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WöchenMch <rs»ii»«n drei Nummern. Pxönumxxalionö- Prei« 22 j Sgr. (j LHIr.) viexteüSbrUch, 3 Idir, sür da» ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man pxinumxrtrt auf hithk Literatur-Klatt in Berlin in der Expedition der Allg. Pr. Ctaatö-geitung (Friedricdrstr. Rr. 72); in der Provinz so wie im Ausland e bei den Wohllödl. Post Aemiern. Literatur des Auslandes. S3 Berlin, Montag den 3. Mai 1841 Türkei. Volkscharakter der Bewohner des Türkischen Reichs. Nach Ami Boue. Der Despotismus der Türken hatte diejenigen Bewohner Grie- chenlandS, die sich ihnen nicht unterwerfen wollten, ganz aus der Gesellschaft verbannt. Unter dem Namen Klephten in ihre Berge zurückgezogen, waren sie oft genöthigt, hcrabzusteigen, um sich durch Räuberei auf Kosten ihrer Tyrannen eine unsichere Subsistenz zu verschaffen. Dieselbe Ursache hat in den Slawischen Provinzen der westlichen Türkei ein ähnliches Ergebniß herbeigesührt. Ganze Ban den Leute, von denen unsere Straßenräuber keine gute Vorstellung geben, traten unter dem Namen Haiducken zusammen; diese Leute treiben ihr Metier nur im Sommer und verbergen sich im Winter bei ihren Hehlern oder treten bei irgend einem Großen in Dienste. Der Bauer ist selten das Opfer ihrer Plünderungen; ihr vornehmster Zweck bestand immer darin, die Einkünfte der Negierung in Beschlag zu nehmen und ihre Angriffe so viel als möglich auf reiche Musel männer zu beschränken. Nach Art der Spanischen Räuber sind auch sie äußerlich sehr religiös; sie beten und beobachten die von der Griechischen Kirche vorgcschriebencn Fasten. Ein Haiducken-Häuptling respcktirt die Ruhe der Mönche und die Ehre der Frauen, welche ihm in die Hände fallen; er würde cS sogar als eine böse Vor bedeutung betrachten, wenn er sinnliche Ausschweifungen an seinen Untergebenen duldete. Heutiges Tages greifen die Haiducken die Geld-TranSportc der Pascha's nur selten an, weil auf den Bewohnern der Dörfer die Verpflichtung lastet, den Werth alles Geraubten zu ersetzen, und dir Haiduckcn somit den Haß und die Verfolgung ihrer eigenen GlaubenS- brüdcr auf sich ziehen würden. In der südlichen Türkei bemeistern sich die Haiducken bisweilen noch der Person der Reisenden, um ein Lösegeld zu erhalten, oder sie nehmen einen Hausbesitzer mit sich fort, wenn sie sein verstecktes Geld nicht gefunden Haden. In den Jahren 1834 und 1838 hielten Griechische und Albanische Haiducken am Olymp und in Morca Courierc und Beamte der Türkischen Regierung fest und diktirten ihnen Briefe an die Pascha's, worin sie den Belauf des verlangten Lösegelds anzeiaen mußten. Gegen Verräthcr oder wortbrüchige Personen sind sie unversöhnlich; sie nehmen bisweilen noch Rache, wenn ein paar Jahre verflossen sind. Zum Islam bekennen sich nur die Haiduckcn von Albanesischem Stamme, die wildesten von Allen. In den Unabhängigkeits-Kriegen ServienS und Griechenlands haben dlese Banden tapscr mitgekämpft. Da der Entschluß, Haiduck zu werden, schon einen energischen Cha rakter anzeigt und dieses Metier eine Schule des Krieges ist, so haben die Pascha's den Haiducken oft das Amt von Panduren und Gendarmen übertragen, um ihren Räubereien ein Ende zu machen. Die in Gendarmen verwandelten Räuber werden in der Türkei, wie in Sicilicn und Italien, die sichersten Bürgen der öffentlichen Ruhe, da sie alle Verstecke und Schliche ihrer ehemaligen Kameraden kennen. Jetzt, nachdem man viele Köpfe abgeschlagen, den Räubern viele Niederlagen beigebracht und Zugeständnisse abgedrungcn, scheint eine neue Aera der öffentlichen Ordnung begonnen zu haben. Die Land straßen sind eben so sicher geworden, wie in Europa. Der in Serbischen Volksliedern vielbesungene Marko Kraljewitsch ist ein Held, auf dessen Rechnung die meisten außerordentlichen Thatcn kommen und der mit ungeheurer Körpcrkraft einen ritterlichen Cha rakter verband und nur dann grausam wurde, wenn man ihn reizte. Herr Bou« nennt ihn den Servischen Don Quirotc, aber in viel facher Beziehung gewiß mit Unrecht; denn Kraljewitsch hat während seines angeblich lllNjährigen Daseyns nicht den tausendsten Theil der Stockprügel bekommen, die auf den abgemagerten Rücken des Helden der Manchs fielen; außerdem brachte dieser, ein Muster von Keuschheit, die Nächte damit zu, daß er ehrfurchtsvoll an die Dame seines Herzens dachte, und nährte sich ohne Murren von Wurzeln und trockenen Früchten, wogegen Marko Kraljewitsch in jeder Hin sicht sehr materielle Neigungen hatte. In mehr als einer Episode feines Lebens sehen wir ihn, gleich wenn der Vorhang ausrollt, beim Trinkgelage; sogar sein Pferd Scharqtz batte nach dem Vorgang lewes Herrn Wein trinken lernen. Eines Tages ging er mit zweien ltiner Freunde, um die Gunst eines Mädchens zu gewinnen; aber vw schöne Rossanda wies alle Drei mit bitterem Spotte von sich. Darob ergrimmt, hieb ihr Marko die Arme ab, stach ihr die Augen aus und wars ihr,diese in einem Tuche zu! — Wie stimmte das mit seinem ritterlichen Charakter? Marko war der älteste Sohn des Generals Wukaschin, der nach Stephan Duschan's Tode König von Servien wurde. Er trat in die Dienste Sultan Murad's I. und folgte den Muselmännern dis nach Arabien. In der Schlacht bei Angora rettet er Suleiman, den Sobn Bajasid's; und bald darauf erschlägt er einen Wesir mit noch Zwölfen seiner Leute, weil der Wesir einem seiner Lieblings-Falken einen Flügel gebrochen hatte. Nachmals rächt Marko den Tob seines Vaters an dessen Mörder und tritt mit seiner Streitkolbc und seinem nach Außen gekehrten Pelzmantel wuthschnaubcnd vor den Sultan; dieser fährt erschrocken zurück und sucht ihn durch Trost und Ge schenke zu besänftigen. Nach einer Menge Abenteuer wird dieser Roland Serviens endlich in einer Schlacht Bajasid's gegen den Fürsten der Wallachei durch einen Pfeilschuß getödtet und versinkt mit seinem Pferde in einem Morast. Andere wollen wissen, er habe sich nach der Schlacht in eine Höhle zurückgezogen und sey daselbst durch Gottes Nathichluß in einen tiefen Schlaf gesunken, ans dem er nicht eher erwachen wird, bis sein Schwert ganz aus der Scheide gefallen ist. Schon zur Hälfte ist eS heraus, und man hört zuweilen bas Wichern seines Rosses. Milosch Obilitsch (Kobilowitsch) ist ein anderer Servischer Held von gleicher Berühmtheit. Er war bei Nowi-Basar geboren und hütete als Kind die Schafe seiner Mutter. Als ver mächtige Zar Duschan einst mit seinen Leuten auf die Jagd ritt, fand er den Knaben, von seinen Schafen umgeben, unter einem Baume schlafend. Seine Art stecktc so tief im Stamm cincS benachbarten BaumcS, daß Keiner von dem Gefolge des Fürsten sie hcrauSrcißcn konntc. Man weckte den Kleinen, der sein Werkzeug sofort ohne Anstrengung auS dem Stamme zog, und diese herkulische Kraftprobe verschaffte ihm die Gunst des Fürsten. Milosch heirathetc Wukaffowa, die Tochter des Königs Lazar. Zu ihm sagte Lazar, als er in der Ebene von Kossowa ankam: „Wo sind Deine Krieger von Matschwa?" — „Sie sind daheim geblieben, um zu ackern und zu säen." — „Nun, so mögen sie mit Gottes Beistand ackern", rief der Fürst zornig, „bis sic nur noch Distcln zu fressen Haden, und mögen die Türken ärndten, was sie säen!" Ein anderer Eidam Lazar's, Wuk Brankowitsch, nährte einen geheimen Groll gegen Milosch, weil Wukaffowa in Gegenwart ihrer Schwester den Muth ihres Mannes höher gepriesen hatte, als den ihres Schwagers. Die Folge davon war ein Zwei kampf, in welchem Milosch den Wuk vom Pferde warf, ohne ihm sonst ein Leid anzuthun. Diese großmüthige Prostitution entrüstete Letzteren noch mehr, und cr klagte Milosch bei Lazar eines Einver ständnisses mit den Türken an. Der König wünschte über die Sache inS Klare zu kommen; cr reichte Milosch einen Becher Wein und sprach zu ihm: „Trinke nur, obschon man Dich des Berrathes zeiht!" Der Held wurde bleich und entgegnete: „Am Vorabend einer Schlacht ziemt es nicht, Streit und Zank anzufangen; aber ich werbe beweisen, wie falsch diese Anklage und wie echt meine Treue ist." tzr verschwand am nächsten Morgen ilS. Juni I38l>) und ließ sich als Ausreißer vor Sultan Murad führen. AIS er nun dem Sultan die Hand küssen sollte, kniete er nieder und stieß ihm seinen Dolch in den Leib. Darauf suchte er sich zu retten und er. schlug noch mehrere Türken, ehe er selbst den Tob sand. Murad gab nach wenigen Stunden den Geist auf, gewann aber nichtsdestoweniger die Schlacht und konnte sogar Lazar's Haupt fallen sehen. Wuk Brankowisch, der einen Flügel des Servischen Heeres befehligte, war nach einer lässigen Vcrthcidigung mit seiner zahl reichen Reiterei entflohen, weil er an Lazar's Stelle auf den Thron zu kommen hoffte; allein der neue Sultan wollte einem Vcrräther nicht so zu Willen seyn. Wuk selbst wurde ermordet, und seine Kinder erbten seine Ruchlosigkeit gegen die rechtmäßigen Erben des Throns. Die Türkischen Geschichtschreiber räumen die Thatsachc des Mordes ein, behaupten aber, daß Milosch ihn schon verwundet auf dem Schlachtfeld« beging. Man errichtete Murad ein CcnotaPH und brachte feinen Leichnam nach Konstantinopel. Einer Türkischen Sage zufolge, soll Milosch den Kops des Sultans vom Rumpfe gehauen haben; dieser Kopf soll aber nie wicdergesunden worden sepn. Der gefangene und enthauptete Lazar wurde in Pristina beerdigt. Sein Sohn und die Scrvische Geistlichkeit brachten ihn nach dem Kloster Nawanitza, das er selbst gestiftet hatte; später kam die kostbare Reliquie auf Oesterrcichischen Boden. Die zum Islam bekehrten Servier lassen den Helden Marko