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WSS-e-Mick erscheinen drei Rnnnnecn. Pränumeration»- Preio .'LH San. fh Ldw > oieneMUnmv, a Sdir. inr väd gan;e Iadr. ohne Er- ddduna, in aUen Tdeiien der -Nrem'ische» Monarchie. M a g a z i !i für die Man vränmnerir» auf vieset Lilcralnr-Bl.nl in Brrlin in ver Errevition ver Aila- Pr. SlaalS-ntilung jgriedrichsiir. Rr. 7-2); i» der Pronin; so wir im Anelauve bei de» WoINlödl. Pen - Aennern. LitcraLur des Ausl an des. üiO. Berlin, 'Mittwoch den 28. Oktober 1840. S Y r i e n. Die Assassinen. Ei» V.rsncb zur VeriNui^una de».», n-as l» dies.» BlUeern ytr. trs »der riese S.tcc in lein Artikel „Lm'ien' »eingt in- Beiln Leien der lehrreiche» Deulichc» Bearbeitung des historisch- statisttsrbc» FragmcntS von Eusc-be ve Salle erkennt inan sogleich die Fever emes Mannes vom Fache. Ein solcher giebt mir immer den Math, zu erwarten, ec werde den bescheidenen, im Name» der Ucdcrzcuguug vorgelcgten Einwurf eines aunnerkmmen LeserS nicht als kliien Angriff, sondern wlc eme selbst erhobene Biveiikcichkeit einer Prüfung werih hallen. Auch erinnere ich mich gar manchen Bei spiels, vast eS em vorherrlchenveS Element im friste der Rcdaction ist, Widerspruch nicht nur zu erwägen, svndtrn ihn zur Vermittelung der Wahrheit hervorzucuien. Aufgemuutcrr vurch diese BoranS- sepnngen, gehe ich auS Werk, indem ich erst noch eine» Blick auf die Geschichte des merkwürdigen Volkes werfe, um sie selbst für meine folgenden Bemerkungen sprechen zu lassen. Im Fahre MM, wo in Aegypten die Fanmiten herrschten, die die Legitimität und die religiösen Dogmen Ali'» aufrecht erhielten, erschien Hassan den Sabah, een durch GeisteSgabcn, gelehrte Bildung und Entschlossenheit ausgezeichneter Mann, vor vem Aegyp- tischen Kalifen Moüanser mit dem Anerbieten, für Vie Ausbreitung dec Partei veS Ali tbätig zn seyn. Balo hatte er einen großen Tdeil der Persischen Volker sür sich gewonnen, und das Persische Irak erkailnte lbn als Odecherrn an. Dieses Irak heißt, wegen seiner gevirqigen Lage sowohl, als auch um es keutlicher vom Ara bischen Irak zu unterscheiden: Dschebel, Berg. Dschebel ist ver üeheiivc Nanie geworden (so wie bei uns ei» Großbrrrogthum Berg), der den Namen Irak verdrängte. AIS Hassan nun seine Herrschaft in diesem Lande gründete, dies er Scheich el Dschebel, v. h. Herr, Fürst von L'chebel. Scheich beißt im Arabischen alt; da aber unter dem Einflüsse patriarchalischer Sitte der Alte im Orte, Stamme unv ver Familie zugleich Herr ist, ko verband sich in dem Worte Scheich wie von selbst vie Bedeutung Herr mit ver Bc- dtnlunz alt. Durch einen jener Mißgriffe also, vir in ver orienta lischen Gncbichie häufig, ja bei ven Schwierigkeiten ver Sprachen und Venchievcnheil ver Sillen tast unvermeidlich sind, hat die Welt geschichte einen „Allen vom Berge" stall eines „Fürsten von Dschebel" erhallen; und dieser „Alle" wird, wie man aus dem Aussätze des de Salle, der von einem V innx ,l<- I> nnauagn« spricht, unv der stiUschweigenven Zustimmung ves Denischcn Bearbeiters sieht, täglich alter uuv wirv, wenn inan vie Uuverlilgbarkeit so vieler hißorsschcr «t nl pr>> >j>»'.» betrachtet, mit seinem Lauvsmannc AhaSveruS, vem ewigen Juden, vielletchl gleiches Loos haben, ewiger Affassinr zu bleiben, obgleich vor unv nach Herdelol vie Gelehrten versichert baden, vaß ver Name in Wahrheit gar nicht eristlrt habe. Hassan'S Herrswakl war io befestigt mw seine Partei so verbreitet, vaß er den Grund zu einem mächtigen Staat legte, ver sich 17» Jahre lang dem Kalifate unv ven Sultanen furchtbar machte. Schon bei den ersten Kreuzzügen hallen sich vie Assassincn auch in Sprit» festgesetzt unv vie stacke Bergfestung Massial zum Mmelpunkl ihrer Eitwalt gcmacht. Pon hier aus traten sie Hausig in freunvliche, selten in feindliche Verhältnisse mit ven Kreuzfahrern, durch welche sie in Europa murr vem Namen Assassinc» bekannt geworveu sinv. Diese sauailschc Sckie bar von ihren religiösen Brk.nuern noch Trümmer i» Persien znrückgelassen, aber in der ganzen 'Welt einen sehr üblen Ruf n>rer Thaien, vic ein halbes Jahriauienv nach ihrem politischen Untergänge „och mit Abscheu in allen GcschichtSbüchern genannt werden. So ipcechcn in allgemeinen Ausdrücken muham- inevanlscht und christliche Schrisisteller von ihucn iinv heben bloß hervor, vaß die Assassinen von ihrem Fürsten oder OrvenSmeister nicht mir vem Schwerte m ver Hanv gegen vie Feinde geführt, son dern von ihm mit Dolche» zum Morve der Fürsten bewaffnet unv auSgeschickt wnrven. Bklrachiel man vie Sache jedoch mit besonne- nrrem Blicke, so wird man leicht finden, daß vie Zahl ver Stimmen sür vics VervammungS-Urtbeit eben so groß lst, wie vie Zahl der Beweise klein ist. Abulfeva verfolgt sie, die Ketzer, mit vem fromme» Jor» cinc-S gläubigen MoSlemS, nennt sie Morver, ruchlose ßiäudcr unv Abtrünnige; aber er giebt wenig Fälle an, die ven üblen Ruf ver Sekte begründen, so sehr cS ihm voch willkommen sepn mußte, vic von ihm vernriheille Rolle in ihrer nackten Schänd lichkeit Varzustellen. Nach ihm unv andere» Schriftstellern seiner Ansicht haben die Assassincn allerdings den und jenen auS der Reihe ihrer Feinde meuchlings umgebracht, aber Alles zusammengenomme» stellt sie noch nicht so bloß, wie manche andere Brüderschaft jener und späterer Zeit (wie Tempelherren uud Vehmgericht z. B.). Unv vollenvs vaS liebe Mahrchen von dem Schlaftrunk ver Haschischs! Marco Pols hat direkt vom Oriente das Mahrchen mitgcbracht, daß der Scheich el Dschebel seinen auSzusendenven Mord-Jüngern einen Trank reichen ließ, wodurch sic ihrer Sinuc beraubt wurden. In solchem Zustande ließ er sie in ein eigens von ihm zu diesem Zwecke errichtetes ParavicS bringen, wo sie in den Armen göttlicher Huris erwachten, vie ihnen nicht nur sagen mußten, daß sie hier in Muhammcv'S Paradiese sepc», sondern auch alle Freuden so ge währen, wie cS der Prophet verheißen hat. Hat der Jüngling einige Zeit in ver paradiesischen Seligkeit geschwelgt, so wird er aufs neue berauscht unv wievcr ins freudeniose Leben zurückgetragcn. Bei seinem Erwachen mm sagt ihm der Scheich, er wäre wirklich ins echte ParavicS versetzt gewesen, um einen Vorgeschmack vcffen zu haben, was seiner harre, wenn er dlinvlingS die Befehle seines Meisters vollziehe. Der so angekcurrte Jüngling verachtet, ja sucht Todesgefahr, um nur so balv als möglich wievcr nach vem Sitze der Seligkeit zu kommen. Marco Polo sagt, cS hätten ibm die Einwohner PcrsienS vaS erzählt; es ist allo eine rohe Voikssage unv nichts weiter, und dennoch übt diese Sage eine Kraft auf vie Grmüthcr vcr gläubigen Gcschichtslcser, als märe sie durch einen Zusammenfluß von Umständen zur Wahrscheinlichkeit erhoben und von de» glanbwürvigsten Augenzeuge» bestätigt!') Die Assassinen haben die tollkühnsten Thaten anSgeübt, Kraft und Muth entwickelt, de» man sonst so gern mit edlen Zwecken vcrbniidcn sieht, und um sic recht entschlossen zu machen, um ihre körperlichen und geistigen Kräfte, vir bei ihren rascnvcn Unternehmungen so nötdig waren, noch zu erhöhen, hat man sie am Vorabend ihrer Mission durch Uebermaß von Schwelgereien entnervt!! Doch ko wenig cS nöthig war, einem fanatischen Muhammeda ner, und dies waren ja die Assassinen, erst ein Muster vom Para diese zu zeige», ehe er daran glaubte, so wenig sollte cs nöthig scyn, den Lesern mehr Einwürfe gegen VaS Mahrchen vorzuführcn, vamit sie cs nicht glauben. Mögen einzelne Fälle vorgekvmmen seyn, wo man vie Furchtsamkeit eines Jüngers vurch Betäubung beseitigen over seinen Widerwillen gcgcn ven Morv durch eine schändliche Täuschung brechen wollte, solche isolirte Verbrechen hören wir auch in unserer Nähe; aber nimmermehr kann ein organisirtcs System dieser Art bestanden haben, wodurch ein ganzes Volk 17» Jahre lang betrogen wurde. Die Behauptung von dcm Haschischs-Trank, so wie vie ganze Behauptung, daß die Assassinen ein Volk von Verbrechern waren, steben auf so schwachen Füßen, daß sie wohl längst zu Bovcn ge fallen wären, hätten nicht viele große Männer sie aus Laune oder Befangenheit noch gehalten. ES giebt Leute, die von vorn herein schon solche der Geschichte alt angestammte Legenden lieben unv schützen; Anvere wievcr können sich von einem Vornrthcil, von einem Jrrlhume, vcr ihnen von Kindesbeinen an lieb geworben ist, nicht leicht trennen; die meisten Geschichtschreiber für die Masse endlich machen gar Jagd auf solche Mährchen, die etwas Salt in die trockene Erzählung träufeln, vic eine Würze, eine Art Haschischs für den ermüdeten Leser werden. Wenn cS nicht möglich ist, den Rus der Assassinen zu retten, sondern ihn nur von Uebertreibungen zu reinigen, so ist eS doch nicht schwer, ihren Namen auf einen ehrenvolleren Ursprung znrückzuführcn, als es in vem in Anspruch genommenen Aufsätze geschehen ist. We nigstens wirv es mir gelingen, vie bisherige Annahme darüber stark zu erschüttern, unv jeoenfalls, ven Herrn Verfasser zu überzeugen, daß das zweite A des Wortes erhalten werden muß, selbst wenn vie von ihm gegebene Ableitung sich behauptet. ES heißt dort: „das Wort Assisfinen ist schon eine Ververbung des Arabischen Ha sch i- schin, welcher Name von dcm narkotischen Kraut Haschischct.... und mit Anspielung auf ihre Grausamkeit hat man sich Europäischer SeitS erlaubt, das erste I in A zu verwandeln." Bei dem letzten Theil dieser Behauptung kann ich nur vermuthen, daß er dcm Bers, in Ucdcrcilung entschlüpft ist; denn vic Geschichte der Assassincn und vie in Europa herrschend gcworvcne Meinung von ihrer Morvsucht ist älter als vas Wort <u,»:>x,c»m-. Man hat den Begriff „morden" durch virscS G. H. v. Sckmvert meint »>r, i» vcr -Nabe PaatvekS die Souren eines Vieser Parudi.se entdeckt j» Hai.»: S. seine Reise in das Morgmlnn», Buns ttt. S. am.