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Wiftdenttia, erscktinen drei Nunnneen. Pränumeralidn«- Prei» 22j Sqr. (j Tdlr.) vierteliahrUck, Z Thlr. sür da« ßanze Jahr, ad ne Er- h-huufl, in allen TbrUcn »er Preußischen Monarchie. Magazin für die Man prännmcnrt aus diese- Littratur-Blatt in Berlin in der Erudition der AUg. Pr. Starts«Leitung (^riedriidsstr, Rr. 72); in der Provinz so wie im Au-iande bei den WvbUöbl. Post»Aemrern. Literatur des Auslandes. Berlin, Mittwoch den 3. Februar 1841. Rußland. Audslügc eincS Nüssen, zur Erforschung Slavischer Literatur und Geschichte. I. Warschau. — Breslau. — Lausitz. — Dresden. — Böhmen. Mehrere meiner Bekannten haben mich veranlaßt, eine Skizze meiner Reise zu gebe», welche ich aus eigenem Antriebe vorzüglich in dieienigen Länver gemacht habe, in denen ich Ausbeute für die Geschichte des Slavischcn Volkes und seiner Sprache zu finden hoffte. In welchem Maße ich meinen Zweck erreicht habe, werde ich später in einem besonderen Werke darthun, jetzt aber mich nur auf eine gedrängte Aufzählung der schriftlichen oder gedruckten Slavischcn Denkmäler beschränken. Im Jahre I8»8 reiste ich im Monat Februar, also im rauhen Winter, von Petersburg nach Kauen auf der herrlichsten Chaussee durch Weiß-Rußland und kain in den ersten Tagen des März, mit dem anbrechenden Frühlinge, in Warschau an. — Welch' scharfer Kontrast zwischen den beiden Hauptstädten! In ersterer war die Natur noch von der Kälte in Fesseln geschlagen, in der letzteren athinete sie dagegen schon junges Leden. Bei meiner Ankunft in Warschau war cs mir anfangs nicht möglich, daS Königliche Archiv und die Bibliothek zu sehen. Doch verdankte ich später sehr viel der wohlwollenden Unterstützung Sr. Ercellenz Andreas Jakowlewitsch Storoshenki und des Kollegien-RatheS Mmewitsch, welche mir auch die Mittel und Wege verschafften, die in Privathändcn bcfindlichcu Aktenstücke zu benutzen, wobei ihre ungemeine Theiluahme, so wie ihre auSgebreiteten Kenntnisse in Betreff der Slavischcn Denkmäler, mir sogar die Auswahl derselben erleichterten. Gleichzeitig erhielt ich rin Verzeichnis» des Kron- Archivs, in welchem nicht nur für die Geschichte des Königreichs Polen, sondern auch für die von Rußland sehr wichtige Dokumente aufbcwahrt werden. Nachdem ich die historischen Schriften so wie die Merkwürdig keiten der Stadt betrachtet hatte, reiste ich weiter über Kalisch nach BreSlau, der Hauptstadt von Schlesien, welche jetzt völlig in eine Deutsche Stadt verwandelt ist °), so daß, außer der Erinnerung an ihr Alter, sich hier nichts für Slavische Untersuchungen Merkwürdiges vorfindct. Zwar leben hier sehr eifrige Verthcidiger des SlavcnthnmS, doch ihre Stimme ist wie die Stimme in der Wüste. Sie lieben alle» Vaterländische") und lesen und verfolgen mit Begierde den Gang der Slavischen Bildung. Unter der Zahl der eifrigsten Ver ehrer deS SlaviSmuS ist besonders der berühmte Purkinje, Professor an der Breslauer Universität, zu nennen. °"> In Breslau (Gladisch WratiSlaw) giebt eS nicht einmal eine Slavische Handschrift oder Slavische Bibliothek, obgleich die Biblio thek der Universität 2U0,ll«> Bücher zählt und viele reiche Samm lungen hat. In einzelnen Archiven in Schlesien sollen, der Aussage der Verehrer deS SlaviSmuS zufolge, viel wichtige Handschriften in Verschiedenen Slavischcn Muntartcu sich vorfindcn. Von Breslau reiste ich durch die Lausitz nach Dresden und richtete auf dieser Reise meine ganze Aufmerksamkeit auf die Ein wohner — unsere Stammverwandten — die Wenden und Sorben, welche heutigen Tages noch Wendisch redcn, größtentheilS aber sich zum Luthcrlschcn Glauben bekennen. Dieselben loben meistcntheils zerstreut m kleinen Städten nnd Dörfern. Nur wenige Deutsche leben unter ihnen. Zu ihrer Ausbildung haben sie gute Lehrer und Wendische Schulen; der Gottesdienst'wird in Wendischer Sprache gehalten. Während meines Aufenthalts in Görlitz, dem Hauptorte der Nieder-Lausitz, besuchte ich vorzüglich die Wenden, um ihr« Sprache kennen zu lernen, und fand, daß dieselbe mit der Polnischen, -> Di,e,s i,nt" datirt schon von einigen Jahrhunderten her. Verstau war befeesDeulck noch bevor e« unter die Herrschaft Deutscher Kaiser »am Das w 'n schienen sr.wzG.g au, daS reckte üd r- "'7r u?» »war ^'"nur üb-nckUesi-«- »ga^scko^^m Hilt, so m e« in dieser Zusammenüellung lft<r — i Pros. Purlinje, einer der hochacktdatgen Deutschland dehnt, ist bekanntlich von Geburt e«" K vbmr, und »war em Slaviswer Pvhme l Lieche >, weshalb seine Vorliebe >ur da» ^laveulbum auch erklärlich, j„ Schießen aber als erotllck »u betrachten ig. Czcchischcn (Böhmischen), Serbischen und anderen Slavischcn Mund arten gemischt ist. Unser Petersburg nannten sie Rottcrburg (rothc Stadt). Die Augen ncnncn sie evo'.-inlu '; die Tasse l'-wdo vom Deutschen Worte Tasse; den Teller Mckorßu vom Dcukschcn Teller; die Uhr 8,-garvom Polnischen rv^arr; die Rase vaö Brod Kobu* "; den Krug Unxun die Backe» Warnrki ' °) e-tc. Schriftliche Slavische Dokumente findet man in der Lausitz jedoch auch nicht, nur noch einige alte Gebäude und Ruinen a»S der alten Vorzeit, welche für den Alterthumssorscher höchst wichtig sind. Die heutigen Wenden haben dagegen die Tbatcn ihrer Vorältcrn, der Sorben, heilig im Gedächtniß aufbcwahrt; und in Entzücken gcratben sie, sobald sie mit ihren Stammverwandten, namcutlich mit Russen, sprechen. Als sie erfahren hatten, daß ich aus Peters burg scp, sahen sie mich lange Zeit mit Verwunderung an, nnd ein altes, kcankcS, im Bett liegendes Mütterchcn richtete sich auf und frägtc: „Ist eS denn wirklich wahr?" — „Ja gewiß", crwic» dcrte ich. — „Sagen Sie mir", fuhr sie fort, „ist unser Weißer Zar") gesundk" — „Gott sey Dank", sagte ich — „So gebe Gott ihm eine lange Regierung." — Nacbdcm ich mich noch einige Zeit über ihre Lebensweise und ihre Beschäftigungen unterhalten hatte, sagte ich ihnen Lebewohl. Ma» brachte mir Salz nnd Brod, die alte Slavische Gastfreundschaft! und mit herzlicher Dankbarkeit nahm ich cS an. In den Prcuß'schcn Staaten giebt cS ungcfäbr zwei und eine kalbe Million Slaven, welche also mehr als den sechsten Theil der ganzen Bevölkerung auSmachen, die etwa l» Millionen beträgt. Bon Görlitz bis Dresden sind die Wcndcn zerstreut; die meisten derselben findct man um Budissin, zu Deutsch Bautzen. Budisfin in der Ober-Lausitz hat I2,«<X> Einwobner, welche größteutheils Wenden sind. Die Sladt gehört zum Königreich Sachsen nnd rühmt sich der Tuch-Fabricatiön, so wie der Wollcnzcug- und Leinwand-Manu faktur. Der Puh der hiesigen Wenden gleicht in vielen Stücken dem Klein-Russischen. — In der Ober- und Rieder-Lausitz findet man auch keine Slavische Manuskripte. ES giebt zwar, sogar in jeder kleinen Stadt, Bibliotheken, doch bestehen dieselben vorzüglich nur auS Lateinischen und Deutschen Büchern. Nach meiner Ankunft zn DrcSvcn — Slavisch DraSdin — eilte ich sogleich auf die sehr reiche Königliche Bibliothek, welche auS z<m,um> Büchern besteht, jedock von Slavischen Handschriften nichts Besondere» enthält. Die bcmcrkcnSwcrihcsten sind nur c»wa folgende: l) Die Werke von Johann Damaskin — 2 Theile — von denen der erste l«>2 Predigten Johann DamaSkin'S, der zweite eine Aus wahl von Stellen auS gottesfürchtigen Schriften, so wie daS Leben des ehrwürdigen Vaters Johann Damaskin von Peter Damaskin, enthält. Dieses in Kirchenschrift geschriebene Manuskript ist ursprüng lich vom Patriarchen Johann von Antiochien verfaßt und hierauf von Pachomii, einem Mönch dcö Dragomireschcn Klosters, im Jahre 7126 (li.I8) abgcschriebcn werden. 2) Eine Sammlung von Gebeten, nach Monaten cingcthcilt, ohne Anfang und Ende; eine Handschrift aus dem l8tc» Jahrhun dert in Kirchcnschrift, in einer Rolle. 3) Wunder und Leben deS Hciligen Vaters so wie ehrwürdiger Männer, nebst Gleichnissen und Ärzählungeu. Eine Handschrift auS dem I7ten Jahrhundert in Kirchcnschrift.' 4) Sage in der Kürze von dem Beginn des Kasanschcn König reichs, so wie von dem Streite und den Siegen dcS Moskauischen Großfürsten und dcS Zaren von Kasan und von der Einnahme deS Zarthums Kasan durch den rechtgläubigen Zaren und Großfürsten Johann Wassiljewitsch. Eine Handschrift auS der zweiten Hälfte dcS tüten Jahrhunderts, deren Ende jedoch fchlt. Unter diesen Handschriften wird auch noch aufbewahrt: a) lierkü lUouEinm lin.^ico-lminum und lAunolnxium liusni- cum, in zwei von BeckinS eigener Hand geschriebenen Heften. Im ersten Hefte befindet sich ein Auszug aus einem im Jahre 1K8V in Moskau gedruckten Evangelium, mit Erklärungen Slavischer Aus drücke in Lateinischer Sprache; im zweiten Hefte aber eine Fort setzung deS Auszuges auS demselben Evangelium und cin Monolog. h) DaS Original-Werk der Reise des Baron Meierbcrg nach Moskau im Jahre IL6I. Diese Reise wurde 1827 durch Adelung 's Diese Worte heißen i,n Stusgscken- I) vl»<-ln, 2) D»<-I>»,rl>l.-, Zs Darclß», 4) D-eUspx, 5) div-«, 6) tUUjck, 71 »Lu«t->hi>in, U) 8rl,t,rlivla. "> In Rußland, namenkiick i» Klein-Rußland, nennt das Volk den Kaiser den Weißen Zar. MitKergunst des Russischen Erzählers erlauden wir unS übrigens, diese» Gcschichtcken — für ein Gesckichlcke» »u halten- D- St.