Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummer». Pninumcrations- Preis 22i Szr. LHIr.) rierleiivchNch, 3 Tblr. für das ganze Iadr, ahne Ei ds düng, in allen Theilen der Preneischen Monarchie. Magazin für die Man pränumcrirt auf diese- Literatur-Blatt in Berlin in der Exredilion der Mg. Pr. StaatS-Zkitung färicdricbsüx. Nr. 72); in der Provinz io wie im Auslände bei den Wohllübl. Post-Aemtcrn. Literatur des Auslandes. Berlin, Moncag den 28. Seprcmbcr 1840. A e g l) p l e n. Die Europäer in Aegypten. (Nach Ur. Clot-Vey'ä ^s»e>^u .'«ilr Im Oriente gicbt man bekanntlich oen Namen „Franken" den Angehörigen aller fremde» christlichen Ranvncm, namentlich allen denjenigen, welche Europäische Kleidung tragen. Die Fahl der Fran ken in Aegypten beträgt nngcfäbr sechStaiiscuv. In rer Fränkischen Bevölkerung giedt es verschiedene Kalege- ricen, welche besondere Gruppe» bilden, von denen ich der Neide nach sprechen will. Die erste besteht ans den Konsuln, ihren Kanz lern und anderen dazu gehörigen Beamten: diese Klaffe wirs von den Eingeborenen am meisten geehrt. In Aegypten giebr cs General- Konsuln, welche zu Alerandrien restviren: die verschiedenen Mächte, welche von diesen Würdenträgern vertreten werden, sind: Frank reich, Rußland, Oesterreich, England, Preußen, Spanien, Schweden, Sicilicn, Sardinien, Holland, Belgien, Dänemark und Toskana. Diese hohen Staatsdiener haben an den Thüreu ihrer Hotels die Wappen ihrer respektive» Negierungen angebracht; auf der Spitze eines Mastes, der über dem Giebel ihrer Hruser cmporragt, weht die Nationalflagge. Kahira hat Bice-Konsuln: die Wichtigkeit dieser Stadt ver langte eigentlich, daß Frankreich daselbst einen Konsul erster Klaffe unterhielte, hätte es bloß die Absicht, durch eine höhere Besoldung den Französischen Konsul in den Stand zu setzen, vcn Staat bester zu vertrete« und in Folge einer höheren Würde sich in den Augen der Eingeborenen wichtiger zu zeigen, die ihre Ächtung »>ir nach den äußeren Zeichen der Macht unv des Reichtyums an den'Tag legen. Die Hauptmächte besitze,, zu Damiette, Rosette, zu Suez, zu Kcnneh und in Koffepr gewöhnlich aus den Christen des Landes gewählte Agenten. Die Konsuln haben in der Levante eine andere Mission zu er fülle», als i» Europa. Für Zeit, als die Capiluiatwuen, welche unsere Verhältnisse mit dem Osmanischen Reiche zusammcnhaltcn, abgeschlossen wurden,-waren die Türkischen Sitten und Einrichtungen von denen anderer Europäischer Nationen so verschieden, vaß es »othwendig war, die Franke» bcsvndcreu Reglements ,u nnlerwerfut, die Rechte der Konsuln zu erweitern, ihnen beträchtlichere Präroga tiven zu geben, sie zu Chefs ihrer Landsleute zu machen, die unter ihnen über die Ausübung der Gesetze der Hauptstadt zu wachen haben und übrigens beauftragt sind, sie mit einet wachsamcreii Sorgfalt zu ichntzen, als in einem anderen Lande; denn bic Barbarei ser Türken unterwarf sie da.nalL häufige» Zeiatisuen, oeeen Abstellung von Seite» der Konsuln eine unermüdete Kraft und Tdätjgkcit er forderte. So lauge die Sitten und Einrichtungen des Osmanischen Reichs nicht im Einklang sind mit denen Europa's, werden die Kon sulate der Levante ihre» spezielle,, Charakter bcibehaltcn müssen. Ihrerseits zeichnen sich die General-Konsuln von Alexandrien noch vor denen der Levante aus. Der Rang, welchen Aegypten, seitdem Mehmed-Ali über dessen Schiäsal wacht, in der politischen Welt ein genommen, hat die Stellung des Gencral-Konsnls einer großen Macht bei dem Vice-König ans die Stufe der wichtigste» diplomatischen Posten erhoben. Die General-Konsuln Frankreichs, Englands, Ruß lands und Oesterreichs") sind in der Tbat wahre Gesandten. Sic beschränken sich „icht darauf, die Handels- und Civil-Jntercssen ihrcr Landsleute wahrzunehmen, sic verkehren auch häufig mit dem Bice- König, haben ihm von Seiten ihrer Kabinette Mittheilnngcn zu machen und verhandeln mit ihm schwierige und wichtige politische Fragen. Die große Bedeutung, welche besonders seil einigen Jahren das General-Konsulat in Alexandrien bckommcn hat, scheint cs zu er fordern, daß man daraus eine wahrhaft diplomatische Stellung mache, und daß mau einem Geschäftsträger die Verwaltung unserer politischen Interessen in Aegypten auftragc. England und Rußland halten da selbst schon besondere Agenten; cs würde Frankreichs würdig sepn, es mindestens diesen Mächten gleich zu thun. Frankreich, das mit so großem Eiser die Interesse» Aegyptens und die herrliche» Bestre bungen Mehmev-Ali's unter seinen Schutz genommen, würde übrigens, wenn es sich in Alexandrien durch einen Geschäftsträger vertreten neße, beweisen, daß man in dem Vice-König mehr als eincn gewöhn lichen Pascha zu sehen habe. Ein Preußischer General-Konsul befindet sich erst seit kurier Zeit wie- -er m Alexandrien. Frankreich würde auch darin dcm Beispiele Englands folgen müssen, daß cs in den Geschäfts-Angelegenheiten des General-Konsuls die politischen Geschäfte von den kommerziellen trennte und diese letzteren einem besonderen Konsul anvertraute. Die Handels-Ange legenheiten sind in der Tbat sehr wichtig. In den jetzigen Verhält nissen ist der General-Konsul mit Geschäften überladen, indem er außerdem die Äonsnlatc Aegyptens und Syriens unter seiner Auf sicht bat. Der Geucral-Koiisul steht an der Spitze einer von seinen Lands leuten gebildete» Kolonie, die in dcm Bezirke seines Amtes wohnen. Er regiert sie »ach de» in den Levantischen Handelsstädten geltenden Gesetzen; er richtet, im Verein mit den Abgeordneten seiner Nation, in Ewil- und Kriminalsachcn. An Festtagen erscheint er, wenn es die öffentliche Feier nölhig macht, im Publikum mit den Abzeichen seiner Würde und umgeben von den Abgeordneten, die aus seinen Landsleuten gewählt sind. Der Französische Konsul hat alle Klöster des heiligen Landes unter seinem Schutz. Die Anstalten der Propaganda werden von dem Ocsterrcichischeu Konsul beschützt. Um vaS Ansehen unserer Konsuln in dcm Osmanischen Reiche zu vermehren, ist cs sehr wichtig, ihnen die zur würdigen Vertretung ihres Staates nöthigcn Mittel anzuweisen. Man kann es nicht genug Wünschen, vaß die konsularische Autorität mit großer Kraft bewaffnet, und daß cs in kcincm Falle unseren Landsleuten erlaubt werde, sich ihr zu entziehen oder sie zu verachten. Unsere Konsuln müßten eine strcn-ie Polizei auSübcn und die Kolonie, welche sie verwalten, von vcn Schurkcu unv gewissenlosen Ränkemachern reinigen dürfen, weiche vcn Namen der Ration, der sie angchörcu, dadurch kompromitti- rcn, daß sic mir Frechheit die Leichtgläubigkeit eines unwissenden Volkes ausbcutcn, wichiige Geschäfte ausübcn, wozu sie kein Rechr haben, und Titel sich anmaüen, die ihnen niemals angehört haben. Mau müßte auch von vcn Reisenden eine tiefere Ehrfurcht vor der Autorität vcs Konsuls fordern. Die zweite Kategorie ver Franke» ist die der Handelsleute. Sie halte» sich vorzüglich zu Alcramwicn auf. ES sind ihrer ungefähr vierzig, von vcueu mchrexc seit vielen Jahren sich mit ihren Familien im Lande n'.cdcrgclaueu baden. Hierzu rechne ich nicht die Detail- Kaufleute; aber Vic Klaffe der Commis, die gewöhnlich an dem Auf enthaltsorte ihrer Priuzipalc wohnen, muß man zu ihnen zählen. Die vrittc Klage bcstcht aus den Kaufleuten. Ma» zählt zu Alexandrien hnnvert Magazine, die von Europäern gehalten werden. Mehrere dieser Etablissements sind reich versehen mit allerlei Han dels-Artikeln. ES gicoi i.i brandete» acht bis zehn Französische, Englische und Jtaliänischc Restaurationen, die ziemlich gut sind. Auch findet man daselbst schöne Kaffeehäuser, wo man nach Europäischer Weise Chokolade, Kaffee und Ligueure verabreicht; wo man im Sommer Eis-Konfitüren genießt, die aus dem Eis von Karamanien bereitet werden. Mehrere Französische Konditoren haben in Alexandrien so viele Kunden, daß sie ihr Geschäft auf eine gcwinnreichc Weise betreibe» können. Kahira besitzt ebenfalls mehrere Europäische Restaurationen. Die Klaffe ver Gewerbtreibenden besteht aus Zimmerleuten, Maurern, Schlosser», Klempnern, Kupferschmieden, Stellmachern, Golbarbeitern, Juwelieren, Uhrmachern, Schuhmachern, Schneidern, Hutmachern; darunter gehören auch die Modehändlcr, die Damen- putz mache». Die letzte Klaffe umfaßt die Bedienten, Aufwärter, Handlanger u. s. w. Die Europäer im Dienste der Regierung bilden eine Klasse für sich. Sie find nicht so zahlreich, als man glauben könnte. Hierher gehöre» ungefähr zweihundert Acrzte oder Apotheker. Dieser Klaffe reihen sich zwanzig Mi-itair-Lehrer an; in Europa hat man geglaubt, es scycn ihrer mehrere Hunderte oder gar Tausende. Zwar waren fie seit der Organisation der regelmäßigen Truppen und der Marine zahlreicher; aber seitdem find die Aegyptischen Soldaten ziemlich gut gebildet, so daß fie nicht mehr nöthig haben, ihre Zuflucht zu den Lehren der Fremden z» nehmen- Sie können sich selbst im Exerziren und Manövrircn unterrichten. In den Schulen find zwanzig dis fünfundzwanzig Lehrer, die meistens aus Franzosen bestehen. Die Werkstätten und Fabriken der Negierung haben auch einige Französi schc, Englische oder Jtaliänischc Aufseher und Arbeiter. Die Ver waltung zählt unter ihren Beamten einige Franzosen. Man sieht also, ,daß die Zahi der Europäer, die im Dienste des Vice-Königs sind, nicht so beträchtlich ist, als mau glauben könnte. ES ist leicht