machte nun keinen weiteren Versuch mehr, ihn zu halten. Ihr Gesicht mit der Schürze verhüllend, wankte sie dem Dorfe zu. Georg Reinicke aber ging, so wie er war, mit dem blutigen Streifen über dem totenblassen Gesicht und mit fieberisch jagen den Pulsen dem Wirtshause zu, aus dessen geöffneten Fenstern ihm ein lautes Gewirr aufgeregter Stimmen entgegenschallte. * * * Die volle Scheibe des Mondes war über den dunklen Wald bergen emporgestiegen und die Wetterwolken, welche am Him mel gedroht hatten, schienen vor ihren Strahlen zu entfliehen. In fast tagesheller Beleuchtung lagen die hohen, langgestreckten Fabrikgebäude da; aber die Billa des verstorbenen Kommer zienrats war in um so tiefere Schatten gehüllt. Noch vollständig angekleidet lehnte Merker in dem offenen Fenster seines Schlafzimmers und wirbelte aus einer kurzen Thonpfeife dichte Dampfwolken in die stille, schwüle Luft. Da» halblaute, knurrende Anschlägen des großen Leonber ger Hundes, welcher des nachts zur Bewachung des Hauses in den Garten gelassen wurde, ließ ihn aufhorchen. Er beugte sei- nen Körper weit über die Brüstung des Fensters hinaus und spähte mit gespannter Aufmerksamkeit hinab. Der Hund war wieder verstummt, und wenn sein kurzes Gebell der verstohle nen Annäherung eine» Menschen an das Haus gegolten hatte, so mußte jener also entweder vorübcrgegangen, oder eS mußte eine von den Personen gewesen fein, welche das Tier kannte. Merker lauschte nichtsdestoweniger mit geschärften Sinnen in das Dunkel hinaus, und plötzlich sah er denn auch ganz deut- lich, wie etwas Helles zwischen den Hecken dahinhuschte. „Wer da?" rief er mit seiner starken, metallisch tönenden Stimme, und da keine Erwiderung aus dem Garten kam, fügte er hinzu: „Antwort, oder ich schieße!" „Ach, um Gottes willen, Herr Merker," klang es da dicht unter seinem Fenster, „ich habe wahrhaftig nichts Böses im Sinne. Ich wollte nur der Frau Kommerzienrätin oder dem gnädigen Fräu lein eine wichtige Mitteilung machen." „Nicht von der Stelle!" befahl er. „Wer sind Sie?" „Gertrud Martens aus der Spinnerei, Herr Merker, die Toch ter des Webers Martens." „Die Damen schlafen bereits; aber wenü Ihre Mitteilung wirklich so wichtig ist, werden Sie sie ja auch mir machen können. Kommen Sie herauf." Das bläuliche Mondlicht hatte jetzt auch den Garten erreicht, und er vermochte nun die Gestalt des Mädchens mit voller Deut lichkeit zu erkennen. Trotz seiner energischen Aufforderung rührte sich die Ange- redete nicht von der Stelle, und es schien denn auch, als habe Merker plötzlich seinen Sinn geändert. „Bleiben Sie da, wo Sie sind!" befahl er. „Ich werde sogleich bei Ihnen sein " Der Umriß seiner Gestalt war vom Fenster verschwunden. Ueber den Körper des Mädchens ging es wie ein Erschauern, und sie that ein paar hastige Schritte, als ob sie entfliehen wollte. Doch eine unwiderstehliche, unsichtbare Gestalt mochte sie daran hindern, diesen Vorsatz auszuführen. Im Schatten der hohen Hecke, welche den Weg einsaßte, blieb sie stehen und erwartete mit tiefgesenktem Haupte oas Erscheinen Merkers. Kaum zwei Minuten später war er an ihrer Seite Er hatte den Hut aufgesetzt und trug wieder die Reitpeitsche in der Rechten. „Was giebt's also? Was hast Du mir zu sagen, Kleine?" fragte er, die Anredeform verändernd, in einem Ton, dessen lauernde, hinterhältige Freundlichkeit vielleicht noch nm vieles unangenehmer klang, als die vorige Härte „Ich will doch nicht hoffen, daß das mit der wichtigen Mitteilung nur eine faule Ausrede gewesen ist und daß Du hier irgend welchen leichtsinni gen Abenteuern nachläufst." höchst wahrheitsgetreuer Weise die Ober« bayern schildert, ferner muß aber auch auf das feine gewählte Musikprogramm, sowie auf die Gesangseinlagen hingewiesen werden, so daß ein ganz außergewöhnlich genußreicher Abend in Aussicht steht. Der Freitag abend wird ganz gewiß einen der Glanzpunkte der ganzen Theatersaison bilden, dem hoffentlich ein sehr zahlreicher Zuspruch nicht fehlen wird. -j- Die Arbeiten für die Herstellung der Hauptbahnhofsanlagen in Leipzig schreiten rüstig vorwärts. Im Jahre 1907 soll mit der Errichtung des Hauptgebäudes begonnen werden. 1906 bis 1907 soll der Umbau der Magdeburger Linie Mockau—Eutritzsch, 1905 bis 1906 der Umbau der Thüringer Verbindungsbahn und 1904 die Uebersührung der Karl Heine-Straße vorgenommen werden. Die Uebersührung über die Gleise der Ber liner Bahn bei Mockau ist nahezu vollendet, sie wird voraussichtlich noch in diesem Jahre dem Verkehr übergeben. -j- 4000 alte Soldaten werden der Kaiser parade in Zeithain beiwohnen. Die Militär vereine, die auch vom Kaiser begrüßt werden, führen über 100 Fahnen mit. -j- Interessante Feststellungen über die Schrittleistungen der Kellner sind soeben gemacht worden. Ein Kellner versah sich mit einem Schrittmesser und konnte, wie die Voss. Ztg. berichtet, feststellen, daß er von 8 Uhr morgens bis 12*^ Uhr nachts etwa 60 Kilometer zurückgelegt hatte. Der Kellner arbeitet 4 Tage in der Woche, also 208 Tage im Jahr. 208 mal 99199 sind etwas über 2M 2 Mill. Soviel Schritte legt er somit im Dienst zurück. Die Monatüieistung be trägt 1040 Kilometer. Im Jahr läuft dieser Kellner 12430 Kilometer, die fast der Länge der Erdachse entsprechen. Aehnliche Leistungen hat wohl ein großer Teil der Kellner aus zuführen und man ersieht daher, welche An forderungen an den Kellnerberuf gestellt werden. L eipzig. Der Leipziger Innungs-Ausschuß hielt gestern eine Plenarversammlung ab. Aus den Verhandlungen ist folgendes hervor zuheben: Anschließend an den Bericht über den JnnungSverbandStag wurde mit Rücksicht auf verschiedene Vorkommnisse bei Arbeits einstellungen und anderen Lohnkämpfen die Errichtung von Arbeitgeberschutzverbänden empfohlen. Ferner vermißte man mit Be dauern die Beschäftigung des VerbandStageS mit der Feststellung der Grenzen und des Unterschiedes zwischen Fabrik- und Handwerks betrieb. Barbierobermeister Klemm referierte eingehend über die Selbstversicherung der Handwerker in der staatlichen Altersversicherung und empfahl die Einführung derselben in Gestalt der zwangsweisen Versicherung. Hierzu wurde folgender Beschluß gefaßt: Die Versammlung spricht ihr Einverständnis mit den Ausführungen des Referenten aus, und richtet an die anwesende Gewerbekammer- Mitglieder das Ersuchen, auf dem bevor stehenden Gewerbekammertage in München mit allen Kräften dahin zu wirken, daß die zwangsweise Versicherung gegen Alter und Invalidität Gesetz werde. Leipzig. Wie verlautet stützt sich der Antrag Gentsch auf Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihn darauf, daß sein Kollege Exner in erster Instanz wegen be trügerischen BankerottS unter Versagung mildernder Umstände, Gentsch selbst aber unter Zubilligung solcher verurteilt, Exner Gertrud schüttelte den Kopf. Furcht und Befangenheit schnür ten ihr die Kehle zusammen, und die Thränen perlten noch im mer unaufhaltsam über ihre Wangen. „Nun, so sprich doch!" drängte Merker. „Ist eS denn so un geheuerlich, daß es Dir gar nicht über dieLippen will?" „O mein Gott, werden Sie mir denn auch versprechen, mich nicht zu verraten? Es ist ja so schlecht, daß ich hierher gelaufen bin, und wenn ich geahnt hätte, daß der Herr Merker mich ent decken würde ..." „So hättest Du's unterlassen?" ergänzte er. „DaS ist ein recht freundliches Bekenntnis, denn wie ich vermute, handelt eS sich bei Deinen Mitteilungen doch um einen Anschlag gerade gegen meine Person." „So haben Sie bereits erfahren, was man da drüben gegen Sie im Schilde führt?" fragte sie erschrocken. „Und glauben Sie, daß es noch eine Möglichkeit giebt, das Unglück zu verhüten?" Wie sie so im Hellen Mondlichte vor ihm stand, sah sie in ihrer selbstvergessenen Angst und Aufregung wirklich recht hübsch und gar nicht wie eine seit frühester Kindheit zu harter Thätig- keit verurteilte Fabrikarbeiterin aus. Die kalten, blauen Augen Merkers ruhten unverwandt auf ihrem Gesicht, und indem er noch näher an sie herantrat, sagte er statt der Antwort mit gedämpfter Stimme: „Natürlich ist es Dein Schatz, der Reinicke, der dahinter steckt. Wie in aller Welt kann sich ein ansehnliches Mädchen Deines Schlages an einen solchen.Menschen hängen? Hast Du denn nie daran gedacht, daß Du's mit Deinem hübschen Gesicht leicht zu 'was Besserem brin gen könntest, als zu der Frau eines Webers?" Er hatte sich zu ihr herabgeneigt, daß sein Atem ihre Stirn streifte. Zitternd versuchte die Arbeiterin zurückzuweichen, so weit die Hecke hinter ihr es gestattete. „Wir haben uns nun einmal gern, Herr Merker," erwiderte sie einfach, wenn auch mit hörbarer Beklommenheit, „und ich wünsche mir gar nicht, etwas Besseres zu werden, als seine Frau." „Nun, meinetwegen, Du Närrin, ich werde Dich nicht daran hindern," sagte er wiederum kalt und höhnisch. „Aber waS war es denn nun, das Du berichten wolltest?" Ihre Antwort wurde übertönt durch das wütende Gebell de» Hundes, der aufgeregt au dem Gartengitter hin-und herlief, wie wenn er eS überspringen wollte. 1VS.LV
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