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WScbcnNich ersibemkn b«l Rummeni. PrLnumerailons- Vrei» 22; Sar. (; Tdirf vImMhrUch, » ^di». tiir das ganze Jäte, ob ne Er- dödung, in «Uen Thtili» der Prenkischen Monarchie. Magazin für die Ma» kränumcriet auf dieses ssüeraiur-Biiur in Brei!» in der Erpedition der Ma. Pr. Swars->kin»ig (idriedrichdstr. Rr. 72 je in der Prcoinz so N»e im Andiande dei den WediMi. Poii-Äemttrn. Literatur des Auslandes. 129 Berlin, Montag den 2V. Oktober 1840. Ostindien. Robert Clivr, der Gründer des Indisch-Britischen Reiches. Wie hat vic Herrschaft der Engländer in Ostindien sich gestaltet und befestigt? Wie sind sie von der Erve geschwunden durch Eng lands ausdanernve Geduld und Europäische Klugheit, die Herrscher des Landes, die Enkel Mongolischer Krieger, die erobernden und eroberten Nationen? Welchen! Phänomene hat man es beizumessen, daß eine unermeßliche, aber stehen gebliebene und veraltete Civili- sation durch eine kleine Zahl von Repräwntanten einer vorgerückteren und kräftigeren Eivilisation vernichtet wurde? Welche Mittel hat der anerkannte Urheber dieser merkwürdigen Eroberung, General Robert Clive, in Anwendung gebracht? Bon diesem Allen weiß Europa so gut als nichts. Die Ge schichte Indiens ist noch nicht geschrieben; die Engländer selbst sind mit diesem wichtigen Theil ihrer Annalen unbekannt, und man würde die Meisten unter ihnen sehr in Verlegenheit sehen, wenn man von der Schlacht bei Burar und dem Biutbave von Patna mit ihnen spräche. Fragen wir den ersten besten unserer Landsleute, ob Hclkar «in Hindu oder ein Muselmann gewesen sey, und er wird nichts zu ant worten wissen. Welches Mitglied des Parlamentes könnte uns sagen, ob der Vice-König Suradscha Daula in Audi oder in Travancore regierte? Jedermann kennt Pizarro und Cortez; von Clive und Warren-Hastings weiß man nur eben, daß sie cristirt haben. Und doch war die Eroberung Mrriko's, die Besiegung des schwachen Montezuma eine ziemlich leichte Unternehmung. Cortez -aite viel weniger Hindernisse zu besiegen, als Clive; die Gegner des Letzteren, wenigstens nm das Doppelte zahlreicher, als die Ein- gebornen Merikv'S over Peru's, dabei sehr civilisirt und gewerhsam, besaßen Städte, größer und schöner als Toledo unv Saragossa, Paläst« und religiöse Gebäude, prächtiger und kostbarer als der Dom von Sevilla. Ihre Handelsleute waren reicher als die von Barcelona und Cadir, und der Glanz ihrer Vice-Könige verdunkelte den der Statthalter Ferviuanv's des Katholischen. Fernand Eorlez hatte nicht ganze Schwadronen diszipliuirtcr Reiterei, die von Kriegs-Elkphauten und Artillerie^ Parks unterstützt waren, zu he, kampsen. Die Eroberung deS ungeheuren, durch ein Weltmeer vom Mutterland« getrennten Hindostan durch eine Handvoll Britischer Bürger war gewiß ein Wunder des Menschengeistes. Gleichwohl hat dieser schone historische Stoff noch keinen würdigen Bearbeiter gesunden: Mill ist «in dürrer Chronikcnschreiber; Rapnal ein bom bastischer Romantiker; Malcolm ist verworren und ohne Bestimmt heit, Orine aber von ermüdendster Weitschweifigkeit. Die Memoiren über Lord Clivr'S Lebcn, welche vor kurzem durch die Erben des Sir John Malcolm, der die von Lorv PowiS gelieferten Familien-Dokumente konsultirt hat, zum Drucke besorgt worden, bieten dem künftigen Erzähler einer guten Geschichte der Britischen Eroberung Ostindiens kostbaren Stoff. Warren-Hastings, Clive, Duplcir, Tipu-Sahib und Lallp-Toleiisal waren die vornchmsten Charaktere dieses großen Drama's; aber Clive überbot an Seelenstärke, Genie und mili- tairischcn Talenten alle Nebrigen. Dennoch ist der Rubin dieses außerordentlichen Mannes lange nicht so groß, wie seine Verdienste und Lecstunge» gewesen. Es ist ein Unglück sür den Europäer, wenn er kern vo» vem Welttheil, der ihm sein Daseyn gegeben, große Lhaten vollbring!. Wie Lallp-Tolcnval mw Dupleir, so hat auch Clive an den Ufern des Ganges einen Helvensiun offenbart, der zwar nicht für England, wohl aber sür seine eigene Zukunft verloren ge gangen ist. Dieser Slikter des Indisch-Britischen Reiches stammte aus altem und edlem, aber wenig bemitteltem Geschlechte; seit Jahrhunderten im Besitze eines kleinen Erbgutes in Shropshire, hatte die Familie Clive ihr Eigcnthum weder verringert noch vergrößert. Robert Clive wurde am 2ll. September I72L geboren. Er war ein böser, eigenwilliger, »»lenksamer Knabe, der nichts lernen wollte und aus allen Schulen fvrtgeschickt ward; Raufereien, Plünverung von Obstgärten und muthwillige oder -alsbrechenve Streiche von allerlei Art waren seine ganze Lust. Seine Aeltern schätzten sich glücklich, als sie dem zügellosen Wildkang in seinem I8ien Jahr« die Stelle eines Clerk (Commis) am Büreau der Ostindischen Sociciät verschaffen tonnten. So kam er I74Z nach Madras mit der Aussicht, entweder am Fieder zu sterben, oder sein Glück zu machen. - Dir Jndo-Britische Macht, heutzutage «in Koloß, war damals noch gar nicht vorhanden. Eine Gesellschaft Kaufleute, die «in paar Englische Quadratmcileu Land belaß, zahlte den einheimischen Regie rungen Tribut. Zu ihrer Verthcidigung sür eiiicii Fall der Rot- Hatten diele Herren nur ein paar kleine aus Lehm errichtete Forts, mit einigen Kanonen darauf, und eine sehr kleine Indische Arme« ohne Zucht und kriegerischen Sinn, deren Bewaffnung aus Pfeilen, Bogen und Schilden bestanv. Dkm lebte theucr und machte nothgc- drungenen Aufwand; auch verstand noch Keiner, die tödtlichen Wir kungen des Klima'S zu bekämpfen, v. h. an zweckmäßige Diät, Nüch ternheit uud weise, beschränkte Thätigkeit sich zu gewöhnen. Durch einen Ocean, den mau jetzt in drei bis vier Monaten durchschifft, dessen Passage aber damals ein Jahr oder sechs Monate erforderte» von ihrer Heimat geschieden, versanken die Britischen Großhändler Ostindiens iu orientalische Verschwendung unv Ueppigkcit. Unter den Koloniecu, die diese kaufmännischen Lehnsherren als ihre Gewalthaber anerkannten, war Madras die beveutcubste. Im Laufe deS vorigen Jahrhunderts hatte man zuerst das Fort Saint- Gcorge entstehen sehen, dessen Mauern die Flut- bespülte, und bald war eine große Stadt, wie durch Zauber, dem Boden entwachsen. Vom Hanvel bereichert, schmückten die Britischen Nabob's die Ter rassen um'ihre neue Stadt mir Lustgärten unv Pavillons. Die Un- kluaheit der einheimischen Regierung ließ sic im vollen Besitze der Festung und ihrer Umgebungen. Sie regierten — aber wie schwach war ihre Gewalt, wie gering ihre Autorität! DaS ganze Land er- kannte ven Groß-Mogul, dessen Vice-König (Risam) Dekkan re gierte, als Oberherrn; und der Vice-König batte wieder einen Stclloertrcier in vem Statthalter oder Nabob von Karnatik. Dieser Nabob ist jetzt ein unbedeutender schüchterner Privatmann, dem die Compagnie ein Gnavengehalt bewilligt; die Hauptstadt des Nisam gehorcht den in ver Nachbarschaft kanivimircnven Britischen Trup pen, und er selbst empfängt von Seiten veS Britischen Resivcntcn wohlmkinenve Rathschläge, denen er gewissenhaft nachkommt. Auch der Groß-Mogul ist h«ulz»tagc sehr ruhig und harmlos; er empfängt Blttichrislkn, spielt den Monarchen, legt sich unter den Augen eines Britischen Obersten jevcn Abens zu Bette unv schläft sorglos ei», wenn der Oberst seinen Schlüssel im Schlosse umgcdrcht hat. Der undcvcutendste Commis bei der- Ostinvischcn Compagnie hat gröbere Macht unv Freiheit als di« Nachfolger Aureug Scb'S und Schah Dlchehan's. Ich habe schon gflagt, wie djc Kolonie um daS Jahr I74S be schaffen war, als der junge Clive mit: frischem Mulhe, aber nicht eben vollem Beutel dahin abging. Seine ersten Schritte waren mühevoll. Nach einer Uebersahrt, vic ein volles Jahr gevauert hatte, langte er ohne Gelv und mit preßhastcm Körper tu einem Laude an, wo er keinen einzigen Freund besaß unv dessen Sitten ihm wiver- strebten. Sein hochsährenvcS und trotziges Wesen machte ihm Feinde; seine Armuih zwang ihn, sich in Schulden zu verwickeln. Er ver waltete sein Aemichen,obne Lust und Eiser, und seine Vorgesetzten wurvtn gegen ihn aufgebracht. Zwei over drei Mal wollte mau ih» verabschicvcu. In einem Anfall von Verzweiflung versuchte er, sich zu töoten: vaS Zünopulver. deS Pistols fiug nicht. Feuer; er machle einen zweiten Versuch, und auch vieler war vergebens. Er prüfte die Waffe genau, emlnv sie, sah, vaß nichts fehlte, und rief, sie von sich werkens: „Wohlan, ich soll am Lcb?» bleiben! es scheint mir nun, daß ich doch , hier auf Erden zu Etwas bestimmt bin!" Damals hatte England mit Frankreich und Spanien zu kämpfen; seine ButtvtSgenossitt, Oesterreich, leistete ihm gegen die Ligue dieser beiden Machte nur wenig Hülfe. La Bourdonnapc, Statthalter der Insel Bourbon, ein Mann von wahrhaft großen Eigenschaften, über rumpelte Madras unv zwang die Stadt zur Uebcrgabe; die Fran zösische Flagge wehte auf dem Fort Saint-Gcorgc, unv darinnen lag eine Franzoufche Garnison. La Bourvvunape erlaubte den Englän dern, als Kriegsgefangene zu bleiben, bis man sie auslösen würde, unv sic zählten auf das Wort eincS Manncs, der immcr gehalten hattc, was cr versprochen. Aber ein anvcrer Chef, der ehrgeiziger, als La Bourdonuapt, und dabei weniger gewissenhaft war, ver Statthalter von Pondicherp, Scipio» Duplcir, glaubte sich vurch die Zusicherungen seines Kolleg«» nicht gcbunvcn. Dieser Mann führte große Dinge im Schilde: cr wolltc nicht bloß vcn Britischen Hanvel mit Indien vernichten, son dern auch, wo möglich, ganz Hinvostan für vie Französische Krone erobern. Er erklärte, daß Madras dein Erdboden gleich gemacht wervcn müsse. Die vornehmsten Agenten dcr Britische». Compagnie