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usw. zeigen wird. Biele Schützengruppen dringen ihre eigenen Mufiktorp- mit. — Retibor. Der wegen versuchter Der- leitung zum Meineide zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilte Arbeiter Buchalik aus Boguschowitz wurde im Wiederaufnahmever fahren von der Strafkammer freigesprochen, nachdem er fast ein Jahr unschuldig verbüßt hat. Der Gruschka, auf dessen falsche Au»« sage die Berurtetlung des Buchalik erfolgt mar, erhielt in der letzten Schwurgerichts» Periode wegen wissentlichen Meineids sechs Jahre Zuchthaus. — Das Schwurgericht zu Tübingen ver urteilte den Bankier Eugen Bräuning, der, um Spekulationen in Zucker durchführen zu können, fremde Gelder in Höhe von 299 ZOO M. veruntreute, zu 5^/, Jahren Zuchthaus, wo von sechs Monate Untersuchungshaft abgehen. Der Staatsanwalt hatte sieben Jahre Zucht haus beantragt. — Charlottenburg. Augenentzündungen führten Massenerkrankungen an den Gemeinde schulen herbei. Eine Mädchenschule wurde bereit» geschlossen. — Deutschland hat sich wieder einmal bei Amerika einen Korb geholt. Als bekannt wurde, daß ein amerikanisches Geschwader, welches bis zu den Azoren fahren soll, event. bis Lissabon komme, lud der deutsche Gesandte Speck von Sternburg namens des Kaisers dasselbe nach Deutschland ein. Alsbald stellte sich aber heraus, daß es untunlich sei, die Schiffe nach Lissabon fahren zu lassen, wes wegen die Einladung au-geschlagen werden mußte. — Stockholm. Aus HelsiugSforS wird ge meldet: 43 Geistliche seien heute verabschiedet worden, weil sie sich geweigert hatten, bei der Durchführung de» neuen Wehrpflichtge- setze» mitzuwirken. Das Volksschullehrer seminar in Sordavala sei au» unbekannten Gründen geschlossen worden. — Kopenhagen. Bei den heutigen Wahlen von 7 Mitgliedern zur Kopenhagener Stadt verordneten-Versammlung siegten die anti sozialistischen Kandidaten mit 16500 Stimmen. Für die Gegenliste, aus 8 Radikalen und 2 Sozialdemokraten bestehend, wurden 14 800 Stimmen abgegeben. — Die Prinzessin Luise von Toskana wird, wie nunmehr feststehen soll, ihre Nieder- kunft in Lindau abwarten. Da» Dienstpersonal soll bereit- verstärkt sein und auch der tos- kantsche Hofarzt unter Assistenz einer Hebamme und zweier Pflegerinnen den Dienst bei der Prinzessin bereits angetreten haben. Als Amme ist eine Salzburgerin au»ersehen, die in den nächsten Tagen in der Villa Toskana eintreffen wird. — AntibeS, 26. März. Die Königin- Witwe Carola von Sachsen ist heute nach mittag 2 Uhr hier eingetroffen. — Sofi«. Da» gesamte Kabinett hat seine Enlassung gegeben. Der Fürst nahm dieselbe an. — Loudon. Der König wird wahr scheinlich am SO. März von Portsmouth aus in See gehen, in Lissabon dem König Don Carlos einen Besuch abstatten, von dort über Gibraltar und CanncS nach Villefranche gehen, wo er vielleicht mit dem Präsidenten Loubet zusammentreffen wird, der um diese Zeit eine Reise nach Algier unternimmt. Von Ville- franche geht die Reise weiter nach Genua, wo in Gegenwart de- Königs Viktor Emanuel eine Parade italienischer Kriegsschi e vor König Eduard stattsindet, und dann weiter nach Malta. — Bor der AuSwauderuug «ach Süd afrika wird amtlich wie privatim fortgesetzt aufs eindringlichste gewarnt. Briefe von Deutschen, die in Britisch Südafrika weilen, schildern die Aussichten für deutsche -Ein wanderer geradezu trostlos. Tüchtige Haus mädchen und Köchinnen, sowie eine kleine Anzahl junger Aerzte, namentlich kenntnis reiche Spezialisten, dürften vielleicht in dem schwarzen Erdteil auf einen grünen Zweig komme» können. Für alle übrigen Berufs kreise ist das Land eine Wüste. England ist dort Herr. Englische Waren, englische Staats angehörige genießen im Süden Afrikas alle erdenklichen Vergünstigungen, die Angehörigen aller übrigen Nationen und ganz besonder» die de» Deutschen Reiches werden zurückgesetzt. Stadt und Land. Naunhof, den 28. März 1903. Naunhof. Seit acht Tagen ist Frühling und Heuer nicht nur nach dem Kalender, sondern tatsächlich in der Natur. Da» Queck silber stieg an den meisten Tagen bi» auf 20 Grad, so daß der Winterflausch zu Hause bleiben konnte, ob auf immer, ist wohl zu wünschen, ober wer kann e» wissen? Kommt bei der jetzigen Temperatur noch ein warmer Regen, dann werden die Gärten bald in schönstem Blütenichmucke prangen. Doch wir schreiben noch März und bekanntlich muß bis Mitte Mai mit Nachtfrösten gerechnet werden, eine kalte Nacht kann die ganze Herrlichkeit vernichten. Die Nächte dieser Woche hielten sich auf 4—5 Grad Wärme mit Ausnahme der Nacht vom Dienstag zur Mittwoch, in welcher beinahe der Gefrierpunkt erreicht wurde. Recht empfindlichen Schaden erleiden unsre Gartenbesitzer durch die Mäuseplage, indem diese Nager besonders den Rosenstöcken durch Anfressen der Wurzeln großen Schaden zu gefügt haben. Naunhof. Der Gesammtvorstand de» Gewerbeverein- beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 25. ds. Mts. mit einem Gesuche des Herrn Redakteur Rösch sich mit einem Beitrage, für eine von ihm in auswärtigen Blättern zu unternehmende Reklame zur Hebung Naunhofs zu beteiligen. Der Vor stand beschloß, der nächsten Hauptversammlung für diesen Zweck eine Beitragssumme von 50 Mk. vorzuschlagen. Ferner wurde noch vereinbart, einen öffentlichen Vortrag durch Herrn Schuldirektor emer. Engler, 2. Präsi dent de» Weltbundes zum Schutze der Tiere u. s. w. au» Dresden, über Leben und Pflege der Trere besonders der Vögel, in der nächsten Zeit abhalten zu lassen. Naunhof. Die Aktionäre der hiesigen Vereinsbank machen wir nochmal» auf die nächsten Montag Nachmittag 4 Uhr statt findende Generalversammlung auf merksam. Dieselbe findet im Gasthofe „Stadt Leipzig" statt, und wird pünktlich eröffnet. Naunhof. Einen Riesenkarpfen von 15 Pfund fing im Kieselbach Herr Gasthofsbefitzer Ronniger in Rohrbach. Jedenfalls hatte der Karpfen da» Mühlenwehr übersprungen. -si Da» sächsische Staatsministerium hat die ihm unterstellten Behörden angewiesen allen Beamten, die als Mitglieder von Ver einen sich an dem vom Kaiser angeordneten Gesang-Wettstreit in Frankfurts. M. beteiligen wollen, für die Zeit vom 4. bi» 6. Juni dieses Jahre» den notwendigen Urlaub zu er teilen, ohne daß er auf den sonst zu ge währenden üblichen Sommerurlaub ange rechnet wird. -f- Sine öffentliche Sitzung des Bezirks ausschusses findet am Montag, den 6. April von Vormittag 11 Uhr ab im SitzungSsaale der Königlichen Amtshauptmannschaft Grimma statt. -j- Seit geraumer Zeit hatte die Staats- bahnoerwaltung Verdacht, daß Güterwagen namentlich auf dem Bahnhof DreSden- Friedrichstadt, aber auch auf anderen säch sischen Stationen, durch Eisenbahnarbeiter be raubt würden, und vor kurzem ist eü ge lungen, eine ganze Diebesbande dingfest zu machen und ein ganze» Warenlager aufzu heben. Die Diebe haben nicht nur offene Güterwagen beraubt, sondern sollen sich auch be schweren Einbruch» in zollische (mit Plombe) verschlossene Wagen schuldig gemacht hab^n. Sie haben alles Mögliche, was sich nur irgend verwerten ließ bei Seite gebracht. Natürlich hat die Bahnverwaltung für die geraubten Gegenstände, auf deren Ankunft die Adressaten lange vergeblich gewartet haben, Ersatz leisten müssen und davon sehr erheb- ltchen Schaden gehabt. Vier der treulosen Bediensteten sind letzter Tage abgeurteilt worden, sieben anderen wird demnächst der Prozeß gemacht werden. -j- Ei« lichter Blick! Prinzessin Luise hat eine Adresse erhalten, welche 300 Unter schriften von Frauen au» angeblich „besten Familien Sachsens" trägt und ihr das „tiefste Mitgefühl" anläßlich des Manifestes des Königs au-drückt. In der Adresse heißt e», ganz Sachsen wünsche die völlige Wiederaner kennung der Prinzessin und hoffe auf eine solche. -ß Eine hübsche Illustrativ« zu dem Fleischnot-Rummel der sozialdemokratischen und freisinnigen Presse liefert die Tatsache, daß der Vieh- und Fleischhandel an den großen Marktplätzen eine» der einträglichsten Gewerbe zu sein scheint. Das „Deutsche Blatt" in Hamburg stellt fest, daß in dem verflossenen „Notstandsjahre" die Danziger Viehmarktsbank bei einem Umsätze 'von 5 Millionen Mark eine Dividende von 17 v. H. und daß die Leipziger Zentral-ViehmarktS- bank eine Dividende von 13 v. H. erzielt hat. Nun wird es wohl auch dem ver bohrtesten Freisinnigen einleuchten, daß solche hohen Gewinne nur auf Kosten der Vieh züchter und der städtischen Fleischesser erziehlt werden konnten. ß Im April dürfen wir uns, wenn Falb recht behält, auf zahlreiche Niederschläge ge faßt machen. Speziell das erste Drittel des Monats soll sehr feucht werden, «ährend im letzten Drittel Gewitter zu erwarten sind. Den 12. April bezeichnet Falb als einen durch eine Mondfinsternis verstärkten kritischen Termin 1. Ordnung. Der hundertjährige Kalender stellt bi« zum 9. April schönes Wetter in Ausficht, vom 10. bi» 20. aber Regen, Schnee und Frost. Vom 21. bis 25. April soll es kalt und stürmisch, gegen Ende de» Monats aber veränderlich werden. Leipzig. Am 25. März fand im Restau rant Baarmann eine Vorstandsfitzung des Verbände» der Aerzte Deutschlands zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen statt, in der hauptsächlich über eine Ber einigung mit dem Deutschen Aerztevereins- bund beraten wurde. Als Delegierter der letzteren war Herr Sanitätsrat Dr. Windel» au» Berlin erschienen. Den Verhandlungen wohMe außerdem der Redakteur der „Wirt schaftlichen Korrespondenz" und der Ver trauensmann der Sektion Leipzig bet. Dem Verbände selbst gehören zur Zeit bereit» 5800 Aerzte an. Leipzig. Am Täubchenwegewurde gestern vormittag eine 18 Jahre alte Verkäuferin von einem Radfahrer umgerissen, wobei sie eine Gehirnerschütterung erlitt und Aufnahme im städischen Krankenhause finden mußte. Der Radfahrer, den die Schuld treffen dürfte, wurde polizeilich zur Verantwortung gezogen. — Also vorsichtig fahren. Bei der Gemeindevorstandswahl in Bors dorf erhielt Herr Krankenkassirer Meikel in Brandi» 10 und der bisherige Gemeindevor- Üand Herr Wendler 5 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. Eine große Anzahl acht barer Einwohner hatten an den Gemeinde rat eine Petition wegen Wiederwahl unseres nunmehr in Pension tretenden Gemeindevor stande» gerichtet, dieselbe ist aber unbeachtet gelassen worden, sodaß die Einwohnerschaft über diese Handlungsweise sehr erregt ist. Herr Wendler wird das König!. Standes amt für die Gemeinden Borsdorf und Zwen- furth sowie mehrere ihm übertragene Ehren ämter weiter verwalten und somit auch ferner hin in unserer aufblühenden Gemeinde fördernd wirken. Engelsdorf. Da» von der hiesigen Ge meindeverwaltung aufgestellte und vom Ge meinderate angenommene Beschleusungsprojekt ist von der Aufsichtsbehörde zurückverwiesen worden. Es soll ein System bevorzugt werden, da» sich an die Rietschke anschließt. Bezüglich des staatlichen Entcignungsverfahrens von Ortswegen, das wegen des projektierten Eisenbahnbaues eingeleitet wurde, ist Rekurs erhoben worden. Für die Bahnarbeiter läßt hier der Fisku- Arbeiterwohnhäuser errichten. Wurzen. In dem nahegelegenen Alten bacher Walde wurde ein Mann au» Leipzig von einer Kreuzotter in den Finger gebissen. Der Mann hat das Tier, auf dem Wege liegend, gesehen, und in dem Glauben, es sei eine Blindschleiche, versucht, sie aufzuheden. Nach dem Biß stellten sich heftige Schmerzen ein, so daß sich der Verletzte schleunigst in ärztliche Behandlung begeben mußte. Wurzen. Ein Waldbrand verheerte bei Doderschütz mehr als 30 Morgen Kiefern wald. Die Entstehungsursache konnte noch nicht festgestellt werden. Hainichen. Dem Kaufmann Herrn Joh. Emi! KaSper hier wurde vom Kaiser!. Post amte eine Belohnung von 100 Mk. dafür zu teil, daß er zuerst der Polizei Mitteilung von dem Vertriebe der gefälschten Briefmarken machte. Roßwein. Da» Stadtverordneten-Kolle- gium beschloß in seiner letzten Sitzung, die seit einigen Jahren hier bestehende Pro gymnasialklasse wegen zu geringer Schülerzahl und der dadurch nötigen Zuschüsse am 1. Oktober d. I. wieder eingehen zu lassen. Die Verwandten de» am Sonnabend in Dresden wegen Mordes Hingerichteten Straßen bahnwagenführers Lerch haben an das zu ständige Ministerium die Bitte gerichtet, in Zukunft statt des Namens Lerch einen anderen 24 Jie Maife. Roman von Willy Sartory. Hedwig beugte sich errötend zu ihm nieder und küßte ihn. »Go war daS nicht gemeint," sagte sie, nun auch wieder lächelnd. „Offen gestanden, Herzchen,"unterbrach er sie, „ich würde es auch gerne noch einige Wochen hier unter Deiner Obhut aus- halten." Eine Zeitlang schwiegen beide. „Edmund," begann sie zögernd wieder, „Du hast mir noch Nicht erzählt, wie das Unglück gekommen ist." Wie eine Wolke lagerte es sich plötzlich überfeine Stirn. „Je ner Mensch, der Dich in unserem Garten angefallen hat und dem ich gezeigt habe, wie man ein Mädchen behandelt, der Refe rendar Kron, war es. Er hat schlecht gezielt, sonst wäre ich wohl nicht mehr unter den Lebenden." „Mein Gott! Edmund! Um mich hast Du leiden müssen!" „ES fehlte nicht viel, so wäre der Mensch von meiner Kugel gefallen," fuhr er ernst fort. „Jetzt danke ich Gott, daß er mich nicht zum Mörder hat werden lassen! „Mein Gott!" stöhnte Hedwig wieder. „DaS alles um mich arme» Mädchen!" „Sei still, Hedwig, Du bist nicht arm," fuhr er liebevoll fort. „Du weißt gar nicht, wa» Du für Schätze in Dir birgst. Wäre ich unter der Kugel des Mörders gefallen, ein Trost wäre Dir geblieben, daß ich für Dich gestorben wäre. Aber laß uns jetzt schweigen davon. Ich lebe und bin glücklich, daß Du bei mir bist. Nur eins möchte ich Dir ans Herz legen: niemand, auch meine Eltern, sollen nicht erfahren, wer mir die Kugel zugedacht hat. Mag der Referendar sich seiner Freiheit freuen, sein Gewissen wird ihm doch keine Ruhe lassen." Hedwig hörte Schritte vor der Thür. Schnell nahm sie wie der ihren alten Platz am Kopfende des Bettes ein, Edmund lag wieder ruhig da, und als Frau Janglo eintrat, verriet ihr nichts, was in der Zeit ihrer Abwesenheit vorgefallen war. Al» der Arzt am Nachmittag erschien, erklärte er, daß der Verwundete schon jetzt die Reise antreten könne. Frau Janglo zögerte denn auch nicht lange und traf sofort ihre Vorbereitungen, trotzdem Herr von Stetten sie bat, doch noch lieber einen Tag zu warten „Sie können sich dock denken," hatte sie ihm auf seine freund liche Einladung entgegnet, „daß mein Mann fast vor Ungeduld vergehen muß Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für Ihre freund- liche Aufnahme danken soll." Herr von Stetten hatte darauf derb aufgelacht. „Nun ma chen Sie aber keine langen Geschichten, verehrte Frau Janglo, das ist ja gar nicht der Rede wert. Und übrigens war es ja unsere Pflicht und Schuldigkeit, sonst nichts. Wenn Sie nach Hause kommen, grüßen Sie mir Ihren Gatten und sagen ihm, ich würde ihn gern einmal besuchen, wenn meine verflixten Beine wieder in Ordnung sind." Der Arzt hatte unterdessen einen festen Verband angelegt und mit dem jungen Herrn von Stetten Edmund beim Ankleiden ge holfen. Trotzdem sich dieser noch ziemlich schwach fühlte, konnte er doch schon mit Hilfe eines Stockes stehen. Um vier Uhr wurde dann per Wagen nach der Station auf gebrochen. Hedwig hatte von Erna warmen Abschied genommen und ihr versprechen müssen, an einem freien Sonntag-Nachmittag einen Besuch zu machen. Frau Janglo würde ihr diesen kleinen Aus- flug wohl gestatten und sie etwas zeitiger wie sonst gehen las sen. . . . Die kleine Reise hatte Edmund doch mehr angegriffen, al» er vorher ahnen konnte, den ganzen folgenden Tag war er so matt, daß er sich kaum allein im Bett bewegen konnte. Erst nach einer Woche durfte er das Bett verlassen. Seit der Ankunft im väterlichen Hause hatte er Hedwig noch nicht wieder gesehen und er sehnte sich so nach ihrem Anblick. Jetzt mußte er nun doch allen Ernstes daran denken, seine El tern wenigstens vorerst mit dem Gedanken zu befreunden su chen, daß es mit ihrem Lieblingsplan, der Heirat mit Fräulein Adams nichts sei und daß er schon eine Wahl getroffen habe. Er war es Hedwig, die ihm so vertrauensselig gefolgt war, schul- dig, daß er bald Klarheit in die Sache schaffte. Mußte sie nicht an seinem ernsten Willen, an seiner aufrichtigen Liebe ins Zwei feln kommen, wenn sie immer wieder von seiner Mutter von Fräulein Adams als seine zukünftige Braut reden hörte, ohne daß er auch nur einen Versuch machte, seinen Eltern den irrigen Glauben zu nehmen. Mußte sie ihn nicht im günstigsten Falle für zu schwach halten, auch eine eigene Meinung in Bezug die ser Lebensfrage zu haben? Und doch, trotz seine» festen Vor satzes, schob er es wieder von einem Tag, von einer Woche auf die andere. Die Angst, Hedwig dadurch plötzlich zu verlieren, hielt ihn zurück. Wenn feine Eltern von seiner Liebe zu ihr er führen, würde Hedwig sicher entlassen werden. Anfangs hatte er sich dar alles so leicht auSgemalt, aber nach und nach waren ihm doch Zweifel gekommen. Nicht etwa, daß er eine eventuelle Lossagung von ihr in Frage gezogen hatte, nein, er wollte Hed- wig erringen, wenn es auch schwere Kämpfe kosten würde und wenn er es auch bis zum Aeußersten kommen lassen müßte, aber . diese Katastrophe selbst fürchtete er. Hätten seine Eltern ihm jetzt schon über ihre schwächlichen Verhältnisse klaren Wein eingeschenkt, wie viel Leid und Elend hätten sie dadurch verhüten können. Jetzt konnten die Verhält- nisse vielleicht auch anders geordnet werden, als durch eine reiche Heirat, wo sie sich mit aller Macht drauf stützten. Edmund war wieder vollständig gesund. Aber mit seiner Ge nesung war auch der Herbst ins Land eingezogen. Mit den trau- lichen Abendstunden in der Laube hatte eS aufgehört, eS war abends, selbst für zwei Liebende kein angenehmer Aufenthalt mehr. Die früher säuberlich gefegten Rasenplätze und Wege wa- ren mit welken Blättern bedeckt. Trostlos streckten die Bäume wie anklagend ihre nackten, von Laub entblößten Aeste gen Him mel. Der Winter rückte heran und mit ihm auch der tolle Fa schingstrubel, der sich jetzt schon in Bällen und Sitzungen be merkbar machte. Die Janglos hatten sich nie um diesen tollen Trubel geküm- mert, weshalb es auch Herrn Janglo nicht gerade angenehm war, daß er von Herrn Adams mit seiner Frau und Edmund zu einem außergewöhnlichen Maskenkränzchen eingeladen war. Nur mit Widerwillen und im Hinblick auf Edmund hatte er darin ein- gewilligt. Er hielt Edmunds Zögern für Angst und dachte sich, daß ihm vielleicht das tolle Treiben die Zuiige lösen würde. Vielleicht kam es auf dem Feste noch zu einer Verlobung, hoffte Janglo. Der erste Schnee war gefallen. DaS K.sche Hotel in der X - Straße war festlich beleuchtet. Wagen aus Wagen fuhren vor dem mächtigen Portal auf. Betreßte Diener nahmen die Gäste in Empfang und nachdem sie ihnen die Garderobe abgcnonrmen hatten, führten sie dieselben nachdem in der ersten Etage gelege nen Saal. 99,20