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„Vieles ist ra dem FB» zu bedMrrv, aber ein BedaE» wurde »obl noch nicht ausgesprochen, nämlich: das unser gekebtt» Fürstenhaus das Unglück hatte, zum prinzlichen Sprachlehrer einen ehrlosen Menschen zu finden. Wenn in seiner Brust nur eine Spur von Dankbarkeit gegen seimn hohen H«ren sich fand, wenn in seinem Herzen auch nur ein Fünken von wahrer Liebe zu seiner Gebieterin glomm, so muhte er beizelten gehen; und das konnte er, denn er war frei. So aber blieb der Unglückliche und wurde zum Sklaven, obgleich er doch eine Ahn ung haben mußte, daß die Kluft, die ihn von seiner Herrin trennte, unüdersteizlich oder nur durch eine verbrecherische Tat zu überbrücken war. Pfui, über diesen Schändlichen, der das schwache, nur allzu schwache Weib in dieser Not des Fleisches nicht stützte, sondern finken ließ in Schmach und Elend! Nur ein Trost bleibt uns: Es ist keines deutschen Mannes Name, an dem die Schande haftet. Nur maß lose Eitelkeit und welsche Abenteuerlust kann diesen Undankbaren befähigt haben, die dreiste Tat zu wagen. Und einem solchen Unedlen traut die Fürstentochter. Ist größere Verblendung möglich? „Halt ein, Verwegener", ruft ihm die ganze christliche Welt zu, „entweihe nicht ferner das schöne Wort Liebel Was Du ihr bieten kannst, ist nichts al- Schande, Schmutz und Ekel! Oder willst Du sie, die von unbändiger Leidenschaft geblendet, sich an Dich gekettet, noch in tiefere Tiefen mit Dir reißen?" UnS bangt vor ihrer Zukunft." Eifrige Parteinahme für die Kronprin zessin bekundet die sozialdemokratische Presse. So verteidigt neuerdings die Zeitung „Bolks- recht" d»e Kronprinzessin Luise, welche „dem Drucke des HofllebmS entflohen sei und unter Verzicht auf Rang und Krone nach eigener Wahl ihr Glück versucht habe." Berliner Blättern wird aus Genf ge meldet, daß der Dresdener Hof die Absicht habe, die Kronprinzessin zu isolieren, und zwar solle diese Isolierung derart gestaltet werden, daß der Kronprinzessin nahe der sächsischen Grenze, aber außerhalb des Lande» ein ruhiger und ihren Wünschen entsprechen der Aufenthaltsort angewiesen wird, um dort ein abgeschiedenes Leben zu führen, wo ihr aber Gelegenheit geboten sei, ihre Kinder zeitweilig zu sehen und zu sprechen. Von einer Internierung in einem Kloster oder »n einer Irrenanstalt könne nie die Rede sein. — Dieie Nachricht trägt zu sehr den Stempel des Unwahrscheinlichen, als daß man sie ernst nehmen könnte. Wer in Genf könnte denn so gut über die Abfichten de» Dresde ner Hofes unterrichte» sein? Die Kron prinzessin sicherlich nicht und noch weniger Giron. Das steht nach unserer Kenntnis der Sachlage unzweifelhaft fest. Rundschau. — Berlin. Das „Berl. Tagebl." meldet: Wie wir zuverlässig erfahren, ist das ge plante MilitärpensionSgesetz zurückgezogen worden. Diese Nachricht wird weit über die Kreise der unmittelbar Betroffenen hinaus eine große Enttäuschung Hervorrufen. De« umsomehr, als man nach hu ay-mninen Stimmung hie in psrlamentcWhen Kreisen, Wie in der polnischen Hßge-Mffe bis weit in die entschieden fMfiMtgen Richtungen zu Tage tritt, erwarten konnte, daß für eine lästere materielle MrsWGUng der verab schiedeten Offiziere Uwssi-t auf Genehmigung »m Reichstage votHSndSN wäre. Für den EntsMlß der Zurückziehung dürften in erster Linie tue ungünstigen Aussichten unserer Reich^manzen maßgebend gewesen sein. — Berlin. Die Morgenblätter be richten: Von der Rotte Burschen, welche in der Nacht zum Sonntag die gemeldeten Ver stümmelungen an den Baudenkmäler»» ver übten, wurden auch am Kaufhaus Rudolph Hertzog an zwei Vronzcreliefs Beschädigungen verursacht — Berlin. Auf die Entdeckung der Personen, wlche die Denkmäler beschädigten, hat der Polizeipräsident eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt. — Kiel. Der kleine Kreuzer „Sperber" hat am Sonntag nachmittag die Ausreise nach Venezuela angetreten. — Der berühmte Chirurg Professor v. ESmarch in Kiel, der mit einer Tarne der Kaiserin vermählt »st, feiert am Freitag seinen 80. Geburtstag. An dem Fest be teiligen sich Prinz Heinrich von Preußen und zahlreiche deutsch- Gelehrte. — Hamburg. Bei dem hiesigen Schieds gericht sür Ardrilerveisicherung sind Urkunden fälschungen und Unterschlagungen von ham- burgi chen Staatsgeldern in größerem Um fange von dem Registrator Leo und dem Kanzlisten Behrmann verübt worden. Letzterer ist verhaftet worden, während Leo ge flohen ist. — Hamburg. Die 44 jährige Kon trollierte Haase aus Altona wurde mit auf geschlitztem Leibe tot aufgefunden. — Düffeldorf. Der Arzt JsraelSki, der wegen angeblicher Sittlichkeitsverbrechen jüngst verhaftet wurde, ist nunmehr in Freiheit ge setzt worden, nachdem sich herauSgestellt hat, daß er das Opfer einer falschen Anschuldigung geworden war. Der Urheber derselben ist ins Ausland geflüchtet. — Cassel. Fulda, Werra und Lahn sind über die Ufer getreten; weite Strecken sind überschwemmt. — Halle. Bei dem Empfange der Halloren am Kaiserhofe bestätigte der Kaiser, daß er dieses Jahr die Mannover im süd östlichen Teile der Provinz Sachsen abhalten, in Merseburg residieren und nach Halle kommen werde. BreSlau. Bei einer Treibjagd in dem Graf Seidlitz-Sandreßkischen Revier wurde ein 16jähriger Treiber vom Grafen Seherr- Thoß erschossen. Der Treiber war dem Grafcn direkt vor der Mündung des Gewehrs in dem Augenbik als e» loSging, gelaufen, sodaß ihm di- ganze Schrotladung in den Hinterkopf drang. — Nürnberg. Während der gestrigen Kindervorstellung im Stadttheater entstand eine große Panik. Als die Feuerwehr vor- überfuhr, um einen kleinen Brand zu löschen, erscholl auf der Gallerte der Ruf: „Es brennt!" Gin ungeheuerer Tumult entstand tm ganzen Hause ,und auch unter den aus Kindern bestehenden Darstellern. Erst nach aeraumer Ze t aelanq e«, d e Ruhe w eder herzustellen, doch kvnM die Vorstellung nicht sortgesetztfwerden, weit der Hauptdarsteller die Flucht »griffen hatte. — An- Elsaß-Lothringen. Das deutsche Sprachgebiet von Elsaß-Lothringen umfaßte tm Jahre 1895 1389 Gemeinden mit 1405 84S Civtl- und 59 970 Militärpersonen da» französische Sprachgebiet 311 Gemeinden mit 159732 Civil- und 19 435 Mlitär- personen. Auf das Unterelsaß kamen 539 deutsche Gemeinden mit 598612 Civil- und 25882 Militärpersonen und 22 französische Gemeinden mit 14127 Civilpersonen, auf das Oberelsaß 382 deutsche Gemeinden mit 464 923 Civil- und 9125 Militärpersonen und 3 französische Gemeinden mit 3428 Civilpersonen, auf den Bezirk Lothringen 468 deutsche Gemeinden mit 338311 Cioil- und 24962 Militärpersonen und 286 fran zösische Gemeinden mit 142177 Civil- und Militärversonen. Die Stadt Metz, die jetzt eine überwiegend deutsche Civilbevölkerung hat, ist dabet zu der französischen Gemeinde gerechnet. Die Ergebnisse der Volkszählung von 1900 lassen ine französisch sprechende Bevölkerung des Reichslandes wesentlich schwächer erscheinen, als man vorher allge mein annahm. — Die Auswanderung hat im abge laufenen Jahre gegenüber dem Jahre 1901 eine ganz ungeheure Zunahme erfahren. Allein über Bremen betrug die Auswanderung 143 329 Personen gegen nur 110606 Per sonen im Jahre 1901. Davon waren Deutsche 13 960 gegen 9143 Personen. — Madrid. Der frühere Ministerpräsi dent Sagasta ist hier soeben im 76. Lebens jahre seiner Krankheit erlegen. Sein Leiden war eine schwere Bronchitis, deren Erscheinungen sich im Laufe des heutigen Tages so gesteigert hatten, daß die Aerzte jede Hoffnung auf geben mußten. Praxedes Mateo Sagasta bat wiederholt an der Spitze der spanischen Regierung gestanden. Chamberlains Triumph. — Pretoria, 6. Januar. Hier wurde heute unter dem Vorsitze Schalk Burgers eine Versammlung von Burenführern und anderen erfahrenen BurgherS, darunter Botha, Delarey, Cronje und Smuts, abgehalten, um eine Adresse zur Ueberreichung an Chamber lain aufzusetzen. In dem Entwürfe wird um allgemeine Amnestie und um die Er laubnis für alle früheren Buren gebeten, in ihre Heimat zurückkehren zu dürfen. Italienische Landarbeiter sollen mit ihren Familien auf Kosten der Regierung nach dem Kap gebracht werden. — Aus Lissabon wird gemeldet, daß durch den Bruch des Hauptreservoirs der alten Lissaboner Wasserleitung mehrere Straßen der nördlichen Stadtteile überschwemmt wurden. Zwanzig Häuser find so unterwaschen und zerstört, daß die Insassen delogiert werden mußten. 15 Personen fanden durch die Katastrophe ihren Tod. Da» Idsntro cko Rato, in welchem gestern noch der Pariser Dirigent Coloune mit seinem Orchester konzertiert hatte, gilt als verloren. Die Riffe an der „Wassermutter" sind schon seit langem bemerkt worden; man schritt aber leider nicht gleich an die Ausbesserung, son dern verschob sie bis zum Frühjahr. Aus Stadt und -ME. Naunhof, den 8. JaM». Naunhof. Die Temperatur der letzten Tage bewegte sich ausschließlich in WlrM- graben. Auch während der Nacht g»ng das Quecksilber nicht unter den Nullpunkt zurück, sondern hielt sich in der vorletzten Nacht oH 2 Grad, in der letzten Nacht sogar auf 3 Grad. Am Tage wurden 7 bis H Meid Wärme erreicht. Wenn auch das Erscheinen von Maikäfern in jetz ger Zeit durchaus keinen zuverlässigen Schluß auf die Fort- dauer milder Witterung zuläßt, so dürste nach Meinung alter Wetterkundigen, das Stoßen der Maulwürfe weit eher als ein Zeiten gelten, daß auf strenge Kälte w.nig mehr zu rechnen ist. -j- Die auch in Naunhof in bester Er- innerung stehenden Alt-Leipziger Sang r traten am hohen Neujahrstage im Gasthof zu Albrechtshain auf. Einern sehr zahl reichen Publikum konnten sie ihre heiteren Vorträge bieten, und dafür reichlichen Beifall ernten. Wie wir hören, wollen die Alt- Leipziger in der nächsten Zeit wieder einmal nach Naunhof kommen, da sie sich hier v ele Freunde ihrer humoristischen und dabe» durch aus dezente»» Muse erworben haben. -j- Baumfrevel. An sechs jungen Pappeln am RittergutSdorswege in Belgers hain sind in der Neujahrsnacht die Wipfel vollständig abgebrochen worden. Auf die Ermittelung deü Thaters hat die König!. Amts hauptmannschaft Grimma eine Belohnung von 15 Mk. ausgesetzt. d Ein gefährlicher Bursche wurde in der Person des Knechtes Müller aus Neunitz am Neujahrstage dingfest gemacht. M., der wegen Diebereien aufgegriffen wurde, konnte auch noch als derjenige ermittelt werden, der am Weihnachtsheiligabend, auf der Straße von Pomßen nach Großstcinberg e»n junges Mädchen vergewaltigt oder zu ver gewaltigen gesucht hat. Bet der Feststellung der Pe»sonalien wurde der Thäter von dem Mädchen als solcher erkannt. -j- Die Besserung im Befinden deS Königs schreitet stetig fort. Der Nachtdienst der Leibärzte im königlichen Schlöffe ist heute wieder aufgehoben worden. -j- Aus Dresden »vird berichtet: Kron prinz Friedrich Angust unternahm gestern in den Nachmittagsstunden eine Spazierfahrt in Begleitung seines Adjutanten. Am gest rigen Vormittag besuchte der Kronprinz den Gottesdienst in der katholische»» Hofkirche. Als der amtierende Geistliche in seiner Rede die Kronprinzessin erwähnte und Gott da», sie auf den rechten Weg zurückzuführen, schluchzte der Kronprinz mehrmals laut auf. Auf die andächtige Gemeinde machte der Schmerz deS bekümmerten Gatten und ValerS einen erschütternden Eindruck. Von den kronprinzlichen Kindern erzählt man sich in intimen Kreisen die rührendsten Geschichten. So sollen vor kurzem die Prinzen vor der Mutter Bett niedergekniet sein und zum Neben Gott gebetet haben, d.rß er ihr „Muttchen" zurückschicken möge. Als am Neujahrsabend die Königliche Familie um den Christbaum versammelt war, fragte einer der Anwesenden die Prinzen, ob sie sich nicht über tun schönen Baum freuten. Traurig schüttelte der älteste den Kopf uno Der AachLwandter. Roman von Berthold Rehnert. 4 Er schwärmte für Menschenliebe und Brüderlichkeit, er drängte sich in Arbeiterversammlungen ein, wo man ihn miß trauisch aufnahm, und versuchte, in den öffentlichen Angele genheiten eine Rolle zu spielen. Seine beiden Schwestern wa ren weniger ideal angelegt, sie verurteilten gleich ihrem Vater das Treiben des Bruders, doch bemerkte die ganze Familie mit Genugthuung, daß der Stammhalter Alex ebenfalls das Geld hochschätzte und dem Vater manchen nützlichen Winkfürseine Bör- senoperationen brachte. Der Vicomte de Ville, als höherer Beam ter im Ministerium des Auswärtigen, war für derartige Nach richten eine ausgezeichnete Quelle. „Ah, Rother, Sie sind es, nehmen Sie Platz," sagte endlich der Vicomte, sich gewaltsam zur Ruhe zwingend. Der Sohn des Millionärs kam dieser Aufforderung nach Aus dem Sosa sich niederlaffend, entnahm er seinem Etui eine Ci garre und nachdem er dieselbe in Brand gesetzt, lehnte er sich zurück, fixierte den Vicomte und sagte : „Nun, Berehrtester, was ist Ihnen denn in die Krone gefahren ? Haben Sie vielleicht Ihre Versetzung nach China, Norwegen oder nach Südafrika erhalten?" „Hahaha," lachte der Vicomte gezwungen, „dvS wäre eine Idee. In der That, ich werde morgen um meine Versetzung nach einer der von Ihnen genannten schönen Gegenden einkommen " „So reden Sie doch, Mensch, was haben Sie denn? Mai» sollte wenigstens annehmen, eine reiche Tante von Ihnen hätte das Zeitliche gesegnet und Sie in ihrem Testamente enterbt." „Ungefähr so ist es. Nur handelt es sich nicht Nm eine Tante, sondern um einen Onkel." „Herr von Noimont vielleicht?" „Ja, Herr von Noimont," jammerte der Marqui». „Nun, so lassen Sie hören." Dreist und spöttisch klang diese Aufforderung. Trotzdem der Vicomte sich wie zerschmettert fühlte, regte sich doch das aristo kratische Blut in ihm. Der impertinente Ton seines Besuches reizte ihn. Am liebsten hätte er ihm die Thür gewiesen, doch ver anlaßten ihn triftige Gründe, davon abzustchen Er hatte den jungen Menschen bei Wettrennen und in Spiellokalen kennen gelernt, war dann der Schuldner dessen Vaters geworden, die entliehenen Summen schwollen immer mehr an und jetzt war Rothers Vater sein Hypothekargläubiger um den Betrag von beinahe einer Million Mark, mit anderen Worten: Schloß, Park und Gut Ville, der alte Herrschaftssitz gehörte dem Bankier Ro- ther; nichts hinderte ihn, morgen die Hypothek zu kündigen, und das Gut, welches über seinen Wert belastet war, an sich zu brin gen. DaS Geld hatte der Bicomte verpraßt, er war ruiniert, ein Bettler, denn die lächerlichen sechstausend Franks Gehalt waren für seine Bedürfnisse ein Tropfen auf einen heißen Stein. Und nun die Spionage, welche sein Onkel gegen ihn ins Werk gesetzt hatte und welche für ihn von sehr verhängnisvollen Fol- gen werden drohte. Sein Gegenüber mochte au» dem Mienenspiel des Vicomte ungefähr erraten, was in ihm vorging. Kurz auflachend, sagte er: „Der erste Schreck ist anscheinend schon vorüber. In der That hat Ihr Onkel, der Herr Marquis, recht, wenn er Ihnen zürnt. Ohne Zweifel hat er Erkundigungen eingezogen und da bei erfahren, daß sein Neffe auf hohem Fuße, weit über seine Ver hältnisse lebt." „Herr Rother," sagte der Vicomte in bestimmtem Tone, wäh rend vieZornesaderauf seiner Stirn schwoll, „ich untersage Ih nen, sich noch weitere derartige Bemerkungen zu erlauben." „Gut, sehr gut, Herr Vicomte. Es war übrigens bloß mein Interesse für Sie, welches mich zu Aeußerungen führte, die Ihnen anscheinend nicht angenehm sind." „Vielmehr durchaus unangenehm sind, ja anmaßend erscheinen." „Die letztere Bemerkung will ich nicht gehört haben," erwi derte Rother. „Zudem ist dieselbe ganz unberechtigt. Ich komme hier herein, Sie fallen mir beinahe ohnmächtig in die Arme. Mit Rücksicht aus Ihre Erregung beschloß ich, Ihnen nicht mit- zuteilen, welche besondere Veranlassung mich zu Ihnen führte, sondern die Angelegenheit zu verschieben." Etwas wie boshafter Triumph schoß aus den schwarzen, glänzenden Augen des jungen Mannes. Aus dem Tone seiner Stimme glaubte der Bicomte beleidi gende Ironie zu hören. Das Gefühl nahenden weiteren Unheils überkam ihn. „Bitte, genieren Sie sich nicht, sprechen Sie," sagte er, sich mit Gewalt zu möglichster Unbefangenheit zwingend „Na türlich, Vorhaltungen über meinen Lebenslauf kaffe ich mir nicht bieten." Ekelns Gilbe weiter darüber Ich komme im Auftrage mei nes Vaters, um Ihnen zu sagen, daß er Ihr Gut noch ein mal hat abschätzen lassen und dabei überzeugt worden ist, daß er einige Hunderttausend Franks ins Wasser geworfen hat. E» war zu hoch bewertet." „Nun?" „Das weitere können Sie sich selbst sagen; er möchte die Hypothek los werden, die Geschäftsverbindung lösen." WaS hätte der bankerotte Adelige darum gegeben, wenn er die Kraft seiner Fäuste an dem Sohne des Geldmannes hätte er proben dürfen. Indes durch eigene Schuld war er in tiefste Ab hängigkeit, in Sklaverei gesunken. Alles mußte er über sich er gehen lassen, um den für alle sichtbaren Zusammenbruch seiner Verhältnisse zu verhüten „Da Ihnen nicht unbekannt sein dürfte, daß mir die Ablö sung augenblicklich unmöglich ist, so vermute ich, daß Sie aus irgend einem Grunde gerade jetzt mir den Daumen an die Kehle setzen. Das Gut ist bedeutend mehr wert, als die Schuldsumme be trägt." „Für einen Liebhaber vielleicht wohl. Indes wo finden Sie heute solche? Bei den merkwürdigen Schwankungen aller Ver hältnisse »vird sich wohl kein Angehöriger der hohen Aristokratie gegenwärtig zu einen» solchen Kauf verleiten lassen und .. „Und was die hohe Finanz betrifft," fiel ihm der Bicomte ins Wort, „welche die hohe Aristokratie in der Herrschaft über Frankreich abgelöst hat, und kann man sagen, heute in allen Ländern dominiert, so befindet sich diese unter allen Herrschern recht wohl. Mag kommen und gehen, wer da will, mag ein Narr oder ein Philosoph auf dem Throne sitzen, oder derselbe ver waist sein, weil das Volk wieder einmal Republik spielen will, die hohe Finanz kehrt sich nicht daran, sie macht unter allen Regierungen ihre Geschäfte." „Und nicht nur das," bestätigte Rother, „sondern ihr ist je der Wechsel erwünscht, ebenso wie die Gerüchte von Minister krisen, Unruhen, drohenden Berwickelunge»» und Kriegsbefürch- tungen. Alles und jedes ist dem Börsenmanne zu seinem Zwecke dienlich, denn nur so findet er fortgesetzt Gelegenheit, seine Mil lionen aufs neue »nit Nutzen umzusetzen, seinen Scharfsinn in Berechnung der kommenden Ereignisse zu zeigen und mit Be- friedigung zu sehen, wie er mit der ganzen Wucht seiner Kapi talmacht auf den Markt erfolgreich drückt und denselben in der von ihm gewünschten Richtung beeinflußt." 103,20