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ihn deshalb bestrafen wollte, sprach er: „Ich halte streng, was Ihr befohlen habt, Herr König! denn fetzt trinke ich nicht mehr unmäßig, wie früher, sondern behelfe mich, so gut ich kann, mit einem Löffel zum Bier." Der König verbot ibm auch, zu suppen. Daraus tauchte er Brod ins Getränk und aß sich trunken. Als nun der König hier über sehr erzürnt wurde und ihm bet Lebensstrafe verbot, weder zu trinken, noch zu suppen, noch Bier zu essen, so that der Säufer sich nicht länger Gewalt an, sondern ergab sich ohne Rückhalt dem Zechen und Schwelgen. Er wurde wieder vor den König gebracht, und da dieser ihn fragte, wie er wagen könne, seinen Befehl zu übertreten, so erwiederte er: „Herr König! cs ist ja Sitte, das GrabcSbicr") hoher Leute zu trinken, und Ihr seyd sicher der Erste, der vor Hun ger stirbt, da Ihr das Essen und Trinken verbietet; deshalb feiere ich Euren Heimgang mit gehührenver Ehre." Der König lachte und hob dies Gebot auf, um seine Untcrthanen nicht aufzubringen. Als endlich die Hungersnoth furchtbar zunahm, gaben zwei von des Königs ersten Helden, Ebbe und Aage, ihm den Rath, alle alte Leute und schwache Kinder todtschlagen und nur die kräftige Jugend leben zu lassen, welche die Erbe bearbeiten könne. Aber da ihre Mutter Gambaruk diesen grausamen Vorsatz hörte, sprach sie: dies solle nimmermehr stattfinden; eö schicke sich für starke mannhafte Kämpen weit mehr, für ihre alten Aeltern und kleinen Kinder zu sorgen, als sie zu tödtcn. Sie rieth dazu, wenn das Land sie nicht alle ernähren könne, so solle man das Volk in zwei Haufen thcilen und looscn lassen, welcher fortziehen und welcher bleiben müsse. Dieser Nath wurde befolgt. Eine große Schaar starker junger Männer, welche das Loos traf, schifften sich ein und kamen zuerst nach Kurland °°); dort opferten sie der Göttin Frigga, die, wie Einige behaupten, ihnen den Namen Langbardcn gab. Von der Zeit an, wo sie den Norden verließen, machten sie sich weitberühmt. Sie gingen durch Pommern und Deutschland, eroberten die Länder, durch die sie kamen, und ließen sich zuletzt in Italien, in der Landschaft nieder, die noch den Namen nach ihnen führt. Sigrid. Diese Sage schildert Weiblichkeit und Liebe; sie ist ein Bild altnordischer Schamhaftigkeit, in starken Farben, wie Alles aus der Helvenzcit. Die neuere Zeit hat keinen schöneren Zug von Mädchen stolz, der durch Liebe schmilzt, als Sigrid, die mit der Brautfackel in der Hand da steht, ihre Tdränen verbirgt und nicht merkt, daß das Licht sie verbrenne, weil eine schmerzlichere Flamme in ihrem Herzen brennt. König Sigwalb hatte eine Tochter, Sigrid; sie hatte viele Freier, idrer Schönheit wegen, war aber so schamhaft, daß keiner von ihnen sie zu sehen bekam; sic hatte von ihrem Dater verlangt, daß kein Anderer ihr verlobt werden sollte, als derjenige, der mit sanften Worten sie dazu bewegen könnte, ihr Angesicht zu entblößen. So groß war die Züchtigkeit in alten Tagen bei den Dänischen Jungfrauen, daß sie keinen Mann dreist anblickten, damit die Augen nicht verrathcn sollten, was im Herzen wohnte, und daö Liebäugeln nicht Leichtfertigkeit erzeugen und Ehre und guten Ruf aufs Spiel setzen möchte. Othar Ebbeson, entweder auf seinen Hcldenruhm oder auf seine Wohlredcnheit vertrauend, wagte, um Sigrid zu werben. Doch er bestrebte sich vergebens und mußte unverrichteter Sache heimziehcn. Ein mächtiger Niese versuchte dasselbe. Aber da er merkte, daß er nicht mehr Glück hatte, alS Othar, sendete er ein Weib aus, welches eine Zett lang Sigrid diente und endlich mit List sie einst aus ihres Dalers Hofe aufs Feld hinaus lockte. Hier erfaßte sie der Riese und führte sie in seinen Derg mit sich. Einige behaupten, cs wäre dcr Nicsc selbst gewesen, der sich vorher als Weib verkleidet hätte. Als Othar dies zu hören bekam, hörte cr nicht auf, im Gebirge zu suchen, bis er Sigrid fand; er schlug den Nicscn todt und brachte sie zu sich in sein Haus. Der Riese hatte Signv'S Haar so wun derbar geflochten, daß es unmöglich war, es aufzulösen, ohne es mit einem Messer zu durchschnciocn. — Othar versuchte nun aufs neue, sic zu rühren; doch da cS nicht glückte, wollte er sic nicht zwingen und ließ sic gchcn, wohin ihr beliebte. Sie ging irre, fand weder Haus noch Dorf und kam endlich in einen Wald zur Wohnung eines bösen und furchtbaren WeibeS. Diese nahm sie zu sich und lick sie ihre Ziegen hüten. Othar kam wieder und befreite Sigrid aus dieser Dienstbarkeit. Er fragte sie: „Was meinst Du, Sigrid, was besser ist? Daß Du mir Dein Herz und Deine Hand gewährst oder mit diesen übelriechenden Ziegen und Böcken umgehst? Verlasse dieses abscheuliche Weib und eile rasch init mir in mein Schiff! Thcurc Sigrid! wende Dein Antlitz zu mir und blicke mild auf mich, nach meiner vielen Treue und meinem langen Sehnen! Wenn Du dies thust, will ich Dich heim zu Deiner Mutter dringen. Denke daran, daß ich Dick aus der Höhle des häßlickcn Ricsen rettete! Besinne Dich! Wird es Dir nicht als Wahnwitz an- gercchnct werden, daß Du lieber diesem Waldtroldc dienst und ihre Ziegen bewachst, als mir Dein Jawort gicbst und mit mir in Glück und Ehre lebst?" Sigrid aber blieb standhaft in ihrem Vorsatz und wollte ihr ') Gravöl (Grabesbier) iß ein Feß, weiches auch noch beuijMage auf dem Lande überall im ganzen Norden zu Ebren eines Verstorbenen begangen wird, aewolmlich einige Zeit nach dem Begräbnis. ") Der Insel Tokhland, östlich non Sud-Schweden. Herausgegeben von der Lxpediüon dec Allg. Preuß. Staais-Zci Antlitz nicht'enthüllen, um Othar anzublicken. Als sie ihn verlassen hatte, kam sie nach langem Umberirren zu dem Hause von Othar'S Mutter, und da sie sich ihrer Dürftigkeit und ihrer schlechten Klei dung wegen schämte, sagte sie, sie wäre armer Leute Kind. Aber Othar's Mutter merkte wohl an ihrer Schönheit, daß sie nicht aus Lctbeigen-Stamme war; darum nahm sie sie freundlich auf und ließ sie mit am HerrschaftStische sitzen. Als Othar kam, that er, als wenn er den fremden Gast nicht erkenne, und fragte: weshalb sie ihr Angesicht mit einem Linnentuche verberge? Und um das Gefühl ihres Herzens genau zu erfahren, ließ er Alles im Hause ganz so anrichten, als wenn cr eine andere Jung frau zur Ehe nehmen wollte. Da er zur Brautkammer ging, befahl er Sigrid, ihm die Brautfackel voran zu tragen, und ließ sie so lange stehen °), bis dieselbe hinab auf ihre Finger brannte. Sie stand dennoch still und rührte weder Hand noch Kopf, dis Othar sie bat, ihre Hand zu schonen und sick vor Verletzung in Acht zu nehmen. Da blickte sic freundlich auf Otbar und wurde ihm gut, gab ihm ihr Jawort und blteb bei ihm. Als König Sigwald dies erfuhr, wurde er zuerst zornig und wollte Othar hängen lassen; aber da er hörte, wie der Held seine Tochter von den Trolven gerettet hatte, gab er ihm Sigrid zur Ehe. (Schluß folgt.) Mannigfaltiges. — Das Buch Mormon'S und Vie Mormoniten'. Das Britische -Lttwuseuni giebt nähere Nachrichten über eine unter dcr Benennung „Mormoniren" seit dem Jahre >83» in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und seit einem Jahre auch in England bestehende Sekie, die immer mehr Proselyten mach! und die eine eigene heilige Schrift, das „Buch Mormon'S", besitzt, mit welchem sie die Autorität der Bibel allmälig zu verdrängen denkt. Dieses „Buch Mormon's" liefert jedoch, wie das .^rbeiwemn bemerkt, den schlagendsten Beweis von der Unwissenheit des großen Haufens, in Amerika sowohl als in England, denn kein nur irgend unterrichteter oder auch nur mit der Bibel selbst vertrauter Leser würde sick durch ein solches Machwerk täuschen lassen. Das Buch, von welchem in Liverpool ein Abdruck nach der Amerikanischen Ausgabe erschienen ist, führt folgenden Titel: „Das Büch Mormon'S; ein Bericht, ge schrieben von der Hand Mormon's auf Platten, die von den Platten Nepht'S genommen worden. Uebersctzt von Joseph Smith jun." Herr Joseph Smith jun., dcr Apostel der Mormoniten, erklärt in der Einleitung zu diesem Buche, daß, nachdem cr über die verschie denen Kirchen nachgevacht, die es in der Ehristenheit gebe, er in einer schatligen Laube, unweit von seinem väterlichen Hause, die göttliche Vorsehung gebeten habe, ihm zu zeigen, welches die wahre »Kirche sey. In Vieser Stunde habe er zum erstcnmale eine Vision gehabt, in welcher ihm durch zwei Engelsgestalten kund gemacht worden, daß keine der bestehenden Kirchen die wahre sey, daß ihm jedoch das eigentliche Evangelium offenbart werden würde. Später hin sey in einer anderen Vision ibm verkündet worden, daß die Nord-Amerikanischen Indianer Abkömmlinge der vertriebenen zehn Stämme Israels scyen, daß diese ihre eigenen Propheten, eben so wie der Stamm Juda, gehabt, und daß der letzte (Marino»» eine göttliche Offenbarung auf Goldplatten nievergeschrteben, die auf einem Hügel an der Landstraße von Palmyra nach Cananvatgua im Staate New-Uork vergraben seyen. Eine Ucbersetzung dieser von Joseph Smith jun. aufgefundenen und in Aegyptischer Sprache abgefaßten Offenbarung ist nun daö „Buch Mormon's", welches unter Ande rem die Wiederherstellung von Jerusalem und dcr Burg Zion ver kündet, doch wird sowohl das Eine wie das Andere in Nord- Amerika liegen. Das „Buch Mormon's" ist »34 Seiten stark und zerfällt in zwei Abtheilungen, von Venen die erste die Geschichte der Nephiten, eines Theiles des „Stammcö Joseph", behan delt, der unter dem Propheten Nephi auf wunderbare Wcise vom gelobten Lande nach Amerika kam. Die zweite Abtheilung umfaßt die Bücher EnoS, Jarom, Zcnift :c. und die Propbczeihungcn Nephis und seiner Nachfolger um die Zeit Christi. Das Ganze wimmelt von Anachronismen und anderen Quiproquoö. So läßt das „Buch Mormon'S" schon den Propheten Nephi, zur Zeit der Ueber- fahrt von Syrien nach Amerika, also vor mcbr als 2SG> Jahren, des Kompasses sick bedienen; Gott wirb „daö Alpha und Omega" in einer Urkunde genannt, deren angebliche Verfasser vom Griechi schen gar keine Kenntniß haben können u. dgl. m. Gleichwohl hat eine große Anzahl von Handwerkern und Fabrikarbeitern in Eng land und WälcS den Missionaircn, die aus Amerika dorthin gekom men, Glauben geschenkt, und gegenwärtig bilden sie schon ganze Ge meinden, Synodal-Vcrsammlunqen, und geben sogar unter dem Titel 1'bo ^Ullmmck Jrar (der Stern des tausendjährigen Reiches» eine eigene Zeitschrift heraus. Sie haben in ihren religiösen Prin zipien, namentlich was die Taufe betrifft, viele Achnlichkcit mit vcn „Wiedertäufern" des Ulten Jahrhunderts; was jedoch besonders dem Unwesen der Mormoniten Eingang in England zu verschaffen scheint, ist der Kunstgriff, dessen sich ihre Missionäire bedienen, indem sie sich den bestehenden „Mäßigkeits-Vereinen" anschließen und deren Grundsätze auch als die ihrigen verkünden. der Brauisarke! c-w dünnes Bund-Lichte vor der Sitte H°<bj-irgemacheS iß auch now jene bei den Normannischen Bauern Redigin von I- Lehmann. Gedruckt bei A. W. Havn.