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Theile Frankreichs dir Cbolera, ^während dcr Bürgerkrieg und B«r- ralh in einem anoerc» Theile vaust^m; >8»^ ver swnijhlichc Verrath von Deutz; I«:r4 die letzten Mißgeschicke zu Lyon; I8.,5 der Schrecken der Ebolera, die innerhalb dreier Monate die Provence in einen entsetzlichen Begrabnißplay umwantilte; I8.t7 ric dritte Erscheinung der Landplage; >L!8 der grausame Winter; t>tgl> unsere politischen Prozesse, und endlich 184» das unerhörte Mißgeschick, von kein weder die lUberlieferung »och die Geschichte ein ähnliches Beispiel aufzuwciscn hat. Italien. Die Reise nach Italien. lSchluß.) Ein Brief von seiner Frau verkoppelte noch die Langeweile seiner Einsamkeit; er bemerkte, daß sic in Verlegenheit war, wie sie von scc- ne» Angelegenheiten und leinen, ersten Kommis zu ihm sprechen sollte, und daß sie, anstatt sich über seine Abwesenheit zu beklagen, ihn saft aussorverie, seine Rückkehr zu verschieben. Wie groß auch sein bis vahin begründetes Vertrauen auf die feste Tugend seiner Frau war, so machte doch unser kluger Reisende die Bcmcrknng, daß, wenn die anwesenden Ehemänner von ihn» Frauen manchmal Unrecht leiden, die abwesenden sich der Gefahr aussetzeu, dieses Unrecht noch zu vergrößern. Er würde gern zurückgeeilt seyn; aber konnte er cs ihn», ohne sich zu dlamircnk Er verließ schnell Rom und reiste nach Neapel. Italien ist das Land Ler Widerspruche. Von der Stadl der Ruhe und des Schweigens ging er in kie Stadt dcr Bewegung und rcS LarmenS; kenn von allen Städten der Ausonischen Halbinsel ist Neapel die geräuschvollste, die schreiendste und die am meisten gestikulirendc. Ec hatte daher Muhe, sich an das Neapolitanische Erlöse, gegen welches dcr Lärm in seiucr Straße Saint DcniS fast Rlihc war, zu gewöhnen. Da cr zum Ucbcrmaß seines Unglücks sich eingebildet halte, daß man in dcr Nähe dcS Vesuvs die Strenge dcr Iahrcszcitcn nicht fühlte, so hatte cr tcmen Mantel, kcin Winterkleid mit sich gcnommcn, so daß er Zeit hatte, aus die Lügen der Reisendr» zu schimpfeu, welche in Versen und in Prosa den ewigen Frühling dcS warmen Italiens prüft». Der Besuch des Vesuvs >ft eines von tenen ermüdenden Berg mgen, von denen kcin Reiscnkcr sich disptnsiren kann. Nach einer bcsvukcrS iür einen Proagriften sehr mühsamen Anstrengung gelangte cr an den Krater vcs Vulkans, an den cr Vicht herantrat. Sein Fuß glitt aus, und ohne die Hülfe seines Führers, dcr ihn zurückhiclt, würde er in den Abgrund hinabgcstürzt scpn; ein dichter Schwcsclda. ' uud ÜLauch erstickte ihn beinahe und brachte ihn um den Genuß des crhabsncn Pauorama's, das man von der Höhe des Vcftivs erblickt. Unser unglücklicher Pariser entging der «inen Gekahr nur, nm in eine andere zu saücn; man merkt wohl, daß er in dcr Nähe dcr Ecplla »nd EharpbviS war. Nachdem die so sehr gewünschte Zeit seiner Nürlkchr gekommcn war, beeilte cr sich, von Neapel auf ewig Abschied zu nehmen; und anstatt aus die Rückreise nach Rom den fried lichen Veiturino zu wählen, bchielt cr seinen Platz in der Post, welche diesmal zum Unglück eine beträchtliche Summe Geldes niit sich führet. Räuber, die von.dieser guten Gelegenheit gehört hatten, lauerten ihr bei Terracina auf. Die Post hatte zwar eine Begleitung von vier Dragonern bei sich; aber diese. Dragoner waren Päpstliche Sol daten; Hcrr Löger hattc aus Vorsicht Taschenpistolen zu sich gesteckt; aber aus Vorsicht batte er sic auch nicht geladen, auS Furcht vor einer durch die Erschütterung.des Wagens möglichen Erplosion. Der Widerstand war also unnütz; misersriedsamer Reisende wurde von Kopf dis zu den Füße» beraubt und ins Gebirge geschleppt. Da er Diebe und Räuber nur in dem Theater In <!«>,«- gesehen hatte, so glaubte er, daß Vic Jtaliänischen Banditen ein IheairalischcS Kostüm tragen müßten, unv statt prächtiger Sammetjacken mit goldenen Schnüren sah er nur erbärmliche Lnmpen, die cher Lento ankündigtcn, die ge plündert worden waren, alS Leute, die daS Hanvwerk, Andere zu plündern, treiben. Seine Angst vermehrte sich noch bei Lein Anblick dieser zerrissenen Kleidung, Vie. ihrer g immigcn Miene entsprach. Da er vie eitle Thorhcit begangen Haile, ans seinen Pasi nicht ven Titel: Kaufmann, sondern Cigcinhüimr setzen zu lassen, so. glaubten die Räuber, vaß ein reicher Kapitalist in ihre Hände gefallen wäre. Sic sctztcn ihm also die.Mute auf die Brust uns zwangen ihn, an seine Frau zu schreiben, daß sie ÜOFlllo Francs Löscgetv schicken sollte; sie überlegten sogar, ob sie ihm nicht ein Ohr adschnciven und dem Briefe als Erkennungszeichen beilegen sollten: sie sprachen sogar da von, daß sie das zweite Ohr Nachfolgen lassen würden, wen» daS erste nicht genügcnd seyn sollte. Der Unglückliche, der mchr tovt als kcbsndig war, bewies chncu, daß sie die verlangte Summe vor einem Monat haben würde»; sic willigten dahcr ein, ihm seine beiden Ohren »u lassen, die ihm nur dazu dienten, täglich neue Drohungen zu hören. Eine Stunde später, und eS war um ihn geschehen! In dieser schrccklichcn Angst suchte er sein Heil ia der Flucht, und in einer Nacht, aiS die Räuber, von einer beschwerlichen Crpevition ganz er- matlct, fZi ' iugoschlasen waren, fand « Mittel z» entkommen. Ganz a isgkha. zcet uud von Rheumatismus fast gelähmt (denn cr hatte nur schweres Brod gegessen und auf der bloßen Erve gelegen) schleppte ec- pch piS auf die Hauptstraße und schwebte beständig in der Furcht, die Räuberbande scp dicht an seinen Ferscn. Von Rom auö eilt: er, die Frauzösische Grenze zu gewinnen. Sechs Monate Hrrau^ezcbk» ven der Redaktion der Allg. Preuß. S aais- eines so bewegten und gefährlichen LebcyS hatten seine Gcsundhrit untergraben unv seine Börse geleert, ohne seinen Geist zu dereichern; mit welcher Sehnsucht «iltc cr zu dcn Gcwohnhcitcn seines hälls- lichcu unv gcwcrhlichcn LcbcnS! Wir drängte es ihn, seinen Hetrd wievcrzusehrn und seine tugendhafte Lebensgefährtin zu umarmen, dc.cn cr immcr würdig war! Denn abgrsehcn von der Furcht vor dem Stilet, welches iu diesem Lande der Blutrache die zärt. lichsten Verbindungen oft auf eine tragische Weise auflöst, batte ibn seine Treue gegen seine Frau vor den Neizcn der Jtaliänischen Sirenen bewahrt. Er glaubte nur glücklich zu sepn, wenn cr, wie Ulysses, am Ziel feiner traurigen Odyssee seine geliebte Penelope Wiede, fände. Je mehr er sich Paris näherte, je mehr klopfte ihm das Herz. Er kam an.... aber, o Unglück! während man im Posthofe seine Sachen auspackte, durchlief er ganz gemächlich eine Zeitung, in wel cher er folzenvcn Artikel las: „Man spricht von dem Fallissement des Herrn L...., des reichen Kaufmanns in dcr Straße Saint- Denis. Seit langer Zeit hatte cr die Flucht crgriffcn, um den Verfol gungen seiner Gläubiger zu entgehen. Man glaubt, daß er sich nach Italien geflüchtet hat." Eine solche Nachricht war für ihn ein wahrer Donncrschlag. Er stürzte nach seiner Wohnung, wo er die Bestätigung einer so nieder- schlagenden Wahrheit empfing; er erfuhr, daß seine Frau und Herr EourtoiS durch ihre allzu gewagten Speculationen mit seinem Grlde seinen Kredit kompromittirt hatten und zusammen nach Brüssel ab- gcrcist waren. Da er ein rechtschaffener Mann war, so beklagte man ihn allgemein, aber man begnügte sich nur damit, ihn zu bekla gen. DaS Opfer einer Laune, die ihm so thencr zu stehen gekom men war, sah er fich geuöthigt, in derselben Straße, wo er Chef eines Hauses gewesen war, einfacher KommiS zu werden. Dieses Amt übt er noch jetzt aus, aber er ist von seiner Wuth, zu reisen, für immer geheilt. Er wird keinen Schritt nach seiner Frau laufen, und wenn er jemals sein Glück wieder machen sollte, so verspricht er, glücklich und ruhig zu Paris zu bleiben. A. Big» an. Mannigfaltiges. — Institut dcr Provinzen Frankreichs. Die Franzö sische Provinz, dir eben so in wissenschaftlicher und literarischer, wir in politischer und socialer Beziehung von der Hauptstadt abhängig ist, hat zwar in den letzten Jahren einzelne Versuche gemacht, sich wenigstens einen Schein von Selbständigkeit zu verschaffen, doch dir Schwerkraft, die Paris übt, ist von so überwältigender Art, daß man die Provinzialstädte nicht einmal die Planeten dieser Sonne nennen kann, in dir Alles hineiustürzt, was in ihrem Systeme sich zu bewegen versucht. Nur wenn die Hauptstadt selbst Theil nimmt an den wissenschaftlichen, literarischen oder politischen Lebeüs- äußcrungeu der Provinz, ist diesen irgend ein Erfolg zu vcr- sprechen. Eine solche LebcnSäußerung ist unter Anderem dcr wiffen- fchastliche Kongreß, der sich seit sechs Jahren nach dem Muster der Deutschen Gesellschaft der Naturforscher »nd Aerztc gebildet hat und ter im letzten Herbste in Besancon versammelt war. Die Pariser Gelehrten nehmen, wenn auch nur in spärlichen Deputationen, an diesen Versammlungen Theil und dulden es, obwohl nicht ohnc ironisches Lächeln, daß die »NO Provinzial-Männer des Kongresses zu weilen von «nein wissenschaftlichen Bestreben sprechen, das außerhalb der Hauptstadt sich geltend mache. In den beiden letzten Sessionen dieses Kongresses, zu Mans und Besanyon. ist sogar dcr Plan ent- worfcn worden und zum Theil bereits zur Ausführung gekommen, neben jener umherwanvkrndc» Versammlung ein permanentes „Institut dcr Provinzen Frankreichs" zu begründ«», dessen Sitz, mindestens drei und höchstens sechs Jahre lang immer in der Hauptstadt einer Provinz seyn soll) in welcher ein beständiges Bürcau mit einer Di- rection an der Spitze z» diesem Behnfe errichtet wird. Jährlich findet eine General-Versammlung zur Ernennung neuer Mitglieder, deren Anzahl aus höchstens 2<>t> in ganz Frankreich festgesetzt ist, und zur Bezeichnung der sür dcn Druck bestimmten Memoiren statt. Dic verschiedenen Sektionen des Instituts halten jedoch noch besondebe Sitzungen, die der Direktor derselben einberuft und worin man sich bemühen wird, die zerstreuten wissenschaftlichen Arbeiten der Proviyz zu sammeln, zu ordnen und ihnen ein eingreifenderes Interesse zü verschiffen. Es werden zu diesem Behuse zwei verschiedene Samm lungen von Denkschriften publizirt: die eine für physikalische und Natur-Wissenschaften »nd die andcre für Geschichte, Literatur rc. Das Institut selbst bleibt mit dem „wissenschaftlichen Kongreß" iM Zusammenhang und hält auch jedesmal während der Versammlung desselben eine außerordentliche Sitzung. Für die nächsten drei Jahre ist die Stadt Mans zum Sitze ves Instituts erwählt; Hcrr Caüvtn ist zum Präsidenten und die Herren Rtchelct und Demonzi sind zu Secretairen desselben ernannt. Alle drei Jahre wird «in allgcMeincr Bericht über die wissenschaftlichen Arbeiten der Französischcn Pro vinzen, auch mit Einschluß dessen, was außerhalb des Kongresses und Institutes geschieht, auSgegeben werden. Man sieht, es ist vieS rin ncücr löblicher Versuch, sich von der Alleinherrschaft der Haupk- stavt zu emanzipirrn; ob er aber nicht eben so wie seine Vorgänger an Lem fouvcrainen Willen von Paris scheitern werde, das muß vic Folge» lehren. Schon ist in dem Umstande, daß kein einziges Pariser Blatt von diesem Unternehmen ausführlichen Bericht gegeben, eine planmäßige Opposition zu erkennen. Rcdigirt von I. Lehman». Gedruckt bei «. W. Hay,,.