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WiibtnMck ers^tinm drei Nummern. Prinumersüoa!- vrris 22h Sgr. (j Tblr.) vierteljZbrlich, .3 Ttllr. für da» ganze Jahr. ebn« Er- döhung, in allen Theilen Ler preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumeriri aus dieses Literatur-Platt in Berlin in der Expedition der Mg. Pr. StaatS-Zeitung (ZriedrichSftr. Re. 72); in der Pronin; so wie im Anstande bei den WodllSbl. Pest-Aemtern. Literatur des Auslandes. 118. Berlin, Mittwoch den 3V. September 184« S Y r i e n. Ein Französisches Urtheil über den Emir Beschir. Aus brieslicher Mitthciluug. ') Biele Jahre lang waren die Bewohner des Libanon in zwei kämpsenve Parteien gespalten, und ein beständiger grausamer Krieg zerrüttete diese Gegenden. Um endlichen Frieden zu erlangen, ver einigten sich die streitenden Tbeile zur Wahl eines Häuptlings, der Vic ganze Nation beherrschen sollte. Man wählte eine edle Türkische Fanalw, Namens Schab, die aber in gross Dürftigkeit versunken war. Die Glieder dieser Familie wohnten in der Wüste Hauran bei Damaskus. Dec zweite Fürst vom Geschlechte «chab hinterließ zwei Söhne, von denen der altere, Iussuf, eie väterliche Würde erbte, während der andere in Bergeffenheit gerieth. Besch ir- Schab, der eigentliche Gegenstand meines Brieses, ist ein Sohu des Letzteren. Dieser befand sich in so schlechten Umständen, daß er, um nur sein Dascyn fristen zu können, seinen Oheim, den Emir Iussuf, anflchtc, ihn unter die Zahl seiner Diener aufzunehmen. Dieser empfing ihn offenen Armen, behandelte ihn wie einen eigenen Sohn und fütterte auf diese Weise die Schlange, die ihn verderben sollte, in seinem Busen. Das Gebirge Libanon war damals dein Dscheffar, Pascha von St. Jean d'Acre, tributpflichtig. Dieser Tyrann beneidete Iussuf um die Macht und das Ansehen, welche seine Tugenden und seine weise Verwaltung ihm erworben hatten, und beschloß, einen Anderen an, seine Stelle zu setzen. Iussuf wurde von den feindseligen Plänen Dschessar's bei Zeiten unterrichtet; da er selbst nur unmündige Kinder hatte, so glaubte er das ihm drohende Gewitter z» beschwören, wenn er seinem Adoptiv-Sohn, der ihm so viel verdankte, die Autorität übertrüge. Oheim und Neffe kamen darin überein, die Gewalt unter Ach zu thcilcn; der Antheil Iuffuf's sollte nach seinem Tobe auf dessen Kinder übergehen. Iussuf schickte' Beschir mit einem seinem Range angemessenen Gefolge nach Mo; dieser war aber kaum angclangt, als er mit Dschessar sich verbündete. Der Pascha sand in dem jungen Prinzen ein gutes Werkzeug zur Rcalifirung seiner Pläne aus deu Libanon und übertrug ihm die Würde eines Emirs dieser Gegenden au Iussuf's Stelle. Die erste Handlung Beschir's war ein Aki schwär zestcr Undankbarkeit gegen seinen Oheim und Wohlthäter: xr ließ ihm sagen, daß er unverzüglich den Libanon verlassen und in die Wüste ziehen solle, wenn er anders gesonnen sey, dem Tode auSzu- weichen, der im Falle einer abschlägigen Antwort seiner warte. Der ehrwürdige alte IussufTonnte solcher Lrcnlosig.'cit anfangs gar keinen Glauben bcimeffen, aber nur zu bald erfuhr er, daß Beschir an der Spitze eines Heeres heranzog; er sammelte in der Eil einige erge bene Truppen und erfocht einen glänzenden Sieg über seinen un würdigen Reffen, den er nach Mo umzukehren zwang. Iussuf be gab sich nun persönlich nach Mo, in der Hoffnung, bei dem Pascha Schutz zu finden; allein dieser war uuterdcß nach Mocha ausge brochen. Sobald Dschessar Pascha auf dem Wege erfuhr, daß Iussuf in Akko angekommcn sey, schickte er in der ersten Answallung seines Zorns einen Courier ab, mit dem Befehle, ihn enthaupten zu lassen; dann wurde er wieder reuig und schickte einen zweiten Courier mit einem Gegenbefehl. Beide kamen gleichzeitig an; aber die Ränke Dcschir's und seiner Anhänger vermochten so viel, daß Iuffus's ehrwürdiges Haupt schon zu den Füßen deS Henkers lag, als der Gegenbefehl bekannt wurde. Dieser unglückliche Fürst hinterließ drei Söhne von hoher männlicher Schönheit, deren früh entwickelte Tugenden erwarten ließen, daß sic in den Fußstapfen ihres Paters wandeln würden; allein cs sollte anders werden: man ergriff sie aus Befehl deS grausamen Beschir, blendete sie mit einem glühenden Eisen und verbot ihnen bei Lcbcusstrafe, sich jemals zu vcrheirathen, damit diese Linie deS Hauses Schab mit ihnen auSstcrbc. Noch vor wenigen Wochcn sah Man zwei dieser unglücklichen Op'er an der Hand der Barmherzigkeit durch die Straßen wanken, zum großen Erbarmen aller Einwohner. Ich weiß nicht, was seit den neuesten furchtbaren Ereignissen aus ihnen geworden ist. Nachdem Beschir im Besitz der Würde war, zu deren Erreichung '> Dee Pries ig vom IS. Juli und aus Beirut datier. Damals dckanutc sich diese Familie noch jum Islam; erst seil einem uabrbundere ist sie christlich geworden. er die verruchtesten Mittel nicht gescheut hatte, bürdete er seinen Untergebenen ein unerträgliches Joch auf. Dic Steuern vermehrten sich von Tag zu Tage, und cs kam cndlich io weit, daß eine allge meine Empörung ihn und den Pascha von Akko nöthigte, zu Meh med Ali nach Aegypten zu fliehen. Dic Macht dcS Letzteren war vamalS'schon bedrohlich, und durch seinen Einfluß erhielten die beiden Scheusale wieder, waS sie cingebüßt hatten. In Beichir's gezwungener Abwesenheit war cin Glied der Familie Iussui's, AbbaS, Lessen gute Verwaltung die zu Boden gcooücklca Bewohner wieder einmal frei alhmcn ließ, Emir des Libanon geworden: aber nichtswürdiger Berrath brachte ihn und zwei seiner Aettern, die Emire Schuan und Faser, gar bald in die Hände des herzlosen WüthcrichS, der allen Dreien die Augen anSstcchen nud dic Zunge ausschnciden ließ! Ihre Güter und die ihrer Freunde (nie Anhänger wurden eingezogen. So befestigte sich Beschir durch Gräuel über Gräuel auf feinem ltsurpirtcn Throne. Da er auf Vie Unterstützung des Paschas von Aegpptcn, dcm cr sick verkauft hatte, zählte, so begann er von neuem das alte Erprcssungswcrk. Die Kopfsteuer, welche für jedes Individuum 2<e bis Piaster jährlich betrug, hat seine Unter- thanen am härtesten gedrückt und ist auch eine der vornehmsten Veranlassungen zu der neuesten Empörung gewesen. Bleiben wir bei der niedrigsten Lare (der von 2» Piastern) stehen, weil diese die große Mehrheit trifft: der unglückliche Tagelöhner, der höchstens eine zahlreiche Familie, den ganzen Reichthum des Armen, hat, sah die ganze Frucht seiner Arbeit in die Hänve unbarmherziger Steuer- Einnehmer übergehen, und konnte er eine so große Summe nicht auftreiben, so harrt«, seiner die grausamsten Strafen! Ein Tür kischer Piaster ist für jenes Land, wo man so einfach lebt, mehr als ein Spanischer Piaster in Europa. Dazu erwäge man noch die Tyrannei, welche die Christen von Seiten der Muselmänner auSzu- stcbcn hatte«, da ein parteiisches Gericht innner zu Gunsten der Letzteren entschied. So war oie Lage der christlichen Bevölkerung des Libanon im Augenblick des Aufstaiwes, den Beschir selbst heimlich betrieben haben soll, um nachher durch Unterdrückung desselben dic abuchmcude Gunst RchMtd Äli'S wieder vollständig zu erlangen. Bedurfte es mehr, um eine Bevölkerung zur Verzweiflung zu bringen, die einem Tyrannen, von dcm sie immer nur dcmütbigcnde und grausame Behandlung enahrcn, so viele Opfer an Menschen und Geld ge bracht hatte k Sie wissen ohne Zweifel, wie es dcm Berräther Beschir gclungcn ist, dic Drusen und dic Mctuali's von der Sache abzubringen. der sic sich zugewcudct hatten; cr hat ihnen die Ver zeihung Meemco Atü., dec Beuuiuvcrung der Auflagen, die Er haltung ihrer Waffen verheißen und, was auf Muselmänner den stärksten Eindruck macht, ihnen vorgcstcllt, daß, wenn die Maronitcn jcmalS dic Oberhand bckämcn, die Franken Herren des Landes würden und alle muhammcdanische Bewohner mit Gewalt die Taufe annebmcn müßten! Die entsetzlichen schaudererregende» Folgen diese- von Geschenken und Verheißungen begleiteten Aufrufs an den Fana tismus sind nur allzu bekannt; ich will ihre Details nicht wieder holen. Beschir triumphirt, und, wie immer, auf dem Grabe der Wohlfahrt seiner Unterthemen. Aegypten. Die Europäer in Aegypten. (Fortsetzung und Schluß.) Die Gesammtmasse der Europäer, deren Hautztgruppen ich eben aufgezählt habe, bildet eine Art von Kolonie, die fast gänzlich in demselben Stadttheile vereinigt ist. Der Unterschied der Stände wird darin streng beobachtet und die Etikette sehr weit getrieben. Die Mitglieder cincr jede» Klaffe gehen in ihren Verhältnissen nicht über den KrciS hinaus, den ihre Geschäfte, ihr Stand und ihr Ver mögen ihnen verzeichnen. Die wohlhabende Klasse zeichnet sich durch jcncS prunkhaste Wichtigthu» und Sichbreitmachen, durch jenen ver schwenderische» Hochmuth aus, welchen man beständig unter den Ko- lonial-Gesellschaftcn findet. Sie sucht den Lurus in dem Ameublement und der Kleidung und folgt Schritt für Schritt den Pariser Moden in allen ihren Abwechselungen. Sie liebt das Vergnügen und die Feste; sic vereinigt sich oft zu glänzenden Soireen und zu Bällen, bei denen gewöhnlich Reichthnm und guter Geschmack den Vorsitz