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178 seiner Kampfgenossen, daß er zum Wohl des Vaterlandes seines Ledens noch schonen möchte, nachgebenv, mit nur vier Begleitern — Klemens, dem Woiwoden von Glogau, Konrad Konradowicz, Sulis- law und Jan Jwanowicz — durch die feindliche Scbaaren kämpfend sich Bahn brach, stürzte das Pferd, das er ritt, vor Erschöpfung und Wunden, die es erhalten hatte, tovt nieder. Er schwang sich sogleich auf ein anderes, das Jan ihm zuführte. Unterdeß dauerte der An drang der Tataren fort; drei der Begleiter Heinrichs waren schon gefallen; nur Jan, obwohl ebenfalls verwundet, blieb am Leben, ver lor sich aber im Getümmel. Heinrich erhob eben sein Schwerdt ge gen eenen Mongolen, rer^ ihm dicht zu Leibe kam — da stieß ihm ein anderer Heide seinen Speer in die Achselhöhle, daß er besinnungs los vom Pferde taumelte. Sogleich ergriffen ihn die Tataren, schlepp ten ihn auf zwei Pfeilschußweiten aus dem Gefechte und hieben ihm mit jauchzender Freude den Kopf ab. Seinen Leichnam beraubten sie noch der Rüstung und Bekleidung »nd ließen ihn nackt auf dem Felde liegen. So endete Heinrich ll-, Fürst von Breslau und Großpolcn. Seine Unterthanen, für die er sein edles Leden hinopkene, hatten sich seiner milden Regierung nur kurze Zeit erfreuen können; denn er regierte erst vier Jahre, obgleich er schon 50 Jahre alt war. Seine Mutter Hedwig, die ihn vom zartesten Alter an christliche und bür gerliche Tugend gelehrt und noch vor diesem letzten Kampfe zu mann hafter Verthcidigung seines Volkes mütterlich ermahnt hatte, soll zu Krossen, wohin sic mit den geistlichen Schwestern um ihrer Sicher heit willen ans Trebnitz sich begab, den Too ihres SchneS geahnt haben. Die sichere Kunde, daß Gott ihm in der Ewigkeit einen unverwelklichen Siegeskranz gereicht, Hemmle den Lauf ihrer Thrä- nen, und sie war so gefaßt, baß sie sogar ihrer Schwiegertochter und den Nonnen, die über den Verlust eines solchen Gatten und Gebieters weinten und jammerten, sanfte Borwürfe machte. Ein Ereignis kurz vor der Schlacht konnte als Vorbedeutung des Todes dieses Fürsten gelten. Als Heinrich, die Ritterschaft ins Feld führend, an der Kirche der heiligen Jungfrau ;n Liegnitz vor beiritt, löste sich ein Stein von der Mauer und siel so dicht vor dem Reitenden nieder, daß er ihn beinahe erschlagen hätte. Diese allgemeine Niederlage für die Christenheit erfolgte am IS. April >241. Es waren so viele christliche Streiter gefallen, daß die Tataren, obschon sie dem Leichnam jcvcs erschlagenen Feindes nur Ein Ohr abschnitlcn, neun große Säcke mit Ohren ansüllen konnten! Jan Jwanowicz schlug sich mit zwei Knappen durch die feindlichen Schaarcn und kämpfte bann, nachdem cm Soldat, Na mens Lizman, nebst zwei Anderen sich ihm angeschlossen hatte, ob wohl aus mehr als zehn Wunden blutend, mir neun ihn versolgen- den Mongolen, von vcnen er acht niedersäbelte und vcn neunten gefangen nahm. Balo darauf verrauschtc er seinen Wappcnrock gegen eine Dominikaner-Kutte und verlebte seine übrigen Tage in stiller Zurückgezogenheit. Die Mongolen steckten Hcinrich's Haupt auf eine Lanze und trugen es um das Kastell von Liegnitz, um die Belagerten durch Schrecken zur Uebcrgabe zu zwingen. Als man ihnen aber gleich wohl die Thore nicht öffnete, verbrannten sie die umliegenden Ort schaften — die Start selbst hatten sie schon eingeäschert — und zogen dann über Otmachau nach Ratibor ab. Don dort fielen sie in Mähren ein, verheerten das ganze Land beinahe unter den Augen des Böhmischen Königs Wazlaw, der cs nicht wagte, etwas gegen sie zu unternehmen, und wendeten sich dann wieder nach Ungarn, wo sie mit dem Heere Batu-Chan's, ihres Ober-Feldherrn, sich vereinigten. °) Den Körper Heinrich's soll seine Gemahlin Anna an den sechs Zehen seines linken Fußes erkannt haben. Er wurde in der FranziS- kaner-Kirche des heiligen Jakob in BreSlau beigesctzt. China. Scchö Monate bei der Erpedition gegen China. (Schluß.) Nach der Schlacht. „Am Bord der Admirals-Dschonke fanden wir fünf Verwundete, die außer Stand gewesen, mit ihren Kameraden zu fliehen; an dem Verdecke klebte viel geronnenes Blut, und alle Geräthschasten des Admirals befanden sich noch in seiner Kajüte, wo er seine letzte Mahlzeit eingenommen hatte. Zwei seiner Leute waren todt, und an zwei Anderen hatten einige Aerzte der Flotte eben die Amputation vollstreckt; ein fünfter aber, ein junger Ofnzier, der dem Admiral an Bord des „Wellcslep" gefolgt war, lag im Todcskampfe. Als dieser Unglückliche die Operationen der Aerzte an seinen Leidensgefährten sah, deutete er aus seine zerschmetterten Glieder, schlug in die Hände und flehte durch Geberden, daß man ihm einige Linderung schaffen möchte; aber in seinem schrecklichen Zustande war dies unmöglich, und er verschied nach wenigen Stunden. Dieser junge Mann hatte auf unserem Admiralschiffc wegen seiner Wißbegier und Liberalität mehr Interesse erregt, als alle Uebrigen." „Das waren also die Wirkungen unserer gerühmten Men sch - ') Batu, einer der grünten Feldherren aus TswinzgiS-Chnn'S Schule, wurde Beherrscher der westlichsten Theile deS Mongolischen Weltreichs, vom Kasvischen Meere an. Da die sogenannten Tataren im heutigen Rußland, arme Ueberreüe des von Batu gegründeten Kavlschaekschen Reiches, nicht Mon golisch, sondern Türkisch als Muttersvrache reden, wie auch ihre Voraltern schon gcthan, so ist es mehr als wahrscheinlich, daß die in Rußland, Ungarn u. s. w. eingedrungenen und endlich im ersteren Lande seßhaft gebliebenen so genannten Mongolen-Heere großenthells, Vielleicht sogar gröntentheils, Tür kische Stamme waren, die unter Mongolischen Feldherren agirten; denn alle die rührigen Völker Mittel-Asiens gehorchten den TschinggiSchaniden und wurden willige Werfteuge ihrer weitauSsehendcn Plane. Anmerk. d. Nebers. lichkeit! Um Blutvcrgicßcn zu vermeiden, sollten wir Canton, wo mau uns, und mehr als einmal, angegriffen hatte, nicht angreifen; dafür wurden unsere Leute nach Tschusan beordert, um Tod und Verwüstung unter Menschen zu dringen, mit Venen sie niemals zu thun gehabt!" Die Stadt Tschusan. „Bei unserem Einzuge fanden wir die Wälle mit Piken, Luntenflinten und einer Art Branvpfeilcn bestreut; auf den Brustwehren lagen ganze Haufen ungelöschten Kalks, der uns beim Stürmen das Augenlicht rauben sollte. Die Hauptstraße war beinahe verödet; nur hin und wieder zeigte sich ein erschrockenes Individuum, das unS beim Vorüberziehen ehrerbietig begrüßte. An den meisten Häusern stand ein Anschlag, der die Worte enthielt: „Schonet unseres Lebens"; und wenn wir in Tempel cintratcn, sahen wir betende und Weihrauch opfernde Leute jeves Alters und Ge schlechts auf den Knicen liegen. Wir verhießen ihnen allen mögli chen Schutz, konnten aber doch kein Vertrauen bei ihnen wecken. Viele eilten mit ihrer gemachten Beute durch Hintergaffen aufs Land; denn wir ermittelten nachmals, baß die vornehmsten wcgge- schlepptcn Güter nicht von ihren rechtmäßigen Besitzern, sondern von Plünderern gerettet wurden. Endlich kamen wir in die Behausung Les Tschung-ping, deren Portale mit ungeheuren und unmanierlichen Bildern, die Gercchrigkeit und Strafe vorstellten, bepinselt waren. An einer Seite befand sich der Gerichtssaal, in welchem Daumen schrauben und andere Folter-Werkzeuge lagen. Der Weg nach dem inneren Gemach oder dem „Saale der Vorältern" führte durch einen Hofraum, ver von den verschiedenen Büreaus umschlossen war. Einige nur halb geschriebene Briefe und Dokumente bezeugten, in wel cher stürmischen Eile man die Stadt geräumt hatte. Lus dem Hose kamen wir in ein Wachthaus, bas wiederum zu einem vergitterten Gange führte, an dessen südlichem Ende die Halle sich befand. Auf den Polstern in derselben lagen Mäntel, Barrette, Schwerter, halb ausgerauchte Pfeifen — Alles in bunter Verwirrung. Ganz im Hintergründe des Gebäudes endlich reihten sich die Gcmächcr der Frauen, in denen wir eben so verworren durch einander liegende Fächer, Zcidcnstoffe, kleine Schuhe, Töpfchen, Vasen aus Porzcllan und lakirtcm Blech u. s. w. vorfanven." „Die Gassen sind eng, viele Häuser trocken gerieben (ürx rubbeü) und von außen polirt. Die Dächer sind der malerischste Theil der Gebäude. An vielen Häusern wohlhabender Personen hat man hübsche Gärten angebracht, mit einer hohen Mauer, die sie ganz von der ßstabt abschciden." „Das Innere einiger Häuser fanden wir schön möblirt und mit artigem Schnitzwerk versehen; ein jetzt von dem Statthalter bewohn tes Haus, das einer gelehrten Person angehört haben soll, wurde, als man eS öffnete, ein Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Die Ausgänge ver verschiedenen Gemächer sinv dem inneren Hofe zugc- kchri, der eine zierliche Bcpflastcrung von Ziegeln hat. Die Thürcn, Fensterrahmen und Säulen, welche die Decke tragen, sinv mit aller liebstem Schnißwerk versehen, und Decke und Getäfel bekleideten Bas reliefs, deren Ausführung große Sorgfalt gekostet haben mußte. Das Meublement war sehr geschmackvoll, die Bettstellen in den Schlafge mächern des weiblichen Personals konnten eher große Schlafstätten als Betten heißen; in einem Winkel deS Zimmers befand sich ein besonderes Kabinei oder Alkov von ungefähr acht Fuß in der Länge und Breite. Den Eingang bilvete eine kreisrunde Oeffnung von vier Fuß im Durchmesser, mit eingestemmten Thürcn, die man zu rückschob; inwendig aber war ein mit weißen Matten überdecktes und von dicken Gardinen aus kostbarem Seidenstoff umzogcnes Ruhe lager angebracht.« Von innen ist das Bett polirt und bemalt, und ein kleiner Tisch sammt Stuhl sind die übrigen Möbel dieses reizen den Alkovs." „Viele öffentliche Gebäude in Tschusan erregten das Staunen derer, die sich in einem halb barbarischen Lande zu befinden glaub ten. Zeughäuser strotzten von Waffen jcver Art, vie mit größter Symmetrie in ihren verschiedenen Fachwerken ausgestellt waren. Alles, was zur Montur der Soldatm gehörte, lag numerirt und mit Aufschriften versehen in großen Schränken. Unter den Waffen zeichneten sich Vie Pfeile durch ihre Größe und Stärke aus. Zu jedem Arsenal gehörte eine Feuerspritze, denen ähnlich, die wir in unserem Vaterland gebrauchen." „Das privilegirte Leihhaus war uns ebenfalls ein interessanter Gegenstand: wir fanden in demselben Kleidungsstücke und Artikel jeder Sorte, darunter viele, die augenscheinlich Vas Eigenthum höhe rer Klaffen waren; die Pelzröcke hatten zum Theil großen Werth." Der Anblick des Landes. Man schickte kleine DctaschementS ins Innere der Insel, um, wo möglich, einen der Comprador'S, der beim Fourragiercn fortgeschlcppt worden war, wievcrzubekommen. Auf diese Art erhielt die Erpedition einige vorläufige Kenntniß des Landes. „Die Wege — so berichtet der Verfasser — sind überall mit viereckigen Steinplatten auSgelegt, die eine solche Breite haben, daß drei Personen gemächlich neben einander gehen können. Nach dem wir einige MileS weit durch Reisfelder gegangen waren, wen dete sich der Pfad aus bequemen Stufen einen Berg hinan. DaS umliegende Land war mit Thee- und Baumwollenstaudcn, Zwerg- Eichen und Meerkirschenbäumcn bewachsen und der hohe Gipfel mit grünen Weiden bedeckt. Hin und wieder sah man Gruppen schöner Bäume, die an den Abhängen der Hügel wuchsen; die Dächer von Häusern und Tempeln, welche aus dem dichten Laube hervor schimmerten, brachten angenehme Abwechselung in die Scene. In vielen der schönen Haine, die hier den Wandcrer zur Ruhe einladen, befinden sich ewige Ruhestätten für die Abgeschiedenen, mit lieblich duftenden Blumen bepflanzt.... Die Eingebornen der Insel Tschu san begraben ihre Todten auf andere Weise, als die Chinesen der Süd-Provinzen: der Körper wird in einem hölzernen Sarg, dessen