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Wöchentlich erscheinen drei Äummern. Pränumkration» Preis 22^ Sgr. (z Thlr.) »ienelicihrlich, 3 Tdlr. sür daS ganze Jahr, ohne Er, hSknng, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Mün pranumerirt aus dieses Literatur'Blatt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. Staats'Zeittmg sFriedricksstr, Nr. 72); in der Provinz sc wie im AuSlande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 45 Berlin, Mittwoch den 14. April 1841 Polen. Die Tatarcnschlacht bei Pegnitz. °) Nach Adam Naruszewicz. Ein Theil derjenigen Mongolen, die Ungarn verheert hatten, vrang über Mähren in Schlesien ein; die Nebligen blieben zur Er stürmung der Stadt Pesth und anderer Burgen in Ungarn zurück. Alle Hcerhaufcn der Ersteren sammelten sich bei Ratibor an der Oder, um gegen Breslau zu ziehen. Gewohnt, auf ledernen Schläuchen oder an die Schweife ihrer Pferde sich klammernd, durch die reißendsten Ströme zu schwimmen, stutzten sie nicht darüber, daß Zähren und Brücken abgebrochen waren. Am jenseitigen Ufer harrte ihrer Mieczyslaw Kazimicrzowicz, Fürst von Oppeln, und eS gelang ihm, den Haufen, der zuerst aus dem Wasser sich anS Ufer schleppte, in die Pfanne zu hauen; aber andere übersetzende und sich schaarcnbc Haufen nöthigten ihn, da seine Streitkräfte den ihrigen nickt glcick kamen, zum Rückzüge nach Breslau, wo er seinem Bruder Heinrich I I. sich anschloß, der bereits andere Polen, die Schlesier und die fremden Hülfstruppen unser seiner Fahne versammelt hatte. Die Tataren hatten in Breslau, einer reichen und wohlbcvölker- ten Stadt, ansehnliche Beute erwartet; allein ihre Hoffnung täuschte sie. Als das Gerücht von dem herannahenden barbarischen Feinde zu den Ohren der Bewohner drang, rafften sie, die Schwäche ihrer Stadt im Fall eines Sturmes wohl kennend, ihr Geld, ihren Haus- rath und ihre Lebensmittel zusammen und flüchteten auf das Kastell; die Söldner von der Garnison aber steckten alle die verödeten Häuser in Brand, damit der Feind kein Obdach fände. Entrüstet darüber, daß die Beute in der Stadl ihnen entgangen war, stürmten die Mongolen das Kastell, aber ohne Erfolg. Die Belagerten wehrten sich um so mannhafter, da sic Vorräthe an Waffen und Lebensmitteln aus lange Zeit besaßen; und die heidnischen Angreifer, weit mehr an Raubzüge als an regelmäßige Operationen gewöhnt, wichen ganz plötzlich, als hätte ein panischer Schrecken sie ergriffen, von den Mauern zurück. Man erzählt, der Himmel habe auf das brünstige Gebet des heiligen Czeslaw — eines Schülers und Nachfolgers des heiligen Dominikus — der im Breslauer Kloster Prior war, eine Feuersäule in das Lager der Ungläubigen gesandt, die mit fürchter lichen Blitzen und dräuender Gestalt die Mongolen vom Kastell fort scheuchte. Naturforscher nehmen an, dieses Phänomen sey ein Nord licht gewesen; die Vorsehung konnte aber, das Gebet ihres frommen Dieners erhörend, eine an sich unschädliche Luftcrschcinung diesen ungeschlachten Naturmenschen als ein himmlisches Strafgericht er scheinen lassen. Wie dem nun sey, die Tataren Hoden die Belage rung vcs Kastells urplötzlich auf und zogen gen Liegnitz, wo Hein rich mit einer zahlreichen, aus den Scinigen und aus verbündeten Streitern bestehenden Ritterschaft ihrer wartete, fest entschlossen, zu siegen oder zu sterben. Die hockgesinntc und gottselige Jadwiga sHedwig) unterstützte ihren Sohn mit Nath und Ermahnungen; denn sie hielt es für die erhabenste Tugend eines Fürsten, sein Land zu beschützen, und für den herrlichsten Ruhm des Mannes, die Wohl fahrt, das Recht und den Glauben seines Vaterlandes mit seinem Blute zu retten. , In fünf Abtheilungen marschirte VaS christliche Heer gegen den Feind. Die erste Abtheilung bildeten wandernde Kreuzfahrer von allerlei Volk, die in Folge Päpstlicher, zum heiligen Kampfe mah- uender Rundschreiben sich eingcfundcn, und Bergleute von Goldberg, unter dem Oberbefehle Boleslaw's, mit dem Beinamen Szepiotka (der Lispler), eines Vetters des Fürsten Heinrich und Sohnes des Markgrafen von Mähren. In der zweiten Abtheilung zogen die Groß- Polen und Krakauer unter Sulislaw, einem Sohne des Woiwoden von Krakau. Die dritte Abtheilung führte MieczpSlaw, Fürst von Oppeln und Ratibor; in der vierten befanden sich die Preußischen Kreuzritter mit ihrem OrdcnSmcister Poppo von Ostern, und den Nachtrab befehligte Heinrich selbst; diese letzte Abtheilung bestand aus der Blüthc der Polnischen und Schlesischen Ritterschaft und aus ') Es find gerade sechshundert Jahre vergossen, seitdem <1S. Avril trat n.St. »Avril a. St.) diese Schlacht geschlagen wurde, in Folge deren die Tataren, »je hier zum erftenmale die Scharfe des Schwertes emvsanden, das seinen Glauben und seinen Heerd vertheidigt, ihren Vorsatz ausgaben, auch Deutsch taub mir ihren Horben zu überziehen und »u verwüsten. Wir entlehnen diese Skizze dem Polnischen Geschichtschreiber Naruszewicz, dem bekannten Ver fasser der lli.torza biarollu l-o^kiego lGeschichte des Polnischen Volkes), die unseres WissenS noch nickt ins Deulscke übersetzt ist. heimischen und ausländischen Söldnern. Die Tataren theiltcn ihr Heer in eine gleiche Zahl von Haufen. Bei kiegnitz erstreckt sich eine weite Ebene, das gute Feld (äabrv pol«, Wahlstatt) genannt. Hier begegneten einander die feindlichen Heere. Die Kreuzfahrer mit den Bergleuten eröffneten den Kampf und warfen die Mongolischen Vorposten mit ihren Lanzen ohne Mühe zurück. Aber bald kam cs zu Säbelhieben und zum Handgemenge, und die Tataren, mochte ihre Kraft nun wirklich er lahmt seyn, oder mochten sic nur ihres gewohnten Kunstgriffs — nach Art der alten Scpthen, die, wenn sie flohen, am furchtbarsten waren — sich bedienen, ergriffen eine verstellte Flucht. Die Unseren stürmten unkluger Weise hinter ihnen her und sahen sich mit einem Male von zahllosen Schwärmest der Feinde, wie von ungeheuren Wetterwolken, umlagert, die einen solchen Pfeil-Hagel gegen sic entluden, baß der größte Theil der leicht bekleideten Mannschaft durchbohrt und entseelt den Boren deckte. Boleslaw selber fiel; die Ucbrigen schlugen sich durch den Feind und gelangten so wieder zu dem Haupthcere. Jetzt ließ Heinrich zwei vereinigte Abtheilungen unter MieczpSlaw und Sulislaw vorrücken. Die Tataren stellten ihnen drei Haufen entgegen. Den gepanzerten und mit Schilden bewehrten Rittern konnte das Mongolische Geschoß schon weniger Schaden thun; als aber der Polnische Säbel in die Feinde einhieb und gleichzeitig die Katapulten ihre dicken Wurfpfcile gegen sie schleuderten, mußten sie mit großem Verluste auf ihr Hauptbeer zurückweichcn. Da erschien plötzlich ein Russe oder ein der Slawischen Sprache kundiger Tatar, der, vor den Unsrigen hin und her laufend, aus Leibeskräften: „Fliehet! Fliehet!" schrie. Dieser Ausruf erschreckte den Fürsten Mieczyslaw, weil er gleich annahm, ein anderer Befehlshaber bemerke eine drin gende Gefahr und lasse durch diesen Mcnfchen zum Rückzug mahnen. Mehr von Leichtgläubigkeit als von Furcht angetrieben, machte der Fürst wirklich eine Bewegung rückwärts; die Schlesier wurden durck sein Beispiel sortgcriffcn, und so gerietb das ganze Heer in furcht bare Verwirrung. Der tapfere Heinrich stöhnte und ergrimmte, als er diese Wendung der Dinge vernahm; da er nur noch auf die unter seinem Banner geschaartcn Kämpfer seine Hoffnung setzen konnte, zog er mit ihnen gegen die drei Tataren-Haufen, die schon weit dünner geworden waren, und zersprengte sie gänzlich. Noch stand aberBäi- dar mit einem Hcerhaufcn, der ungleich größer war, als die übrigen, zum Schlagen fertig"); dieser stellte die gestörte Ordnung seiner Truppen wieder her und eröffnete gegen die schon halb ermüdeten Streiter Hctnrich'S einen frischen Kampf. Auch diesem Angriff trotzte der hcldenmüthige Fürst; durck Zuruf und Beispiel die Scineü ermuthigend, drang er so unaufhaltsam in die Reihen der Mon golen ein, daß sie nack langer Gegenwehr schon an den Rückzug dachten. Da ihr kriegerischer Muth ihnen nichts half, nahmen sie zur List ihre Zuflucht. Wie unsere Chronikeuschreiber berichten, so hatte dieses in Herenkünstcn wohlerfahrene Volk eine mit dem Buchstaben L bezeichnete Fahne aufrichten lassen, auf deren Stange der bärtige Kopf irgend eines gräßlichen Ungethüms steckte, dessen offenem Rachen ein giftiger Qualm entstieg. Gewisse Schriftsteller, welche die Sitten der Tataren schildern, sagen aber, dieses Volk sey, wenn es Schlach ten liefere, für den Fall einer ihm drohenden Niederlage mit Zünd stoffversehen, womit sie auf ein gegebenes Zeichen Hanf oder anderes Brennmaterial anzünden, damit der aussteigende Qualm die Feinde betäube und in Verwirrung bringe. Wie dem nun sey, sobald der Wind die scheusliche Rauchwolke unserem Heer cntgeqenwehtc, brachte der Schrecken über den eingebildeten höllischen Spuk die ohnehin schon durch den Anblick des nahen Todes erschütterten Ge- müther ganz außer Fassung. Die Barbaren merkten dies und hieben jetzt um so muthigcr auf die Unsrigen ein. Viele Preußische Kreuz ritter von großer Tapferkeit verloren mit einem ihrer Anführer das Leben; und als die Polen selber schon zur Flucht sich wendeten, da bot Heinrich allein mit einer Handvoll Getreuer, die ihn umgaben, den Feinden die Stirn. Da er cS seiner fürstlichen Würde und seines Polnischen Blutes unwürdig erachtete, zu fliehen, bestand er lange die Angriffe der Heiden, von denen mancher durch sein rächen des Schwert den Tod fand. Als der Fürst endlich, dem Zuruf ') Der Name dieses Mongolischen Feldherrn iss wabrsckeinlick das Per sische v-ickir lieft, ftandkaik). DieSvracke Persiens ftand dec den Großen der Mongolen in solcher Gunft, datz sie am Hose des Grotz-ChanS jn Cbina ungefähr den Rang erhielt, wie das Französische an den Eurovaifckcn Höfen. An merk, d Uebers-