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59 Bücher und 2210 Handschriften, unter welchen letzteren sich mehrere Briese und Rachrichte» von dem falschen Demetrius uns Maria Muischck befinden. Ich sah bas Archiv durch und war erstaunt, vast noch kein Gelehrter viese^Schätze angerührt hatte. Da ich jedoch wever Zeit noch Mittel hatte, um auch nur vcr Ncugicrvc zu froh, nen, so beschloß ich die genauere Besichtigung dieser Schätze der Zeit und den Umständen zu überlassen und reiste nach Gallizien ab. Hier aber wußte ich wirklich nicht, was ich zuerst vornehmen sollte, besonders in Lwow (Lemberg). Nirgends findet man so viel Mate rial für die Geschichte deS westlichen Rußlands als hier, und schon vor längerer Zeit hat die Oesterreichische Regierung der dortigen Geistlichkeit anbesohlen, alle Hauvschritten und kostbaren gedruckten Bücher über diesen Gegenstand aus ganz Gallizien znsammcnzubrm- gen und dieselben znr feineren Aufbewahrung nach Wien zn schicken. Wie man sagt, so werden im Kaiserlichen Geheimen Archiv zu Wie» auch bereits die in Ungar» »uv anderen Slavischen Landern gesam melten Handschriften und Bücher ausbewahrt^ und auch kostbare Serbische, ZUprische und andere Dokumente befinden sich daselbst. 2» mehreren Klostern Galliziens befinden sich unter anderen noch Original-Quittungen Tatarischer Zöllner über gesammelte Ab gaben; in anderen bewahrt man historische und diplomatische Doku mente über Verträge deS südwestlichen Landes mit den benachbarten Nationen, welche sehr viel Licht über daS Wesen jener Zeiten ver breiten sollen. Im Basilianischcn Kloster St. Onuphrius und im Stawropi- gialischcn Kloster zn Lemberg sah ich Urkunden der WselcnSkischcu Patriarchen mit deren in Farben gemalten Brustbildern. Das Kaiserliche Archiv in Lemberg war jedoch ebenfalls für Niemand zugänglich. In demselben befinden sich aber alte Urkun den von dem geblendete» Fürsten Wasilka, dem Fürsten Löw, Da niel u. A. Ich kann freilich nicht alle Archive Galliziens aufzählen, doch genüg! die reiche Zahl derselben in der Hauptstadt allein, und zwar sind hier: l) das Kaiserliche Archiv; 2) vaS städtische Archiv; 3) das LateinUch-Lembergschc Privat-Archiv; a) das Privat-Archiv deS Klo- sters St. Georg; L) das Stawropigialischc Archiv der Russischen Gesellschaft; V) daS Archiv des Klosters St. Onuphrius. Zn der Umgegend von Lemberg, in Krakau, im-Basilianischcn Kloster, in Luwrosf, im Somborgschcn Kreise, in Galitsch und von Przempsl bis zur Ungarischen Gränze wird man noch viel Interessan tes für die Slavische Sprache mw Geschichte finden. I» Roth- Rußland und Gallizien wird Alles, was in Russischer Sprache ge- schrieben ist, mit Begierde gelesen. Die jungen Leute im Lemberger Seminar schreiben Alles ab, was bekannt zu werbe» verdient. Be sonders hoch schätzen sie von den neuesten geistlichen Schriftstellern die Predigte» des Vikars der Kiewschcn Metropole, des Bischols vo» Kiew und Tschigirin, Znnocenz; sic sprechen gern von dem geistlichen Werthe unserer Prälaten; sie sind genau bekannt mit den vortreff lichen Werken der Russischen Gelehrten, Historiker und Literaten, und nlit glühender Begierde lesen sic alle gute Russische Werke, die sic bekommen können. Mit groster Mühe fevoch nur und für vieles Geld erhalten sic Bücher aus Rußland: so kostet ihnen z. B. vaS Journal deS Ministeriums der Volksausklärung SO Rheinische Gulden. Ka- ramsiu's Geschichte von Rußland besitzen nur der Metropolit Michael und die OffolinSkische Bibliothek, welche dieselbe wie ihren Augapfel bewahren; auch kostet sie ihnen 20U Rheinische Gulden, und mit Recht beschweren sie sich über diese Uebertheurung. Es fehlt ihnen daher an Kcnntniß unsercr Literatur, Geschichte und kirchlich-theologischen Werke. Die Russische Sprache verschwindet alimälig in Gallizien, und in den Seminaren wird in Lateinischer und Deutscher Spracht gelehrt. Das gemeine Volk spricht den Polnisch,Klcinrussischen Dia lekt; in den Kirchen aber wird der Gottesdienst in dcr alten Kirchcn- Slavonischcn Mundart gehalten. Ich habe auch einige Predigten nut angebört, die der Sprache nach eine große Verwandtschaft mit dem Klein-Russischen hatten. Das Volk lebt in der größten Armuth, und die Geistlichkeit unterscheidet sich in dieser Beziehung von dem selben nur wenig. tll. Berlin. — Wien. — München. — Paris. In Böhmen, Mähren, Ungarn und anderen Slavischen Ländern glüht nicht weniger dcr Wunsch, uns näher kennen zu lernen, mit unserer Bildung bekannt zu werden, doch dazu sind dort keine Mittel vorhanden, wir aber verwenden keine Aufmerksamkeit auf jene Län- der, als wollten wir nicht wissen, wie sehr sic unscr Vaterland, daS glückliche Rußland, kennen zu lernen wünschen. Da cs mir unmöglich wurde, die Erlanbniß zur Kopieuahme der von nur ln Lemberg besichtigten Handschriften zu crhalten, so gab ich dieses Vorhaben Mil wahrem Scelcnkummer auf und setzle meine Reist "sch den Karpathen fort, erkrankte jedoch so, daß ich umkehren und zwei Monate ui Lemberg ijcgc» bleiben mußte. Nach meiner Genesung reiste ich aber über Krakau nach Berlin. (Schluß folgt.) D ä n c m a r k- Die Königliche Gesellschaft für Nordische Altcrchumskundc in Kopenhagen. (Schluß.) Das Alterthümer-Comite legte einige unter einem großen Stcme im Bröndstcd« Walde bei Fredericia gcfundcnc Altcrthü- mer vor, nämlich Bruchstücke von zwei sehr großen und prächtigen Strelthämmcrn von Bronze, zmn Theil mit Goldzicrrathc», und außerdem durch ihre Arbeit ausgezeichnet, indem beim Gusse beson dere Kunst angewendet ist, um Metall zu sparen. Oberst-Lieutenant Sommer, Kommanvant von Rosenberg, gab Bericht über einen bei Uuverup Bp im Amte FreverikSborg gc- öffnctcn Grabhügel und die darin gefundenen Altcrtbümer. Benve Bcnvsen in Aeroskjödning gab Bemerkungen über den sogenannten St. AlbertS-Kirchhof aus Aero. Eapuai» Joh. Schrooer in Schleswig vcrcbrlc der Gesell schaft seine Altcrlhümcr-Kartc.unv Beschreibung dcr Stadt Schleswig und Umgcgciw. l>r. Burmeister in WiS.nar sandte Bemerkungen „über den frühen Verkehr der Ostsecstävlc mit Kopenhagen uüv den Dänischen Inseln." Prof. R. Kcpscr in Christiania sandte Beschreibung eines Alterlhümcr-tznndes bei Nordgaarv, Amt Throndheim. I>r. Lunv in Rio Janeiro sandte seines Reisegefährten P. A. Branol Zeichnung deS 3iuneuste ins zu Dpuna in Hade- lanv und des Aftcrihumforschcrü Arendt Erklärung veS Thanbcrg- RuiieiistcinS. Zugleich erbot sich Brandt, seine Zeichnungen merk würdiger Stellcn und Trümmer Norwegens für die Gesellschaft auSzutühren. Iustizraih Thomsen brachte von seiner Reise in Schwede», wo er die wichtigsten öffentlichen und Privat-Sammlungen der Alter- thümer besichtigte, siebe» auf Ocland gefundene Stücke von Kalk stein, die ihm l)e. Ekman in Kalmar sür das Museum gegeben. Sechs davon habe» bisher uubckamite Gestalt, herzförmig, fünfeckig, mit gekrümmter Spitze u. s. w. °), alle sind durchbohrt. Ma» fand sie, mit ähnlichen, beim Aufbrechcn von Steinröhrc»; einige tragen Spuren der Brandstätte, wodurch sich etwa ihr Zeitalter bestimmt. Die härtere Steinart, aus welcher sonst gemeinlich vergleichen Stcin- geräthc gearbeitet sind, finvei sich nicht auf Oclanv. Obeist-Lieutenant Sommer wies zur Vergleichung ve>schievenc meist Indische Amu- lete von sehr ähnlicher Gestalt mit den Oclänvischen Stcinsachcn, welche freilich zu groß sind, um sie als Anhängsel am Leibe zu tra gen, jcvoch, »ach Thorwalvsen'S Meinung, wohl dazu dienen mochten, wie noch in vc» Südländern"), in Tempeln als Weihgc- schcnke zu haugcn. Pfarrer Fr. P. von Knorring zu Fiuström auf Aland sandte, mit mehrere» i» Finnland gefundenen Alterthümern, einen Abdruck deS alten Siegels von Aland, auf welchem K. Olaf der Heilige mit Streitaxt unb Reichsapfel sitzt; umher die Inschrift: 8. It.-aci Mure«: üe: 8ka >/:i,«rvio; welches letzte Wort Prof. Radloff, in seiner Ge schichte ÄlanvS, durch den Ort Tvsarbp deutet, oder durch SotaS- kär-Soik, weil Olaf den Seeräuber Soti besiegte. Dic Asiatische Gesellschaft zu Kalkutta übersandte durch ihren (seitvcm verstorbeneni Sccrctair James Prinsep zwei altcKupfcr- waffen, welche nebst mehreren ähnlichen, durch eine» Erdsturz bei dem Dorfe Niora'i in dcr Landschaft El-weh, zwischen dem Ganges und Dschunma, zum Vorschein kamen, nämlich: ein kurzes brcitcS Schwert, dessen Handgriff bloß auS einer Verlängerung der Klinge besteh», und eine Lanzenspitze, die in den Schaft eingesteckt und durch vorstehende Haken daran befestigt wurde""). Achnlichc Waffen werden häufig bei vc» Hiudostanischcn Städten Mathura und Bindrä- banv gefunden, »uv dic Eiugcborcucn halten dieselben sür solche, wie in dem vurch vaS berühmte Sanskritische Helvengcdicht besun- ge»c» Mah«bh-rata-Kriege gebraucht worden: waS jedoch Prinsep bezweifelt, weil dieses Gedicht auSvrücklich vo» Stahlwaffcn spricht. Aber Gestalt, Arbeit und Stoff, fast ganz reines Kupfer, deuten auf hohes Ailenhum. Im Norvcn fand man bisher stets schon durch Zinn zu Bronze gehärtetes Kupfer zu Waffen verarbeitet. DaS Altenhümer-Eomite zeigte, zur Vergleichung mit den Ge- rächen vcS Nordischen SteinalterS, mehrere Waffen und Geräth- schasten von Stein aus Reu-Seeland, so wie Karaibische aus Westindien; ferner 20 auS v. Siebold'S Sammlung in Lcxdcn eingctanschte Stcw-Altcrthümrr aus Japan: fast sämmtlich von auf- fallender Achulichkeit mit den Nordischen Steinsachen. ES sind: drei Keile, Japanisch li-nki, v. h. Donnerkeile, benannt; ein Messer von Feuerstein; drei Wurffpicßspitzcn von Feuerstein; sieben herzför mige Pfeilspitzen, Japanisch S-n»ne i«i genannt, zum Theil von Odsioian; uuv sechs spicßblattsörmige Pfeilspitzen von Feuerstein. Ferner, gleichfalls auS dcr Siedolvischen Sammlung, eincn Harpuu von den Alcutischcn Inseln, dessen eigentliche Spitze, ein scharf- geschliffener Schicscrstcin. i» einen kleine» Schaft aus dieselbe Weise emgcsetzt ist, wie bei den Grönländischen ESkimo'S, und an dessen einer Seite zwei Widerhaken durch Einschnitte hcrvorgebracht sind. Prinz Christian ließ der Gesellschaft sechs Alterlhümer von Feuerstein auS Indianische» Gräbern der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika vorlegcn, besonders eine herzförmige Pfeilspitze, den Nor dischen unv den Zapanischen fast ganz ähnlich; ferner einige in Griechenland gefundene Sici» - Alterthümer, darunter eine den Nordischen Feucrstcinspänc» völlig gicichender Span von Obsidian, der in Verbindung mit einige» Marmor-Figuren, welche ausfallende Achnlichkeit mit dm Aegyptischen haben, gefunden wurde. Itr. Lund sanvte aus Brasilien Bemerkungen über die Waffen nnd Geräth- schaftc» dcr Süd-Amerikanische» Wilden und versprach, der gleichen imchzuscndcn, uamcmUch von ihren Stein'keilen, welche von den Portugiesischen Eingcwandertcn Oori-wo, d. h. Donnerkeil, genannt werdcn. ') Aie lind dem Bericht In Holzschnitt heigefügt. "i 3- B- in dcr aus Konradm'o vmeichiungsstatte in Neapel erdaule» Kapelle. '"I Abdildungcn von deiden, so wie von den folgenden Alterthümern, lie fert ebematts dcr Bericht, welcher so zugleich zur Fortieyung deS vo» der Ge» selbchaft UU7 herauogeg. Leitfaden« der Nordischen Alterlhum«ku»de dient.