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a g a für die Man pränumkrirt auf diesc- Litcratur-Blatt in Bnlin in Ler Expedition Ler Wg. Pr. SunUS-gkitung hAriedrilLSstr. Rr. 72); in der Provinz so ivio in, AuSIanLe bei Len WohUöbl. Posi-Aemtern. Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerations- Preis 22; Sqr. TtM.) vierteljährlich, z Lhlr. für Las ganze Jahr, ohne Er- Löbung, in allen Theilen dir PreuAsibcn Monarchie. Berlin, Montag den 2. November 1840 Frankreich. Die Verhältnisse der arbeitenden Klassen in Paris. Von Granicr de Cassagnac. Zweiter Brief-') Wir haben jetzt die Frage zu beantworten, wie man den Ar beitern, die keine haben, Arbeit verschafft, oder, was dasselbe ist, wie man es möglich macht, daß.für alle Arbeiter aus einem gegebenen «unkt genug Arbeit da ist. Betrachten wir diese Frage genauer, so finden wir, daß cS sich hierbei nur darum handelt, daß nirgends mehr Arbeiter sind, als beschäftigt werden können. Man giebt sich nicht deutlich Rechenschaft von den Ursachen des Mangels an Arbeit. Unter diesen Ursachen steht oben an die unbe sonnene Anhäufung der Arbeiter an gewissen Punkten. Seit wenigstens zwanzig Jahren kommen mehr als zwcihundcrt- tausend Arbeiter jährlich aus der Provinz nach Paris. Die Auvergne, die Normandie, Bourgogne schicken jede, zum Nachthcil der Agrikul tur dieser Provinzen, Kvioniecn von zwanzig- bis dreißigtäuscnd der robustesten und arbeitsamsten Menschen. Diese Massen sammeln sich in den Faubourgs und an den Barrnrcn von Paris, ohne zu willen, ob es Arbeit giebt oder nicht, kräftige Arme mitbringenk, aber keine Mittel, unfeine Woche zu leben. Auch die Rhein-Pro vinzen, Belgien, die Schweiz, Savoyen, Piemont, England schicken uns Arbeiter in bedeutender Anzahl, und das Alles kommt nach Paris, denn für den Fremden ist Paris Frankreich, wie im Alter- thum Rom Italien war. Allerdings steigt dadurch der Wohlstand ver Hauptstadt, und die Menge der Arbeit nimmt täglich zu, doch diese Zunahme ist nicht so groß, daß sie für die Fluth von Arbeitern, sic sich von allen Seiten her, aus der Provinz und aus dem Aus lände, auf die Werkstätten der Hauptstadt stürzt, genügt. Noch mehr: bei dem gegenwärtigen Zustand der Dinge wurden alle Ver suche, die Arbeit mit der Zahl ver Arbeiter auszugleichcn, vergebens fcy»; denn in dem Moment, wo man daS Gleichgewicht hergcstellt zu baden glaubte, würden mit einem Male funfzehniauscnd Auvcrgnatcn oder zehntausend Poitcvins kommen und eS zerstören. Die erste und radikalste Maßregel, die man zu nehmen hat, um vcn Arbeitern in allen großen Manufaktur- und Industrie-Städten des Königreichs Arbeit zu sichern, ist, darauf zu sehen, daß die Ar beiter sieh nicht blindlings auf gewisse Punkte stürzen, ohne zu wissen, ob sie Arbeit daselbst finden werden oder nicht. Gewiß ist die freie Konkurrenz ein treffliches Prinzip, insofern sic den Wetteifer anregt und ost ein neues und besseres Verfahren bei den verschiedenen Jn- dustrieen ins Leben rusl, aber wenn sie bewirkt, daß der Lohn, den zehn Arbeiter zum Leben brauchen, sich unter hundert vcrthcili, dann erzeugt sic nur Kampf, Haß, Verarmung und Tod. Die besten Dinge haben eine schädliche Seite, und das ist ihr llebcrmaß. Allzu viel Freiheit führt die Gesellschaften in Sklaverei, so wie allzu viel Licht auf die Augen wie Finsterniß wirkt. Sobald alle Maurer Frankreichs nach Paris kommen können und wirklich kommen, fo wird die Ausübung der Maurer-Profession für den Pariser unmög lich, weil cs an Arbeit fehlt. Und da das, waS von Paris gilt, von allen Mittelpunkten der Arbeit gilt,'fo muß inan nothwcndig darüber wachen, daß die Arbeiter sich nicht blindlings daselbst an häufen, damit für jeden Arbeit da scv. Nichts ist übrigens so leicht und ausführbar, als eine solche Maßregel. Wenn Kn Arbeiter auS der Provinz nach Paris kommt, meldet er sich^zuerst auf der Polizei-Präfektur, wo man ihm einen Aufenthalts-Schein gicbt. Man braucht also nur diesen Erlaubniß- Schein nicht zu geben, wum cs zum Voraus bewiesen ist, daß cr den Arbeiter rumiren und der Stadt schaden muß. Ich sehe hwr lchon ric Einwände, die man stellen wird, voraus, doch man lasse mich ern meine Idee etwas inehr entwickeln, ehe ich an die Widerlegung derselben gehe. Es wäre gewiß sehr leicht, im Ministerium dcS Innern z. B. oder in dem ^er öffentlichen Arbeiten und des HandclS ein Central-Biircau zu errichten, dem die Chefs sämmtlicher Pariser Werkstätten von allen Professionen jeden Mon tag einen möglichst genauen Etat von der Arbeit, welche die Woche über zu machen ist, einrcichen müßten. Eben so würde dieses Bureau eine genaue Liste sämmtlicher in Paris anwesender Arbeiter, nach ihrer Profession geordnet, haben. Vst. Ne. irr und erz. Ucbrigens wäre es sehr wichtig, daß dieses Bürcau sich nicht auf der Polizei-Präfektur befände, weil die Arbeiter einen sehr natürlichen Widerwillen an den Tag legen, mit dieser zu thun zu haben. Die Schwierigkeit, die gewisse'Professionen gegen die An schaffung des Wanderbuchs machen, rührt zum großen Theil nur davon hcr. Die Administration meint, die Arbeiter trügen hierin ein übertriebenes Zartgefühl zur Schau, da ja auch die Reisenden, um sich ihre,Pässe visiren zu lassen, milder Polizei verkehren müßten. Aber erstens ist cs nicht bewiesen, daß die Reisenden selbst nicht mit großem Widerwillen sich unter die verdächtigen Personen mischen, welche täglich die Polizei-Präfektur anfüllen, und zweitens ist die Abneigung gegen jede Berührung mit der Polizei ein zu edles und kostbares Mittel, auf den Geist der Arbeiter zu wirken, als daß man eS von der Hand weisen sollte, wenn sic selbst cs anbictcn. Die Regierung gewinnt nichts dabei, das Volk zu überreden, daß die Bekanntschaften mit den Stadt-Sergeanten und den geheimen Agenten an sich durchaus nichts Unangenehmes haben. Die Skrupel der Arbeiter in dieser Beziehung find also sehr edel; statt sie beseitigen zu.wollen, müßte man sie Hervorrufen, wenn sic nicht da wären. UeberdieS läßt sich auch nichts dagegen einwendcn, daß die An- gelegcnhcitcu dcr arbeitenden Klaffen einer besonderen Abtheilung in einem Ministerium zugewiesen würden: die Arbeit wirb nie genug gehoben und veredelt werden. Wenn cs also cin solches Central-Büreau der industriellen uns mechanischen Professionen giebt, das jeden Montag den Etat der die Woche über zu machenden Arbeiten hat, so wie eine Liste der Ar beiter, die auf dem Platze vorhanden sind, so könnte auf folgende Weise die Anhäufung ver Arbeiter verhütet werden. Wenn cin Ar beiter aus dcr Provinz oder aus dem Auslände nach Paris käme »uv sich mit seinem als Paß dienenden Manderbach in dem Bürcau meldete, um sich eine Ausenthalts-Kartc geben zu lassen, so würde man zuerst die Ucbcrsicht der in seiner Profession zu machenden Ar beit und dann die Liste der von dieser Prosession in Paris anwe- scnden Arbeiter Nachsehen. Ginge nun aus dieser doppelten Unter suchung hervor, daß für den neuen Ankömmling Beschäftigung da ist, so würde man ihm die Aufenthalts-Karte geben; stellte sich da gegen heraus, daß dcr neue Ankömmling keine Arbeit fände und daß er Paris nur zur Last fiele, ohne Nutzen für sich selbst, so würde man ihm die Karte nicht geben. Man leistet schon dem Arbci>er einen sehr bedeutenden Dienst damit, wenn man ihm positiv sagt, daß cr keine Arbeit finden würde, und ihn so vor jeder fruchtlosen und gefährlichen Hoffnung schützt; aber der Dienst könnte noch viel größer scpn. Ein ähnliches Bürcau könntc in allen großen Städten des Königreichs errichtet werden, welches mit dem von Paris regelmäßig und rasch korre- spondirtc, so baß, wenn man zu einem Arbeiter sagen müßte: „Du kannst in Paris nicht bleiben, weil keine Arbeit da ist", man hinzn- sügen könnte: „aber Du kannst nach Nantes, nach Straßburg, nach Lyon gchcn, wo cs Arbeit giebt." Auf diese Weise wäre die Menge dcr zu machenden Arbeit immer im Gleichgewicht mit dcr Zahl dcr zu beschäftigenden Arme; die Arbeit wäre permanent, dcr Lohn regel mäßig, und die Coalitionen würden unmöglich. Ich komme jetzt zu den Einwänden gegen das Prinzip, das ich entwickle, und besten Wirkung cs wäre, die arbeitende Bevölkerung .mit Intelligenz über das ganze Territorium zu vcrtheilcn und so die Anhäufung dcr Arbeiter, die Hauptursawc des Mangels an Arbeit, zu verhindern. Diese Einwände sind zweierlei: erstens, meint man, würde durch jenes Prinzip das Recht, das jeder Mensch hätte, zu gehen, wohin cs ihm gefällt, verletzt, und zweitens, sagt man, würden, nachdem alle Arbeit vertheilt sep, doch noch immer unbe schäftigte Arbeiter übrig bleiben. Wir werden beide Einwände näher prüfen. WaS das Recht betrifft, das wir alle hätten, zu gehen, wohin es unS gefällt, so darf man nicht vergessen, daß wir dieses Recht, wie alle andere Rechte, nur haben, infofern das Gesetz es uns giebt. Wenn das Gesetz uns dasselbe entzöge, so hätten wir es nicht mehr. Wir haben Alle bas Recht, vcn Pont-Ropal zu Fuß und zu Wagen zu passiren; aber wenn die Administration aus irgend einem Grunde genöthigt ist, die freie Circulation daselbst zu hcmmen, so können wir die Brücke nicht mehr passiren. So verhält cs sich mit allen Rechten vbne Ausnahme; die Gefcllschaft gicbt und nimmt sie, sonst gäbe eS keine Gesellschaft. Wir nehmen hiervon selbst die Rechte, die man in ver Sprache dcr Schulen natürliche Reckte nennt, nicht auS; denn das Gesetz erkennt nur die an, die von ibm festge stellt sind und die von ihm abhängcn. Wenn cs jc cin Recht gab.