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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Primumerativne- Prei« 22j Sgr. (- Mr.) mertelizdrlich, Z THIr. für dnS ganze Jahr, ohne Er höhung, jn allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man prännmerirt ans diese- Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der AUg. Pr. Staats-Leitung (FriedrichSstr. Rr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Nennern. Literatur des Auslandes. 1841. Kunst, so zu sagen, die Natur unterjocht hat, und weil in dem zweiten die Natur immer in tausenderlei Gestalten ihre Energie gegen die ost schlechten, aber immer trägen Regierungen an den Tag legt." Man hat das Leben Alsieri's oft mit dem Leben Byron's ver glichen; so viel ist wenigstens gewiß, daß Beide viele Schicksale ge mein haben. Alfieri war von Adel, und durch den Tov seines ältesten Bruders warb er der Erbe der väterlichen Güter. Er ward, noch sehr jung, der Vormundschaft eines Verwandten übergeben, der ihn auf der Universität zu Mailand erziehen ließ. Dort wuchs er unter der aristokratischen Jugend des Landes auf; wie sie, studirte er wenig, aber er widmete sich eifrig der Reitkunst und allen müßigen Beschäf tigungen eines reichen Adels. Seine Schwester Julia, die Gräfin Eumiana, war lange Zeit der einzige Gegenstand seiner Neigungen; er liebte sie so sehr, daß er zu ihren Gunsten seinem ganzen unbeweg lichen Vermögen entsagte und für sich nur eine kleine Rente behielt. Bon Kindheit auf offenbarte er einen heftigen, zornigen Charakter, und der geringste Widerspruch brachte ihn in Wuth. Da sein Oheim ihn nicht allein wollte ausgehen lassen, so legte er sich selbst die engste Gefangenschaft auf, indem er sich nicht nur seiner Unabhängig keit, sondern auch jener vornehmen Bequemlichkeiten, an die er von dem zartesten Alter an gewöhnt war, beraubte. Er verließ sein Zimmer nicht mehr, wo er lieber verfaulen, als sich unterwerfen wollte; er schlief dort fast den ganzen Tag, und wenn er Abends sein Bett verließ, so that er cs nur, um sich auf einer Matrazc auszustrecken, die er auf den Fußboden neben das Kamin hatte legen lassen. Er war nicht zu vermögen, das ihm geschickte Essen anzu- nchmcn; er bereitete sich selbst seine Mahlzeit, die aus Polenta oder etwas Aehnlichem bestand. Aber sobald seine Majorennität ihn der Tyrannei seines Vor mundes entzogen hatte, entschädigte er sich reichlich für diese erzwun gene Einsamkeit durch fortwährende Reisen. Frankreich, Deutschland, Dänemark, Schweden, Rußland, Preußen, Spanien, Portugal wurden zehn Jahre lang, im eigentlichen Sinne des Wortes, durch laufen, und dennoch minderten sie kaum die zwecklose Neugierde und grundlose Thätigkeit dieses sonderbaren und wilden jungen Menschen. Alle diese Länder sahen ihn wie einen grimmigen Centauren, halb Mensch, halb Pferd, vorüberziehen; er verschwendete sein Geld an Pferdehändler, nahm an Pfcrdewettrcnnen Theil, wo er immer Sie ger blieb, und war stolz auf sein Kutscher- und Jockey-Talent. Uebri- gens immer verliebt, in Holland wie in England, in Spanien oder in Italien, und jedes Mal in so hohem Grade, daß er fast den Ver stand darüber verlor. Eine geistreiche Schriftstellerin hat jedoch rich tig bemerkt, daß viel mehr seine Eitelkeit, als sein Herz ihn zu diesen Abenteuern trieb: „Deshalb wählte er", setzt Lady Morgan hinzu, „die Frau eines Englischen Pairs zu seiner Geliebten und verband sich in geheimer Ehe mit der Witwe eines legitimen Königs." Die erste dieser beiden Frauen, welche Alfieri jedoch nicht ein einziges Mal in seinen Memoiren nennt, war die sehr schöne, aber mehr als leichtsinnige Lady Ligonier. Als er sich in sie verliebte, war der junge Graf nur erst zwciundzwanzig Jahre alt: er war ein fashionabier Kavalier und weiter nichts. Von Vernunft, Kennt nissen und von Selbstbewußtseyn war bei ihm nicht die Rede. Zu welchen Thorhciten ihn diese Liebe verführte, kann man aus Folgen dem ersehen: Alfieri, der auf 48 Stunden von Lady Ligonier getrennt war und der schon bei dem Gedanken daran wie ein wildes Thier ausschrie, erzählt selbst, daß das einzige Mittel, sich einige Ruhe zu verschaffen, darin bestand, daß er immer zwecklos vor sich hin ging. Hielt er ja einmal an, um auszuruhen oder um etwas zu essen zu versuchen, so erhob er sich sogleich wieder mit schrecklichem Geschrei und Geheul und geberdete sich in seinem Zimmer wie ein Wahn sinniger. Während dieser Parorysmen hatte er sich fast einmal das Genick gebrochen, indem er sein Pferd über eine sehr hohe Barrwre sprin gen ließ, welche eine Wiese von der Straße, auf welcher er mit Reiten seine glühende Ungeduld abkühlen wollte, trennte. Von diesem kühnen Sprunge trug er eine verrenkte Schulter davon. Unter schrecklichen Leiden empfing er einen Brief, der ihn zum glücklichen Rendezvous beschied. Zur festgesetzten Stunde reiste er, trotz der Einreden seines treuen Dieners Elias, einen Arm in der Binde und seinen Degen zwischen den Zähnen, in einem schlechten Postwagen ab. Zwei Tage später ließ er sich, immer noch mit verrenkter Schulter, ins Jtaliänische Theater tragen, um einer Einsamkeit, die ihn ver zehrte, zu entgehen. Plötzlich hörte er an der Thür der Loge, in England. Alfieri und Nousseau in England. Von William Howitt. Es würde ein interessantes Unternehmen seyn, wenn man in emem Lande die Spuren berühmter fremder Reisenden, welche sich eine Zeit lang daselbst aufgehalten haben, aufsuchen, — wenn man an den Orten, wo sie gewohnt Haven, nach Erinnerungen an ihren dortigen Aufenthalt forschen wollte. Was für sonderbare Kontraste und was für bizarre Bilder würden aus einem solche» Studium entstehen! Um nur von England zu sprechen, wie viele Biographieen könnte man nicht durch solche in der angedeuteten Absicht angestellte Nachforschungen um einige interessante Kapitel vermehren. Man würde Karl ). zu den glänzenden und üppigen Festen begleiten, welche Heinrich VIII. ihm zu White-Hall, Hampton-Court, Green wich und Winchester gab; man würde Peter den Großen auf seinen Schlitten-Promenaden zu Woolwich antreffen; zu Warrington in der Grafschaft Lancaster würde man Marat, den blutdürstigen Marat, in der Schule als Französischen Sprachlehrer finden, der mit Aikinü und Barbauld in friedlicher Eintracht lebte und den berühmten Dueüistcn Fitzgerald zu seinen Schülern zählte. Zu Richmond würde man die bescheidene Wohnung aufsuchen, wo einige Jahre nach Marat einer seiner Zeitgenossen zu demselben Mittel griff, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dieser ist gegenwärtig König der «jranzosen. Jn London eristirt die Druckerei noch, wo Franklin als einfacher Buchdrucker arbeitete; — und mehrere Personen erinnern sich noch, den berühmten Lamcnnais dort gesehen zu haben, aus dessen dumm ausschendem Gesichte Unfähigkeit und Talentlosigkeit hervorzublicken schienen. Endlich müßte man, um von Mina und Dom Miguel, zweien unserer berühmtesten Zeitlöwen, etwas zu erfahren, die schönen Damen fragen, denen sie ihre blutigen Aben teuer lächelnd erzählten. I. Alfieri. Für jetzt will ich nur einen Theil dieses reichhaltigen Thcma'S behandeln. Unter den Schriftstellern des vorigen Jahrhunderts giebt es zwei, die England wirklich bewohnt haben; und nur auf diese will ich meine jetzigen Untersuchungen beschränken. Beide sind eifrige Apostel der menschlichen Freiheit gewesen; Beide haben nicht bloß auf ihre Zeitgenossen, sondern auch auf die jetzige Generation einen un bestreitbaren Einfluß ausgeübt; Beide haben übrigens, nach meiner Meinung, fast gleichen Charakter, wenn nicht gleiches Schicksal: den selben krankhaften Stolz, denselben Hang zum Argwohn und dasselbe ungestüme Temperament. Der Leser wird sie ohne Zweifel schon cr- rathcn haben; ich meine Alfieri und Rousseau. Beide haben noch jetzt in England leidenschaftliche Bewunderer; aber dennoch sieht man selbst diejenigen, welche die politischen Tra gödien des Einen und die philosophischen Theoriecn und bewunderns würdigen Phantasieen des Anderen mit Enthusiasmus lesen, gleich gültig über die Stellen hinwegschreitcn, die durch diese zwei großen Genies geweiht sind. Alfieri hat England dreimal besucht. Sein erster und zweiter Aufenthalt daselbst umfassen jeder einen Zeitraum von mehreren Mona ten. Man kann annehyien, daß er ungefähr zwei Jahre auf der Britischen Insel gelebt hat, und den Eindruck, den daS Land auf ihn gemacht hat, schildert er selbst in seiner Autobiographie in für die Engländer sehr schmeichelhaften Worten: „Das Land gefiel mir unendlich", sagt er, „und die Harmonie, welche in allen Dingen auf dieser Insel herrscht, entzückte mich täg lich mehr. Da entstand in mir der Wunsch, mich dort für immer mederzulasscn, nicht etwa, weil mir die Individuen besonders ge fallen hätten (sie gefielen mir jedoch besser als die Franzosen), son dern weil die Physiognomie des Landes, die Einfachheit der Sitten, die Schönheit und Bescheidenheit der Frauen und jungen Mädchen,, vor Allem aber die Gerechtigkeit der Regierung und die Tochter derselben^, die wahre Freiheit, mich die Unannehmlichkeiten des Kli- uia's, die Melancholie, die sich der dortigen Einwohner immer be mächtigt, und die außerordentliche Theurung der Lebensmittel gänzlich -"geffen ließen." Und an einer anderen Stelle: S v cv vielen Reisen, auf denen sich meine Erfahrung bereicherte, ^"llland und Italien die einzigen Länder Europa's, nach deren «aeoeriehen ich mich immer gesehnt habe, weil in dem ersteren die