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Uaunhchr Uachnchlen Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 8 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tages. Schluß der Anzeigenannahme . Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Bezugspreis r Frei ins HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1.3V vierteljährlich. ! AnkAndigungenr > Für Inserenten der Amtshauptmann« > schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge« / spalten« Zeile, an erster Stelle und i für Auswärtige 12 Pfg. ? Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag und Druck: «ünz L Eule, Naunhof Redaktion: Robert Günz, Nannhof > Mit zwei Beiblätter«: r Illustrierte- Souutagsblatt ) und Landwirtschaftliche Beilage. s Letztere «lle II Tage. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomtzen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Nr. 52. Freitag, den 1. Alai 1903. 14. Jahrgang. Wohnungsreform in Sachsen Das Königliche Ministerium des Innern hat an die KreiShauptmannschaften einen Erlaß über die Wohnungsführsorge im König reich Sachsen gerichtet, in dem es zum Schluß heißt: Die vorhandenen Mißstände können weder mit einem Schlage noch durch ein Mittel beseitigt, sondern nur im Laufe der Zeit und nur durch Bemühungen gemildert werden, welche bei allem Zielbewußtsein und inneren Zusammenhang doch Kleinarbeit der verschiedenen Stellen bleiben müßen. Wie an der Wohnungsfrage alle Stände bis herauf in den Mittelstand lebhaft beteiligt sind, so wird auch das notwendige Zusammenwirken umso gedeihlicher sein, je mehr sich die Ueberzeugung befestigt, daß auf dem Gebiete des Wohnungswesens wirtschaftliche, konfes sionelle oder parteipolitische Gegensätze irgend welcher Art die zum Wohle des Vaterlandes notwendige gemeinsame Arbeit nicht zu hindern brauchen. DaS Ministerium verkennt nicht, daß im Wege der behördlichen Verfügung sich nur einiges wird erreichen lassen. Haupt aufgabe der Behörden jeder Ordnung wird daher auch sein, die richtige Einsicht von der Bedeutung der Wohnungsfrage, die Erkennt nis der gegebenen Mittel und den guten Willen zur Abhilfe allenthalben zu stärken. Während die Gemeinden allgemein zu ver ständigen find, können den Arbeitgebern, der genossenschaftlichen Selbsthilfe und der Ge meinnützigkeit selbstverständlich in der Haupt sache nur Anregungen und gegebenen Falls Ratschläge erteilt werden, deren Nutzen wesentlich mit davon abhängen wird, daß sie in der richtigen Art, zur richtigen Zeit und unter sorgfältiger Berücksichtigung des für die Beteiligten praktisch Möglichen und Wün schenswerten erfolgen. Die Erkenntnis der vorhandenen Mißstände ist der erste Schritt zur Besserung. Die Behörden jeder Ord nung wollen sich daher die zuverlässige und fortgesetzte Ermittelung der Wohnungsver hältnisse angelegen sein laßen. Insbesondere sollten auch volkreiche Gemeinden die Pflege einer förmlichen Wohnungsstatistik nicht ver nachlässigen. Ueber den Stand des Wohn ungswesens wünscht das Ministerium in Zu kunft alle drei Jahre, jedoch beginnend am 1. Oktober 1904, von den Amtshauptmann schaften und Stadträten mit revidierter Städteordnung regelmäßig Bericht zu erhalten. In den Berichten, welche von den Kreis- hauptmannschaften zusammenzufassen und gut achtlich vorzutragen sind, ist darzulegen, ob und welche Mißstände vorhanden sind, ins besondere ob es an kleinen Wohnungen fehlt, ob die vorhandenen ungenügend, überfüllt oder zu teuer sind, worauf die Mißstände zurückzuführen, insbesondere ob ungesunde Boden, oder Bauspekulation, sowie welche Abhilfsmaßregen ergriffen oder zu empfehlen sind, sei es im Wege der Bau- oder Wohnungs polizei oder der positiven Wohnungsfürsorge, insbesondere in welcher Weise im einzelnen dieser Verordnung nachgegangen worden ist. Ein neue- Reichsdefizit. Aus den für das Etatsjahr 1902 1903 vorliegenden Zollerträgniffe ergibt sich ein Fehlbetrag von 17 Millionen gegenüber den Voranschlägen. Von offiziöser Seite wird zu den'Einnahmeergebnissen geschrieben: Aus den Verbrauchssteuern würden demnach der Reichskasse, der die Zuckersteuer, Salzsteuer, Maischbottichsteuer und Brausteuer außer den 130 Millionen Mark aus Zöllen und Tabak steuer Verbleiben, ein Weniger von 22,5 Millionen Mark erwachsen, denen ein Mehr von 2,8 Millionen Mark aus der Schaum- weinsteuer gegenüberstehen. Des Weiteren wird die Brennsteuer in diesem Jahre aus nahmsweise der Reichskasse 3 Millionen Mark zur Verfügung stellen, sodaß also aus den Verbrauchssteuern ein Weniger von rund 17 Mill. Mark zu rechnen sein würde. Dazu kommen die Ergebnisse der Post- und der Eisenbahnverwaltung. Für beide liegen allerdings erst die Einnahmeergebnisse vor, nach denen bei der ersteren 3,7 Mill., bei der letzteren 0,2 Mill., Mark weniger vereinnahmt wurden, als im Etat vorgesehen waren. Demgemäß eröffnen sich auch hier keine erfreulichen Aussichten. Besser gestaltet sich das finanzielle Verhältnis der Einzel staaten zum Reich. Von den hierbei in Betracht kommenden Einnahmen haben, die BrantweinverbrauchSabgabe und die Reichs stempelabgaben auch jede ein Weniger gegen den Etat, jene von 2,4 diese von 5,7 Mill. Mk. ergeben, dem Gesamtweniger von 8,1 Mill. Mk. steht aber das Mehr von 12,4 Millionen Mark bei den Zöllen und der Tabaksteuer gegenüber, so daß den Einzel- staaten für 1902 an Ueberweisungen rund 4 Millionen Mark mehr ausgezahlt werden können, als im Etat vorgesehen war. Man wird allerdings nicht vergessen dürfen, daß für 1902 die Matrikularumlagen mit 24 Millionen Mark über die Ueberweisungen in den Etat eingesetzt sind, daß also auch nach dem oben geschilderten Ergebnisse für 1902 die Einzelstaaten immer noch 20 Millionen Mark mehr an das Reich zu zahlen gezwungen sein werden, als sie von ihm heraus erhalten. Ein Schweizer Armeeskandal. In der Schweiz ist soeben der „Waffen- chef der Kavallerie Oberst Markwalder wegen grober Unredlichkeiten im Remontewesen zum Rücktritt gezwungen worden. Die „Züricher Post" macht darüber folgende Aufsehen er- regenden Mitteilungen: „Es ist jetzt kein Geheimnis mehr, daß Oberst Markwalder nicht, wie einzelne Zeitungen meldeten, „der vielen Anfeindungen müde", also freiwillig seine Entlassung ge- nommen hat. Die wirklichen Gründe be ziehen sich auf Handlungen des Obersten Markwalder in seinem Verkehr mit dem Centralremontedepot. Bei einigem Wohl wollen pflegt man in solchen Fällen von „schmutzigen Geschichten,, zu sprechen; wir laßen sie unerörtert. Für unsere Unter suchung kommt nur die Entwickelung in Be tracht, die der Handel genommen hat, und die Erledigung, die man ihm gab. Dem Waffenchef der Kavallerie war hinterbracht worden, daß der Rechnungsführer des Re- montendepotS da und dort über die jetzt be kannt gewordenen Praktiken seines Chefs (Markwalder) Andeutungen gemacht habe. Daraufhin wurde dieser Beamte nach dem Antrag des Waffenchefs zur Disposition ge stellt. Da ihm diese Maßregelung ohne jede Begründung mitgeteilt worden war, sprach der Rechnungsführer zu seiner Verteidigung auf dem Departement vor. Das führte zur Aufdeckung. Die darauf folgende Unter suchung durch den Departementschef, bei der noch zwei andere Beamte des RemontedepotS vernommen wurden, ergab die Richtigkeit der Anklage. Das alles spielte sich in den Tagen vor und nach der Interpellation im Nationalrate ab, bei deren Beantwortung der Departementschef den Obersten Markwalder seiner bedingungslosen Hochschätzung versichert hatte. Diese Hochschätzung konnte nun nicht mehr lange stand halten; einige Tage später wurde Oberst Markwalder gezwungen, seine Entlassung zu nehmen. Sie wurde ihm „unter Danksagung für die geleisteten Dienste" erteilt. Die Beamten des RemontedepotS, An kläger und Zeugen, wurden ebenfalls mit Strafe belegt, weil sie sich gegen die unred lichen Gepflogenheiten ihres Chefs nicht auf gelehnt hatten. Der Rechnungsführer erhielt seine Entlassung, die beiden anderen wurden zur Disposition gestellt. . . . Der Intimus des Obersten Markwalder, der Oberkriegö- kommiffär Keppler hat gerade von den be- lastendsten Ungehörigkeiten seines Freundes auch Kenntnis gehabt. Noch weit eher als die Beamten des RemontedepotS war er ver pflichtet, einzufchreiten. Er hat es unter lassen. . . In Anbetracht seiner Stellung als Chef der Abteilung, die da» ganze militärische Rechnungswesen zu beaufsichtigen und zu prüfen hat, steht er tadelnswerter da als die abhängigen Unterbeamten. In diesem Handel ist also folgende Ent scheidung getroffen worden: Der Waffenchef der Kavallerie wird wegen unredlicher Hand lungen zum Rücktritt gezwungen; seine Ver gehen find so ernster Natur, daß es geboten erscheint, drei seiner Unterbeamten mit ihm zur Verantwortung zu ziehen, weil sie sich ihrem Chef nicht widersetzt und der Ober behörde nicht sogleich Meldung gemacht haben, Der Waffenchef nun erhält tue Ent lassung unter Danksagung für die geleisteten Dienste; die drei Unterbeamten aber werden bestraft am härtesten der Ankläger. Der eingeweihte und wegen seiner Stellung in allererster Linie verantwortliche Oberkriegs- kommißar, der gegen seine Amtspflicht die Meldung versäumte, geht frei aus. Der Leipziger Bierkrieg. Ter Bierkrieg, den die Leitung der sozial demokratischen Partei gegen die Mitglieder des Brauereivereins Leipzig erklärt hat, weil diese ihnen nicht zu einer Reihe von Säten zu sozialdemokratischen Wahlversammlungen verhelfen wollen, dauert unverändert fort, ja es scheint sogar, als ob er noch heftiger entbrennen sollte. Das sozialdemokratische Organ, die „Leipziger Volkszeitung", gibt gestern an hervorragender Stelle die Mit gliederliste des Brauereivereins Leipzig und als Gegensatz dazu zwei in der Umgebung Leipzigs gelegene Brauereien bekannt, welch letztere dem Rmg nicht angehören. Damit ist der Bierboykott gegen die Produkte von 56 Brauereien erklärt. Gegen diesen Bier boykott erläßt der Brauereiverein Leipzig (G. m. b. H.) eine ausführliche Erklärung, welcher wir folgendes entnehmen: „Die Art und Weise, in welcher dem Brauereivcrein zuge- mutet wurde, innnerhalb weniger Stunden nicht nur von den wiederstrebenden, sondern auch von andern vorher nie genannten Saal- inhabern, gleichviel mit welchen Mitteln, Zusagen zu erzwingen, und von den Aktien- Gesellschaften„Zoologischer Garten", „Zentral- Theater" und „Krystall-Palast", auf deren Haltung die Brauereien, wie allgemein bekannt ist, nicht den geringsten Einfluß haben, die dauernde Hergabe ihrer Säle zu erwirken, zeigt deutlich, daß es der sozialdemokratischen Partei nur darauf ankam, einen Streit vom Zaune zu brechen, und auf Kosten der wahr lich nicht auf Rosen gebetteten, unter den Verhältnissen schwer leidenden unbeteiligten Wirte, des einheimischen Braugewerbes und der darin beschäftigten Arbeiter zum Auktrag zu bringen. Auf wessen Seite das moralische Recht ist, und ob dafür spricht, daß, nachdem alles Mögliche von uns getan war, wissentlich Forderungen an uns gestellt wurden, die nach Form und Inhalt unerfüllbar waren, können wir dem Urteile der Gesamtbevölkerung und namentlich der Arbeiterschaft überlassen." Rundschau. — Prinz Heinrich wird als zukünftiger Chef der Marinestation der Ostsee bezeichnet. Der jetzige Inhaber der Stelle, Admiral v. Köster, wird voraussichtlich Generalinspekteur der Marine bleiben. — Ueber die Lage des internationalen Arbeitsmarktes äußert sich die „ArbeitSmarkt-Korrespondenz" folgendermaßen: Ist auch die Lage des Arbeitsmarktes in Deutschland noch keineswegs befriedigend, so ist sie doch merklich besser, als in den meisten andern Industrieländern. In Deutschland ist, gegenüber dem Vorjahre, sicherlich eine erhebliche Besserung eingetreten, während in Frankreich und England die Lage des Arbeitsmarktes ungünstiger ist, als im Vor jahre. Während im März 1902 in England die Arbeitslosenziffer nur 3,7 v. H. betrug, stellte sie sich in diesem Jahre auf 4,3 v. H. Immerhin rechnet man auch in England schon mit einer allmähligen Besserung des Geschäftsganges. In Frankreich ist mit dem Beginn des Frühjahrs die Arbeitslosigkeit gefallen. In Belgien hat sich derBeschäftigungS- grad auf den Hochöfen sehr gebessert, teilweise wird sogar über Mangel an Arbeitskräften geklagt. In den Vereinigten Staaten ist die Lage des Arbeitsmarktes nicht mehr so günstig wie bisher. Die vielen Ausstände in den verschiedenen Zweigen der Industrie brachten längere Unterbrechungen der industriellen Tätigkeit mit sich, die sowohl den Arbeit gebern, wie den Arbeitern empfindlichen Schaden zufügten. — Das Reichsgericht verwarf die Revi sion der zu sechs Jahren Zuchthaus verur teilten früheren Münchener Stiftsoberin v. Heusler. — Im Treberprozeß hat die Staats anwaltschaft nunmehr auch gegen den früheren zweiten Direktor Bollmann der Treber- trocknungsgesellichaft Anklage wegen Betrugs erhoben. Die Verhandlung findet zugleich mit derjenigen gegen den ersten Direktor Schmidt in Kassel statt. — Nach den bisherigen Ermittelungen sind während des letzten Unwetter- 83 Schiffe untergegangen, 246 beschädigt und auf See 223 Personen ertrunken. Bei dem Unwetter sind ferner im Lande 194 Personen durch Erfrieren, Verirren und andere Unfälle umgekommen. — Schlimme Nachrichten bringt die „Deutsche Bergarbeiterzeitung" in chrer letzten Nummer: Chefarzt Dr. Hartmann-KönigS« Hütte vom Knappschaftsverein Overschlesien hat einige Tage im Ruhrgebiete geweilt zur Information über die Wurmkrankheit. Sachverständige haben ihm mitgeteilt, daß zur Zeit „ungefähr 20000 Ruhrbergleute von der Wurmkcankheit befallen" sind. Der Wurm soll auch nach Oberschlesien weiter geschleppt worden sein. — Die Beschäftigung bei der Firma Krupp in Essen war in der letzten Zeit eine mittelmäßige. Soeben erhielt die Firma von der Marineverwaltung den Auftrag auf Lieferung von Schiffsmaterialien in Höhe von 11 Mill. Mk. — Vom toskanischen Hofe wird die Meldung, der Kronprinz von Sachsen habe der Prinzessin Luise aus eigenen Mitteln eine JahreSrente von 30000 Mk. ausgesetzt, widersprochen. Die 30000 Mk. seien nur die Zinsen der eingebrachten Mitgift. Eine Aussöhnung des Großherzog» mit der Prin zessin hat nicht stattgefunden. — Wie die neue „Pr. Korresp." zu wissen glaubt, verzichtet der Reichskanzler darauf, die Aufhebung des § 2 des Jesuiteugesetzes im Bundesrat einzubringen, da wenig Aussicht für die Annahme der Vorlage vorhanden ist. — Köln. Die „Köln. Zig." veröffent licht eine eingehende Darstellung der bei der Pforte herrschenden Stimmung, derzufolge die Lage sehr ernst ist. Die Mächte seien entschlossen, den Arnauten ihre Gewalt fühlen zu lassen; falls hierfür der Arm der Türkei nicht ausreiche, werde man andere arbeiten lassen, wobei zunächst Rußland, wie Oester«