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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumeralionS- Prei« 22j Sgr. (^ Thlr.) vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ahne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränunrerirt aus dieses Lileratur-Blait in Berlin in dec Expedition der 'LUg. Pr. Staats-Zeitung (Friedn'cksstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. PostnAemtcrn. Literatur des Auslandes. 46. Berlin, Freitag den 16. April 1841 Frankreich. Zur Statistik der Französischen Presse. Auf einem fein polirten Tische liegen die Englische Time!, und der Französische dlnrioiml vor mir. Welch' ein Unterschied! Ich spreche hier nicht vom Unterschiede in Grundsätzen, Schreibart, Zweck und Nutzen, sondern vom Unterschiede in der Dimension. Die Times enthält 5 Fuß 11 Zoll in der Breite und 27 Zoll Höhe. Pou 48 Ko lumnen derselben sind 24 den .4>lverkiseme„^ (Ankündigungen) ge widmet, Vie andere Hälfte der Politik, den Neuigkeiten, Parlamems- Debatten, Gelehrten-Streitigkeiten, der Korrespondenz, dem Handel, Finanzwesen, dem gerichtlichen Urthcilsspruche, den Geburten, den Todesfällen, den Markt-Angelegenheiten und vermischten Anzeigen. Eine Kolumne der^üvertisemencs enthält durchschnittlich 241 Zeilen, also im Ganzen 8784 Zeilen für die Ankündigungen. Eine wahrhaft angcnehnie Thatsache für den Herausgeber. Die Kolumnen des po- .itischen Theiles enthalten 151 Zeilen, also Totalsumme 3024. Eine wahrhaft angenehme, wenn auch nicht so einträgliche Thatsache für denjenigen Liebhaber, der beim Titel des Journals seine Lektüre bc- ginnss und beim Namen des Druckers aushört- In den 313 Tagen, an denen die Times erscheint, liefert sie eine Totalsumme von 136,040,776 Buchstaben. Der »istionsl sieht neben der Times wie ein Zwerg aus. Er Breite und 13 Zoll Höhe und enthält auf 12 Kolumnen 1080 Zeilen, jede von ungefähr SO Buchstaben, was demnach täglich die Summe von 84,400 Buchstaben giebt. Der ^minnai erscheint 362 mal im Jahre und enthält demnach 30,352,800 Buchstaben im ganzen Jahrgänge, was nicht einmal den fünften Theil der Times ausmacht. Die ^üverrisement« der Times, zu einem Shilling die Zeile berechnet, bringen SO,500 Pfb. Sterl, ein, während die Annoncen im tzisliyuai, selbst zu zwei Shilling die Zeile berechnet, kaum eine Summe von 2000 Psv. Stcri. darbieten. Man wird freilich leicht verleitet, den ungeheuren Unterschied durch die Tendenz beider Blät ter zu erklären. Die Times hat konservative Grundsätze, wird von den Konservativen gelesen und hat demnach ein sehr großes Pu blikum, das auf die meisten Ankündigungen was giebt und, wenn cs zum Kaufen geneigt ist, auch was zu geben hat; in einem solchen Blatte kann jeder Marktschreier stets eine mehr oder weniger zahl reiche Klaffe von Narren finden. Der Sisriun.il aber wird weder von einem großen, noch von einem reichen Publikum gelesen, er wird auch von Leuten gelesen, die sich nicht leicht jeder täuschenden Anpreisung fügen; wie kann also der Quacksalber oder der reelle Kaufmann erwarten, daß seine Annonce in einem solchen Blatte viel Glück machen wird? So wird wahrscheinlich mancher meiner Leser urthcilcn, obgleich ein Blick auf andere Journale ihn belehren würde, daß dieser Grund unzureichend ist. So kann das Journal ües Debses z. B- nur auf SOOO Pfv. Sterl, für Annoncen rechnen, obgleich cs das gelcsenste Französische Blatt ist. Es hat beinahe dieselben Grund sätze wie die Times, wird von den Konservativen gelesen und unter stützt und hat dennoch nur ein Zehntel der Einkünfte der Times von den Annoncen. Bei alledem kostet die Timos nur 0 Pfd. 10 Sh., der Istsrionnl dagegen, mit kaum einem Fünftel so viel Schrift, 3 Pfd. 4 Sh.°) Doch es ist Zeit, mit der Vergleichung der beiden Journale nach ihrer Ausdehnung und ihren Einnahmen aufzuhören und einige andere Französische Blätter in statistischer Hinsicht zu besprechen. Der Uomreur ist lang, schmal und häßlich. Seiner düsteren Er scheinung wegen, seit seiner Entstehung im ersten Jahre der Fran zösischen Revolution, nahen ihm Viele mit einer Art von Furcht. °°) , ') Der unverhältnißmäßig billige Preis der Dimes erklärt sich, abgesehen von, inneren Werth oder Unwerth beS Blattes, aus dem S»stcm der Ankün digungen von selbst. Da die Halste des ganzen Raumes mit eViirortlsonwuts angefulu ist und jeden Leser Loch höchstens nur einige solcher Ankündigungen rüfrmücn können, so kann man auch nicht verlangen, daß der Leser für Halsten bezahle- Nach dieser Berechnung kommen die Preise der beiden Journale fast aus gleiche Höhe. sein-- Der Uonltonr hat, als Organ der »edeSmaligen bestehenden Regierung, arun» gleichen nicht. Bei allen Veränderungen, die er -seit I78S lwo er ae- rc>. Ä" wurde) berichtet, hat er doch seinen Eharakter als treuer Dolmetscher war rKfti'Ung seines Datums stets unverändert erhalten. Am IS- März ISIS verlasst?'"" noch --bas Korsische Ungeheuer, welches seine Höhle von Elba Tuil-ri?-Z am Msten waren „Se. Majestät der Kaiser in Ihren Palast de? der Weo i"n,ckgekehrt." Der lOouikcur kann mehr als jede andere Zeitung Meinung--""' Sberst Wrangel sagen, „er habe nur ein Amt und keine Während der Sitzungen der Deputirten-Kammer nimmt dieses amt liche Organ an Dicke zu, so daß cs manchmal wie ein mäßiger Foliant aussteht. Der irlonuvui nämlich muß alle jene vom Blatte abgelesenen langen Reden der Herren Volksvertreter in sich aufneh men, damit für ihre Treue eine offizielle Bürgschaft da sey. Zu anderer Zeit, wenn keine Kammern versammelt sind und kein be sonderes Dokument von Amts wegen zu geben ist, enthält der ganze Boniteur nicht so viel Schrift, als die erste Seite der Times. Das äoucusl -les Debüts hat seit einigen Jahren sein Format vergrößert, ohne den Preis zu erhöben. Man sagt, die Vergröße rung geschah aus Rücksicht auf die damalige Quadrupel-Allianz und im Betrachte, daß die Debatten des Britischen Parlamentes und der Cortes der Halbinsel in dem verbündeten Frankreich mehr Aufmerk samkeit erfordern. Allein ich glaube, das Journal hat seine Kosten aus Verehrung für die Quadrupel-Allianz verdoppelt, schwerlich aber seine Subskribenten vervierfacht"). Die Döbats enthalten mehr Annoncen, als jedes andere Französilche Blatt, natürlich mit Ausnahme derer, die ausschließlich den Ankündigungen gewidmet sinv.°°) Wir wollen einige von dieser Gattung durchnehmen, um über die Annonce überhaupt in Frankreich zu sprechen. Solcher Blätter, die ihre Seiten bloß mit Ankündigungen füllen, giebt es tn den Departements mehr als 100; in Paris dagegen 3. Man darf sagen, nur 3, da Paris als Sitz des Wohlstandes in manchen Artikeln, als Hauptstadi des LuruS und der Vergnügungen, als Rendezvous so vieler Fremden, die nehmen und bringen, und be sonders als der Punkt, woraus die politische Ccntralisation alle Kraft und Intelligenz zusammenzieht, zu wenig an 3-solcher Blätter hat, wenn das übrige Frankreich mehr als 100 hegt. Das älteste der Pariser sind die I>mices -VOietces. Anfangs hatte dieses Blatt nur 8 bis io Ankündigungen: jetzt hat es so viele Hundert. Man findet hierin Alles, was man sucht und was man anbietet, Alles, was in Deutschen kleinen Lokalblättern steht, nur Bücher werden darin nie mals ausgeboten. Die Gebühren sind gering, und da die Verbrei tung des Blattes ungeheuer ist, so finden die Liebhaber leicht ein hübsches Mädchen für Alles (s ucett)- msbl ok sll rvnrb), eine junge Gouvernante und sogar eine Frau mit so und so viel Jahren, mit so und so viel Mitgift gegen Zusicherung strenger Discrction. °°°) Es waren in Frankreich wenig literarische Speculationcn, die so vorthcilhast für den Unternehmer waren, wie die I'ecites -4kticbes. DaS von diesem Blatte gemachte Glück reizte natürlich viele Speku lanten zu ähnlichen Unternehmungen, von denen wir das gratis nen nen, welches frei ins Haus gebracht wird, um durch die große Ver breitung das Publikum sür die Insertion zu gewinnen. Die Quacksalber dieses drolligen Volkes schreien mehr in den öffentlichen Blättern, als die Englischen Charlatanc. Auch in den Ankündigungen zeigt sich der Unterschied des Bolksgcistes beider Län der. In der Times fängt die erste Kolumne mit Dampfbootcn. und Kauffahrteischiffen nach allen Weligegenvcn an, und die letzte Ko lumne spricht von Auctionen. Aber wo sind Dampfschiffe in Fran zösischen Journalen zu finden kf) Blauen Dunst die Menge, aber keine Dampfschiffe. Ja, ein Französischer Kapitalist muß sich hüten, einen Theil feines Vermögens in Dampfschiffen anzulcgen, weil er „iLnglais" geschimpft werden würde, und dies würde hinrcichen, sein Unternehmen zu verdammen. Die Französischen Annoncen haben in der Regel Eß- und Modcwaaren, Bedürfnisse der Toilette und ') Im Original quaäruplkä ji, »uLecelhees. um Liesen Wortwitz anzu bringen, hak unser Verfasser den Grund mil der LuaLruvel-AUianz erfunden Der Uebersetzer aber braucht seine Leser nur an die auch in diesen Bläkkern besprochenen Umtriebe zu erinnern, die von Emil Le Girardin durch Gründung deS Journals l-a Ore„r ausgegangen waren und in Folge deren mehrere Journale, darunler die vc-La», kür Formal geändert- ") Der Vers- schweigt über die unbegucme Einrichtung der Franzos-, und Engl. Blatter Aber ein Deutscher darc sich mit Recht wundern, daß die Franzosen, die sonst so sehr mit der Klarheit der Anordnung und Oekonomie ihrer Schriften prahlen, doch m ihren Zeitungen Alles auf Kosten einer be gucmen Ueberstcht durch einander werfen. Es bedarf schon einiger Uebung, um sich z. B im Journal ä-» v-haka schnell zurecht zu finden, da weder ein Inder noch sonst eine Erleichterung Les Auffindens vorhanden ist. Die Deutschen Blätter sind hierin weit voraus. , „ "') Unsere Leser können hieraus sehen, daß die HeirathS-Gesuche in unserem Jnteüigcnzdlatte keine Deutsche Erfindung lind. ss) Hierin geht der Berk, gewiß zu weit. Die Französischen Damv,. schiffc von Hävre im Norden und von Marseille im Süden können >cnt eher den Neid als den Spott eines Engländers erregen. Die Englische Regierung befördert ihr- Briefe von und nach der Levant- durch die Französischen Schiffe über Marseille, und die meisten Londoner Häuser wenden sich mit ihren Sen dungen für Amerika nach HLvre. Etwas Anderes ist eS, daß alle diese Dampfschiffe Frankreichs ihre Maschinen in England holen mnnen, so wie auch Englische Ingenieure die Französischen Eisenbahnen bauen.