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Naunhofer Nachrichten : 05.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787848183-190209056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787848183-19020905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787848183-19020905
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Naunhofer Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-05
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Naunhofer Nachrichten : 05.09.1902
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^ch bin es auch nicht; aber 81 Vermif * Am Nie Westfalens und schwere Gewitter fabrik in Fla Menschenleben i * Eine new erfand ein Wi Jägerzeitung „ von wie folgt: nannten Kapesk einem Messer c in die man ei Donn setzt man paß und stellt körperliche Zü nicht zu umgeh wirke, wenn t fehlung auf t räume auch da sondern auch wissen Grenzei Weiter zeige d Eltern mit der Ungezogenheiter wenn sie nicht Ein Dritter ! solcher Eltern, ihrer Stelle vo durch die Ungc selbst unmittelb die Befugnis, Eltern zu; di könne aber, wi andern nicht werden. Dresden. H meister haben I Bezirksverband« umfaßt 20 sü einer Mitglied 1. Vorsitzender Liebscher-Dresd meister Auerlö Obermeister F des nächstjäh Meißen gewähl Liebenwert Herrn Gasthofs vorstern Nacht diensteten hatte Bienenhause o Nacht gerieten der Zahl) in verursachten Lö ihren Stöcken überfielen die sie sämtlich. Aie Hntfiihrten. Roman von Arthur Dornbach. Gera. Sc tag im benaä Jahre alte B löste, als der kam, wo Festx festes stattfand, zersprang die ein Bein, wel werden mußte, wesen und r Truppe weg. zum Korpskommandeur durch den Kaiser den Zusatz e.halten habe: „Dem Wunsche Sr Majestät des Königs von Sachsen entsprechend". Dazu wurde in jener Korrespondenz bemerkt, daß der verstorbene sächsische KriegSminister sich diesem Wunsche des Königs Georg nicht zugängig gezeigt habe und den Abschied ge nommen haben würde, wenn er am Leben geblieben wäre und der König seinen Plan durchgesetzt hätte. Diese Mitteilunz beruht in allen Punkten auf Jrrthümern und Miß« Verständnissen. Daß der sächsische Kronprinz binnen Kurzem Kvrpskommandant werden mußte, lag auf der Hand, da er der dienst- älteste DivisiosSkammandeur war. Der ver storbene Kriegsminister hatte keinen Anlaß, sich der Ernennung zu wiedersetzen. Die beiden bisherigen Korpskommandeure, Generale v. Treitschke und v. Hausen, waren aber so tüchtige und noch vollkräftige Heerführer, daß die Ernennung, die vielleicht sonst schon früher erfolgt wäre, bisher nicht erfolgen konnte. Sie würde auch voraussichtlich jetzt nicht er folgt sein, wenn nicht durch die Ernennung Frhr. von Hausen zum Kriegsminister ein Korpskommando frei geworden wäre. Was aber den Zusatz zur amtlichen Mitteilung der Ernennung anlangt, so entspricht er that- sächlich der Militärkonvention zwischen Preußen und Sachsen, in der ausdrücklich bestimmt ist, daß die Ernennung des KorpSkommandeurS auf Grund der Vorschläge des Königs von Sachsen durch den König von Preußen er folgen soll. An der Korrespondenz der „Frkf. Ztg." ist nur daß Eine richtig, daß man sich in Sachsen allerdings etwas über diesen Zu satz gewundert hat, weil er eben selbstver ständlich war und deswegen in der amtlichen Mitteilung wegbleiben konnte. — Zu den Posener Kaisertageu schreibt die „National Zeitung": Weder mit Worten der Versöhnungs-, noch der Abwehrpolitik, sind die Posener Kaisertage eingeleitet worden, sondern einfach und bestimmt mit einer That, die sich ganz in dem Geleise der konstitutio- nellen Fürsorge bewegt; aber das der Walli schei gesprochene Todesurteil ist weit mehr als ein Akt von lokalem Interesse, eine der den Monarchen mit Jubel und Glanz empfangenden Stadt dargebrachte Wohlthat; es ist ein Ausdruck des Systems, durch das Preußen den gemischtsprachlichen Osten immer fester an sich ketten, durch den es das Schmerzenskind zu glühendem Leben bringen und es zur Höhe führen will, auf der es bei der nötigen politischen Festigkeit und der nötigen Unterstützung durch die Deutschen im Lande die deutsche Kultur, so sehr sich auch ein Teil der Bevölkerung hartnäckig und kurzsichtig gegen das loyale Bekenntnis, „Ich bin ein Preuße", sperren mag, schließlich doch den endgiltigen Sieg davontragen muß." — Von der schlechten Beschäftigung in der Kruppschen Gußstahlfabrik ist nament lich der Fahrzeugbau betroffen. Wegen Be schäftigungsmangel mußte wiederum eine An zahl Arbeiter die Entlastung in Empfang nehmen. Dabei sinken die Löhne fortwährend. — Aus Hamburg ist der Privatsekretär G. Roth geflüchtet, nachdem ec Geld und Wertsachen im Betrage von 60- bis 73 000 Mark gestohlen hat. — Pilse«. Der Stadt- und Handels kammer-Rat Hecht beging Selbstmord. Er hinterläßt eine Schuldenlast von 400 000 Kronen. — Wien. Blättermeldungen zufolge, wurde, während Erzherzog Otto in Ludwigs burg zur Beisetzung seiner Schwester weilte, sein Schreibtisch im Augarten-Palais erbrochen und seines Inhalts im Betrage von 3800 Kronen beraubt. Von dem Thäter fehlt jede Spur. Vereinsbundes, auf dem Vorplatze deS oberen Bahnhofes gegen 12 Uhr 30 die Huldigung der Militärvereine des Bezirkes Grimma bestehend in einer Paradeaufstellung mit Fahnen entgegennehmen. Gr. Nackr. Leipzig, 3. September. Am Neubau des an der Abtnaundorfer Straße zu Schöne feld bei Leipzig gelegenen Wasterthurmes ist heute Nachmittag das innere Gerüst zusammen gestürzt. Dabei sind von 32 von dem Un glücksfall betroffenen Arbeitern zehn getödtet und fünfundzwanzig teils schwer teils leicht verletzt worden. Die Leichen wurden in der Schönefelder Leichenhalle, die Verletzten im Armenhaus« niedergelegt. Wäre der Zu sammensturz nur fünf Minuten eher erfolgt, so wäre Niemand verletzt worden, da sich während der Vesperpause, die gerade kurz vor dem Ungiücksfalle geendet hatte, sämtliche Arbeiter vom Gerüst zurückgezogen hatten. Der Sanitätswagen der Leipziger Feuerwehr und Hilfsmannschaften sind nach der Un glücksstelle abgegangen. In Panitzsch erlitt die 10 jährige Tochter des Gutsbesitzers Gießler beim Anzünden des Feuers mit Petroleum schwere Brand wunden, die um das junge Leben fürchten lasten. Es vergeht selten eine Woche, in welcher nicht derartige Fälle gemeldet werden. Alle Warnungen der Presse sind vergeblich, und werden in den Wind geschlagen. Leisnig, 3. September. Se. Majestät der König wird am Montag, den 15. Sep tember früh 9,20 Uhr mit Sonderzug hier eintrcffen. Bei der Fahrt durch die Stadt wird auf dem Marklplatze die Bewillkomm nung durch Rat und Bürgerschaft erfolgen. Der König begiebt sich hierauf in des Manöverterrain. Diehmen. Gestern Nachmittag entleibte sich auf furchtbare Weise der Häuer Gustav Böhme aus Deuben. Er nahm eine Karbonit- patrone in den Mund und entzündete sie dann. Der Kopf des Böhme wurde zer schmettert. Großenhain. Ein Fund, der wieder einmal an den hier vor 37 Jahren erfolgten Doppelmord der Birnsteinschen Eheleute er innert, ist Ende voriger Woche gethan worden. Auf einer Bank der Promenade fand man eine Photographie der Familie Birnstein, Mann, Frau und zwei Knaben. Das Bild wurde der Polizei übergeben. Dresden. Das sächsische Oberlandes gericht hat in letzter Instanz entschieden, daß ein Dritter befugt ist, ein fremdes Kind zu züchtigen, wenn dieses ihm Schaden zufügt oder sich Ungezogenheiten gegen ihn heraus nimmt. Im vorliegenden Falle hatte ein 10 jähriger Knabe einen Obstdiebstahl be gangen; der Gartenbesitzer hatte ihn durch einen Schlag hinter die Ohren dafür ge züchtigt. Auf die vom Vater des Knaben erstattete Anzeige wurde der Gartenbesitzer in erster Instanz freigesprochen, in zweiter Instanz dagegen wegen körperlicher Miß handlung verurteilt, da er weder in be rechtigter Notwehr gehandelt, noch ihm ein Züchtigungsrecht zugestanden habe. Das Oberlandesgericht entschied für Freispruch und zwar mit folgender Begründung: „Die Erfahrung des täglichen Lebens lehre, daß Win heiter fort, „ich bin in der That als Spielverderber hin- i gegangen, ich wollte Winterstein, Kobell und noch ein paar! Freunde, welche ich dort wußte, losesten." Aus Stadt und Land. Naunhof, 4. Septbr. Obst- und Gartenbauverei« Naunhof. Es war am Sonntag, den 31. August, Nachmittag 3 Uhr als sich etwa 15 Herren vom Obst- und Gartenbau-Verein zu Naunhof auf die Beine machten um den Fruchtbehang in verschiedenen Gärten in Augenschein zu nehmen. Höchst indiskret wäre es, schon jetzt zu verraten, und die bevorstehende Ausstellung würde an Interesse verlieren, diejenigen Obst züchter zu nennen, welche die schönsten und besten Früchte zur Schau zu stellen im Stande sind. ES war zu merken, daß der Naunhofer Obst- und Gartenbau-Verein tüchtige Porno« logen aufzuiveisen hat. Soviel sicht fest, daß die geplante Ausstellung recht reich beschickt werden wird, und da eine Prämiirung ins Auge gefaßt ist, wird es den Herren Preisrichtern nicht leicht werden, w m die verschiedenen Preise anzu- erkennen sind, da die Ausstellungsobjekte durchweg tadellos sind, und in keiner Weise den der vorigen Ausstellungen nachstehen werden. So ein Rundgang, gleichzeitig ein Sonntagsnachmittagbummel ist recht interessant, und was die Sache noch interessanter macht: „es wird nähmlich durchaus keine Not dabei gelitten". Wie die vorigen Male, so war es auch am Sonntag, nachdem sämtliche Teil nehmer bei Herrn Paul mit großen gelben Edeldahlien dekoriert waren, wurden dieselben bei verschiedenen Mitgliedern, zum Teil von zarter Hand auss Beste bewirtet, sodaß ein zelne meinten, es wäre wirklich recht hübsch. Für Dieses auch an dieser Stelle Dank. Von Geschäftlichem ist nun weiter zu berichten, daß in allernächster Zeit der Vcrein eine Sitzung abhält in welcher alle zur Aus stellung nötigen Vorbereitungen besprochen und die nötigen Aemter vergeben werden sollen, wozu eine recht rege Teilnahme erwünscht ist. Naunhof. Seit gestern hat Naunhof die erste Einquartierung und zwar die 5. Eskadron des 2. Ulanenregiments Nr. 18. Heute kamen noch 3 Kompagnien des Königsinfanterieregiments Nr. 106 mit dem Stab des 1. Bataillons dazu, so daß sich der Verkehr immer bunter und lebhafter ge staltet. Für heute und morgen sollen auch für 4 Pferde und 2 Burschen Se. Exzel. des kommandirenden Generals Quartiere bereit gehalten werden. Naunhof. Neuerdings mehren sich die Klagen der hiesigen Landwirte, daß mit den auf dem Felde bleibenden Ackergeräten großer Unfug getrieben wird, wodurch den Besitzern oft erheblicher Schaden erwächst. Wir machen darauf aufmerksam, daß solche Rüpeleien nach § 303 des Strafgesetzbuches bis zu 2 Jahren Gefängnis oder bis 1000 Mk. Geldstrafe bestraft werden. Jedenfalls dürfte es ange bracht sein, etwaige Wahrnehmungen sofort zur Anzeige zu bringen. Es können doch höchstens unreife Burschen in Frage kommen, die Wunder meinen, was sie geleistet, wenn sie andern Leuten Schaden zugefügt haben. Naunhof, den 4. September. Gestern Abend gegen 6 Uhr entstand in der Nacht- wächterwohuung des Rittergutes Machern Feuer, welches bald so große Ausbreitung annahm, daß binnen Kurzem eine sehr große Scheune mit bedeutenden Getreide und Heu vorräten, sowie ein Pferdestall ein ieäschert wurde. Die zahlreich erschienenen Hilfskräfte und Spritzen, konnten ihre Thätigkeit nicht vollständig entfalten, da cö an Wasser mangelte. Da« Herrenhaus ist erhalten geblieben. -ß Der König von Sachsen beabsichtigt voraussichtlich im Laufe des September, dem Kaiserpaare im Neuen Palais einen Besuch abzustatten, doch ist der Tag hierfür noch nicht bestimmt. 1- Um den Entlaffungszeugniffen der Fortbildungsschule eine höhere Bedeutung zu gewährleisten, als sie ihnen mancherseits noch deigemesien wird, sucht man seitens der Lehrer seit einiger Zeit dahin zu wirken, daß diesen Zeugnissen für den Eintritt in's Heer eine Bedeutung zugesprochen werden möchte. Die Bewegung geht von Bayern aus, wo man ihr auch gewisse Konzessionen gemacht hat. Der sächsische Lehreroerein strebt jetzt ähnliche Maßnahmen herbeizuführen. Für die am 28. und 29. September d. I. in Zittau stattfindende Delegierten-Versammlung des Vereins steht u. a. folgenderAntrag des BezirkSlehrervereinü TreSden-Land zur Beratung: „Der Sächsische Lehrerverein möge das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bitten, dahin zu wirken, daß sowohl seitens der Aushebungs kommission, als auch seitens der Kompagnie führer das Fortbildungsschul - EntlassungS- zeugnis oder — falls die Fortbildungsschule nicht besucht worden ist — das letzte Schul- entlassungszeugnis von dem Militärpflichtigen gefordert werde." ch Das Garnisonkommando Leipzig hat das über verschiedene Gastwirtschaften ver hängte Militäroerbot in der Weise aufgehoben, daß künftighin nur an den Tagen, an welchen sozialdemokratische Versammlungen in diesen Lokalen stattfinden, der Besuch derselben den Mtlitärpersonen verboten ist, im Uebrigen aber der Besuch gestattet wird. In Betracht kommen zunächst nur vier Etablissements. — Damit räumt man der sozialdemokratischen Partei Rechte ein, welche ihr bisher versagt blieben. Grimma. Se. Majestät der König wird Mittwoch, den 10. d. Mts. zum ersten Male nach seinem Regierungsantritt unsere Stadt berühren und zu Wagen, aus der Richtung Hohnstädt kommend, gegen Mittag am oberen Bahnhof eintreffen, um etwa um 1 Uhr nach Chemnitz weiter zu reisen. Bei dieser Gelegenheit wird Se. Maj., nunmehr alleiniger Protektor des Kgl. Sächs. Militär- Deine Liebe zu Lucie von ..." i ^.Nenne es nicht so. Es war Sinnbethörung, Rausch. „Edwin!" Darauf halt in diesem Falle obachtende Mutte „Doch, was „Du wirst Lucie „Nie, so lauge Edwin mit große „Und . . und t die Mutter zöge, „Ich hoffe nic holden Kindes z Das Gesicht und etwas, als sprech unberührt, daß O, welche Seligk „Und Du hast Ihr seid doch z „Aber nie alle „Lucie läßt uns Schatten. Wie ic abzuschütteln ver Frau von Po) thust Lucie unreck Edwin zuckte fache ist es, das gespräch mit Fli Nun kommt sie al „Selbst wenn hätte, würde ich Mutter. „Das A plötzlich in so vt letzte zu sein, n. „Man läßt sic Frau von Pi recht fühlbar um Wieder bliel schuldig, er moch Jetzt aber flog es wie ein lichter Schein über ihr bis dahin ernstes Gesicht. Trotz des Gewühls hatte ihr Mutterauge den Sohn erkannt, der vom Ratskeller herüber auf das Vaterhaus zugeschritten kam. Nach wenigen Minuten trat er ins Zimmer und begrüßte die Mutter mit einem respektvollen und doch zärtlichen Handkuß, den sie mit einem Kuß auf die Stirn erwiderte. Dann hob sie aber wie drohend die schlanken Finger der kräftig ausgebildeten Hand und sagte: „Edwin, täuschte mich mein Auge nicht, so kamst Du aus dem Ratskeller." „Du hast recht gesehen, Mütterchen," erwiderte er gelassen. „Wie freue ich mich, daß Dein Auge so scharf ist." „Halt, so entschlüpfst Du mir nicht," erwiderte sie lächelnd. „Gestehe, wo Du gewesen bist." „Am Spieltisch," antwortete er ohne Anstoß. „Ich hatte durchaus nicht die Absicht, das zuleugnen." „Und Du hast gespielt ?" fragte sie nun doch vorwurfsvoll. „Das habe ich gethan, man hätte mich ja sonst gar nicht hineingelassen. Ich habe dem Moloch ejnen ganzen Dukaten in den Rachen geworfen." „Schade auch darum," sagte sie. „Mußtest Du es thun? Du weißt, Dein Vater ist ein Feind des Spiels." „Kein größerer als ich, Mütterchen," entgegnete Edwin sehr ernst, „und ich stimme mit ihm völlig darin überein, daß wir nicht ruhen dürfen, bis der alte Zopf entfernt und auch wäh rend der Märkte das Hazardspiel nicht gestattet wird, bis dahin aber.." „Glaubst Du auch noch mitthun zu dürfen," neckte sie, indem sie sich von ihren: Sessel erhob und in das Zimmer zurücktrat. Er hielt die Hand, mit der sie ihm liebkosend über die Stirn strich, fest und erwiderte lachend: „Warum nicht? Hast Du mich nicht immer gelehrt, man dürfe kein Spielverderber sein?" „O, Du böses Kind, solche Deutung giebst Du meinen Leh ren !" rief sie, während sie von einem in ihrem Bereich stehen den Orangenbäumchen ein welkes Blatt entfernte, aber der Aus druck ihres Gesichtes strafte die Worte, die streng klingen sollten, Lügen. „Du kannst Dich übrigens beruhigen, liebe Mama," fuhr Cd- „Aber, mein Sohn, ich weiß doch, daß Du Lucie von Wilde gehuldigt und umworben hast, daß Du betrübt und unglück lich über ihre Sprödigkeit warst. Und jetzt, wo sie sich Die zuwendet, wo ich das Mädchen kennen gelernt, wo ich sie lieb gewonnen, wo ich ihr deutlich zu verstehen gegeben habe, das; sie Deinem Vater und mir als Schwiegertochter willkommen sein würde, jetzt wendest Du Dich von ihr? Ich verstehe Dich nicht." „Die Sterne erbleichen, wenn die Sonne aufgeht," entgeg nete Edwin, setzte aber sogleich hinzu: „Doch nein, dieser Ver gleich ist nicht richtig. Lucie von Wilde ist glänzend, blen dend, sie erweckt heiße Leidenschaft, stürmisches Begehren. Ich sehnte mich nach ihrem Besitz bis zu dem Augenblick, wo ne ben ihr eine süße, holde Gestalt auftauchte, der mein Herz entgcgenschlug, sobald ich sie gesehen. Es war mir, als habe Lucie von Wilde mich mit einem bösen Zauber umfangen, aus dem mich nur Flora, das reine, süße Wesen, erlösen könnte und als müsse ich ihm wieder znm Opfer werden, wenn sie mich nicht erhörte und beschützte." „Mein Sohn, Du schwärmst." „Erkenne darin die Tiefe und Innigkeit meiner Liebe." „Wie konnte nur eine so schnelle Wandlung vor sich ge hen?" „Ich kann es nicht sagen, nur so viel weiß ich: solange eS eine Flora von Wilde auf der Weltgiebt, existiert für mich eine Lucie nicht, so berauschend ihre Schönheit auch wirken mag." „Armes Mädchen," flüsterte Frau von Powes. „Und sie liebt Dich." „Sie hat mich in früheren Zeiten nicht daran glauben lassen" „Weil sie fürchtete, sie würde uns als SchwiegertmlUe nicht genehm sein, c .st nachdem ich sie darüber beruhigt, am sie gewagt, Dich ihre Gefühle sehen zu lassen. Sie ist so zm fühlend, so zurückhaltend 97,r'O „Und ist es Dir gelungen? Edwin zuckte die Achseln. „Sehr unvollkommen. Sie ver-! „Wie Schuppen ist es mir von den Augen gefallen. Jetzt sprachen zwar, zu uns herüber zu kommen, ich fürchte aber,: erst weiß ich, was wahre Liebe ist." außer Kurt von Aulhorn wird kaum einer Wort halten." „O, Kurt von Aulhorn war auch da?" fragte sichtlich un- angenehmberührtFrau vonPowes. „Das bedauere ich." „Nur als Zuschauer," versicherte mit Lebhaftigkeit der Sohn. „Aulhorn spielt nicht; er ist überhaupt ein trefflicher Mensch und mir von allen jungen Männern unseres Kreises der liebste." Frau von Powes blickte nachdenklich vor sich hin. „Er soll sich ein paarmal recht häßlich darüber geäußert haben, daß die Wildeschen Töchter wiedergefunden sind und ihm dadurch die Aussicht auf das Vermögen verloren gegangen ist." Edwin machte mit der Hand eine abwehrende Bewegung. „Ach, Aulhorns Mund spricht im Uebermut manchmal etwas, wovon das Herz nichts weiß Er ist ein kreuzbraver Mensch und steht übrigens vorzüglich mit den Verwandten." „Wildes sind sogar gute Menschen," bemerkte Frau von Po wes. Edwin stimmte ihr sehr lebhaft bei. „Es freut mich, daß Dein Verkehr mit der Baronin so lebhaft geworden ist," fügte er hinzu und fragte mit einem Blick auf den Kaffeetisch: „Du erwartest sie auch heute?" „Gewiß, die Baronin mit ihren drei Töchtern und selbstver ständlich wird auch Lucie nicht fehlen." „Letzteres wolltest Du doch hauptsächlich wissen?" Sie sagte die Worte scherzend, blickte ihn dabei aber mit gespanntem Ausdruck an, der sich in einen betroffenen verwandelte, als er entgegnete: „Du irrst, Mütterchen " „Edwin!" rief sie im höchsten Staunen. „Sollte ich mich in Dir so getäuscht haben?" „DaS hast Du nicht, liebe Mutter," bekannte er, indem er ihr einen Stuhl zurecht schob und sich neben ihr nieder ließ. „Nur scheint Dir entgangen zu sein, daß sich in mir viel verändert hat." „Doch nicht, mein Sohn, nur wird es mir schwer, daran zu glauben. Ich habe Dich noch nie als wetterwendisch ge kannt."
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