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merkwürdigen Fund gethan, bestehend aus zwei K« fischen Mün zen, einigen Glas- und Bernstein-Perlen, zwei eirunden Bronze« spangen und einem kicineu Stücke Zeug von blauer Farbe. Weitere Nachgrabung des Pfarrers an derselben Stelle ergab noch eine ver- rostete eiserne Schwertspitzc. Auch auf Born Holm wurde vor einigen Jahren eine Ku fische Münze gefunden. Auf derselben waren einige Runcninschriften eingeritzt und dadurch bas Gepräge etwas undeutlich geworden: dennoch liest Magister Lindberg den Namen bll-^utavr-KIist al -XUali, ein Abbasidischer Chalif, und die Jahrzahl 2ZI, also 843 nach Christi Geburt; der Name der Münzstätte scheint Bocchara. Aus Verglei chung der verschiedenen Runeninschriftcn auf dieser Münze glaubt Prof. Finn Magnusen, daß dieselbe erst dem Goden Eyulf Einarson zu Mödruvellir auf Island gehört habe, der eine Volksversammlung hielt, um die im I. 873 ganz Island schwer heimsuchende Hungerü- nvth zu lindern. Von ihm bat ein Ostmann, vcrmuthlich ein Däni scher Kaufmann, Danr, die Münze bekommen, und die eingeritzlcn Runen scheinen das Gebet zu enthalten, daß der Gott der Götter (Dir vis) ihm eine glückliche Reise gebe. Einige Inschriften mit Angelsächsischen Runen sind wohl noch später in England ober Dänemark cingcritzt. Mag. Lindberg gab auch Erklärung der Rn nenschrist eines im I. I82l zu TundSgard Klint auf Fyen (Fühnen) in einem alten Grabhügel gefundenen goldenen Fingerringes, mit einer eirunden Platte, aus welcher um einen Jntaglcv von Karniol eine Sassanivische Inschrift cingegraben steht, deren Züge jetzt jedoch sehr undeutlich sind; so wie auch ein bedeutendes Stück in der Mitte der Gemme, die wohl eine symbolische Bedeutung gehabt hat, verrieben nnd dadurch die ganze Figur unkenntlich geworden ist. Auf der inneren, dem Finger zugekehrtcn Seite der Plätte liest man in Runenschrift: rück og Ings »Inga, oder nach neuerer Isländischer Schreibweise: ranU, <-x loggst d. h. ich lenke des Schicksals Kette oder Schluß; was vermuth- lich aus das Bild der Gemme Bezug hatte. Man ersieht, daß die Nordischen Besitzer ihn als einen Talisman betrachteten; nnd ver- muthlich schenkte oder übergab der frühere morgenländischc Eigen- thümer ihn als solchen; wie der Ning denn" auch ursprünglich wohl nach morgenländischem Aberglauben diese Bedeutung gehabt haben mag. Der Major Graf von Ahleseldt-Laurwigen auf Lange- land legte einige merkwürdige Bronze-Sachen vor, welche in einem Grabhügel zu Snöve Mark gefunden sind, nämlich: zwei große Spiralringe, eine Buckel und Bruchstücke von einer Hangeurne. Zur Vergleichung hiermit diente ein anderes Bronzegefäß mit einer inneren Ausfüllung, vielleicht Gußkern, von Thon, welches die Ge sellschaft neulich vom Schullehrer I. Kreiberg in Sandager bei Affens erhielt. (Schluß folgt.) Arabien. Der weise Suleiman und der Niesenvogel Simorgh. (Schluß.) Eines TageS sagte der Weise zu dem Prinzen: „Du hast mir nun schon mehrere Jahre gedient, und ich habe Dir gar nichts Gutes erwiesen: jetzt schäme ich mich fast, vor dir zu erschei nen; darum fordere eine Belohnung von mir." Der Prinz sprach: „Tausend Mal sey mein Leben für Dich hingeopfcrt, und zehntau send Mal sepest Du gesegnet und glücklich! Ich häbe Dir nicht mit Hoffnung auf Lohn gedient." Diese Antwort entzückte den Weisen, und er sagte nichts weiter. Der Prinz ging nun auf den Markt, verkaufte seinen goldenen Gürtel, den er so lange aufbewahrt hatte, steckte das Geld in seine Börse, und so oft er von dem Tage an auf den Basar ging, kaufte er für den Weisen rin hübsches Geschenk. Auf diese Weise verging ein drittes Jahr. Der Weise aber schämte sich immer mehr vor seinem Diener. Eines Tages sagte der Prinz ru ihm: „Möchte mein Herr lange leben! E« hat mich eine Sehnsucht ergriffen, die Quelle des Nil zu sehen: gestatte mir, daß ich Dich verlasse!" Sein Herr ant wortete: „Mem Sohn, Du bist nur ein Kind; wenn die Nilquelle im äußersten Abcndlande sich befindet, wie wirst Du bis dahin ge langen können s" — Der Prinz versetzte: „Es ist der Wille des all mächtigen GotteS." Als der Weise nun sah, daß seine Vorstellun gen nichts fruchteten, ging er nach seinem Schatz, brachte etwas mit, das sich wie ein Stück Wachs ausnahm, und gab es dem Prinzen mit den Worten: „Iß diese Spezerei; denn sie wird Dir nützlich seyn." Der Prinz that ihm seinen Willen und bat ihn dann, ihn den Nutzen der Drogue kennen zu lehren. Der Weise antwortete: „Sie ist aus Suleiman's Schatze genommen. Durch ihre Kraft kannst Du an jedem Orte der Welt verstehen, was die Bögel und alle Thiere sprechen." Der Prinz dankte und begab sich bann, voll Freuden auf die Wanderung nach der Nilquelle.') Nach einer Reise von zwei bis drei Tagen kam der junge Wanderer zur Zelle eines Einsiedlers, mit dem er freundliche Grüße austauschtc. Der Greis rief ihn zu sich und befragte ihn über seine Herkunft und den Zweck seiner Reise. „Ich komme von Morgen", sprach der Prinz, „und gehe nach Abend, um die Quelle des Nil zu suchen." Darauf bemerkte der Einsiedler: „Wenn Du noch zwei bis drei Tagereisen weiter bist, so wird das Meer Deine Schritte hemmen, und Du wirst unruhig und gedankenvoll da sitzen. Als dann wird plötzlich ein Vogel aus den Lüften vor Dir sich nieder- lassen, der so ungeheuer groß ist, daß Du seinen Kops gar nicht ') Wir übergeben bicr ein langes Cinswicbsel, das mit dem Jaden und der Tcndcm des slmebm sehe umwwdüw erzählten MahechcnS ganz und gar nichts zu schaffen hat. sehen kannst. Klammere Dich an einen Fuß dieses Vogels; und bald wird er sich wieder emporschwingcn, über alle Meere hinwegfliegen nnd in einer Ebene Dich adsepcn, die er alle Tage besucht. Bist Du wieder am Boden, so säume nicht und gebe weiter; bald wirst Du einen hohen Berg entdecken, dessen Gipfel eine goldene, mit Hya zinthen und Smaragden herrlich besetzte Kuppel ist. Bon dieser Kuppel ergießen sich vier Ströme: der Eine ist der Nil: die ande ren heißen Dicschla, Dschihon und Euphrat. Sobald Du dort an- gekommen seyn wirst, lege Deine Kleider ab, wasche und reinige Dich, und sprich ein Gebet. Hast Du dies gethan, so kehre auf demselbkii Wege, den Du gekommen, in die Ebene zurück. Daselbst wirst Du den großen Vogel wieder sehen; halte Dich an seinen Fuß, so fest Dn kannst, und laß Dich von ihm über die Meere zu rücktragen, bis er Dich wieder au der ersten Stelle abgesetzt hat. Bist Du wieder glücklich diesseits, so wirst Du mich todt in der Einsie delei finden: wasche dann meinen Körper und übergieb ihn der Erde; daraus geh, wohin es Dir gefällt." Der Prinz that, wie der Alte ihm geheißen. Als er zu dem goldenen Berge gekommen war, schickte er sich an, die Kuppel zu ersteigen; aber eine Stimme von oben rief ihm: „Sohn Avam'S, Du kannst hier nicht verweilen; gieb Dir keine Mühe, weiter vor- zudringen: der Versuch würde Dir das Leben kosten. „Der Prinz staunte über den Zuruf; bann legte er seine Kleider ab, wusch sich, warf sich mit dem Gesicht an die Erde und betete. Als er den Kopf wieder aufricktcte, sah er eine Weintraube, die von der Kup pel zu ihm herabgeschwcbt war; dieselbe Stimme sagte: „Dies ist Deine Nahrung für heute: nimm die Traube, denn sie ist eine Frucht des Paradieses, und wenn Du sic gegessen hast, wird es Dir nach keiner anderen Speise gelüsten. Der Prinz stärkte sein Herz, sprach ein Dankgcbet, kehrte dann wieder in die Ebene und ließ sich von dem großen Vogel an das diesseitige Ufer der sieben Meere zurück« bringen. Er ging nach der Einsiedelei, wo er den Körper des Ein siedlers sand, und begrub ihn. Daraus machte er sich wieder auf den Weg, immer vorwärts gehend, nnd bald begegnete ihm JbliS (vcr Saian) im Gewände eines frommen Sufi's. Jblis sprach zu ihm, nachdem sie einander begrüßt hatten: „In welcher Richtung bist Du gewandert, und hast Du gefunden, was Du suchtest/" Der Prinz antwortete: „Durch die Gnade Allah'S ist meine Reise glück lich gewesen, und ich habe meinen Zweck erreicht. Sich nur diese Weintraube, sic mag davon zeugen, daß ich die Wahrheit geredet." JbliS betrachtete sie, steckic daun die Hand in seinen Acrmcl und zog einen prächtigen Apfcl hervor, den er dem Prinzen verehrte: „Da", sagte er, „hier ist auch eine Frucht aus dem Garten des Paradieses." Während der Prinz nun gierig in den Apfel biß, be- mcisterte sich Jblis der Traube und rief lachend: „Ich bin der jenige, der den ersten Menschen versucht und bewirkt hat, daß er aus dcm Paradiese fliehen mußte; jetzt will ich nicht, daß Du eine Traube dcS Paradieses essest. „Mit diesen Worten verschwand er und ließ den Prinzen in tiefer Betrübnjß zurück. Dieser ging wei ter, bis er aus Meer kam; cs gelang ihm abcr nicht, eine Menschen wohnung zu finden. Er lief an der Küste hin und her und stillte seinen Hunger mit todtcn Krabben und rohcm Grase. So verstrich cine Woche, als plötzlich ein Schiff sich schcn ließ. Der Prinz gab seine hülflose Lage durch Zeichen zu verstehen; man ließ ein Boot abstoßcn und nahm ihn an Bord. Die Schiffcr woll ten nach der Insel Oman fahren: allein der allmächtige Gott lenkte es so, daß der Wind ihnen plötzlich entgegenblicS; das Schiff wurde drei Tage lang auf den Wellen hin- und hergeworfen, und den vier ten Tag scheiterte es an einem Felsen. Die ganze Mannschaft er trank; nur dem Prinzen und drei Arabischen Pferden gelang cs, sich schwimmend an die Küste zu retten. Bon hier erblickte er einen Berg, der ganz mit Rosen, Tulpen und Kräutern aller Art bedeckt war. Der Prinz irrte ein paar Tage am Fuße des Berges herum und fristete mit Wurzeln und wilden Früchten sein Leben. Da begab sich's, daß eines der drei Pferde stürzte und sich die Beine zerbrach. Der Prinz dachte: „Ich will dieses Thier tödten, ehe cS von selber stirbt, und von seinem Fleische mich nähren, bis Allah mein Schicksal zum Besseren lenkt. So tödtete er das Thier, zog ihm die Haut ab und hing sie über einen Stab, nm sie trocknen zu lassen. Dann zerschnitt er das Fleisch, legte ein Stück davon auf heiße Steine und verzehrte dasselbe. Jeden Tag ging er in der Nachbarschaft herum, und kam die Nacht, so wickelt« er sich in die Haut des Pfer des und schlief. Zehn Tage hatte er diese Lebensweise geführt, als die Langeweile anfing, ihn zu quälen. Da sprach er zu sich selber: „Was kann ich thun, um mich von hier zu befreiens Noch ist kein Schiff gekommen, das mich erlöset. Ich will ausstehen und bis auf den Gipfel des Berges steigen; vielleicht wird mir Allah einen Weg- weiser zusühren." Er ging den Berg hinan und gelangte mit vieler Mühe nach oben; da sah er aber noch einen Berg über dcm Berge, dessen Haupt bis in dcn Himmel reichte, und auf diesem Berge einen Baum, der an Größe nie seines Gleichen gehabt. Der Prinz ließ sich ermüdet im Schatten dieses Baums nieder, dessen Wipfel er vergebens zu erspähen suchte, und wurde bald vom Schlafe über- mannt. Während er schlief, bemerkte ibn die junge Tochter des Königs vom Abendland« aus ungeheurer Höhe. DaS war eine Ge stalt, dergleichen sie nie gesehen hatte; und sogleich fühlte sic ihr Herz zu diesem Wese» hingezogcn. Sie sprach zu sich selber: „3st dies ein Traum oder «in Blendwerks" Bis dahin war ihr noch nie ein Kind von Adam's Stamme zu Gesicht gekommen; sie hatte sich eingebildet, der Ort, wo sie wohnte, sey die ganze Welt, und Gott, habe kein anderes Wesen, als den Simorgh, geschaffen. Der Prinz kam ihr ungemein schön vor, und cS fehlte wenig, so wäre sic vom Baume grsprungcn. Sic warf einiges Obst hinab, das der Simorgh ihr gebracht hatte. Der Prinz schlug die Augen auf, sah über sich