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106 Anträge gemacht worden. Der Tribut zahlloser Sklaven erscheint 48 Stimmen. 13 12 44 Stimmen. 21 12 Es daß die Richtern eben so _ . Htung der drei Perspektiven, die unter Winkeln von etwa 4« Graden aus einander laufen, und der Lauf der drei Kanäle bestimmen die Dircction der übrigen radialen und konzentrischen gewährt meiner Ueberzeugung eine wichtige Unterstützung, durch den Justiz-Minister von den Kreis- oder Bezirks eingeforderten Stimmen über die Ruthenhiebe und die . , sind bereits auf dem gegen- Abschaffung der Ruthenstreiche betreffende Außerdem kann man annehmen, daß Manche, welche Bedenklich keiten über die Abschaffung der Ruthenhiebe hegen, dazu durch das geringe Vertrauen veranlaßt werden, welches sie zu unseren Gefäng nissen und Corrections-Anstaltcn haben, und daß dieses wohlbegrün- dete Mißtrauen keinen geringen Einfluß auf ihr Urtheil übt. (Schluß folgt.) Rußland. Panorama von St. Petersburg. (Schluß.) Für Abschaffung der Ruthenhiebe Für Beibehaltung Nach Willkür Für Abschaffung der Kirchenbuße Für Beibehaltung Nach Willkür . verderbliche als von ihrer ursprünglichen Beschaffenheit gänzlich abgewichene Kirchenbuße folgendes Ergebniß geliefert haben: Dem Geiste schwindelt, wenn er die bewundernswürdige Welt, die erstaunliche Menge lebendiger Kreaturen und geformter und geordneter Masse», die hier das Zauberwort eines gewaltigen Machthabers in's Leben rief und ansammelte, in detaillirende Untersuchung zu ziehen wagt. Mit einem Blicke überschaut hier das leichtfertige Auge Werke, zu deren Vollendung Millionen von Händen anderthalb Jahrhunderte lang sich regten. - - - von hundert Völkern und der Schweiß zahlloser Sl hier in magnifiken Palästen an den Ufern der Newa aufgestapelt. ES ist das brillante Resultat aller Kriege und Siege des Russischen Adlers und das Erzeugniß seines merkwürdigen Wachsthums. By zanz und Babylon, Samarkand und Peking mußten zollen, um das Palmyra der nordischen Wüsten zu bauen, die Tataren und Kau kasier, die Polen und Zinnen mußten bluten, damit dies Babylon bestehe, frei athme und lebe. Der Robbcnthran der Eskimos und Samojeden duftet nach tausendfachen Metamorphosen als Odeur und Parfum in den Sälen dieser Gebäude, uud was die Natur in den Eingcweiden des Urals und Altai unter dem Schutze der gold hütenden Greifen langsam schuf, die Edelsteine, das Gold und Sil ber, die Pelze, mit denen sie die Thiere der Sibirischen Wälder schmückte, die Thceblume, die sie an China's Stauden erblühen ließ, die Gewürze, die sie an Arabiens Sonne kochte, dies Alles ist hier an's helle Tageslicht der Residenz hervorgegangen, und alle Säfte und Kräfte, die irgendwo auf dem großen Areal des Riesenreichs spärlich tröpfelten und keimten, fließen unter diesen Dächern in Strö men, und indem sich Tropfen zu Tropfen und Körnchen zu Körnchen fugte, wuchs hier Alles zu riesenmäßiger Größe heran. Diese silber- ncn Altäre und dieses Gold der Kirchenkreuzc wurde erkauft mit dem Blute vieler tausend Krieger. Eine einzige Gesellschaft, wie sich deren unter diesen Dächern täglich Hunderte versammeln, ist das Produkt von den pädagogischen und belehrenden Bemühungen von vielen langjährigen Erziehungen und unzähligen aus Englischen, Französischen, Dentschcn und Russischen Lippen hervorgegangenen Ermahnungen. Die Rn und strenges Fasten den verlorenen Gcwiffensfrieden wieder zu ge winnen. Weit entfernt, körperliche Züchtigung für entehrend zu be trachten, wurde sie vielmehr als ein Akt der Sühne und als der einzige richtige Weg zur Wiederaufnahme in den Schoß der Kirche an gesehen. Daher findet man sie in Vereinigung mit Kirchenbuße und Beichte, nach welchen der durch die Strafe Gereinigte wieder in die Versammlung eintrat. Aber dieser Glaube, dieser Begriff ist längst verschwunden. Die öffentliche Meinung stempelt in unseren Tagen den Gezüchtigten mit fast unauslöschlicher Schmach und stößt ihn mit Abscheu zurück. Findet sich wohl Einer unter denen, welche die Ruthenhiebe vertheidigen, der einen AuSgcpeitschten in seinen Dienst nähme? Hat man dadurch nicht eine Kaste von Parias, eine Art vogelfreier Wesen geschaffen, die gezwungen sind, sich so zu betrachten, als lebten sie mit dem Staate in einem fortwährenden Kriegszustände? Entehrende Leibesstrafen führen außerdem noch die Gedanken aus einen gefährlichen Abweg, und zwar auf den, zu glauben, das Verbrechen selbst sep eigentlich weniger entehrend, vielmehr aber die Strafe. Daher kommt bei Ungebildeten oft die Ansicht, ein Ver brechen sey durchaus nicht schändend, wenn man nur verstanden habe, durch List oder hartnäckiges Leugnen sich der erniedrigenden Strafe zu entziehen. Die Ruthenhiebe, welche in anderen Ländern gebräuchlich waren, sind doch in Deutschland und Frankreich ohne Schaden abgeschafft worden, und ohne daß eine Vermehrung der Verbrechen die Folge davon gewesen wäre. Sollte wohl das Schwedische Volk, das sich durch eme tiefere Religiosität auszeichnct, — das seit uralten Zeiten eine freie Verfassung hat, so weit hinter jenen Nationen zurück scyn, daß es nicht eine eben so vernunftgemäße und menschliche Gesetzge bung zu ertragen vermöchte? Die allgemeine Stimme wird diese Behauptung sicher verwerfen, und es sind bereits auf dem gegen wärtigen Reichstage die Abschaffung der Ruthenstreiche betreffende Straßen der drei AdmiralitätS-Stadttheile. Die berühmtesten unter ihnen sind die große und kleine „Morskaja", die große und kleine „Millionawa", die „Meschtschanskaja" und die „Ssadowaja" (Gar- tenstraßc). Alle Straßen Petersburgs ohne Ausnahme sind breit und bequem, und Winkel- und Sackgäßchen sind hier durchaus un bekannt. Allerdings theilt man sie ein in drei Klaffen, in „Prospekte" (lange Straßen erster Größe), „Ulitzen" (gewöhnliche Straßen) und „PereulokS" (Verbindungsstraßen, Quergassen). Doch sind diese Quergassen meistens noch so breit und groß, daß sie in jeder anderen Stadt von minder kolossalen Verhältnissen für Hauptstraßen gelten würden. Die Straßen haben alle zwei Namen, einen Russischen und einen Deutschen, der aus dem Russischen übersetzt ist. Außer den Deutschen, die ihre Deutschen Namen gebrauchen, bedienen sich alle andere Nationen, die nicht so zahlreich vorhanden sind, der Russi schen Benennungen. Jenseits der „Fontanka", die, mit den schönsten Palastreihen an ihren Ufern besetzt, den letzten Admiralitäts-Stavttheil umschließt, dehnen sich alsdann noch breit umher die übrigen Stadttheile aus und legen sich in mächtigen Ringen um den inneren Kern, und end lich weit hinten auS der Ferne, an die Wüsteneien der Jngermanlän- dischcn Sümpfe glänzend, dämmern in mattem Lichte und in den Nebel des Horizonts verloren die Vorstädte an der „Ligowka" und dem „Zagorodno-Kanal" und die von Arbeitern und Handlangern bewohnten Stadtvörfer „Klein- und Groß-Ochta" hervor. Auch diese Stadttheile, die von den Jämschtschicks ^Fuhrleuten), Plotniks (Zimmerleuten) und Mushiks (Bauern) bewohnt werden, gleichen in nichts unseren Armen-Vierteln. Es giebt in Paris und London und auch in einigen unserer Städte Quartiere, welche die wahre Residenz des Hungers und Elends zu seyn scheinen, in denen sich eine schmutzige, zerlumpte, sittenlose und freche Menschenracc bewegt, in denen die Häuser eben das zerfallene und kümmerliche Ansehen ihrer Bewohner haben und Noth, Kummer und Entsittigung in tausend gräßlichen Gestalten auf den schmutzigen Straßen schleichen. Dies ist in Peters burg nicht so. Lumpensammler, freche Straßenräuber, elende halb nackte Krüppel, zudringliche Bettler kennt diese vornehme Residenz nicht. Ja ganz Rußland hat in keiner seiner Städte eine Straßen bevölkerung der beschriebenen Art. Rußland ist dafür der Leibeigen schaft der niederen Volksklasscn verpflichtet. Mit dem Triebe zur Freiheit wurde ihnen auch der Zahn der Frechheit ausgeriffen, und da die Kleinen sich alle an die Großen lehnen, so kann keiner so tief sinken, wie bei uns, wo Alles auf eigenen Füßen stehen will. Was man daher von den Russischen Städten bei uns fabelt, daß darin neben den traurigen Hütten die schönsten Paläste ständen, ist falsch oder doch mißverstanden. Es giebt in keiner einzigen Russischen Stadt so schneidende Kontraste zwischen Elend und Luxus, wie fast in jeder beliebigen West-Europa'S, obgleich allerdings die Verschiedenheiten zwischen der rohen Einfachheit der Einen und dem Ueberflufse der Anderen groß genug sind. Der böse Geist der Gier nach den von Anderen in Besitz genommenen Gütern ist noch nicht in dem gemeinen Russischen Volke erwacht. Sie haben satt zu essen, wenn auch nur rohen Kohl und grobes Brod, und kleiden sich vollständig, wenn auch nur mit Sackleinwand und Schassfellen. Die Vorstädte der Arbeiter und die Quartiere „des schwarzen Volks" in Peters burg sind daher durch nichts anstößig und verletzend, obgleich aller dings wüst, öde und unschön und also auch durch nichts wohlge fallend. Da in ganz Petersburg, wie überhaupt in ganz Rußland, die hohen thurmartigen Dächer unserer Städte fehlen, da man glück licher Weise durchweg mit mehr oder weniger platten Dächern baut, so fehlt damit auch die ganze bei uns so zahlreiche Dachbevölkerung. Ein Dachstübchen giebt eS wohl in ganz Petersburg kaum, und so auch nicht die Dachpoeten, nicht die im böchsten Stocke wohnenden Gelehrten und Schriftsteller und nicht alle die übrigen bei uns unter den Schindeln und neben den Schornsteinen hausenden Gefangenen und Kummervollen. Die Häuser in Petersburg sind fast durchweg nur ein- und zweistöckig. Gewiß sind die meisten einstöckig, besonders in den äußeren Ringen der Stadt, aber auch in den inneren selbst finden sich nicht wenige einstöckige, und nur in den AdmiralitätS- Stadttheilen erheben sie sich zu drei und vier Stockwerken, doch auch hier nur sehr selten. Fünfstöckige giebt cS kaum ein halbes Dutzend, während man bei uns sehr häufig zu sechs-, sieben- und achtstöckigen aufsteigt. Es macht sich indeß allerdings jetzt, da die Räume am Boden theurer zu werden beginnen und die Stadt nicht mehr so bedeutend und zerstreuend um sich greift, sondern sich mehr in sich selbst ausbaut, ein bedeutendes Streben in die Höhe geltend. Die neuen Häuser werden höher gebaut, und auf den alten ein- und zweistöckigen werden neue Etagen aufgesetzt. Während meiner An wesenheit in Petersburg hätte man leicht ein paar Hundert solcher Häuser zählen können, deren Dächer man abgfdeckt hatte, um neue Etagen aufzusetzcn. Wie nach Süden vom Admiralitätsthurme die drei Perspektiven, so gehen nach Norden und Westen die Flußarme aus einander, und wenn auf jenen das Treiben und Jagen der Equipagen das Fernrohr ergötzte, so ist es hier das noch viel interessantere Schaukeln der Gon deln und Schiffe. Der Brücken über die Newa sind nur wenige, und man wäre daher in allen Fällen gezwungen, große Umwege von meh reren Wersten zu machen, wenn nicht an zahlreichen Punkten des Ufers Gondeln bereit ständen, die für wenige Kopeken auf die andere Seite führen. Die gewöhnlichen PeterSburgischen Gondeln sind unbedeckt und mit zwei Ruderern versehen. Doch giebt es auch bedeckte und sehr große zu «, w und 12 Ruderern, die mit großer Geschicklichkeit ihr Handwerk treiben und ihre Passagiere gewöhnlich auch noch mit Gelang und Musik unterhalten. Die großen Herren, der Los, die verschiedenen Ministerien und viele öffentliche Anstalten haben ihre besonderen Gondeln, die oft sehr reich geziert sind und von prächtig