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WSchemlich nscbemcn deck Nummern. Pränumeralion«- P-eiS 22j Sgr. (z Wr.) vierteljährlich, Z Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man rränumerirt auf dieses Literatur-Blatt in Berlin in der Exredition der Mg. Pr. Ttaats-rieitung (Friedrichsgr. Rr. 72); in der Provinz so «vie im Auslände bei den Wohllödl. Posl-Aermern. Literatur des Auslandes. Berlin, Mittwoch den 7. April 1841 Schweden. Einige Worte über Korn-Gesetze. Vom Kronprinzen von Schweren.") Einen der wichtigsten Theile der Staats-Ockonoinie bildet un streitig die Korn-Gesetzgebung. Ihr Einfluß erstreckt sich so wohl auf Vie höchsten als auf die niedrigsten Regionen der bürger lichen Gesellschaft, und sic wirkt eben so sehr aus den Ucberfluß dcö Reichen, wie auf den Mangel des Armen. Das Getraidc ist ohne Frage das allgemeinste und unentbehrlichste der mannigfachen Nah rungsmittel, mit denen der Schöpfer die Menschen beschenkte, und eS bildet so zu sagen den Maßstab zur Bestimmung des Wcrthes der übrigen. Aber alle Länder, selbst die von der Natur am meisten begünstigten, sind Mißärndlen ausgesetzt, und in der Schule der Noth ist cs, wo die Menschen zu Arbeit und Sparsamkeit er zogen werden. Schon in den ältesten Zeiten findet man Spuren fcncr durch die äußerste Noth und weise Borficht gebotenen Bemühung, den Ueberfluß guter Jahre zum Schutz gegen Mangel und Hüngers- noth schlechter Zeiten aufzubcwahrcn. Diesc durch die Erfahrung vieler Jahrhunderte anempfohlenc Nothwcndigkeit wird auch in unseren Tagen anerkannt, obgleich man in Bezug auf die Reali- sirung jener schützenden Maßregeln verschiedener Ansicht war und noch ist. Man glaubte anfänglich, daß, wie ein Familienvater gleich sam für die Seinigen sorgt, der Staat unmittelbar sich mit der Ver waltung dieser National-Angelegenheit befassen müsse. Aber diese im Grunde schöne Idee hörte in Folge der Ausdehnung von Handel und Gewerbe allmälig auf, ausführbar zu sepn. Dic kommerzielle Thätigkeit Einzelner trat an seine Stelle, und der Staat sah ein, daß er seine Fürsorge darauf beschränken müsse, diesen neuen Kräften durch kluge und sichernde Einrichtungen eine heilsame Stütze und wvhlthätige Richtung zu verleihen. Diese Fürsorge, so einfach sic an und für sich zu sepn scheint, hat jedoch ihre Schwierigkeiten, denn es sind vom Staate zwei sich gänzlich entgegengesetzte Interessen zu berücksichtigen, dic beide gleiche Ansprüche auf seinen Schutz und seine Aufmerksamkeit haben, nämlich die der Produzenten und dic der Konsumenten, von denen jene hohe, diese aber niedrige Preise verlangen, — jene die Begünstigung des Ackerbaues, diese den Bortheil der Gewerbe im Auge haben. Diese streitenden Interessen durch einen billigen Mittelweg auszusöhnen, — beide Theile gegen die schädlichen Folgen zu schützen, welche eintreten, wenn die Preise alle Gränzen über steigen, oder die Waarc ihren Werth verliert, ist daher das wichtige, aber verwickelte Problem, welches die Korn-Gesctzgcdung zu lösen berufen ist. Auf dreierlei Weise hat man dies Ziel zu erreichen gesucht: 2) Dadurch, daß man der Regierung überlassen, nach Aefinden der Umstände, aus kürzere oder längere Zeit, den auf das eingehende Gctraide stehenden Zoll zu verändern oder aufzuhebcn. b) Dadurch, daß man einen Eingangs-Zoll angcordnet, der, nach Verschiedenheit der Getraide-Prcise und mit ihnen im Verhältniß, steigt oder fällt- v) Dadurch, daß man einen auf längere Zeit geltenden, also unveränderlichen oder firen Zoll eingeführt. Der erste Ausweg scheint auf den ersten Blick derjenige zu sepn, welcher sich den verschiedenen Verhältnissen, die aus guten oder schlechten Aerndten entstehen, am besten anpassen läßt; er hat indeß zwei wesentliche Fehler, nämlich: s) Den, daß die Regierung selten Angaben haben kann, dic zu verlässig genug sind, um danach die wirklichen Verhältnisse ge hörig beurthcilcn zu können. b) Den, daß die durch die Veränderlichkeit des Zolles entstehende Unsicherheit jede Ausbildung und jeglichen Fortgang eines ge ordneten KornhandelS vernichtet und ihn in eine abenteuerliche und zufällige SpeculationS-Sachc verwandelt. - Der für das Gedeihen deS Ackerbaues allein nützliche Korn- oandel »st derjenige, welcher in guten Jahren den einheimischen Uobcr- einer kürzlich über dielen Gegenstand in Schwedischer Sprache »rzchienenen Schrift Sr- Konigl. Hoheic. fluß ankauft, um ihn in oder außer dem Lande abzusctzen, wenn Noth oder Nachfrage cintritt. Durch diesen Ankauf bei guten Aerndten wirb dem übermäßigen Fallen der Gctraide-Preise vorgebcugt, bei Mißwachs aber die Einfuhr vermehrt und dadurch ein zu über mäßiges Steigen der Preise verhindert. Wenn hingegen das Ge- traide gilt, was es nur immer gelten kann, ein jedes Jahr für sich genommen, so wird stets dic Folge davon sepn, daß, wenn Ueberfluß vorhanden^ der Absatz, und, wenn Noth cintritt, die Zufuhr mangelt. Wie soll aber jener Gctraivehandcl, der in seinen Folgen für Produzenten und Konsumenten gleich vortheilhaft ist, wohl empor- kommcn, wenn der Eingangs-Zoll auf ausländisches Gctraide nach Gutdünken erniedrigt oder aufgehoben werken kann? Es ist ja na türlich, daß äußerst Wenige inländisches Gctraide aufkausen (selbst nicht, wenn man es für einen Spottpreis haben könnte) und große Vorräthe davon aufspcichern werden, so lange eine unerwartete Er mäßigung ober Aufhebung des Zolles den Spekulanten gänzlich des Gewinnstcs berauben kann, auf welchen er rechnete. Man sicht hier aus sehr leicht, daß, so lange diese Unsicherheit währt, der Korn- hanbcl gezwungen ist, auf gewisse Weise negativ zu sepn, d. h. nur dann hervprzutrctcn, wcnn die Noth vor der Thür ist; aber aus diesem cingcschränktcn Fclvc kann cr niemals, weder für das Wohl des Landes, noch für die Entwickelung des Ackerbaues, von großem Nutzen sepn. Der andere Ausweg, den Eingangs-Zoll auf eine vorher be stimmte Weise nach den Getraide-Prciscn steigen oder fallen zu lassen, scheint der beklagten Unsicherheit ohne Zweifel abzuhelfcn und den Gelraide-Hänblcrn eine zuverlässigere Basis für ihre Berechnungen zu gewähren. Er verspricht dem Produzenten durch einen hohen Zoll den nöthigen Schutz, wenn dic Preise im Lande niedrig sind, — und dem Konsumenten die Beherzigung seiner Interessen durch einen verminderten Einsuhr-Zoll, wenn die Preist steigen. In der Theorie macht diese Einrichtung sich ganz vortrefflich, bei der An wendung aber stößt sie auf ein großes, unausweichliches Hindcrniß: aus die Unmöglichkeit nämlich, den Mittel- oder Durch schnitts-Preis zu bestimmen, der das wirkliche Verhält niß im Lande vollkommen repräscntirt. Dieser Grundfehler, welcher der Haupt-Idee anklebt, worauf das ganze Spstem ruht, macht sich in einem Lande, wie Schweden, wo Lage und Klima so wesentliche Unterschiede hcrvorbringen, nur noch mehr bemerkbar. Eine andere Mißlichkcit, dic auch nicht übersehen werden darf, ist die Schwierigkeit, den paffenden Zeitpunkt für die Bestimmung des Mittelprcises zu wählen. Geschieht dies im Monat September, so ist die Aerndtc so eben vollendet, — von einem allgemeinen Mangel kann also noch nicht die Rede sepn, und die Preise sind daher ganz andere, als sie im nachfolgenden Winter oder gar im Frühling sepn werden. Findet die Berechnung des Preises wäh rend der letztgenannten Jahreszeit statt, so ist die Zeit bis zur nächsten Aerndte für die Handels-Speeulationen zu kurz und das fremde Getralbe daher thcurcr, als wenn man dic Kontrakte zeitiger hätte abschlicßcn können, welches auf jeden Fall einen bedeutenden Verlust, sowohl für den Staat, als auch für den einzelnen Kon sumenten, veranlaßt. Nachdem in dieser kurzen Erörterung die Misslichkeiten eines verändcrlichcn Getraidc-Zolls entwickelt worden, — sep eö in Folge der unmittelbaren Einwirkung der Regierung, oder des vermeint lichen Durchschnitts-PrciseS des Getraides, — bleibt noch der dritte und letzte Ausweg, der nämlich eines bestimmten, auf längere Zeit unveränderlichen, firen Eingangs-Zolles, zu prüfen übrig. ES ist ei» von der Theorie anerkannter und durch die Erfah rung bestätigter Grundsatz, daß Bestimmtheit und Sicherheit dic uncntbehrlichstcn Bedingungen für das Gedeihen von Handel und Gewerbe sind. Diese Wahrheit ist so unbestritten, daß sogar der Uebergang von einem falschen oder schädlichen staatS-ökonomischen Spstem zu einem besseren und vortheilhaftercn mit einer gewissen Vorsicht und ohne zu plötzliche Maßregeln bewerkstelligt werden muß. Fortlaufende und ausgedehnte Handels-Speculationen, so wie größere gewerbliche Unternehmungen, erfordern intellektuelle Anstren gung und einen matcricllen Aufwand von Kapitalien; wer würde aber wohl jene machen und diese daran wagen, ohne dazu durch eine schützende Gesetzgebung ermuthigt zu sepn? — Der Gctraide handcl bedarf dessen ganz besonders, denn er ist dem unberechenbaren Wechsel der Witterung, so wie anderen veränderlichen Konjunkturen,