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— Ueber AuSwanderungSpläne derVure» bringt die südafrikanische Zeitung „Volks freund" eine Erklärung de» „Jungburischen Nationalausschusses" worin es heißt, die größte Mehrheit der au« der Gefangenschaft zurückgekehrten Auren haben eingesehen, daß es ihnen doch unmöglisch sei, unter der eng lischen Herrschaft zu leben. Sie seien daher entschlossen, auszuwandern, nur wollten sie sich nicht zu weit von ihrem alten Vaterlande entfernen. Der Ausschuß werde deshalb die Ansiedlung auf Madagaskar, in Portugiesisch- Westafrika und in Deutsch-Südwestafrika, wenn man sie dort zuläßt, vorbereiten. — Altenburg, 23. März. Herzog Must von Sachsen-Altenburg ist in Mentone ein kleiner Unfall zugestoßen. Auf der Treppe glitt er mit dem einen Beine, das infolge langjährigen Rheumatismus sehr gelitten hat, aus, kam zu Falle und zog sich eine Quet schung des Fußes zu. — Kaiserslautern. Sonntag morgen 6 Uhr und nachmittags 2 Uhr wurden, der „Pfälzischen Presse" zufolge, im südlichen Teil der Vorderpfalz von Landau bis Winden und Wörth, beinahe im sämtlichen Orten so starke Erdstöße verspürt, daß die Leute er schreckt ins Freie eilten, da sie ein Ein stürzen der Häuser befürchteten. — Fulda, 20. März. Zu der Verhaftung der Baronesse v. Seckendorf wegen Verdachts der Kindestötung wird jetzt weiter gemeldet, daß am 8. Oktober 1901 im Vorgarten des Hauses einer Fuldaer Dame, bei welcher die Baronesse seinerzeit auf Besuch weilte, die Leiche eines neugeborenen Kindes verscharrt aufgefunden wurde. Auf die Entdeckung der unnatürlichen Mutter war damals eine hohe Belohnung ausgesetzt worden. Inzwischen nimmt die Untersuchung ihren Fortgang; es haben bereits vor dem Untersuchungsrichter in Hanau, wo die Verhaftete interniert ist, einige Zeugenvernehmungen stattgefunden. Die in Rüsselsheim a. M. domizilierende Familie Seckendorf gehört übrigens dem Hause Ringhof, ersten Linie dieses Geschlechts an. — Caracas, 23. März. Castro- hat sein Amt als Präsident niedergelegt und diesen Entschluß in einer Botschaft bekannt gegeben, die er im Kongreß verlas. Der Vizepräsident übernahm die Präsidentschaft. — Nach Meldungen aus Kairo ist der deutsche Kronprinz nunmehr völlig genesen. Stadt und Land. Naunhof, d. 24. März 1903. Naunhof. Heute, Dienstag Abend treten im goldenen Stern Junghähnels altberühmte Sänger auf. Es steht außer Zweifel, daß diese Gesellschaft die besitz ihrer Art ist, auch ist sie seit mehreren Jahren nicht hier ge wesen. Hoffentlich werden sich die Herren zahlreichen Zuspruchs zu erfreuen haben. ch Dieser Tage ist der Probstheidaer Gasthof von dem Küchenchef aus Sansscuei in Leipzig für den Preis von 266000 Mark käuflich erworben worden. Dieser hohe Preis wurde dadurch erziehlt, weil durch die Erbauung des Völkerschlachtdenkmals der Verkehr wesentlich gehoben wird. ch Ein bedeutsamer Termin für die deutsche Buchdruckergehilsenschaft war der vorige Sonnabend, indem an diesem Tage in denjenigen Buchdruckereien, in welchen der allgemeine Buchdruckertarif noch nicht ein geführt ist, die Einführung und schriftliche Anerkennung desselben verlangt worden ist. Der deutsche Buchdruckertarif ist bis jetzt bei nahezu 4000 Firmen mit etwa 40 000 Gehilfen eingeführt, seine Ausdehnung auf alle Druckereien und alle Gehilfen soll die Schmutz- und Schleuderkonkurrenz unmöglich machen. An dem Zustandekommen dieses Tarifs haben s. Zt. Arbeitgeber und Arbeit- nehmer gleichmäßig mitgewirkt, es liegt demnach sowohl im Interesse der Gehilfen, wie der tariftreuer Prinzipale, daß der Tarif überall Giltigkeit hat. In unserer Buchdruckerei ist er bereits seit Jahren ein geführt, während er in mancher kleinen Druckerei nicht gilt, wodurch natürlich ein höherer Unternehmergewinn erzielt werden kann als in tariftreuen Betrieben. Wer die Geschäftshandhabung im Buchdruckergewerbe nicht näher kennt, weiß freilich nicht, wie bedeutend der Tarif die Preise für Drucksachen beeinflußt. Manche Arbeit erscheint daher dem Laien teuer, während sie tatsächlich sehr wohlfeil ist. ch Die Frühlingszeit bringt die Erörterung von „Staatssragen" im Familienrat. Es wird hin und her beraten, ob dieses oder jenes Kleidungsstück noch getragen werden könne oder ob Neuanschaffungen stattfinden sollen. Die Damen werden nun ja zumeist für die letzeren sein, denn nur nicht „unmodern" gekleidet gehen, aber „Vater" verhält sich ziemlich ablehnend, er denkt mit Grausen daran, wie teuer solche Einkäufe zu stehen kommen können. Wenigstens sträubt er sich anfangs sehr heftig, jedoch die Evastochter lasten nicht locker und sie verstehen es, den armen Männern „um den Bart zu gehen", sodaß sie schließlich das Geld herausrücken. Hinterher entschädigt dafür, der liebliche Anblick von Frau und Töchtern in den neuen Früh jahrskleidern. Der Frühjahrshut ist dem Gestrengen natürlich auch abgeschmeichelt wordm. Möge man aber bei den Einkäufen die heimische Geschäftswelt in erster Linie bedenken und nicht das Geld aus der eigenen Stadt tragen. Flottes Geschält am Orte hebt den ganzen Platz! Das sollte sich jeder sagen und danach handeln. ch Frühlings-Anfang ist vorüber, das lange Vierteljahr, wie das erste des Jahres bei der Schuljugend heißt, liegt bald hinter uns, und damit kommt auch der Schluß des Schuljahres in allernächste Nähe. Hier stille Sorgen um die Versetzung, da heimliches Aufjubeln, das doch mit leisem Bangen ge mischt ist, über das Verlassen der Schule, über das Eintreten in einen Lebensberuf. Es weiß jeder, wie unendlich Vieles heute das Leben erfordert, was nicht alles gelernt werden muß ; es soll aber auch jeder erkennen, wie einem tüchtigen Manne immer Achtung und Wertschätzung gebührt, und daß es nicht auf Rang und Stand, feinen Rock oder schlichten Kittel ankommt, sondern auf treue Tätigkeit im Beruf und redliches Wesen. Die bürgerliche Ehrlichkeit ist heute Edelstein geworden, und die Eltern, die ihre Kinder hinausgehen sehen, können ihnen keinen besseren Wunsch mitgeben als den: In Treue zu lernen, in Ehren zu leben! Es ist wohl 'chwer, sich unter all den Neuen und Fremden, )as oft an die Heranwachsende Jugend heran tritt, zu behaupten; aber es giebt ein Erinnern, das mehr wirkt, wie all die Verlockung. Und da« lautet: „Was würden Mutter und Vater dazu sagen?" In dem Erinnern liegt eine Macht, die e» mit Allem und Jedem aufnimmt. Vorwärts, geradeaus gehen! Dann wird e» schon! dann fallen auch Bünglichkett und Schwäche von selbst. ch Nach dem Jahresberichte de» sächsischen Landes» Medizinal - Kollegiums haben sich unter den Selbstmörder» des Jahres 1902 zwanzig Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren befunden. ch Vom 1. Mai d. I. ab dürfen bei den Staatseisenbahnen Vergütungen für Ueberstunden und für außerhalb der geord neten Dienstzeit geleistete Schreibarbeiten, hergestellte Zeichnungen rc. von Beamten, diätarisch Besoldeten und Bureaugehilfen nicht mehr eingerechnet werden. Die Erledigung fraglicher Arbeiten ist im allgemeinen durch das vorhandene Personal innerhalb der ge ordneten Dienstzeit zu bewirken, wo dies nicht möglich ist, ist Antrag bei der Königlichen Generalbirektion zu stellen. ch Das in den Zügen arbeitende Bahn postpersonal ist bei Eisenbahnunglücksfällen in besonderem Maße der Gefahr ausgesetzt. Zur möglichsten Herabminderung dieser Ge fahren werden jetzt zweckmäßige Aenderungen an den Bahnpostwagen vorgenommen; insbesondere handelt es sich hierbei um eine Imprägnierung des Füllmaterials der Wagen, um es gegen Feuer unempfindlicher zu machen, ferner um die Herstellung einer genügenden Zahl, ein leichtes Entkommen gestattender Türen, sowie eine anderweite Anordnung und Einrichtung der Fenster, so daß durch dieselben ein Entweichen aus dem Wagen auch für weniger gewandte Personen möglich ist. -s Die Märzhasen, jener erste Satz, von dem in Bezug auf Ertragsfähigkeit der ganzen Hasenjagd viel abhängt sind, soviel bis jetzt be kannt gut durchgekommen. Der heurige Winter ist den Hasen überhaupt recht günstig gewesen, sodaß Heuer die Aussichten für die nächste Hasenjagd gute sind, vorausgesetzt, daß nicht noch im kommenden Sommerhalbjahr irgend welche elementaren Ereignisse einen schädigenden Einfluß geltend machen. ch Ein Unikum ist, wie der Rektor der Thomasschule zu Leipzig, Herr Professor Jungmann, in seiner Entlastungsrede mit teilte, die Zahl der diesmaligen Abiturienten dieser Schule, welche 69 beträgt, eine Zahl welche noch niemals von einem deutschen Gymnasium erreicht worden ist, und voll ständig genügt, eine größere Mittelstadt mit den notigen studierten Männern aus allen Fächern zu versehen. -j- Ein zur Zeit des Hussitenkrieges (wahrscheinlich 1429) vergrabener Schatz ist jetzt ans Tageslicht gekommen, indem in Großröhrsdorf beim Ausschachten der neuen Schulstraße ein Topf mit 30 Silbermünzen (Prager Groschen) gefunden wurde. Die Münzen, in der Größe eines Zweimarkstückes, aber sehr dünn, zeigen auf der einen Seite den böhmischen Löwen und die Inschrift: I^raAsnssa 6-rossi. Die andere Seite zeigt verschiedene Prägung; teils gotisches Kreuz, teils die böhmische Königskrone; um letztere befindet sich die Schrift: Rox Loomis Ooi Orutis. ?rimu8 -s- Xarolv8. Die Münzen wurden in der Zeit von 1346 bis 1378 geprägt. Die Agitation für die Reichstagswahleu wird auch in Leipzig bald einen lebhafteren Charakter annehmen; die Antisemiten Lieber mannscher Richtung werden einen eigenen Kandidaten für Leipzig-Stadt aufstellek, und zwar voraussichtlich in der Person de» Gast wirts Wichmann; die übrigen Ordnung«- Parteien haben sich geeinigt und beschlossen, wiederum Prof. Haste als Reichstagskandidaten für Leipzig-Stadt zu wählen. Die Leipziger Ostermeste beginnt am 19. April und endigt am 10. Mai. Von Dresdner Frauen ist gegen die Wiederzulaffung der Jesuiten folgende Petition an den Bundesrat in Umlauf gesetzt worden: „Die unterzeichneten deutschgesinnten Frauen Dresdens, verheiratete und ledige, evangelische und katholische, welche deutsche Zucht und Sitte, deutschen Glauben, deutsche Treue, deutsche Gewissenhaftigkeit und Gottesfurcht in Familie und Vaterland gewahrt und geschützt wissen wollen, richten hierdurch an den Hohen Bundesrat die dringende Bitte, die Jesuiten vom Deutschen Reiche fernzuhalten." Dresden. Eine Feuersbrunst zerstörte einen bedeutenden Teil des Holzlagers der Fabrik für photographische Industrie vormal« Wünsche Aktiengesellschaft. Das Feuer ist auf die Fahrlässigkeit eines Lehrlings zurück zuführen. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Von den in Crimmitschau bestehenden Innungen können mehrere auf ein recht ehrwürdiges Alter zurückblicken; so wurde gegründet die Fleischerinnung im Jahre 1456, die Tischlerinnung 1558, die Schmiedeinnung und die Schlosterinnung 1563. Die vom damaligen Bürgermeister und Rat ausgestellten Jnnungöbriefe sind noch im Originale vorkanden. * Um nicht mehr ganz von seinem Chauffeur' abhängig zu sein, beschloß der Herzog von Manchester der schon vor fünf oder sechs Jahren von sich reden machte, als er plötzlich unter die Theaterdirektoren ging, die technische Konstruktion des Automobils an der Quelle zu studieren. Angetan mit einem blauen Arbeiterkittel, suchte er vor einigen Wochen in einer bekannten französischen Automobilfabrik Arbeit als Mechaniker und wurde mit einem Stundenlohn von 70 Centimes angestellt. Bald darauf besuchte ein englischer Lord die Fabrik und erkannte zu seiner Ueberraschung, in dem schlichten Arbeiter sofort den Herzog. Verein selbst. Handel und Gewerbetreibender. Ostern ist vor der Thür und die Ent lassungen aus den Schulen nehmen bald ihren Anfang. Die Frage tritt nun brennend an die Ellern heran, den Jungen einen Nahrungszweig ergreifen zu lasten, damit er einst später sich selbst durch die Welt zu bringen vermag. Leider wird jetzt, haupt sächlich in den ärmeren Ständen, in erster Linie darauf gesehen, daß der Junge sofort verdient. Von demselben etwas tüchtige» lernen zu lasten ist meistenteils nicht die Rede. Dieses ist doch wohl der größte Fehler, welchen die Eltern an dem jungen Menschen begehen und vielfach wissen es die Kinder den Eltern später, wenn sie das Leben bester erkannt haben, nicht Dank, daß sie ihnen nichts lernen ließen. Wie oft hört man manchen älteren Mann mißmutlich sagen: Ja wenn ich doch auch etwas gelernt hätte. Die Jungen haben jetzt den Verstand nicht dazu. Diesen ist ek jetzt lieber, wenn nur Jie Waise. Roman von Willy Sartory. 20 „Mein Gott, das ist ja der junge Herr Janglo," rief er aus, als er ihn kaum gesehen hatte „Mach' schnell den Rock auf! Wo ist er denn verwundet? Ah. ich sehe schon!" Trotz des Schmer zes in seinen Beinen, bückte er sich zu dem Tatiegenden und betastete den notdürftigen Verband Er fühlte, daß das ganze Kleidungsstück mit Blut getränkt war Tann suhlte er auch den Puls; es war noch Leben da Minna, eine robuste Köchin in den dreißiger Jahren kam an gelaufen. „Hier, Minna," ries er ihr schon von weitem zu. „Helf 'mal den Mann ins Haus tragen Tu faßt am Kops an und Tu." zu dem Knecht gewandt, „an den Beinen Aber seid mir nur vor sichtig " Minna schlug nicht die Hande über den Kopf zusammen, als sie den wie tot Daliegenden sah, ohne ein Wort zu verlieren, that sie, was ihr Herr ihr befohlen, so samt wie es ging, legten sie ihn aus die Tragbahre und folgten mit dieser dann ihrem Herrn, der jetzt merkwürdigerweise keine Schmerzen mehr zu verspüren schien, ins Haus. An der Thür kam ihnen Erna entgegen Sie that einen Schrei als sie den Mann auf der Tragbahre liegen sah Stetten trug ihr auf, Wasser und Leinen hcrbeizuholen Er brauchte ihr keine Eile mehr anzuempfehlen. Erna sah, daß hier Eile notwendig war Sie überwand ihren ersten Schreck und eilte leichtfüßig ins Haus zurück Edmund wurde ins Fremdenzimmer getragen und dort ins Bett gelegt. Herr von Stetten befahl dem Knecht, hier zu bleiben, wäh rend er Minna sortschickte, er wartete noch, bis seine Tochter mit dem Wasser und Verbandszeug angekommen war und als diese auch das Zimmer verlassen hatte, löste er dann eigenhän dig den Verband, den Edmund sich selbst angelegt, schnitt vor sichtig das rechte Beinkleid der Länge nach auf Tas Blut quoll wieder stark hervor; schnell hatte er die Wunde gewaschen, drückte dann einen Ballen mehrfach zusammengelegter Leinwand darauf und machte einen Verband, so gut er es eben fertig brachte. Es ging ihm alles sehr flott von der Hand. Der Knecht stand ihm als Assistent zur Seite „Tu nimmst jetzt den Braunen," wandte er sich an dielen, als er mit dem Verbinden fertig war, und reitest so schnell wie möglich nach W. zum Arzt Er soll sofort Hierherkommen Laß den Braunen nur tüchtig ausgreisen," rief er durch die Thür, dem davoneilenden Knecht noch nach, er hat doch den ganzen Tag im Stall gestanden " Erna kam herzu und fragte besorgt nach dem Befinden des Verletzten. „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht,* entgegnete er freund lich „Beruhige Dich nur, Kind, und geh' auf Dein Zimmer, ich werde, bis der Arztkommt, bei ihm bleiben." Herr von Stetten ging wieder zu dem Kranken zurück, und setzte sich neben dem Lager nieder Grübelnd saß er da, er konnte nicht begreifen, wie die Kugel in das Bein des dort Liegenden gekommen war Gewiß war ivieder einer von diesen verflixten Sonntagsjägern unter der Gesellschaft. Der Verwundete öffnete die Augen und stöhnte leise. Schnell stand von Stetten über ihn gebeugt am Bett. „Wasser . . Wasser," flüsterte dieser leise. Stetten füllte ein Glas, hob mit dem rechte«« Arm den Kopf des Verwundeten, mit der Linken das Glas an seine Lippen füh rend Gierig trank dieser das Glas aus. Dann schloß er wieder die Augen und sank von neuen« in Bewußtlosigkeit zurück. Endlich kam der Arzt angeritten. j Ter Knecht, der mit ihn« zurückgekommcn war, führte ihn in das Zimmer, wo der Verwundete, ohne noch einmal das Be wußtsein wieder erlangt zu haben, lag. Von neuern wurde der Verband gelöst. Der Arzt hatte bald die Kugel gefunden. „Nur ein Fleischschuß," sagte er beruhigend zu Stetten, der seinen Bewegungen mit Spannung gefolgt war. „Wie lange liegt er schon bewußtlos?" „Er hat sich bis zur Thoreinfahrt geschleppt und der Knecht hat noch gerade gesehen, wie er zusammenbrach Seitdem hat er einmal das Bewußtsein wiedererlangt," berichtete Stetten. „Das kommt von dem starken Blutverlust. Wem« kein Fieber eintritt, kann er in einer Woche wieder das Bett verlassen." Nachdem der Arzt einen neuen Verband angelegt und die notigen Weisungen noch erteilt hatte, wollte er sich wieder ent fernen „Einen Augenblick," hielt Herr voi« Stetten ihn zurück. „Der Verwundete gehört in die Stadt, wani« wird er den Transport vertragen können?" „Jedenfalls die ersten zwei Tage noch nicht. Seine K räfte ha ben zu sehr gelitten," entgegnete dieser. „Aber ich glaube bestimmt, Ihnen morgen genauen Bescheid darüber gebe«) zu tonnen." Da mit entfernte er sich. Al? gegen Abend die Jagdgäste zurückkamen, erfuhren sie nichts von den« Vorfall. Stetten wollte nicht unnouges Aus sehen machen und es war ihm auch nicht gerade angenehm, daß dies gerade auf seinerJagd passieren mußte. Nur seinem Sohn hatte er von dein Unfall Mitteilung gemacht. „Es geht nicht anders," hatte er zu diesen« gesagt, „Du mußt heute abend noch in die Stadt fahren und den Eltern des Herrn Janglo von dem Unglück berichten. Eine schriftliche Mitteilung würde diese zu sehr erschrecken. Suche so schauend wie nur mög lich, ihnen das beizubringcn und sage noch ausdrücklich, daß es nicht so schlimm ist, und der Arzt selbst betont hat, daß die ganze Geschichte in einer Woche beendet sei." Ein Wagen wurde angespannt und ein Knecht brachte ihn mit diesem nach der nächsten Bahnstation. * * * Es war schon zehn Uhr als Herr von Stetten an dem Jan gloschen Hause anlangte. Auf sei«« Schellen erschien Johann „Führen Sie mich sofort zu Herr«« Janglo," empfing er ihn. „Die Herrschaften Pflegen abends in so später Stunde keine Besuche mehr anzunehmen," hielt ihm Johann vor. „Reden Sie nicht lange," entgegnete Stetten ungeduldig, „die Sache hat Eile, es ist ein Unglück passiert, der junge Herr ist verwundet." Dies half, so schnell hatte Johann wohl noch nie im Leben einern Fremden das Thor geöffnet, wie er es jetzt that. 99,20 „Um Gottes willen, er ist doch nicht tot!" stotterte er erschreckt. „Beruhigen Sie sich nur, das ist nicht gerade der Fall. Aber, nun eilen Sie, mich den« Herri« zu melden, von Stetten ist mein Name. Aber sagen Sie Herr«« Janglo noch nichts davon." Johann lief ins Haus und Stetten folgte ihm schnell durch das Portal. Hier wartete er einen Augenblick, bis Johann znrück- kam und ihn in das Arbeitszimmer des Herrn Janglo führte.