Volltext Seite (XML)
564 .l'Epcrvier", die ihn an Bord dcS rinnen. So konnte man den Engländern end o- stimmten Sttinre, bereit. Die-beiden Fahrzeuge hatten einen Theil der wcrthvollcn Gegenstände, die der Kaiser zu bewahren wünschte, an Bord und warteten nur noch auf seine Anldmst. Die dritte Stunde ungeduldiger Erwartung ging vorüber. Da man aus den beiden Fahrzeugen den Grund dieser -Fögenmg nicht begreifen konnte, so wurde ein Boot ans Land geschickt. Es legte an einer einsamen Stelle an, aber cs wurde dennoch von einer Schilowache bemerkt, welche Lavin machte. In einem Augenblick war die ganze Insel in Bewegung. Es wurde Geueralnmrsch geschlagen, und die Trupven eilten zu den Waffen. Jetzt war jede Rettung für een Kaiser ver- loten. Auch brach schon der Tag an. Man weiß nicht recht, was een Kaiser abhielt, diese Gelegen heit zu benutzen. Wahrscheinlich war der Grnnd der, daß er Unter- Handlungen mit dein Brieblshaber res „Bellerophon" angeknüplt hatte, uni in England einen Zufluchtsort zu erhalten. I», Laufe dcö Tages fanden zwei entthronte und geächtete Herrscher auf der Insel Air eine Zuflucht. Der König Joseph war cingctroffen, um vcrdecktr Fahrzeuge auackauft werden, welche die Küstensirecke zw.jänn La Rochelle und der Insel befuhren. Sie konnten den Kaiser und Ihre Ausrüstung war recht gut im Laufe enden, so dasi sic in dcr Rächt des I'ätc» sein Gefolge auinehmen. Ihre Ausrüstung war recht gut im Laufe dcS fügenden Tages zu beenden, so dasi sic in ocr Rächt des Illtcn hätten in See gehen können. So konnte man den Engländern ent gehen, wenn man die Küste von Rochelle erreichte. Des ersten Han delsschiffes, dem mau begegnet wäre, würde man sich bemächtigt und cS gezwungen haben, nach den Vereinigten Staaten zu segeln. Dieser Man wurde dein Groh-Marschall des Palastes vorgclcat, welcher ihn dem Kaiser mitihclltc. Dieser billigte ihn und gab so gleich Befehl, wegen des Ankaufs der beiden Fahrzeuge zu unter handeln. Dieselben wurden ohne Mühe erworben nnd ausgerüstet. Ler hlrhcder dcS Plans übernahm den Befehl des einen Fahr zeuges, der Lieutenant Don,- den des anderen. Drei andere Offiziere des llten Marine-RegimentS und cinlgc Nntcrosfizicre ergänzten die Mannschaft. Am lütcn war AllcS um II Nhr Abends, der be seinen Bruder zu benachrichtigen, daß Ludwig XVIIl. in Paris sep, und daß in Bordeaux ein Amerikanisches Schiff vor Ankcr liege, welches bereit sey, nach den Vereinigten Staaten unter Segel zu gehen. Joscph machte Napoleon den Vorschlag, diese Gelegenheit zu benutzen, aber dieser verwarf ihn. Napoleon setzte die Unterhand lungen mit dem Caxitain des „Bellerophon" fort. Am Abend er fuhren wir, daß er sich auf diesem nach England begeben wolle. Am täten um Lj Uhr Morgens geleiteten wir ihn unter schmerzlichen Gefühlen zum Boote der Brigg „l'Epcrvier", die ihn an Bord des Englischen Schiffes bringen sollte. Aber Wind und Flnth waren jenem entgegen, und fast schien eS, als ob es vor dem Eintritt der Ebbe nicht werde aulegcn können. Durch Unterstützung vom Eng lischen Schiffe aus gelang es endlich. Es war geschehen! Kaum war er in der Macht seiner unversöhnlichsten Feinde, als ein Offizier seincr Garde der Insel Air zueilte, um den Kaiser gefangen zu nehmen. Am lvten lichtete der „Bellerophon" die Anker. I. M. Feillct. in Begleitung des See-Präfekten und der Generale seines Gefolges. Bet seinem Erscheinen trat ehrfurchtsvolle Stille ein. Er schien ruhig und gefaßt; mit der Hand, die er aus dem grünen Frack her vorzog, begrüßte er die Menge, die in den Ruf: „ES lebe dcr Kaiser! ES lebe der König von Rom!" ausbrach. Am 8. Juli verließ der Kaiser Rochefort mit dem frühesten Morgen; er begab sich nach dem Flecken Fourras, wo Anstalten ge troffen waren, ihn an Bord dcr Fregatte „la Saale" zu dringen, die nebst der „Meduse" auf der Rhede dcr Insel Air vor Anker lag. Am Bord dcr Fregatten waren keine Vorbereitungen getroffen, um ihm auch nur die Ehre zu erweisen, auf die ein bloßer General An spruch hat. Nur die Wache dcr „Saale" war unter den Waffen. Am folgenden Morgen bei Sonnenaufgang war der Wind günstig, und cS hatte sich noch kein Englisches Schiff gezeigt. Von den Wällen der Citabclle aus konnten wir die beiden Fregatte» sehen, welche, wie wir Alle glaubten, unter Segel gehen würden, als plötz lich zwei Boote von der „Saale" abfuhrcn. Wir begaben uns nach dem Ansschiffungsplatze: dcr Kaiser war zurückgekehrt. Er trug einen grünen Rock und einen runden Hut; nur seine Reitersticfcln hatte er deibehalten. Kaum war er ans Land getreten, als er raschen Schrittes dem Inneren der Stadt zucilte. Auf dem öffentlichen Platze wurde er durch das Andrängcn der Bewohner nnd Soldaten, die ihn umringten, anfgehalten. Der Enthusiasmus dieser gab sich in lauten Acußerungcn kund. ES erschallte der Ruf: „Nach der Loire-Armee!" Der Kaiser war sichtlich bewegt. Dcr Kreis, dcr sich nm ibn gebildet hatte, öffnete sich endlich. Er begab sich nach den Festungs werken und hcsichtigte die alte Citadellc. Er wollte die Arbeiten besichtigen, die er angcordnet hatte, aber sie waren nicht weit vor geschritten. Nachdem er diese Bcsichtignng beendet, kehrte er auf den Waffcnplatz zurück, wo das iäte Marine-Regiment ausgestellt war, das er mehrere Ucbnnaen vollziehen ließ. Kurze Zeit darauf kchrte er nach dem Ansschiffungsplatze zurück, um sich wieder an Bord dcr Fregatte zu begeben. Das ganze Regiment geleitete ihn. Am Wien erschien das Englische Linienschiff, der „Bellerophon", jedoch außer dem Bereich der Kanonen dcr Festung. Dadurch wur den die Heiden Fregatten gleichsam gefangen. Ilm dem Englischen Sckiffe zu entkommen, hatte man einen ungleichen Kampf versuchen müssen, der den Kaiser leicht zum Gefangenen der Engländer hätte machen können. Napolcows Lage war im höchsten Grade kritisch. Unter diesen Umständen entschied sich der Befehlshaber dcr „Möduse" für einen.kühnen Entschluß. Er schlug dem Capitain der „Saale" vor, in der Nacht unter Segel zn gehen. Er wollte den „Bellerophon" angreisen nnd so dcr „Saale" Gelegenheit geben, zu entkommen. Dieser kühne Vorschlag wurde nicht angenommen. Die Lage des Kaisers wurde mit jeden, Augenblick bedenklicher. Die weiße Flagge war schon auf mehreren Punkten dcr Küste anf- acpfianzt, und die drei Farben wehten nur noch auf den beiden Fregatten und auf dcr Insel Air. Der Befehlshaber der „Saale" empfing von Rochefort häufige Mitthcilnngcn, die ihn in eine pein liche Stimmung versetzten. Endlich ließ er dem Kaiser anzcigen, er fürchte, den Befehl zn erhalten, ihn nicht mehr an Bord seiner Fre gatte auszunehmcn. Der Kaiser entschied sich rasch, wie immer. Am l2teu verließ er die Fregatte und begab sich nach der Jnscl Air, wo er das Haus des Genie-Torps bezog. s> Während dcm Kaiser jeder AnSweg verschlossen schien, entwarf ein Marine-Lientenant eincn Plan, den Kaiser zu retten, dcr aus- sührhar schien und Aussichten auf Erfolg Hot. Es sollten zwei kleine Mannigfaltiges. — Die Wiedergeburt der Französischen Tragödie. Jules Janin behauptet, daß es mit der Herrschaft der alten Fran zösischen Tragödie, deren Wiedergeburt seit ungefähr einem Jahre datirt, schon wieder zu Ende gehe. Nach Talma's Tod war das sogenannte l'siöäreo völlig in Vergessenheit gerathen; die bloße Ankündigung eines SiückcS von Corneille oder Racine war hinreichend, die sonst so glänzenden Räume jenes Schauspielhauses zur Einöde zn machen. Da erschien im vorigen Jahre, wie aus den Wolken gefallen, ein junges Mädchen, das durch die Macht seiner Naturgaben nnd künstlerischen Ausbildung die scheinbar todte Tragödie ins Leben zurückrief und Abend für Abend Tansendc von Zuhörern, welche über ihre eigene Klassicität nicht wcnig erstaunt waren, vor dcr Bühne wieder versammelte. „Die alten Götter sind zurückgekehrt!" ries das Parterre, und dcr Beifall verdoppelte sich, so ost Mlle. Rachel eine neue Rolle in einem wiedcrcrwecktcn alten Stücke spielte. „Und da cs bei unS", sngt-Janin Hinz», „etwas girbt, das noch mächtiger ist, als das Genie, nämlich Vie Mode, so war die Begeisterung für Corneille und Racine, die wieder in Mode gckommcn waren, über die Maßen groß, llebcrall wollte man jetzt die alten Tragiker wieder hören, in und außer dem Theater. In den SalonS hauchte man die zärtlichen Klagen Hermionens oder strömte man die Verwünschungen des Camillns zwischen einer Sonate nnd einer Romanze auS; die Herzoginnen mischten sich darein, die Marquis ebenfalls, und das st'siömro b'ram^m, sonst so bescheiden und vemüthig, sah nun seine zurnckgesehten Rivalen vornehm über die Schultern an. So ist Paris ein ganzes Jahr hindurch, und mit ihm die Provinz, die, obwohl heulend vor Wuth, doch Paris wie der gelehrigste Sklave in allen Stücken nachahmt, wicvcr mit den Vertranten und Vcrtrautinncn, den Tprannen nnd tragischen Helden von ehemals genau bekannt worden." — Unser Gewährsmann fügt hinzu, daß, da diese Wiedererweckung der alten Tragödie nicht etwa aus einem Bedürfnisse dcS HcrzenS und des guten Geschmackes hcrvorgegangen, sondern cben nur das Resultat der Mode gewesen sey, so habe man sich natürlich daraus gefaßt machen können, daß diese „Renaissance", eben so wie jcne andere, deren Namen die Mode cingeführt, oder wie das „Rococo", bald von einer neuen Laune des Publikums verdrängt sepn würde. Der Wendepunkt, meint Janin, sey bereits eingctreten. „Tankred", „Mithrivat", „Ba- lazet", „Polpcuct", „BrilämücuS", und wie sie sonst noch heißen mögen, die Helden des Französischen Alexandriners, dcklamircn jetzt schon wieder vor ganz leeren Häusern, nnd die im vorigen Jahre noch so klassisch verzückten Pariser Dandics sind entweder in die Nähe des 'Nwüirv b>run,-ick.-i gar nicht mehr zn bringen, oder cS kostet ihnen Mühe, in den Logen nicht einzuschlafen, in welchen sie ans Gefälligkeit kür irgend eine weibliche Bekanntschaft die schönsten Verse gähnend mit anhören. — Elektrizität durch Dampf. Man hat in England die interessante Bemerkung gemacht, daß bei dem Aussirömcn des Dam pfes aus dem Dampfkessel Elektrizität entwickelt wird. Als nämlich Herr W. Patterson, Ingenieur einer Dampfmaschine j» Rorthum- bcrland, während der Dampf heftig auSströmle, den Hebel des Sicher- Heits-Vcntils berührte, empfand er einen stechenden Schmerz in den Fingerspitzen, der noch heftiger war, als er die Hand auf das Ge wicht legte. Mehrere von ihm hcrbcigerufene Arbeiter empfanden dasselbe, und als Herr Patterson von ungefähr den einen Finger dcm Hebel näherte, sprang ein deutlicher Funke über. Auch dies wurde von mehreren anwesenden Personen, nnd zwar an verschiedenen Theilen des Kessels, wiederholt. Herr Armstrong bemerkt über diesen Gegen stand in einem Schreiben an Herrn Faraday, daß wobl die durch das Wasser bewirkte Jnkrustirnng dcS Kessels Einfluß auf das Phä nomen haben möge, indem nun der Dampf durch eine nicht leitende Oeffnung ströme: auch will er gefunden haben, daß cs ans die Bc- schaffenheil des Wassers aukomme, ob sich Elektrizität erzengt oder nicht, indem dcr Dampf eines Kessels, welcher mit Wasser aus einer benachbarten Kohlengrube gespeist wurde, deutliche Funken gab, wäh rend bei einem anderen Kessel, wo man sich dcS Regenwassers be diente, nicht eine Spur von Elektrizität zu bemerken war. Herr Armstrong wirst in dcm erwähnten Schreiben noch die Frage aus, ob nicht das Zerspringen dcr Dampfkessel, welches noch so viel Räth- selhafteS darbiete, mit dem plötzlichen Entwickeln von Elektrizität im Kessel im Zusammenhänge stehen könne. Hrr.-.nSqegitcn von ter Retention ter Allg. Preuß, e:iaenc-Zelinng. Sietizir! von I. Lehmann. Gedruckt bei A. W- Hahn.